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Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, I. Semester. I. Band.

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Aufstellung, in der Meade nicht wagte ihn anzugreifen und passirte auf einer
inzwischen gebauten Brücke am 14. Juli wieder den Potomac. -- Der Union
kostete dieser Feldzug in Maryland und Pennsylvanien 23,000 Mann, die Con-
föderirten werden kaum weniger verloren haben. Lee ging unangefochten hinter
den Rappahannock zurück, Meade nahm ihm gegenüber wieder seine Stellung
und beide Armeen widmeten die nächste Zeit der Erholung. Diese Ruhe wurde
unterbrochen durch die Nachrichten Vom Kriegsschauplatz in Tennessee, welche
sowohl die Süd- als auch die Nordarmee veranlaßten, Verstärkungen dorthin
zu senden; von der letztern rückten die Corps von Howard und Slocum unter
dem Befehl des kürzlich erst entfernten Hooker, von der Südarmee aber die
Corps von Longstreet dorthin ab. Zur Deckung dieses Abmarsches unternahm
Lee einen Angriff von seinem linken Flügel aus, welchem Meade auswich. Es
folgten einige kleine, zumal Neitergefechte, dann trat Lee wieder den Rückzug
an und Anfang December bezogen hier beide Armeen Winterquartiere, der Rapi-
dann und Rappahannock bildeten wieder die Grenze der beiderseitigen Vorposten.

In Tennessee hatten wir den dortigen Oberbefehlshaber der Union,
den General Rosecrans Ende December 1862 und Anfang Januar 1863 in
den Gefechten bei Murfreesboro oder am Stone River verlasse" und gesehen,
daß er durch seine dort errungenen Erfolge die Verbindung mit Grant am
Tennessee gewann. Diese Erfolge waren aber mit dem bedeutenden Verlust
von 12,000 Mann verbunden, führten eben nur zur Behauptung der inne¬
habenden Stellung und geboten Ruhe. So wurden die nächsten Monate nur
mit einzelnen kleinen Gefechten und Neiterunternehmungen ausgefüllt, so sehr
auch die Thaten Granes zu unterstützenden Unternehmungen aufforderten. Erst
im Moral Juni entschloß sich Rosecrans, gegen Mitteltennessee und den dort
stehenden GI. Bragg vorzugehen. -- Die Unionsarmee bestand aus drei Armee¬
corps, Mac Cook, Crittenden und Thomas und war den Cvnföderirten be¬
deutend überlegen. Die letztern wichen deshalb dem Angriff aus und zogen
sich hinter den Tennessee in die Stellung von Chattanovga an der Grenze der
Staaten Tennessee, Alabama und Georgia gelegen. Rosecrans folgte sehr vor¬
sichtig nach und stand am 21. August der feindlichen Stellung gegenüber. Einem
weit umfassenden Angriff wich Bragg auch hier aus und wählte eine neue Po¬
sition hinter den Chickamauga, wo Longstreet, von Lee gesandt, zu ihm stieß und
wo er am 19. September die Schlacht einnahm. Bragg hatte vor seinem weit
übeUegencn Gegner sich von Shelbyville längs der Eisenbahn bis gegen Dal-
ton in Georgia, 20 Meilen Wegs zurückgezogen und dabei den Gegner mit
dem unbedeutenden Verlust von höchstens 3000 Mann, wie die nordstaatlichen
Nachrichten selbst angeben, fast zwei Monate aufgehalten. Die Schlacht am


Aufstellung, in der Meade nicht wagte ihn anzugreifen und passirte auf einer
inzwischen gebauten Brücke am 14. Juli wieder den Potomac. — Der Union
kostete dieser Feldzug in Maryland und Pennsylvanien 23,000 Mann, die Con-
föderirten werden kaum weniger verloren haben. Lee ging unangefochten hinter
den Rappahannock zurück, Meade nahm ihm gegenüber wieder seine Stellung
und beide Armeen widmeten die nächste Zeit der Erholung. Diese Ruhe wurde
unterbrochen durch die Nachrichten Vom Kriegsschauplatz in Tennessee, welche
sowohl die Süd- als auch die Nordarmee veranlaßten, Verstärkungen dorthin
zu senden; von der letztern rückten die Corps von Howard und Slocum unter
dem Befehl des kürzlich erst entfernten Hooker, von der Südarmee aber die
Corps von Longstreet dorthin ab. Zur Deckung dieses Abmarsches unternahm
Lee einen Angriff von seinem linken Flügel aus, welchem Meade auswich. Es
folgten einige kleine, zumal Neitergefechte, dann trat Lee wieder den Rückzug
an und Anfang December bezogen hier beide Armeen Winterquartiere, der Rapi-
dann und Rappahannock bildeten wieder die Grenze der beiderseitigen Vorposten.

In Tennessee hatten wir den dortigen Oberbefehlshaber der Union,
den General Rosecrans Ende December 1862 und Anfang Januar 1863 in
den Gefechten bei Murfreesboro oder am Stone River verlasse» und gesehen,
daß er durch seine dort errungenen Erfolge die Verbindung mit Grant am
Tennessee gewann. Diese Erfolge waren aber mit dem bedeutenden Verlust
von 12,000 Mann verbunden, führten eben nur zur Behauptung der inne¬
habenden Stellung und geboten Ruhe. So wurden die nächsten Monate nur
mit einzelnen kleinen Gefechten und Neiterunternehmungen ausgefüllt, so sehr
auch die Thaten Granes zu unterstützenden Unternehmungen aufforderten. Erst
im Moral Juni entschloß sich Rosecrans, gegen Mitteltennessee und den dort
stehenden GI. Bragg vorzugehen. — Die Unionsarmee bestand aus drei Armee¬
corps, Mac Cook, Crittenden und Thomas und war den Cvnföderirten be¬
deutend überlegen. Die letztern wichen deshalb dem Angriff aus und zogen
sich hinter den Tennessee in die Stellung von Chattanovga an der Grenze der
Staaten Tennessee, Alabama und Georgia gelegen. Rosecrans folgte sehr vor¬
sichtig nach und stand am 21. August der feindlichen Stellung gegenüber. Einem
weit umfassenden Angriff wich Bragg auch hier aus und wählte eine neue Po¬
sition hinter den Chickamauga, wo Longstreet, von Lee gesandt, zu ihm stieß und
wo er am 19. September die Schlacht einnahm. Bragg hatte vor seinem weit
übeUegencn Gegner sich von Shelbyville längs der Eisenbahn bis gegen Dal-
ton in Georgia, 20 Meilen Wegs zurückgezogen und dabei den Gegner mit
dem unbedeutenden Verlust von höchstens 3000 Mann, wie die nordstaatlichen
Nachrichten selbst angeben, fast zwei Monate aufgehalten. Die Schlacht am


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341801_282240/252>, abgerufen am 23.07.2024.