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Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. IV. Band.

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Die uns dein;egeben gewesenen drei Bataillone waren wahrend unse¬
res unfreiwilligen Aufenthalts durch die russischen Truppen uns aus, den
Augen gekommen und schienen nach Paunsdvrf dirigirt worden zu sein, bei
welchem Orte der Kampf dergestalt wüthete, daß wir das Gewehrfeuer vom
Geschützfeuer gar nicht zu unterscheiden vermochten, sondern nur ein fortwäh¬
rendes Rollen vernahmen, welches weit eher aus der Luft, als vom Erdboden
auszugehen schien.

Die in mehren Darstellungen der leipziger Schlacht zu sindenden Angaben,
wonach das dritte bülvwsche Armeecorps auf dem linken Flügel, also gegen
Paunsdorf, mit der Brigade Hessen-Homburg, auf dem rechten Flügel die
Brigade Borstell, und im zweiten Treffen die Brigade Krafft. um 3 Uhr
Nachmittag in die Schlacht thätig eingegriffen habe, sind nach meinen obigen
Mittheilungen zu berichtigen. Insonderheit sind von der Brigade Krafft des
Mittags gegen 12 Uhr nur drei Bataillone mit der Fußbatterie Ur. 16
bei Taucha über die Parese gegangen.

Wie ich gleichfalls erweislich angegeben, blieb die Brigade Hessen-Homburg
am- rechten Ufer der Parese in einer Nückhaitsstellung stehen; auch habe ich
ferner, wenigstens bei und nach unserem Uebergange übe" die Parese weder die
Brigade Borstell, noch andere preußische Truppen gesehen, was bei dem ebe¬
nen und zugleich offenen Terrain jedenfalls sehr leicht sein mußte. Von Natur
mit einer guten Beobachtungsgabe, auch mit einem guten Gedächtniß ausge¬
rüstet, habe ich bereits über viele Kriegsbegebenheiten, welche lange Zeit strei¬
tig gewesen, Auskunft zu ertheilen vermocht und glaube auch in diesem Falle
nicht im Irrthum zu sein.

Bestätigt werden meine Angaben durch den sehr ausführlichen Plan des
Schlachtfeldes, welcher der Beschreibung der Schlacht von Dr. N. Naumann
beigefügt ist. Die auf jenem Plane im Bormarsch gegen das Vorwerk "Heitrer
Blick" angegebenen drei Bataillone preußischer Truppen sind unfehlbar die von
mir bezeichneten der Brigade Krafft. Daß die übrigen Truppen des 3. Armee-
corps die Parese zu einer späteren Zeit als gegen 12 Uhr Mittags überschritten,
und an der Schlacht Theil genommen haben, steht fest. Die zuletzt auf dem
Schlachtfelde eingetroffene Brigade muß aber nothwendig die Brigade Hessen-
Homburg gewesen sein; dieselbe wird ihre Aufstellung an der Parese kaum vor
3 Uhr Nachmittags verlassen haben.

Indem nun die Batterie Ur. 16 das brennende Vorwerk von der linken
Seite (südlich) umging, betrat dieselbe die nach Leipzig führende Landstraße.
Diese Straße wurde durch feindliche Geschosse auf das Heftigste bestrichen, so
daß es gerathen war, die zurückzulegende gefährliche Strecke in rascher Gang¬
art zu durchschreiten.

Der Batteriecommandeur ließ die Batterie halten, um die Bcdienungs-


Die uns dein;egeben gewesenen drei Bataillone waren wahrend unse¬
res unfreiwilligen Aufenthalts durch die russischen Truppen uns aus, den
Augen gekommen und schienen nach Paunsdvrf dirigirt worden zu sein, bei
welchem Orte der Kampf dergestalt wüthete, daß wir das Gewehrfeuer vom
Geschützfeuer gar nicht zu unterscheiden vermochten, sondern nur ein fortwäh¬
rendes Rollen vernahmen, welches weit eher aus der Luft, als vom Erdboden
auszugehen schien.

Die in mehren Darstellungen der leipziger Schlacht zu sindenden Angaben,
wonach das dritte bülvwsche Armeecorps auf dem linken Flügel, also gegen
Paunsdorf, mit der Brigade Hessen-Homburg, auf dem rechten Flügel die
Brigade Borstell, und im zweiten Treffen die Brigade Krafft. um 3 Uhr
Nachmittag in die Schlacht thätig eingegriffen habe, sind nach meinen obigen
Mittheilungen zu berichtigen. Insonderheit sind von der Brigade Krafft des
Mittags gegen 12 Uhr nur drei Bataillone mit der Fußbatterie Ur. 16
bei Taucha über die Parese gegangen.

Wie ich gleichfalls erweislich angegeben, blieb die Brigade Hessen-Homburg
am- rechten Ufer der Parese in einer Nückhaitsstellung stehen; auch habe ich
ferner, wenigstens bei und nach unserem Uebergange übe» die Parese weder die
Brigade Borstell, noch andere preußische Truppen gesehen, was bei dem ebe¬
nen und zugleich offenen Terrain jedenfalls sehr leicht sein mußte. Von Natur
mit einer guten Beobachtungsgabe, auch mit einem guten Gedächtniß ausge¬
rüstet, habe ich bereits über viele Kriegsbegebenheiten, welche lange Zeit strei¬
tig gewesen, Auskunft zu ertheilen vermocht und glaube auch in diesem Falle
nicht im Irrthum zu sein.

Bestätigt werden meine Angaben durch den sehr ausführlichen Plan des
Schlachtfeldes, welcher der Beschreibung der Schlacht von Dr. N. Naumann
beigefügt ist. Die auf jenem Plane im Bormarsch gegen das Vorwerk „Heitrer
Blick" angegebenen drei Bataillone preußischer Truppen sind unfehlbar die von
mir bezeichneten der Brigade Krafft. Daß die übrigen Truppen des 3. Armee-
corps die Parese zu einer späteren Zeit als gegen 12 Uhr Mittags überschritten,
und an der Schlacht Theil genommen haben, steht fest. Die zuletzt auf dem
Schlachtfelde eingetroffene Brigade muß aber nothwendig die Brigade Hessen-
Homburg gewesen sein; dieselbe wird ihre Aufstellung an der Parese kaum vor
3 Uhr Nachmittags verlassen haben.

Indem nun die Batterie Ur. 16 das brennende Vorwerk von der linken
Seite (südlich) umging, betrat dieselbe die nach Leipzig führende Landstraße.
Diese Straße wurde durch feindliche Geschosse auf das Heftigste bestrichen, so
daß es gerathen war, die zurückzulegende gefährliche Strecke in rascher Gang¬
art zu durchschreiten.

Der Batteriecommandeur ließ die Batterie halten, um die Bcdienungs-


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[0064] Die uns dein;egeben gewesenen drei Bataillone waren wahrend unse¬ res unfreiwilligen Aufenthalts durch die russischen Truppen uns aus, den Augen gekommen und schienen nach Paunsdvrf dirigirt worden zu sein, bei welchem Orte der Kampf dergestalt wüthete, daß wir das Gewehrfeuer vom Geschützfeuer gar nicht zu unterscheiden vermochten, sondern nur ein fortwäh¬ rendes Rollen vernahmen, welches weit eher aus der Luft, als vom Erdboden auszugehen schien. Die in mehren Darstellungen der leipziger Schlacht zu sindenden Angaben, wonach das dritte bülvwsche Armeecorps auf dem linken Flügel, also gegen Paunsdorf, mit der Brigade Hessen-Homburg, auf dem rechten Flügel die Brigade Borstell, und im zweiten Treffen die Brigade Krafft. um 3 Uhr Nachmittag in die Schlacht thätig eingegriffen habe, sind nach meinen obigen Mittheilungen zu berichtigen. Insonderheit sind von der Brigade Krafft des Mittags gegen 12 Uhr nur drei Bataillone mit der Fußbatterie Ur. 16 bei Taucha über die Parese gegangen. Wie ich gleichfalls erweislich angegeben, blieb die Brigade Hessen-Homburg am- rechten Ufer der Parese in einer Nückhaitsstellung stehen; auch habe ich ferner, wenigstens bei und nach unserem Uebergange übe» die Parese weder die Brigade Borstell, noch andere preußische Truppen gesehen, was bei dem ebe¬ nen und zugleich offenen Terrain jedenfalls sehr leicht sein mußte. Von Natur mit einer guten Beobachtungsgabe, auch mit einem guten Gedächtniß ausge¬ rüstet, habe ich bereits über viele Kriegsbegebenheiten, welche lange Zeit strei¬ tig gewesen, Auskunft zu ertheilen vermocht und glaube auch in diesem Falle nicht im Irrthum zu sein. Bestätigt werden meine Angaben durch den sehr ausführlichen Plan des Schlachtfeldes, welcher der Beschreibung der Schlacht von Dr. N. Naumann beigefügt ist. Die auf jenem Plane im Bormarsch gegen das Vorwerk „Heitrer Blick" angegebenen drei Bataillone preußischer Truppen sind unfehlbar die von mir bezeichneten der Brigade Krafft. Daß die übrigen Truppen des 3. Armee- corps die Parese zu einer späteren Zeit als gegen 12 Uhr Mittags überschritten, und an der Schlacht Theil genommen haben, steht fest. Die zuletzt auf dem Schlachtfelde eingetroffene Brigade muß aber nothwendig die Brigade Hessen- Homburg gewesen sein; dieselbe wird ihre Aufstellung an der Parese kaum vor 3 Uhr Nachmittags verlassen haben. Indem nun die Batterie Ur. 16 das brennende Vorwerk von der linken Seite (südlich) umging, betrat dieselbe die nach Leipzig führende Landstraße. Diese Straße wurde durch feindliche Geschosse auf das Heftigste bestrichen, so daß es gerathen war, die zurückzulegende gefährliche Strecke in rascher Gang¬ art zu durchschreiten. Der Batteriecommandeur ließ die Batterie halten, um die Bcdienungs-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_360480/64>, abgerufen am 03.07.2024.