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Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, I. Semester. I. Band.

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bleiben des unzuverlässigen Preußens in die zwar unbequeme, aber doch zuletzt tröst¬
liche Lage gebracht, von dem Bundesstaatsproject Oestreichs befreit zu werden. Daß
es in der Lage ist, überhaupt eine Ansicht auszusprechen, wie sie auch sei, und
gegen einen Bundesstaat zu pownisircn, verdankt es allerdings nnr dem Umstände,
daß es in der Stille unter preußischem Schutz steht. Wir haben so viel Mitgefühl
mit seiner schmierigen Lage, daß wir uns in diesem Artikel enthalten auszuführen,
wie auch das sächsische Volk den kräftigen Aufschwung seines Verkehrslebens, wie
selbst die sächsischen Particularistcn ihren Saxonismus nur dem Gegensatz zu dem
ungefälligen preußischen Staat verdanken.

Ob Bundesstaat, ob Einheitsstaat, ist in diesem Augenblick keine Frage, bei
welcher die Tagespresse mit Fug verweilt, Verhältnisse, welche größer und dauernder
sind als die Parteistellung des Dresdner Journals und der Grenzboten, bestimmen
unabänderlich unsere Zukunft. Die Bedeutung des Mannes aber, welcher jetzt für
eine Ueberzeugung kämpft, wird von der Nachwelt unfehlbar darnach geschätzt
werden, ob er das Unvermeidliche rechtzeitig erkannt und für das gerungen hat,
was der späteren Zeit eine Thatsache geworden ist, oder ob er schöne und der Theil¬
nahme würdige Kraft im vergeblichen Streite gegen die Logik der Thatsachen und
den Zwang der Verhältnisse verschwendet hat.




Von Gustav Freytag wird der Redaction der Wunsch ausgedrückt, den
Barmer Anzeiger, das dortige Kreisblatt, auf eine literarische Jnconvenienz aufmerk¬
sam zu machen. Die Ur. 18. dieses Blattes enthält die Fortsetzung einer Novelle
unter dem Titel: "Aus einem Frauenleben von G. Freitag." Wenn der
Verfasser jener Novelle in der That den vorgesetzten Namen führt, so verlangt die
Rücksicht auf seinen Namcnsgenossen, seinen Verleger und die eigene Ehre, daß er
dem Namen ein jedem deutliches und unzweifelhaftes Unterscheidungszeichen zusetze.
Es scheint aber, daß hier noch etwas Anderes vorliegt, als eine zufällige Namens¬
gleichheit. Schon vor Jahren erschienen in den Stuttgarter "Erheiterungen" No¬
vellen unter gleichem Namen, welche zum Theil nichts als Übersetzungen franzö¬
sischer Geschichten waren. Bei der vorliegenden Erzählung scheint dasselbe der Fall
zu sein. Dann würde eine doppelte literarische Täuschung vorliegen, indem der
Unbekannte zuerst fremde Habe mit einem ungehörigen Name" versehn und zweitens
dazu den Namen eines Anderen gemißbraucht hat. In jedem Falle fordern wir
Herrn Julius Taddel, Redacteur des Barmer Anzeigers auf, in der nächsten Num¬
mer, welche nach Zusendung dieses Heftes, von ihm ausgegeben wird, seine Leser
davon in Kenntniß zu setzen, daß der Einsender der Novelle! "Aus einem Frauen¬
leben" nicht der uns bekannte Schriftsteller Gustav Freytag ist. Wir erlauben uns
dazu die Bemerkung, wie es in seinem eigenen Interesse liegt, daß sein Blatt nicht
in den Verdacht einer absichtlichen Täuschung des Publikums komme.




Verantwortlicher Redacteur: Dr. Moritz, Busch.
Verlag von F. L. Herbig. -- Druck von C. E. Elbert in Leipzig.

bleiben des unzuverlässigen Preußens in die zwar unbequeme, aber doch zuletzt tröst¬
liche Lage gebracht, von dem Bundesstaatsproject Oestreichs befreit zu werden. Daß
es in der Lage ist, überhaupt eine Ansicht auszusprechen, wie sie auch sei, und
gegen einen Bundesstaat zu pownisircn, verdankt es allerdings nnr dem Umstände,
daß es in der Stille unter preußischem Schutz steht. Wir haben so viel Mitgefühl
mit seiner schmierigen Lage, daß wir uns in diesem Artikel enthalten auszuführen,
wie auch das sächsische Volk den kräftigen Aufschwung seines Verkehrslebens, wie
selbst die sächsischen Particularistcn ihren Saxonismus nur dem Gegensatz zu dem
ungefälligen preußischen Staat verdanken.

Ob Bundesstaat, ob Einheitsstaat, ist in diesem Augenblick keine Frage, bei
welcher die Tagespresse mit Fug verweilt, Verhältnisse, welche größer und dauernder
sind als die Parteistellung des Dresdner Journals und der Grenzboten, bestimmen
unabänderlich unsere Zukunft. Die Bedeutung des Mannes aber, welcher jetzt für
eine Ueberzeugung kämpft, wird von der Nachwelt unfehlbar darnach geschätzt
werden, ob er das Unvermeidliche rechtzeitig erkannt und für das gerungen hat,
was der späteren Zeit eine Thatsache geworden ist, oder ob er schöne und der Theil¬
nahme würdige Kraft im vergeblichen Streite gegen die Logik der Thatsachen und
den Zwang der Verhältnisse verschwendet hat.




Von Gustav Freytag wird der Redaction der Wunsch ausgedrückt, den
Barmer Anzeiger, das dortige Kreisblatt, auf eine literarische Jnconvenienz aufmerk¬
sam zu machen. Die Ur. 18. dieses Blattes enthält die Fortsetzung einer Novelle
unter dem Titel: „Aus einem Frauenleben von G. Freitag." Wenn der
Verfasser jener Novelle in der That den vorgesetzten Namen führt, so verlangt die
Rücksicht auf seinen Namcnsgenossen, seinen Verleger und die eigene Ehre, daß er
dem Namen ein jedem deutliches und unzweifelhaftes Unterscheidungszeichen zusetze.
Es scheint aber, daß hier noch etwas Anderes vorliegt, als eine zufällige Namens¬
gleichheit. Schon vor Jahren erschienen in den Stuttgarter „Erheiterungen" No¬
vellen unter gleichem Namen, welche zum Theil nichts als Übersetzungen franzö¬
sischer Geschichten waren. Bei der vorliegenden Erzählung scheint dasselbe der Fall
zu sein. Dann würde eine doppelte literarische Täuschung vorliegen, indem der
Unbekannte zuerst fremde Habe mit einem ungehörigen Name» versehn und zweitens
dazu den Namen eines Anderen gemißbraucht hat. In jedem Falle fordern wir
Herrn Julius Taddel, Redacteur des Barmer Anzeigers auf, in der nächsten Num¬
mer, welche nach Zusendung dieses Heftes, von ihm ausgegeben wird, seine Leser
davon in Kenntniß zu setzen, daß der Einsender der Novelle! „Aus einem Frauen¬
leben" nicht der uns bekannte Schriftsteller Gustav Freytag ist. Wir erlauben uns
dazu die Bemerkung, wie es in seinem eigenen Interesse liegt, daß sein Blatt nicht
in den Verdacht einer absichtlichen Täuschung des Publikums komme.




Verantwortlicher Redacteur: Dr. Moritz, Busch.
Verlag von F. L. Herbig. — Druck von C. E. Elbert in Leipzig.
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[0256] bleiben des unzuverlässigen Preußens in die zwar unbequeme, aber doch zuletzt tröst¬ liche Lage gebracht, von dem Bundesstaatsproject Oestreichs befreit zu werden. Daß es in der Lage ist, überhaupt eine Ansicht auszusprechen, wie sie auch sei, und gegen einen Bundesstaat zu pownisircn, verdankt es allerdings nnr dem Umstände, daß es in der Stille unter preußischem Schutz steht. Wir haben so viel Mitgefühl mit seiner schmierigen Lage, daß wir uns in diesem Artikel enthalten auszuführen, wie auch das sächsische Volk den kräftigen Aufschwung seines Verkehrslebens, wie selbst die sächsischen Particularistcn ihren Saxonismus nur dem Gegensatz zu dem ungefälligen preußischen Staat verdanken. Ob Bundesstaat, ob Einheitsstaat, ist in diesem Augenblick keine Frage, bei welcher die Tagespresse mit Fug verweilt, Verhältnisse, welche größer und dauernder sind als die Parteistellung des Dresdner Journals und der Grenzboten, bestimmen unabänderlich unsere Zukunft. Die Bedeutung des Mannes aber, welcher jetzt für eine Ueberzeugung kämpft, wird von der Nachwelt unfehlbar darnach geschätzt werden, ob er das Unvermeidliche rechtzeitig erkannt und für das gerungen hat, was der späteren Zeit eine Thatsache geworden ist, oder ob er schöne und der Theil¬ nahme würdige Kraft im vergeblichen Streite gegen die Logik der Thatsachen und den Zwang der Verhältnisse verschwendet hat. Von Gustav Freytag wird der Redaction der Wunsch ausgedrückt, den Barmer Anzeiger, das dortige Kreisblatt, auf eine literarische Jnconvenienz aufmerk¬ sam zu machen. Die Ur. 18. dieses Blattes enthält die Fortsetzung einer Novelle unter dem Titel: „Aus einem Frauenleben von G. Freitag." Wenn der Verfasser jener Novelle in der That den vorgesetzten Namen führt, so verlangt die Rücksicht auf seinen Namcnsgenossen, seinen Verleger und die eigene Ehre, daß er dem Namen ein jedem deutliches und unzweifelhaftes Unterscheidungszeichen zusetze. Es scheint aber, daß hier noch etwas Anderes vorliegt, als eine zufällige Namens¬ gleichheit. Schon vor Jahren erschienen in den Stuttgarter „Erheiterungen" No¬ vellen unter gleichem Namen, welche zum Theil nichts als Übersetzungen franzö¬ sischer Geschichten waren. Bei der vorliegenden Erzählung scheint dasselbe der Fall zu sein. Dann würde eine doppelte literarische Täuschung vorliegen, indem der Unbekannte zuerst fremde Habe mit einem ungehörigen Name» versehn und zweitens dazu den Namen eines Anderen gemißbraucht hat. In jedem Falle fordern wir Herrn Julius Taddel, Redacteur des Barmer Anzeigers auf, in der nächsten Num¬ mer, welche nach Zusendung dieses Heftes, von ihm ausgegeben wird, seine Leser davon in Kenntniß zu setzen, daß der Einsender der Novelle! „Aus einem Frauen¬ leben" nicht der uns bekannte Schriftsteller Gustav Freytag ist. Wir erlauben uns dazu die Bemerkung, wie es in seinem eigenen Interesse liegt, daß sein Blatt nicht in den Verdacht einer absichtlichen Täuschung des Publikums komme. Verantwortlicher Redacteur: Dr. Moritz, Busch. Verlag von F. L. Herbig. — Druck von C. E. Elbert in Leipzig.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341801_282240/256>, abgerufen am 23.07.2024.