Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. III. Band.zu vertagen, was dem vollständigen Rücktritte von einem unter Frankreichs Uebrigens gestalteten sich, wie schon erwähnt, die Beziehungen Frankreichs Mit vielem Vergnügen wird man die ausführliche Geschichte eines Eti- zu vertagen, was dem vollständigen Rücktritte von einem unter Frankreichs Uebrigens gestalteten sich, wie schon erwähnt, die Beziehungen Frankreichs Mit vielem Vergnügen wird man die ausführliche Geschichte eines Eti- <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0087" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/189182"/> <p xml:id="ID_253" prev="#ID_252"> zu vertagen, was dem vollständigen Rücktritte von einem unter Frankreichs<lb/> Mitwirkung, ja Initiative abgeschlossenen Vertrage gleich kam. Bald erfolgte<lb/> denn auch die förmliche Verweigerung der Ratification. Der neue Vertrag<lb/> wurde zwischen England, Preußen, Nußland und Oestreich abgeschlossen, für<lb/> Frankreich und England blieben die Verträge von 1831 und 1832 zunächst be¬<lb/> stehen, um bald darauf durch einen neuen Vertrag vom 29. Mai 1843 erhebt<lb/> zu werden, durch den das gegenseitige Durchsuchungsrecht abgeschafft und durch<lb/> eine Reihe anderer Maßregeln ersetzt wurde. Auf diese nicht eben ehrenvolle<lb/> Weise rächte sich das französische Nationalgefühl für die im Orient erlittene Nieder¬<lb/> lage. Die herkömmlichen Phrasen gegen den Negerhandel fehlten natürlich<lb/> nicht, nahmen sich aber seltsam aus in den Reden derer, die das wirksamste<lb/> Mittel gegen denselben abgeschafft sehen wollten.</p><lb/> <p xml:id="ID_254"> Uebrigens gestalteten sich, wie schon erwähnt, die Beziehungen Frankreichs<lb/> zu England nach Palmerstons Rücktritt besser. Die persönlichen Beziehungen<lb/> Guizots zu dem Toryministerium, dem derselbe schon durch die Feindschaft mit<lb/> Palmerston empfohlen war, waren gut. Die wechselseitigen Besuche der Königin<lb/> Victoria in Frankreich und Ludwig Philipps in England constatirten in osten¬<lb/> sibler Weise die erfolgte Aussöhnung, wurden indessen in ihrer Wirkung einiger¬<lb/> maßen durch den Besuch des Kaisers Nikolaus in London neutralisirt. — Die<lb/> Differenzen der französischen Negierung mit Espartero vermochten bei der klugen<lb/> Zurückhaltung, die Frankreich sich auferlegte, nicht, das gute Verhältniß zu stören,<lb/> doch ergab sich aus dem Verlauf der Begebenheiten, daß England aus seiner<lb/> Hut war und nicht daran dachte, dem französischen Einfluß auf der Halbinsel<lb/> einen weiteren Spielraum zu gestatten.</p><lb/> <p xml:id="ID_255" next="#ID_256"> Mit vielem Vergnügen wird man die ausführliche Geschichte eines Eti-<lb/> kettenstreites mit dem russischen Hofe lesen; nicht als ob derselbe irgendeine<lb/> geschichtliche Bedeutung hätte, sondern weil er für die eigenthümlichen Launen<lb/> und die verbissene, in kleinlichster Weise sich äußernde Abneigung des Kaisers<lb/> Nicolaus gegen das Julikönigthum (odZtinatioir puerile sagt Guizot) charak¬<lb/> teristisch ist. Bekanntlich zeigte sich die Abneigung des Kaisers besonders darin,<lb/> daß er von Ludwig Philipps Dasein möglichst wenig Notiz nahm, es z. B.,<lb/> wenn es sich irgend umgehn ließ, vermied, sich bei dem französischen Gesandten<lb/> nach dem Befinden des Königs zu erkundigen, dem König, wenn er ja in die<lb/> Verlegenheit kam. mit ihm in brieflichen Verkehr zu treten, die Anrede irwnsisur<lb/> mein tröi-k versagte u. s. w. So war es ihm denn auch höchst unerwünscht,<lb/> daß, da der Doyen des diplomatischen Corps in Paris, Graf Apponyi auf<lb/> längerem Urlaub von Paris abwesend war, dem russischen Gesandten, Graf<lb/> Pahlen, als nächst ältestem Mitgliede der Diplomatie, die Rolle zufallen mußte,<lb/> den König am Neujahrstag 1843 zu beglückwünschen. Unter dem Vorwande,<lb/> ihn, da er ihn im Sommer in Warschau nicht gesehen, sprechen zu wollen.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0087]
zu vertagen, was dem vollständigen Rücktritte von einem unter Frankreichs
Mitwirkung, ja Initiative abgeschlossenen Vertrage gleich kam. Bald erfolgte
denn auch die förmliche Verweigerung der Ratification. Der neue Vertrag
wurde zwischen England, Preußen, Nußland und Oestreich abgeschlossen, für
Frankreich und England blieben die Verträge von 1831 und 1832 zunächst be¬
stehen, um bald darauf durch einen neuen Vertrag vom 29. Mai 1843 erhebt
zu werden, durch den das gegenseitige Durchsuchungsrecht abgeschafft und durch
eine Reihe anderer Maßregeln ersetzt wurde. Auf diese nicht eben ehrenvolle
Weise rächte sich das französische Nationalgefühl für die im Orient erlittene Nieder¬
lage. Die herkömmlichen Phrasen gegen den Negerhandel fehlten natürlich
nicht, nahmen sich aber seltsam aus in den Reden derer, die das wirksamste
Mittel gegen denselben abgeschafft sehen wollten.
Uebrigens gestalteten sich, wie schon erwähnt, die Beziehungen Frankreichs
zu England nach Palmerstons Rücktritt besser. Die persönlichen Beziehungen
Guizots zu dem Toryministerium, dem derselbe schon durch die Feindschaft mit
Palmerston empfohlen war, waren gut. Die wechselseitigen Besuche der Königin
Victoria in Frankreich und Ludwig Philipps in England constatirten in osten¬
sibler Weise die erfolgte Aussöhnung, wurden indessen in ihrer Wirkung einiger¬
maßen durch den Besuch des Kaisers Nikolaus in London neutralisirt. — Die
Differenzen der französischen Negierung mit Espartero vermochten bei der klugen
Zurückhaltung, die Frankreich sich auferlegte, nicht, das gute Verhältniß zu stören,
doch ergab sich aus dem Verlauf der Begebenheiten, daß England aus seiner
Hut war und nicht daran dachte, dem französischen Einfluß auf der Halbinsel
einen weiteren Spielraum zu gestatten.
Mit vielem Vergnügen wird man die ausführliche Geschichte eines Eti-
kettenstreites mit dem russischen Hofe lesen; nicht als ob derselbe irgendeine
geschichtliche Bedeutung hätte, sondern weil er für die eigenthümlichen Launen
und die verbissene, in kleinlichster Weise sich äußernde Abneigung des Kaisers
Nicolaus gegen das Julikönigthum (odZtinatioir puerile sagt Guizot) charak¬
teristisch ist. Bekanntlich zeigte sich die Abneigung des Kaisers besonders darin,
daß er von Ludwig Philipps Dasein möglichst wenig Notiz nahm, es z. B.,
wenn es sich irgend umgehn ließ, vermied, sich bei dem französischen Gesandten
nach dem Befinden des Königs zu erkundigen, dem König, wenn er ja in die
Verlegenheit kam. mit ihm in brieflichen Verkehr zu treten, die Anrede irwnsisur
mein tröi-k versagte u. s. w. So war es ihm denn auch höchst unerwünscht,
daß, da der Doyen des diplomatischen Corps in Paris, Graf Apponyi auf
längerem Urlaub von Paris abwesend war, dem russischen Gesandten, Graf
Pahlen, als nächst ältestem Mitgliede der Diplomatie, die Rolle zufallen mußte,
den König am Neujahrstag 1843 zu beglückwünschen. Unter dem Vorwande,
ihn, da er ihn im Sommer in Warschau nicht gesehen, sprechen zu wollen.
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |