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Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. III. Band.

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Machte man es vielleicht mit diesen Schiffen, wie mit den Gardetruppen man-
cher Armeen, welche man, um sie nur ja recht zu schonen oder sie für die Ent¬
scheidung aufzusparen, gar nicht oder nur als letzte unantastbare Reserve hinter
der kämpfenden Armee in den Krieg sendete, oder schickte man dieselben viel¬
mehr darum nicht fort, weil man von ihrer geringen Leistungsfähigkeit über¬
zeugt war? Und in der That sind auch diese beiden Schiffe in mehrfacher Be¬
ziehung höchst mangelhaft und können eben nur als ein erster schülerhafter
Versuch betrachtet werden. Die beiden Fregatten "Kaiser Max" und "Prinz
Eugen" dürften dagegen zu den besseren Schiffen zählen, doch scheint, wiewohl
sie als vollendet angesehen werden, doch noch manches zu fehlen und wenig¬
stens wäre ihre Ausrüstung zu jeuer Zeit, in welcher die ersten nach der Nord¬
see abzusendenden Schiffe in Bereitschaft gesetzt wurden, auf zu viele Schwierig¬
keiten gestoßen. So konnte also nur die Panzerfregatte "Juan de Austria"
mit dem wüllerstvrsische" Geschwader auslaufen. Die Erfahrungen, welche
auf dieser Fahrt gemacht wurden, sprechen durchaus nicht zu Gunsten dieses
Fahrzeugs. Obgleich das östreichische Geschwader sich stets an der Küste hielt
und, sobald ein Ungewitter nahete, schnell in Sicherheit zu kommen suchte, war
doch der "Don Juan" zweimal dem Untergange sehr nahe und konnte nur
durch die verzweifeltsten Anstrengungen seiner Bemannung, sowie die Beihilfe
der übrigen Schiffe gerettet werde", wobei er jedoch einige tüchtige Schäden
davontrug.

Außer oiesen und den drei noch im Baue befindlichen Panzerfregatten be¬
findet sich in Venedig noch eine gepanzerte schwimmende Batterie "Feuerspeier",
für zehn Kanonen, jedoch ohne Maschine. Dieselbe muß also durch einen
Dampfer nach dem Orte, wo man sie braucht, bugsirt werden. Uebrigens
sind zur Vertheidigung des Hafens von Venedig noch viele andere Schiffe be¬
stimmt. So z. B. die Prasum "Vesuv". "Mvngioello" und "Galatea", zwei
Pontons, ein Mörserschiff, eine Kanonierbarke, über zwanzig Kanonenjollen und
Kanonierschaluppen, eine gleich große Anzahl von Piroguen und drei Perlchen,
welche letzteren übrigens bald verschwinden dürften, da deren Zahl in den letz¬
ten zwei Jahren von zwölf auf drei herabgekommen ist.

Da die östreichischen Schiffsregister alle diese unbedeutenden Fahrzeuge mit
anführen, so scheint der Kaiserstaat in der That eine höchst respectable Zahl von
Schiffen zu besitzen. Der Werth und die Leistungsfähigkeit dieser "östreichischen
Flotte" schwindet jedoch auch abgesehen von den Resultaten der vorhergegan¬
genen Betrachtung bedeutend zusammen, wenn man sich daran erinnert, daß es
der größten Anstrengungen bedürfte, um nur acht Fahrzeuge -- und unter die¬
sen waren zwei Kanonenboote -- unter Wüllerstorfs Befehl abzusenden.

Nach officiellen Angaben beträgt die Zahl der Geschütze auf der östreichi¬
schen Marine 996 und nach Vollendung der im Bau befindlichen Schiffe über


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Machte man es vielleicht mit diesen Schiffen, wie mit den Gardetruppen man-
cher Armeen, welche man, um sie nur ja recht zu schonen oder sie für die Ent¬
scheidung aufzusparen, gar nicht oder nur als letzte unantastbare Reserve hinter
der kämpfenden Armee in den Krieg sendete, oder schickte man dieselben viel¬
mehr darum nicht fort, weil man von ihrer geringen Leistungsfähigkeit über¬
zeugt war? Und in der That sind auch diese beiden Schiffe in mehrfacher Be¬
ziehung höchst mangelhaft und können eben nur als ein erster schülerhafter
Versuch betrachtet werden. Die beiden Fregatten „Kaiser Max" und „Prinz
Eugen" dürften dagegen zu den besseren Schiffen zählen, doch scheint, wiewohl
sie als vollendet angesehen werden, doch noch manches zu fehlen und wenig¬
stens wäre ihre Ausrüstung zu jeuer Zeit, in welcher die ersten nach der Nord¬
see abzusendenden Schiffe in Bereitschaft gesetzt wurden, auf zu viele Schwierig¬
keiten gestoßen. So konnte also nur die Panzerfregatte „Juan de Austria"
mit dem wüllerstvrsische» Geschwader auslaufen. Die Erfahrungen, welche
auf dieser Fahrt gemacht wurden, sprechen durchaus nicht zu Gunsten dieses
Fahrzeugs. Obgleich das östreichische Geschwader sich stets an der Küste hielt
und, sobald ein Ungewitter nahete, schnell in Sicherheit zu kommen suchte, war
doch der „Don Juan" zweimal dem Untergange sehr nahe und konnte nur
durch die verzweifeltsten Anstrengungen seiner Bemannung, sowie die Beihilfe
der übrigen Schiffe gerettet werde», wobei er jedoch einige tüchtige Schäden
davontrug.

Außer oiesen und den drei noch im Baue befindlichen Panzerfregatten be¬
findet sich in Venedig noch eine gepanzerte schwimmende Batterie „Feuerspeier",
für zehn Kanonen, jedoch ohne Maschine. Dieselbe muß also durch einen
Dampfer nach dem Orte, wo man sie braucht, bugsirt werden. Uebrigens
sind zur Vertheidigung des Hafens von Venedig noch viele andere Schiffe be¬
stimmt. So z. B. die Prasum „Vesuv". „Mvngioello" und „Galatea", zwei
Pontons, ein Mörserschiff, eine Kanonierbarke, über zwanzig Kanonenjollen und
Kanonierschaluppen, eine gleich große Anzahl von Piroguen und drei Perlchen,
welche letzteren übrigens bald verschwinden dürften, da deren Zahl in den letz¬
ten zwei Jahren von zwölf auf drei herabgekommen ist.

Da die östreichischen Schiffsregister alle diese unbedeutenden Fahrzeuge mit
anführen, so scheint der Kaiserstaat in der That eine höchst respectable Zahl von
Schiffen zu besitzen. Der Werth und die Leistungsfähigkeit dieser „östreichischen
Flotte" schwindet jedoch auch abgesehen von den Resultaten der vorhergegan¬
genen Betrachtung bedeutend zusammen, wenn man sich daran erinnert, daß es
der größten Anstrengungen bedürfte, um nur acht Fahrzeuge — und unter die¬
sen waren zwei Kanonenboote — unter Wüllerstorfs Befehl abzusenden.

Nach officiellen Angaben beträgt die Zahl der Geschütze auf der östreichi¬
schen Marine 996 und nach Vollendung der im Bau befindlichen Schiffe über


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[0339] Machte man es vielleicht mit diesen Schiffen, wie mit den Gardetruppen man- cher Armeen, welche man, um sie nur ja recht zu schonen oder sie für die Ent¬ scheidung aufzusparen, gar nicht oder nur als letzte unantastbare Reserve hinter der kämpfenden Armee in den Krieg sendete, oder schickte man dieselben viel¬ mehr darum nicht fort, weil man von ihrer geringen Leistungsfähigkeit über¬ zeugt war? Und in der That sind auch diese beiden Schiffe in mehrfacher Be¬ ziehung höchst mangelhaft und können eben nur als ein erster schülerhafter Versuch betrachtet werden. Die beiden Fregatten „Kaiser Max" und „Prinz Eugen" dürften dagegen zu den besseren Schiffen zählen, doch scheint, wiewohl sie als vollendet angesehen werden, doch noch manches zu fehlen und wenig¬ stens wäre ihre Ausrüstung zu jeuer Zeit, in welcher die ersten nach der Nord¬ see abzusendenden Schiffe in Bereitschaft gesetzt wurden, auf zu viele Schwierig¬ keiten gestoßen. So konnte also nur die Panzerfregatte „Juan de Austria" mit dem wüllerstvrsische» Geschwader auslaufen. Die Erfahrungen, welche auf dieser Fahrt gemacht wurden, sprechen durchaus nicht zu Gunsten dieses Fahrzeugs. Obgleich das östreichische Geschwader sich stets an der Küste hielt und, sobald ein Ungewitter nahete, schnell in Sicherheit zu kommen suchte, war doch der „Don Juan" zweimal dem Untergange sehr nahe und konnte nur durch die verzweifeltsten Anstrengungen seiner Bemannung, sowie die Beihilfe der übrigen Schiffe gerettet werde», wobei er jedoch einige tüchtige Schäden davontrug. Außer oiesen und den drei noch im Baue befindlichen Panzerfregatten be¬ findet sich in Venedig noch eine gepanzerte schwimmende Batterie „Feuerspeier", für zehn Kanonen, jedoch ohne Maschine. Dieselbe muß also durch einen Dampfer nach dem Orte, wo man sie braucht, bugsirt werden. Uebrigens sind zur Vertheidigung des Hafens von Venedig noch viele andere Schiffe be¬ stimmt. So z. B. die Prasum „Vesuv". „Mvngioello" und „Galatea", zwei Pontons, ein Mörserschiff, eine Kanonierbarke, über zwanzig Kanonenjollen und Kanonierschaluppen, eine gleich große Anzahl von Piroguen und drei Perlchen, welche letzteren übrigens bald verschwinden dürften, da deren Zahl in den letz¬ ten zwei Jahren von zwölf auf drei herabgekommen ist. Da die östreichischen Schiffsregister alle diese unbedeutenden Fahrzeuge mit anführen, so scheint der Kaiserstaat in der That eine höchst respectable Zahl von Schiffen zu besitzen. Der Werth und die Leistungsfähigkeit dieser „östreichischen Flotte" schwindet jedoch auch abgesehen von den Resultaten der vorhergegan¬ genen Betrachtung bedeutend zusammen, wenn man sich daran erinnert, daß es der größten Anstrengungen bedürfte, um nur acht Fahrzeuge — und unter die¬ sen waren zwei Kanonenboote — unter Wüllerstorfs Befehl abzusenden. Nach officiellen Angaben beträgt die Zahl der Geschütze auf der östreichi¬ schen Marine 996 und nach Vollendung der im Bau befindlichen Schiffe über 42*

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_189094/339>, abgerufen am 28.09.2024.