Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. IV. Band.Meyer heim, Lasch, Gent), Sohn, Tidcmand sind nur die hervorragend¬ Kraus hat seit langen Jahren zum ersten Mal wieder Etwas geschickt. Es An Riefst" si sehen wir das gewiß seltene Beispiel eines vorzüglichen 43
Meyer heim, Lasch, Gent), Sohn, Tidcmand sind nur die hervorragend¬ Kraus hat seit langen Jahren zum ersten Mal wieder Etwas geschickt. Es An Riefst» si sehen wir das gewiß seltene Beispiel eines vorzüglichen 43
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0343" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/189967"/> <p xml:id="ID_1207" prev="#ID_1206"> Meyer heim, Lasch, Gent), Sohn, Tidcmand sind nur die hervorragend¬<lb/> sten Namen aus dieser Künstlergruppe, welchen die Ausstellung ihren schönsten<lb/> Schmuck dankt.</p><lb/> <p xml:id="ID_1208"> Kraus hat seit langen Jahren zum ersten Mal wieder Etwas geschickt. Es<lb/> ist bekannt, daß die pariser Aufträge seine künstlerische Thätigkeit während<lb/> dessen vollständig absorbirten, und daß selbst von seinen im hiesigen Atelier<lb/> entstandenen Bildern nur sehr Weniges und das nur flüchtig an Berlin an die<lb/> Oeffentlichkeit gelangte. Gegenwärtig können wir ihn wieder mehr den unsern<lb/> nennen; die deutschen Sammler halten seine Schöpfungen im Lande. Bon<lb/> seinen beiden eingesandten Bildern ist die Wochenstube bereits bekannt. An<lb/> Farbe und Malerei ein feines, köstliches Werk, zeigt es den dargestellten Gegen¬<lb/> stand nicht sowohl in seinem tiefsten gemüthlichen .Kern, als vielmehr von einer<lb/> harmlos humoristischen Seite aufgefaßt. So lieblich die junge Mutter mit dem<lb/> neuen Ankömmling an der Brust dort in den Kissen des Gardinenbettes ge¬<lb/> schildert ist, mit ihrem älteren, vierjährigen Knaben davor auf dem Schemelchen,<lb/> der sich nun gelangweilt streckt und dehnt, so legt Kraus doch noch einen<lb/> stärkeren Nachdruck auf die Darstellung der um die Wöchnerin versammelten<lb/> Weiber, der alten dicken, welken Hebamme und der mumienhaften und steifen alten<lb/> Jungfer, welche erstere beim Kaffee schauerliche Niederkunftsgeschichten erzählt.<lb/> Beide sind unübertreffliche Typen der Gattung. Bei der schärfsten Charak¬<lb/> teristik aber verfällt auch hier Kraus nie in die Karrikatur; die Mäßigkeit der<lb/> Natur bleibt all seinen Schöpfungen unverloren. Eigenthümlicher noch ist das<lb/> andere größere Bild: „Passeyrer Raufer vor ihrem Seelsorger". Drei prügel¬<lb/> lustige tiroler Bauern, welche an Kopf und Arm die Spuren ihres nationalen<lb/> Vergnügens deutlich zur Schau tragen, stehe» vor ihrem Pfarrer, der sie zu<lb/> sich beschieden hat, um ihnen gründlich den Text zu lesen. Die langen starken<lb/> Burschen schrumpfen in Beschämung und Verlegenheit zusammen vor der<lb/> schonungsloser Buhpredigt, welche der hagere, strenge Seelenhirt dort im alten<lb/> ledernen Armstuhl auf das Haupt der Schuldigen niederdonnern läßt. Die<lb/> Situation ist im innersten Kern erfaßt. Haltung und Ausdruck der Betheiligten<lb/> so entsprechend den Persönlichkeiten wie den besonderen Menschengattungen,<lb/> denen sie angehören; das größte Meisterstück von allen ist doch vielleicht der geist¬<lb/> liche Beistand des Priesters, der Bruder Kapuziner an der anderen Seite des<lb/> Tisches: diese kahlhäuptige, finnbärtige, verdroßne, breite Mönchsgestalt. Mit<lb/> solchen Vorzügen der Charakteristik verbindet sich eine vollendete Malerei des<lb/> Locals und jeder Aeußerlichkeit, der Tracht, der Möbeln, der Stoffe, des<lb/> Raumes, und nicht minder des Lichts und der Luft, welche diese Gegenstände<lb/> umfließen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1209" next="#ID_1210"> An Riefst» si sehen wir das gewiß seltene Beispiel eines vorzüglichen<lb/> Landschaftsmalers, der, unter diesen einer der ruhmvollsten, plötzlich in reifem<lb/> *</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> 43</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0343]
Meyer heim, Lasch, Gent), Sohn, Tidcmand sind nur die hervorragend¬
sten Namen aus dieser Künstlergruppe, welchen die Ausstellung ihren schönsten
Schmuck dankt.
Kraus hat seit langen Jahren zum ersten Mal wieder Etwas geschickt. Es
ist bekannt, daß die pariser Aufträge seine künstlerische Thätigkeit während
dessen vollständig absorbirten, und daß selbst von seinen im hiesigen Atelier
entstandenen Bildern nur sehr Weniges und das nur flüchtig an Berlin an die
Oeffentlichkeit gelangte. Gegenwärtig können wir ihn wieder mehr den unsern
nennen; die deutschen Sammler halten seine Schöpfungen im Lande. Bon
seinen beiden eingesandten Bildern ist die Wochenstube bereits bekannt. An
Farbe und Malerei ein feines, köstliches Werk, zeigt es den dargestellten Gegen¬
stand nicht sowohl in seinem tiefsten gemüthlichen .Kern, als vielmehr von einer
harmlos humoristischen Seite aufgefaßt. So lieblich die junge Mutter mit dem
neuen Ankömmling an der Brust dort in den Kissen des Gardinenbettes ge¬
schildert ist, mit ihrem älteren, vierjährigen Knaben davor auf dem Schemelchen,
der sich nun gelangweilt streckt und dehnt, so legt Kraus doch noch einen
stärkeren Nachdruck auf die Darstellung der um die Wöchnerin versammelten
Weiber, der alten dicken, welken Hebamme und der mumienhaften und steifen alten
Jungfer, welche erstere beim Kaffee schauerliche Niederkunftsgeschichten erzählt.
Beide sind unübertreffliche Typen der Gattung. Bei der schärfsten Charak¬
teristik aber verfällt auch hier Kraus nie in die Karrikatur; die Mäßigkeit der
Natur bleibt all seinen Schöpfungen unverloren. Eigenthümlicher noch ist das
andere größere Bild: „Passeyrer Raufer vor ihrem Seelsorger". Drei prügel¬
lustige tiroler Bauern, welche an Kopf und Arm die Spuren ihres nationalen
Vergnügens deutlich zur Schau tragen, stehe» vor ihrem Pfarrer, der sie zu
sich beschieden hat, um ihnen gründlich den Text zu lesen. Die langen starken
Burschen schrumpfen in Beschämung und Verlegenheit zusammen vor der
schonungsloser Buhpredigt, welche der hagere, strenge Seelenhirt dort im alten
ledernen Armstuhl auf das Haupt der Schuldigen niederdonnern läßt. Die
Situation ist im innersten Kern erfaßt. Haltung und Ausdruck der Betheiligten
so entsprechend den Persönlichkeiten wie den besonderen Menschengattungen,
denen sie angehören; das größte Meisterstück von allen ist doch vielleicht der geist¬
liche Beistand des Priesters, der Bruder Kapuziner an der anderen Seite des
Tisches: diese kahlhäuptige, finnbärtige, verdroßne, breite Mönchsgestalt. Mit
solchen Vorzügen der Charakteristik verbindet sich eine vollendete Malerei des
Locals und jeder Aeußerlichkeit, der Tracht, der Möbeln, der Stoffe, des
Raumes, und nicht minder des Lichts und der Luft, welche diese Gegenstände
umfließen.
An Riefst» si sehen wir das gewiß seltene Beispiel eines vorzüglichen
Landschaftsmalers, der, unter diesen einer der ruhmvollsten, plötzlich in reifem
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