Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. III. Band.die heiligen drei Könige) an die Stall- oder Stubenthür, oder das Annageln Wir kommen zum Erwerben von Glücksgütern auf zauberischem Wege. die heiligen drei Könige) an die Stall- oder Stubenthür, oder das Annageln Wir kommen zum Erwerben von Glücksgütern auf zauberischem Wege. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0404" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/189499"/> <p xml:id="ID_1624" prev="#ID_1623"> die heiligen drei Könige) an die Stall- oder Stubenthür, oder das Annageln<lb/> einer Eule an das Hofe oder Scheunenthor; gegen Krämpfe, die für etwas<lb/> Uebernatürliches gelten, wenn sie bis zur Epilepsie sich steigern, wendet man<lb/> in Raschau das einfache Mittel an, daß man den Spiegel umdreht. Will<lb/> man sich den Schlucken vertreiben, so denke man an einen Schimmel. Gegen<lb/> Furcht vor Gewittern hilft, daß man sich, sobald man es zum ersten Mal wieder don¬<lb/> nern hört, auf die Erde wirft. Gegen das Bchextsein ist Gutheinrichswurzel<lb/> probat, die namentlich lauten Kühen gute Dienste leistet. Um bei einem Feuer<lb/> die Flamme von dem Nachbarhause abzuhalten, wendet man in der Nachbar¬<lb/> schaft von Zschopau einen Erbbacktrog an; legt man diesen mit der Höhlung<lb/> gegen den Brand gekehrt auf den Boden hin, so mindert sich auf dieser Seite<lb/> die Gluth nach kurzer Frist. Wenn ein Regen nachtheilig für das Getreide zu<lb/> werden droht, so macht man, daß er aufhört, indem man dreimal (gegen die<lb/> Hexen oder die bösen Mächte, die ihn bewirkt haben) ausspuckt.</p><lb/> <p xml:id="ID_1625" next="#ID_1626"> Wir kommen zum Erwerben von Glücksgütern auf zauberischem Wege.<lb/> Das Gebiet derselben umfaßt für den Bauer Wohlbefinden im Allgemeinen,<lb/> Geld, reichen Viehstand, Gedeihen der Saaten in Garten und Feld und Glück<lb/> beim Kaufen und Verkaufen. Wohlbefinden im Allgemeinen verschafft das<lb/> Waschen mit Osterwasser, das Genießen gewisser Speisen zu den heiligen<lb/> Zeiten, das Essen namentlich von Ostereiern, die besonders vor Kreuzschmerzen<lb/> schützen, das Verschlucken der Blüthe von den drei ersten Kornähren, die man<lb/> blühend antrifft, und Aehnliches. Wenn man eine Leuchtkugel (Sternschnuppe)<lb/> fallen sieht, so muß man sich etwas wünschen, bevor sie erlischt, da dies dann<lb/> in Erfüllung geht. Wenn man seine Wohnung wechselt, so trage man in das<lb/> neue Haus zuerst Brot, Salz und ein Geldstück, wozu bei Marienberg noch<lb/> Butter, Fleisch, ein Besen, ein Hader, eine Scheuerbürste und ein Waschfaß<lb/> erforderlich ist, so wird man Glück haben. Langes Leben verschafft man sich<lb/> durch vieles Suppeessen. Wer wachsen will, muß im Regen baarhaupt gehen<lb/> oder beim Schweinschlachten den Schwanz essen, im letztern Falle wächst der<lb/> Betreffende im nächsten Jahre um so viel als der Schwanz Zoll mißt. Für<lb/> Geldvorrath sorgt man auf die oben bei den Gerichten der Weihnachtszeit an¬<lb/> gegebne Weise, aber auch dadurch, daß man beim ersten Kuckuksruf im Frühling<lb/> an den Beutel greift. Der Glaube an verborgene durch Zauberei zu hebende<lb/> Schätze ist noch ziemlich verbreitet. Spieß erinnert in dieser Beziehung an<lb/> einen 1839 im Schwarzwasserthal wohnenden und im Ruf eines geschickten<lb/> Schatzgräbers stehenden Bergmann und an die Verhandlungen, welche im<lb/> Februar 1860 vor dem annaberger Bezirksgericht über die Somnambule Friederike<lb/> Last aus Königswalde stattfanden. Die Vorstellung, daß man sich durch des<lb/> Teufels Hilfe Geld und Gut verschaffen könne, liegt dem Glauben an den<lb/> Drachen zu Grunde. Der Teufel fährt bei solchen, die sich mit ihm verständigt</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0404]
die heiligen drei Könige) an die Stall- oder Stubenthür, oder das Annageln
einer Eule an das Hofe oder Scheunenthor; gegen Krämpfe, die für etwas
Uebernatürliches gelten, wenn sie bis zur Epilepsie sich steigern, wendet man
in Raschau das einfache Mittel an, daß man den Spiegel umdreht. Will
man sich den Schlucken vertreiben, so denke man an einen Schimmel. Gegen
Furcht vor Gewittern hilft, daß man sich, sobald man es zum ersten Mal wieder don¬
nern hört, auf die Erde wirft. Gegen das Bchextsein ist Gutheinrichswurzel
probat, die namentlich lauten Kühen gute Dienste leistet. Um bei einem Feuer
die Flamme von dem Nachbarhause abzuhalten, wendet man in der Nachbar¬
schaft von Zschopau einen Erbbacktrog an; legt man diesen mit der Höhlung
gegen den Brand gekehrt auf den Boden hin, so mindert sich auf dieser Seite
die Gluth nach kurzer Frist. Wenn ein Regen nachtheilig für das Getreide zu
werden droht, so macht man, daß er aufhört, indem man dreimal (gegen die
Hexen oder die bösen Mächte, die ihn bewirkt haben) ausspuckt.
Wir kommen zum Erwerben von Glücksgütern auf zauberischem Wege.
Das Gebiet derselben umfaßt für den Bauer Wohlbefinden im Allgemeinen,
Geld, reichen Viehstand, Gedeihen der Saaten in Garten und Feld und Glück
beim Kaufen und Verkaufen. Wohlbefinden im Allgemeinen verschafft das
Waschen mit Osterwasser, das Genießen gewisser Speisen zu den heiligen
Zeiten, das Essen namentlich von Ostereiern, die besonders vor Kreuzschmerzen
schützen, das Verschlucken der Blüthe von den drei ersten Kornähren, die man
blühend antrifft, und Aehnliches. Wenn man eine Leuchtkugel (Sternschnuppe)
fallen sieht, so muß man sich etwas wünschen, bevor sie erlischt, da dies dann
in Erfüllung geht. Wenn man seine Wohnung wechselt, so trage man in das
neue Haus zuerst Brot, Salz und ein Geldstück, wozu bei Marienberg noch
Butter, Fleisch, ein Besen, ein Hader, eine Scheuerbürste und ein Waschfaß
erforderlich ist, so wird man Glück haben. Langes Leben verschafft man sich
durch vieles Suppeessen. Wer wachsen will, muß im Regen baarhaupt gehen
oder beim Schweinschlachten den Schwanz essen, im letztern Falle wächst der
Betreffende im nächsten Jahre um so viel als der Schwanz Zoll mißt. Für
Geldvorrath sorgt man auf die oben bei den Gerichten der Weihnachtszeit an¬
gegebne Weise, aber auch dadurch, daß man beim ersten Kuckuksruf im Frühling
an den Beutel greift. Der Glaube an verborgene durch Zauberei zu hebende
Schätze ist noch ziemlich verbreitet. Spieß erinnert in dieser Beziehung an
einen 1839 im Schwarzwasserthal wohnenden und im Ruf eines geschickten
Schatzgräbers stehenden Bergmann und an die Verhandlungen, welche im
Februar 1860 vor dem annaberger Bezirksgericht über die Somnambule Friederike
Last aus Königswalde stattfanden. Die Vorstellung, daß man sich durch des
Teufels Hilfe Geld und Gut verschaffen könne, liegt dem Glauben an den
Drachen zu Grunde. Der Teufel fährt bei solchen, die sich mit ihm verständigt
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