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Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, I. Semester. I. Band.

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aus 35 Personen, zu welchen noch ein Lehrer der Musik hinzukommt. So¬
wohl die medicinische als auch die philosophische Facultät zählen jedoch eine
verhältnißmäßig bedeutende Anzahl von Docenten, welche theils wegen Körper¬
schwäche oder dauernder Krankheit, theils wegen chronischen Mangels an Zu¬
hörern für die Lehrthätigkeit nur einen Nominalwerth haben. Was die Natio¬
nalität der Professoren anbelangt, so bestehen die theologische und die juristische
Facultät lediglich aus Nicht-Mecklenburgern; von den ordentlichen Professoren
der medicinischen Facultät gehört einer, von denen der philosophischen Facultät
Zwei ihrer Geburt nach Mecklenburg an; doch ist von diesen, dreien nur einer
noch factisch als Docent thätig.

In der theologischen Facultät ist Otto Carsten Krabbe gegenwärtig
das älteste Mitglied. Er ist zugleich Director der homiletischen Abtheilung des
homiletisch-katechetischen Seminars und Universitätsprediger, serner Consistorial-
rath, Mitglied der Commission für die zweite theologische Prüfung (xro mim-
stsriy), auch großherzoglicher Provisor bei der Kirchenökonomie zu Rostock und
beim Jungfrauenkloster zum heiligen Kreuz. Als er von Hamburg, seiner Vater¬
stadt, nach Rostock kam, hatte er bereits durch Schriften verschiedener Art (über
den Ursprung und Inhalt der sogenannten apostolischen Konstitutionen; ä<z
eocticlz eauauum, yui apostolmum nomiire oireumteruirtul'; yuasstionW as
Hospiz vatieiiriis; die Lehre von der Sünde und vom Tode in ihrer Beziehung
zu einander und zu der Auferstehung Christi, exegetisch-dogmatiich entwickelte
Vorlesungen über das Leben Jesu für Theologen und Nichttheologen, mit Rück¬
sicht auf das Leben Jesu von Strauß und die darauf sich beziehende Literatur;
eeolesiae kvangLlie^ IIg.mdurZi instauratae lüstoria,) sich in die literarische
Welt eingeführt. In Rostock schrieb er, außer dem schon erwähnten lateinischen
Programm über die Schöpfung aus Nichts und einer Schrift zur Vertheidigung
dieses Programms, eine Geschichte der rostocker Universität während der beiden
ersten Jahrhunderte ihres Bestehens, und als eine Art von Fortsetzung dazu:
"Aus dem kirchlichen und wissenschaftlichen Leben Rostocks", sowie zwei Schriften
zum Schutze des von ihm verfaßten Consistorialerachtens in der baumgartenschen
Sache ("Ueber das in der Sache des Pr. Dr. Baumgarten in Rostock erforderte
und abgegebene Gutachten des großherzoglich mecklenburgischen Confistoriums,
1858;" "das lutherische Bekenntniß und die in der Sache des Pr. Dr. Baum¬
garten abgegebene Gutachten der theologischen Facultäten zu Göttingen und
Greifswald. 18S9"). Die Vorlesungen, welche Kr ab b e hält, befassen jetzt, nach¬
dem die Kirchengeschichte in Dieckhoff ihren Vertreter gefunden hat, Dogmatik
und praktische Theologie, daneben Encyklopädie, Leben Jesu, auch Geschichte der
neueren christlichen Philosophie. Ursprünglich gehörte Krabbe als Theolog jener
vermittelnden Richtung an, welche in Neander, Lücke, Ullmann u. s. w. ihre
Vertreter und in den "Theologischen Studien und Kritiken" ihr Hauptorgan


Grenzboten I. 18SS, ' > 67

aus 35 Personen, zu welchen noch ein Lehrer der Musik hinzukommt. So¬
wohl die medicinische als auch die philosophische Facultät zählen jedoch eine
verhältnißmäßig bedeutende Anzahl von Docenten, welche theils wegen Körper¬
schwäche oder dauernder Krankheit, theils wegen chronischen Mangels an Zu¬
hörern für die Lehrthätigkeit nur einen Nominalwerth haben. Was die Natio¬
nalität der Professoren anbelangt, so bestehen die theologische und die juristische
Facultät lediglich aus Nicht-Mecklenburgern; von den ordentlichen Professoren
der medicinischen Facultät gehört einer, von denen der philosophischen Facultät
Zwei ihrer Geburt nach Mecklenburg an; doch ist von diesen, dreien nur einer
noch factisch als Docent thätig.

In der theologischen Facultät ist Otto Carsten Krabbe gegenwärtig
das älteste Mitglied. Er ist zugleich Director der homiletischen Abtheilung des
homiletisch-katechetischen Seminars und Universitätsprediger, serner Consistorial-
rath, Mitglied der Commission für die zweite theologische Prüfung (xro mim-
stsriy), auch großherzoglicher Provisor bei der Kirchenökonomie zu Rostock und
beim Jungfrauenkloster zum heiligen Kreuz. Als er von Hamburg, seiner Vater¬
stadt, nach Rostock kam, hatte er bereits durch Schriften verschiedener Art (über
den Ursprung und Inhalt der sogenannten apostolischen Konstitutionen; ä<z
eocticlz eauauum, yui apostolmum nomiire oireumteruirtul'; yuasstionW as
Hospiz vatieiiriis; die Lehre von der Sünde und vom Tode in ihrer Beziehung
zu einander und zu der Auferstehung Christi, exegetisch-dogmatiich entwickelte
Vorlesungen über das Leben Jesu für Theologen und Nichttheologen, mit Rück¬
sicht auf das Leben Jesu von Strauß und die darauf sich beziehende Literatur;
eeolesiae kvangLlie^ IIg.mdurZi instauratae lüstoria,) sich in die literarische
Welt eingeführt. In Rostock schrieb er, außer dem schon erwähnten lateinischen
Programm über die Schöpfung aus Nichts und einer Schrift zur Vertheidigung
dieses Programms, eine Geschichte der rostocker Universität während der beiden
ersten Jahrhunderte ihres Bestehens, und als eine Art von Fortsetzung dazu:
„Aus dem kirchlichen und wissenschaftlichen Leben Rostocks", sowie zwei Schriften
zum Schutze des von ihm verfaßten Consistorialerachtens in der baumgartenschen
Sache („Ueber das in der Sache des Pr. Dr. Baumgarten in Rostock erforderte
und abgegebene Gutachten des großherzoglich mecklenburgischen Confistoriums,
1858;" „das lutherische Bekenntniß und die in der Sache des Pr. Dr. Baum¬
garten abgegebene Gutachten der theologischen Facultäten zu Göttingen und
Greifswald. 18S9"). Die Vorlesungen, welche Kr ab b e hält, befassen jetzt, nach¬
dem die Kirchengeschichte in Dieckhoff ihren Vertreter gefunden hat, Dogmatik
und praktische Theologie, daneben Encyklopädie, Leben Jesu, auch Geschichte der
neueren christlichen Philosophie. Ursprünglich gehörte Krabbe als Theolog jener
vermittelnden Richtung an, welche in Neander, Lücke, Ullmann u. s. w. ihre
Vertreter und in den „Theologischen Studien und Kritiken" ihr Hauptorgan


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[0477] aus 35 Personen, zu welchen noch ein Lehrer der Musik hinzukommt. So¬ wohl die medicinische als auch die philosophische Facultät zählen jedoch eine verhältnißmäßig bedeutende Anzahl von Docenten, welche theils wegen Körper¬ schwäche oder dauernder Krankheit, theils wegen chronischen Mangels an Zu¬ hörern für die Lehrthätigkeit nur einen Nominalwerth haben. Was die Natio¬ nalität der Professoren anbelangt, so bestehen die theologische und die juristische Facultät lediglich aus Nicht-Mecklenburgern; von den ordentlichen Professoren der medicinischen Facultät gehört einer, von denen der philosophischen Facultät Zwei ihrer Geburt nach Mecklenburg an; doch ist von diesen, dreien nur einer noch factisch als Docent thätig. In der theologischen Facultät ist Otto Carsten Krabbe gegenwärtig das älteste Mitglied. Er ist zugleich Director der homiletischen Abtheilung des homiletisch-katechetischen Seminars und Universitätsprediger, serner Consistorial- rath, Mitglied der Commission für die zweite theologische Prüfung (xro mim- stsriy), auch großherzoglicher Provisor bei der Kirchenökonomie zu Rostock und beim Jungfrauenkloster zum heiligen Kreuz. Als er von Hamburg, seiner Vater¬ stadt, nach Rostock kam, hatte er bereits durch Schriften verschiedener Art (über den Ursprung und Inhalt der sogenannten apostolischen Konstitutionen; ä<z eocticlz eauauum, yui apostolmum nomiire oireumteruirtul'; yuasstionW as Hospiz vatieiiriis; die Lehre von der Sünde und vom Tode in ihrer Beziehung zu einander und zu der Auferstehung Christi, exegetisch-dogmatiich entwickelte Vorlesungen über das Leben Jesu für Theologen und Nichttheologen, mit Rück¬ sicht auf das Leben Jesu von Strauß und die darauf sich beziehende Literatur; eeolesiae kvangLlie^ IIg.mdurZi instauratae lüstoria,) sich in die literarische Welt eingeführt. In Rostock schrieb er, außer dem schon erwähnten lateinischen Programm über die Schöpfung aus Nichts und einer Schrift zur Vertheidigung dieses Programms, eine Geschichte der rostocker Universität während der beiden ersten Jahrhunderte ihres Bestehens, und als eine Art von Fortsetzung dazu: „Aus dem kirchlichen und wissenschaftlichen Leben Rostocks", sowie zwei Schriften zum Schutze des von ihm verfaßten Consistorialerachtens in der baumgartenschen Sache („Ueber das in der Sache des Pr. Dr. Baumgarten in Rostock erforderte und abgegebene Gutachten des großherzoglich mecklenburgischen Confistoriums, 1858;" „das lutherische Bekenntniß und die in der Sache des Pr. Dr. Baum¬ garten abgegebene Gutachten der theologischen Facultäten zu Göttingen und Greifswald. 18S9"). Die Vorlesungen, welche Kr ab b e hält, befassen jetzt, nach¬ dem die Kirchengeschichte in Dieckhoff ihren Vertreter gefunden hat, Dogmatik und praktische Theologie, daneben Encyklopädie, Leben Jesu, auch Geschichte der neueren christlichen Philosophie. Ursprünglich gehörte Krabbe als Theolog jener vermittelnden Richtung an, welche in Neander, Lücke, Ullmann u. s. w. ihre Vertreter und in den „Theologischen Studien und Kritiken" ihr Hauptorgan Grenzboten I. 18SS, ' > 67

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341801_282240/477>, abgerufen am 23.07.2024.