Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, I. Semester. I. Band.Felde stand, konnte Lee nicht auf wirkliche Eroberungen rechnen; er mußte jetzt Die Westarmee haben wir im Juli frei von einem Gegner im Besitz der Felde stand, konnte Lee nicht auf wirkliche Eroberungen rechnen; er mußte jetzt Die Westarmee haben wir im Juli frei von einem Gegner im Besitz der <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0074" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/282315"/> <p xml:id="ID_177" prev="#ID_176"> Felde stand, konnte Lee nicht auf wirkliche Eroberungen rechnen; er mußte jetzt<lb/> erst die Schlacht schlagen und zwar nun in ungünstiger strategischer Front, die<lb/> Rückzugslinic in der Verlängerung des reckten Flügels, gegen einen inzwischen<lb/> verstärkten und innerlich gekräftigten Gegner, den er vierzehn Tage früher bei<lb/> schlechter Verfassung in seiner eignen guten Lage vermieden hatte. Pope hatte<lb/> mittlerweile das Comando verloren und Mac Clellan, immer noch der beste der<lb/> obern Führer, war wieder an die Spitze der Virginischer Armee getreten. Am<lb/> 15. September siel noch Harpcrsferry mit it.000 Mann Besatzung in die Hände<lb/> Jacksons, am 17. aber stand ihnen am Antielam das ganze Unionshecr in der<lb/> Stärke von 118,000 Mann gegenüber, während die Conföderirteir nur 80,000<lb/> zählten. Sie Verloren die Schlacke, für welche der Norden seinen Verlust auf<lb/> 12,000 Mann angiebt, mußten sieh in der Nacht zurückziehen und gewannen<lb/> in den folgenden Tagen unbelästigt das rechte Ufer des Potomac. Harpersferry<lb/> räumten sie am 20. September wieder, während Stuart noch mit seiner Reiterei<lb/> einen kühnen Streifzug nach Maryland hinein machte. — Lee nimmt von neuem<lb/> seine Aufstellung bei Manassas Iunction und fährt fort die Hauptstadt zu bedrohen,<lb/> während die siegreiche Armee hier eine defensive Stellung behält und mehrfach erneute<lb/> Einfälle Stuarts in Maryland nicht zu hindern vermag. Am 23. October erst<lb/> beginnt Mac Clellan bei Harpersferry und östlich den Uebergang über den<lb/> Potomac, folgt aber erst mit allen Kräften am 31. October, als Lee sich dem<lb/> drohenden Schlag durch Beginn des Rückzugs entzieht. — Dies Zaudern kostete<lb/> Mac Clellan wieder das Obercommando; am 3. November wird Burnside,<lb/> der im Lauf des Sommers wohlfeile Lorbeern gegen die nordcarolinischen<lb/> Milizen errungen hatte, sein Nachfolger. Er formirt die jetzt aus 7 Armee-<lb/> corps, also 210,000 Mann bestehende Potomacannce in 4 größere Corps,<lb/> den rechten Flügel unter Summer, die Mitte unter Hooker, den linken Flügel<lb/> unter Franklin, alle 3 bestehen aus 2 Corps, 1 Corps Reserve erhielt Sigel.<lb/> Am 15. November brach Burnside gegen Fredericksburg ans, wo Lee Stellung<lb/> genommen hatte; am 17. traf Summer, der die Avantgarde hatte, gegen¬<lb/> über dem Orte ein und die Armee beginnt die Arbeiten, um die Verbindung<lb/> mit rückwärts sicher zu stellen und die zum Brückenbau nothwendigen Mate¬<lb/> rialien herbeizuschaffen; am 12. December geht Burnside über, Sigel als<lb/> Reserve zurücklassend, am 13. kommt es zur Schlacht. Die Unionsarmec verlor<lb/> nahe an 8000 Mann und zog sich in den nächsten Tagen wieder hinter den<lb/> Rappahannock zurück, diesen für den nächsten Winter als Grenzlinie zwischen<lb/> sich und dem Feinde lassend. — So endete der Feldzug in Virginem nach<lb/> vielen blutigem Anstrengungen und ganz kolossalen Opfern an Menschen und<lb/> Geld für die Union, aber ohne ihre Herrschaft im Geringsten ausgedehnt zu<lb/> haben. —</p><lb/> <p xml:id="ID_178" next="#ID_179"> Die Westarmee haben wir im Juli frei von einem Gegner im Besitz der</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0074]
Felde stand, konnte Lee nicht auf wirkliche Eroberungen rechnen; er mußte jetzt
erst die Schlacht schlagen und zwar nun in ungünstiger strategischer Front, die
Rückzugslinic in der Verlängerung des reckten Flügels, gegen einen inzwischen
verstärkten und innerlich gekräftigten Gegner, den er vierzehn Tage früher bei
schlechter Verfassung in seiner eignen guten Lage vermieden hatte. Pope hatte
mittlerweile das Comando verloren und Mac Clellan, immer noch der beste der
obern Führer, war wieder an die Spitze der Virginischer Armee getreten. Am
15. September siel noch Harpcrsferry mit it.000 Mann Besatzung in die Hände
Jacksons, am 17. aber stand ihnen am Antielam das ganze Unionshecr in der
Stärke von 118,000 Mann gegenüber, während die Conföderirteir nur 80,000
zählten. Sie Verloren die Schlacke, für welche der Norden seinen Verlust auf
12,000 Mann angiebt, mußten sieh in der Nacht zurückziehen und gewannen
in den folgenden Tagen unbelästigt das rechte Ufer des Potomac. Harpersferry
räumten sie am 20. September wieder, während Stuart noch mit seiner Reiterei
einen kühnen Streifzug nach Maryland hinein machte. — Lee nimmt von neuem
seine Aufstellung bei Manassas Iunction und fährt fort die Hauptstadt zu bedrohen,
während die siegreiche Armee hier eine defensive Stellung behält und mehrfach erneute
Einfälle Stuarts in Maryland nicht zu hindern vermag. Am 23. October erst
beginnt Mac Clellan bei Harpersferry und östlich den Uebergang über den
Potomac, folgt aber erst mit allen Kräften am 31. October, als Lee sich dem
drohenden Schlag durch Beginn des Rückzugs entzieht. — Dies Zaudern kostete
Mac Clellan wieder das Obercommando; am 3. November wird Burnside,
der im Lauf des Sommers wohlfeile Lorbeern gegen die nordcarolinischen
Milizen errungen hatte, sein Nachfolger. Er formirt die jetzt aus 7 Armee-
corps, also 210,000 Mann bestehende Potomacannce in 4 größere Corps,
den rechten Flügel unter Summer, die Mitte unter Hooker, den linken Flügel
unter Franklin, alle 3 bestehen aus 2 Corps, 1 Corps Reserve erhielt Sigel.
Am 15. November brach Burnside gegen Fredericksburg ans, wo Lee Stellung
genommen hatte; am 17. traf Summer, der die Avantgarde hatte, gegen¬
über dem Orte ein und die Armee beginnt die Arbeiten, um die Verbindung
mit rückwärts sicher zu stellen und die zum Brückenbau nothwendigen Mate¬
rialien herbeizuschaffen; am 12. December geht Burnside über, Sigel als
Reserve zurücklassend, am 13. kommt es zur Schlacht. Die Unionsarmec verlor
nahe an 8000 Mann und zog sich in den nächsten Tagen wieder hinter den
Rappahannock zurück, diesen für den nächsten Winter als Grenzlinie zwischen
sich und dem Feinde lassend. — So endete der Feldzug in Virginem nach
vielen blutigem Anstrengungen und ganz kolossalen Opfern an Menschen und
Geld für die Union, aber ohne ihre Herrschaft im Geringsten ausgedehnt zu
haben. —
Die Westarmee haben wir im Juli frei von einem Gegner im Besitz der
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