Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. IV. Band.frohen Empfindung Ausdruck geben. Daß die pecuniären Lasten, welche auf Es ist lehrreich, die Stellung Preußens und Oestreichs in dieser Frage zu Daß Herzog Friedrich den besten Willen hat, mit Preußen die für diesen Während Preußen so den ungewöhnlichen Eindruck eines Geschäftsmannes frohen Empfindung Ausdruck geben. Daß die pecuniären Lasten, welche auf Es ist lehrreich, die Stellung Preußens und Oestreichs in dieser Frage zu Daß Herzog Friedrich den besten Willen hat, mit Preußen die für diesen Während Preußen so den ungewöhnlichen Eindruck eines Geschäftsmannes <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0153" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/189777"/> <p xml:id="ID_587" prev="#ID_586"> frohen Empfindung Ausdruck geben. Daß die pecuniären Lasten, welche auf<lb/> sie fallen, nicht gering sein werden, soll uns diese Freude nicht stören, denn<lb/> ein großer Erfolg ist erreicht. Auch für die definitive Regelung der Erdfolge¬<lb/> frage haben sich die Aussichten gebessert.</p><lb/> <p xml:id="ID_588"> Es ist lehrreich, die Stellung Preußens und Oestreichs in dieser Frage zu<lb/> vergleichen. Der König von Preußen selbst hat von Anfang an den Herzog<lb/> Friedrich von Schleswig-Holstein als künftigen Regenten der Herzogthümer be¬<lb/> trachtet und er hat diese Ansicht festgehalten trotz der Verdächtigungen, welche<lb/> die regierende Partei in Preußen gegen die politische Gesinnung des Herzogs<lb/> ausstreute. Auch Herr v. Bismarck hat, so scheint es. den Widerwillen über¬<lb/> wunden, welchen er gegen den Candidaten der liberalen Partei nährte. Wenn<lb/> er selbst eine Zeit lang für möglich erachtete, dem Ausland gegenüber die Herzog¬<lb/> thümer für Preußen zu behaupten, so hat er wenigstens jetzt auch diese Ansicht<lb/> aufgegeben. In der That war nicht nur der feste Wille des Königs unüber¬<lb/> windlich, auch die Bevölkerung der Herzogthümer, wenigstens Holsteins, war<lb/> seit Anfang dieses Jahres nicht mehr zu gewinnen, und was die Hauptsache<lb/> ist: der Erwerb hätte die Stellung Preußens in Europa nicht befestigt, denn<lb/> er wäre nur durch geheime Verpflichtungen Preußens möglich geworden, welche<lb/> die Politik des Staates auf Jahre hinaus in eine gefährliche Bahn Ireibcn<lb/> mußten. Es ist besser so; die Hoffnungen Preußens in Deutschland liegen<lb/> weder auf dem Wege allmäliger Occupation, noch auf dem der sogenannten<lb/> moralischen Eroberungen. Sobald der preußische Staat zu einer gedeihlichen<lb/> Entwicklung im Innern und das preußische Volk zu einem lebhaften Gefühl<lb/> seiner Kraft gekommen sind, wird der Zwang der materiellen und höchsten po¬<lb/> litischen Interessen so mächtig werden, daß er bei besonnener Nachhilfe Regie¬<lb/> rungen und Völker unauflöslich an Preußen fesselt.</p><lb/> <p xml:id="ID_589"> Daß Herzog Friedrich den besten Willen hat, mit Preußen die für diesen<lb/> Staat vortheilhaften Verträge zu schließen, wild jetzt auch in Berlin schwerlich<lb/> mehr ernsthaft bezweifelt, obgleich wohl noch einmal der alte Groll gegen seine<lb/> Person und Umgebung durchbricht. Es ist wünschenswerth auch für Preußen,<lb/> daß die Erbfolgefrage schnell erledigt und die Interessen Preußens durch Ver¬<lb/> träge gesichert werden. Nach dieser Richtung ist zu wünschen, daß die Ansprüche<lb/> des Großherzogs von Oldenburg keine lange Verzögerung verursachen. Die<lb/> Absicht der Großmächte ist, erst das Friedenswerk zu vollenden, dann vom Bund<lb/> die Entscheidung über die Erbansprüche bewirken zu lassen. Auch Preußen legt<lb/> offenbar der Candidlltur Oldenburgs keine Bedeutung bei und will sich nur aus<lb/> Courtoisie gegen Rußland das Odium der Ablehnung fern halten.</p><lb/> <p xml:id="ID_590" next="#ID_591"> Während Preußen so den ungewöhnlichen Eindruck eines Geschäftsmannes<lb/> macht, der spröde, zögernd und widerwillig ein für alle Theile, auch für ihn<lb/> selbst vortheilhaftes Geschäft abzuschließen säumt, ist das Verhältniß Oestreichs</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0153]
frohen Empfindung Ausdruck geben. Daß die pecuniären Lasten, welche auf
sie fallen, nicht gering sein werden, soll uns diese Freude nicht stören, denn
ein großer Erfolg ist erreicht. Auch für die definitive Regelung der Erdfolge¬
frage haben sich die Aussichten gebessert.
Es ist lehrreich, die Stellung Preußens und Oestreichs in dieser Frage zu
vergleichen. Der König von Preußen selbst hat von Anfang an den Herzog
Friedrich von Schleswig-Holstein als künftigen Regenten der Herzogthümer be¬
trachtet und er hat diese Ansicht festgehalten trotz der Verdächtigungen, welche
die regierende Partei in Preußen gegen die politische Gesinnung des Herzogs
ausstreute. Auch Herr v. Bismarck hat, so scheint es. den Widerwillen über¬
wunden, welchen er gegen den Candidaten der liberalen Partei nährte. Wenn
er selbst eine Zeit lang für möglich erachtete, dem Ausland gegenüber die Herzog¬
thümer für Preußen zu behaupten, so hat er wenigstens jetzt auch diese Ansicht
aufgegeben. In der That war nicht nur der feste Wille des Königs unüber¬
windlich, auch die Bevölkerung der Herzogthümer, wenigstens Holsteins, war
seit Anfang dieses Jahres nicht mehr zu gewinnen, und was die Hauptsache
ist: der Erwerb hätte die Stellung Preußens in Europa nicht befestigt, denn
er wäre nur durch geheime Verpflichtungen Preußens möglich geworden, welche
die Politik des Staates auf Jahre hinaus in eine gefährliche Bahn Ireibcn
mußten. Es ist besser so; die Hoffnungen Preußens in Deutschland liegen
weder auf dem Wege allmäliger Occupation, noch auf dem der sogenannten
moralischen Eroberungen. Sobald der preußische Staat zu einer gedeihlichen
Entwicklung im Innern und das preußische Volk zu einem lebhaften Gefühl
seiner Kraft gekommen sind, wird der Zwang der materiellen und höchsten po¬
litischen Interessen so mächtig werden, daß er bei besonnener Nachhilfe Regie¬
rungen und Völker unauflöslich an Preußen fesselt.
Daß Herzog Friedrich den besten Willen hat, mit Preußen die für diesen
Staat vortheilhaften Verträge zu schließen, wild jetzt auch in Berlin schwerlich
mehr ernsthaft bezweifelt, obgleich wohl noch einmal der alte Groll gegen seine
Person und Umgebung durchbricht. Es ist wünschenswerth auch für Preußen,
daß die Erbfolgefrage schnell erledigt und die Interessen Preußens durch Ver¬
träge gesichert werden. Nach dieser Richtung ist zu wünschen, daß die Ansprüche
des Großherzogs von Oldenburg keine lange Verzögerung verursachen. Die
Absicht der Großmächte ist, erst das Friedenswerk zu vollenden, dann vom Bund
die Entscheidung über die Erbansprüche bewirken zu lassen. Auch Preußen legt
offenbar der Candidlltur Oldenburgs keine Bedeutung bei und will sich nur aus
Courtoisie gegen Rußland das Odium der Ablehnung fern halten.
Während Preußen so den ungewöhnlichen Eindruck eines Geschäftsmannes
macht, der spröde, zögernd und widerwillig ein für alle Theile, auch für ihn
selbst vortheilhaftes Geschäft abzuschließen säumt, ist das Verhältniß Oestreichs
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