Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. IV. Band.Zur Geschichte des Äudenthums. Das Judenthum und seine Geschichte. In zwölf Vorlesungen. Nebst einem So umfassend und gründlich die Forschungen der neueren Zeit über Wesen Die Vorlesungen sind im Wesentlichen nach stenographischen Aufzeichnungen Aber an einem Grundfehler leiden diese Vorlesungen, von denen wir ae- Zur Geschichte des Äudenthums. Das Judenthum und seine Geschichte. In zwölf Vorlesungen. Nebst einem So umfassend und gründlich die Forschungen der neueren Zeit über Wesen Die Vorlesungen sind im Wesentlichen nach stenographischen Aufzeichnungen Aber an einem Grundfehler leiden diese Vorlesungen, von denen wir ae- <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0080" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/189704"/> </div> <div n="1"> <head> Zur Geschichte des Äudenthums.</head><lb/> <p xml:id="ID_281"> Das Judenthum und seine Geschichte. In zwölf Vorlesungen. Nebst einem<lb/> Anhange: Ein Blick auf die neuesten Bearbeitungen des Lebens Jesu. Von<lb/> Dr. Abraham Geiger, Rabbiner der israelitischen Gemeinde zu Frank¬<lb/> furt a. M. Breslau 1864. Verlag der Schicklerschen Buchhandlung (H. Skutsch.)</p><lb/> <p xml:id="ID_282"> So umfassend und gründlich die Forschungen der neueren Zeit über Wesen<lb/> und Geschichte des Judentums gewesen sind, so sind die Resultate derselben<lb/> doch nur wenig über die eigentlichen Fachmänner hinausgedrungen. Nun liegt<lb/> es aber auf der Hand, wie wünschenswert!) es ist, daß eine richtige Würdigung<lb/> einer für die ganze Entwicklung der Menschheit so wichtigen Erscheinung auch<lb/> in weiteren Kreisen verbreitet werde. Es war daher ein glücklicher Gedanke<lb/> Geigers, die Vorlesungen, welche er vor einem gebildeten, aber nicht gelehrten<lb/> Publicum über „das Judenthum und seine Geschichte" gehalten hatte, heraus¬<lb/> zugeben, da sie ganz dazu geeignet sind, richtige Einsicht über ihren Gegenstand<lb/> zu verbreiten. 'Der Verfasser war zu einer solchen Arbeit ganz besonders be¬<lb/> fähigt. Selbst einer der ersten Forscher auf dem ganzen weiten Gebiet der<lb/> israelitisch-jüdischen Literatur, gelehrt und scharfsinnig wie wenige seiner Mit¬<lb/> arbeiter, besitzt er zugleich die Gabe der gewandten und ansprechenden Dar¬<lb/> stellung und ein Streben nach Unbefangenheit, das man sonst in den Arbeiten<lb/> jüdischer Gelehrten über jüdische Geschichte und Literatur gar oft vermißt.</p><lb/> <p xml:id="ID_283"> Die Vorlesungen sind im Wesentlichen nach stenographischen Aufzeichnungen<lb/> wiedergegeben und wir empfinden in ihnen deshalb überall die Frische des<lb/> lebendigen Vertrags, nicht den gemessenen Gang der Abhandlung. Für den,<lb/> welcher sich mit den strengwissenschaftlichen Arbeiten auf diesem Gebiet, nament¬<lb/> lich mit Geigers eigenen Forschungen bekannt gemacht hat, werden diese Vor¬<lb/> lesungen allerdings nicht viel Neues bieten, aber er wird dennoch mit Vergnü¬<lb/> gen die geistreiche Darstellung lesen.</p><lb/> <p xml:id="ID_284" next="#ID_285"> Aber an einem Grundfehler leiden diese Vorlesungen, von denen wir ae-<lb/> stehn müssen, daß wir ihn wenigstens nicht in dem Grade bei dem Verfasser<lb/> erwartet hätten. Wie sehr er sich nämlich auch bestrebt, den geistigen Mächten,<lb/> welche neben dem Judenthum herlaufen oder auch mit ihm feindlich zusammen¬<lb/> stoßen, gerecht zu werden: er bleibt doch im Wesentlichen Apologet. Der Ver¬<lb/> lasser ist durchaus kein altgläubiger Jude. Wenn er (S. 148) sagt: „Ich<lb/> schwöre nicht aus jedes Wort des Talmud, nicht auf alles, was die mittel¬<lb/> alterlichen Lehrer gedacht haben", so könnte das die falsche Meinung erregen,</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0080]
Zur Geschichte des Äudenthums.
Das Judenthum und seine Geschichte. In zwölf Vorlesungen. Nebst einem
Anhange: Ein Blick auf die neuesten Bearbeitungen des Lebens Jesu. Von
Dr. Abraham Geiger, Rabbiner der israelitischen Gemeinde zu Frank¬
furt a. M. Breslau 1864. Verlag der Schicklerschen Buchhandlung (H. Skutsch.)
So umfassend und gründlich die Forschungen der neueren Zeit über Wesen
und Geschichte des Judentums gewesen sind, so sind die Resultate derselben
doch nur wenig über die eigentlichen Fachmänner hinausgedrungen. Nun liegt
es aber auf der Hand, wie wünschenswert!) es ist, daß eine richtige Würdigung
einer für die ganze Entwicklung der Menschheit so wichtigen Erscheinung auch
in weiteren Kreisen verbreitet werde. Es war daher ein glücklicher Gedanke
Geigers, die Vorlesungen, welche er vor einem gebildeten, aber nicht gelehrten
Publicum über „das Judenthum und seine Geschichte" gehalten hatte, heraus¬
zugeben, da sie ganz dazu geeignet sind, richtige Einsicht über ihren Gegenstand
zu verbreiten. 'Der Verfasser war zu einer solchen Arbeit ganz besonders be¬
fähigt. Selbst einer der ersten Forscher auf dem ganzen weiten Gebiet der
israelitisch-jüdischen Literatur, gelehrt und scharfsinnig wie wenige seiner Mit¬
arbeiter, besitzt er zugleich die Gabe der gewandten und ansprechenden Dar¬
stellung und ein Streben nach Unbefangenheit, das man sonst in den Arbeiten
jüdischer Gelehrten über jüdische Geschichte und Literatur gar oft vermißt.
Die Vorlesungen sind im Wesentlichen nach stenographischen Aufzeichnungen
wiedergegeben und wir empfinden in ihnen deshalb überall die Frische des
lebendigen Vertrags, nicht den gemessenen Gang der Abhandlung. Für den,
welcher sich mit den strengwissenschaftlichen Arbeiten auf diesem Gebiet, nament¬
lich mit Geigers eigenen Forschungen bekannt gemacht hat, werden diese Vor¬
lesungen allerdings nicht viel Neues bieten, aber er wird dennoch mit Vergnü¬
gen die geistreiche Darstellung lesen.
Aber an einem Grundfehler leiden diese Vorlesungen, von denen wir ae-
stehn müssen, daß wir ihn wenigstens nicht in dem Grade bei dem Verfasser
erwartet hätten. Wie sehr er sich nämlich auch bestrebt, den geistigen Mächten,
welche neben dem Judenthum herlaufen oder auch mit ihm feindlich zusammen¬
stoßen, gerecht zu werden: er bleibt doch im Wesentlichen Apologet. Der Ver¬
lasser ist durchaus kein altgläubiger Jude. Wenn er (S. 148) sagt: „Ich
schwöre nicht aus jedes Wort des Talmud, nicht auf alles, was die mittel¬
alterlichen Lehrer gedacht haben", so könnte das die falsche Meinung erregen,
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