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Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. III. Band.

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"Erzherzog Friedrich" schon bei verschiedenen Gelegenheiten als ein guter Seg¬
ler bewährt hat.

Die drei Segelkorvetten "Karolina", "Diana" und "Minerva" (von 18
bis 24 Kanonen) stammen aus den ersten vierziger Jahren, und nur die
"Karolina" dürfte sich noch für längere Fahrten eignen. Die "Minerva" wird
seit etwa zehn Jahren als Unterrichtsschiff benutzt. Die Korvette "Titania",
welche in manchen Verzeichnissen der östreichischen Kriegsschiffe noch erscheint,
ist bereits vor mehren Jahren als gänzlich seenntüchtig ausgemustert worden.

Auch die Briggs "Hußar" und "Pola", obwohl starkgebaute und dem An¬
sehen nach gut erhaltene Schiffe, werden nur noch kurze Zeit diensttauglich blei¬
ben, waS in noch höherem Grade von der Brigg "Pylades" gilt. Der zu die¬
sem "Pylades" gehörende "Orestes" hat schon seit Jahren zu existiren aufgehört-,
seine letzte That war 1849 die Zersprengung der aus etwa zwanzig Fischer¬
barken bestehenden sogenannten Flotille des von Rom nach Unteritalien sich
flüchtenden Garibaldi, eine That, von welcher seiner Zeit in Wien ebenso
Viel Aufhebens gemacht wurde, als jetzt von der Wegnahme der Kanvnen-
jollen des Kapitän Hammer. In etwas besserem Zustande ist die etwa zwölf
Jahre alte Brigg "Montecuccvli".

Unter den Naddampfern nimmt die Fregatte "Kaiserin Elisabeth" den
ersten Rang ein; dieselbe hat 22 Kanonen und 350 (?) Pferdekraft, -- Wie
vortrefflich dieses Schiff an sich auch immer sein mag. so bleibt es eben --
ein Raddampfer, und sein Bau aufi wirklich ein Anachronismus genannt
werden, da zu derselben Zeit in keiner andern Marine ein größeres Schiff noch
als Raddampfer gebaut wurde unt> man um denselben Kostenbetrag eine Prv-
pellersregatte von nahezu der anderthalbfachen Kanvnenzahl hätte herstellen
können.

Eine ähnliche Bewandtnis; hat es mit den etwas kleineren, auch aus der
neuesten Zeit stammenden Dampfern "Greis" und "Andreas Hofer". welche
übrigens noch nicht weit über das Arsenal von Pola hinausgekommen sind.

Die "Lucca", bei deren im Jahre 1851 beendeten Baue ganz fabelhafte
Betrügereien vorkamen, passirte früher für eine Fregatte, ist aber nun unter
die Korvetten rangirt worden, was auch in Anbetracht der Kanonenzohl (zehn
Stück) das Richtigste ist. Sie ist zwar geräumig und besitzt auch eine ziemliche
Schnelligkeit, ist aber äußerst schwach und aus schlechtem Material gebaut, und
es läßt sich keine besonders lange Dauer dieses schon sehr abgenutzten Dampfers
erwarten.

Von gleichem Alter ist der mit sechs schwere" Geschützen armirte Dampfer
"Curtatone". welcher zu den renommirteren Schisse" zählt.

Der älteste, jedoch noch durchaus seetüchtige und dem vorigen an Größe
gleichkommende Dampfer ist der "Vulcan", ein Schiff von ""gemein solider Bauart.


Grenzbotc" III. 18K4. 42

„Erzherzog Friedrich" schon bei verschiedenen Gelegenheiten als ein guter Seg¬
ler bewährt hat.

Die drei Segelkorvetten „Karolina", „Diana" und „Minerva" (von 18
bis 24 Kanonen) stammen aus den ersten vierziger Jahren, und nur die
„Karolina" dürfte sich noch für längere Fahrten eignen. Die „Minerva" wird
seit etwa zehn Jahren als Unterrichtsschiff benutzt. Die Korvette „Titania",
welche in manchen Verzeichnissen der östreichischen Kriegsschiffe noch erscheint,
ist bereits vor mehren Jahren als gänzlich seenntüchtig ausgemustert worden.

Auch die Briggs „Hußar" und „Pola", obwohl starkgebaute und dem An¬
sehen nach gut erhaltene Schiffe, werden nur noch kurze Zeit diensttauglich blei¬
ben, waS in noch höherem Grade von der Brigg „Pylades" gilt. Der zu die¬
sem „Pylades" gehörende „Orestes" hat schon seit Jahren zu existiren aufgehört-,
seine letzte That war 1849 die Zersprengung der aus etwa zwanzig Fischer¬
barken bestehenden sogenannten Flotille des von Rom nach Unteritalien sich
flüchtenden Garibaldi, eine That, von welcher seiner Zeit in Wien ebenso
Viel Aufhebens gemacht wurde, als jetzt von der Wegnahme der Kanvnen-
jollen des Kapitän Hammer. In etwas besserem Zustande ist die etwa zwölf
Jahre alte Brigg „Montecuccvli".

Unter den Naddampfern nimmt die Fregatte „Kaiserin Elisabeth" den
ersten Rang ein; dieselbe hat 22 Kanonen und 350 (?) Pferdekraft, — Wie
vortrefflich dieses Schiff an sich auch immer sein mag. so bleibt es eben —
ein Raddampfer, und sein Bau aufi wirklich ein Anachronismus genannt
werden, da zu derselben Zeit in keiner andern Marine ein größeres Schiff noch
als Raddampfer gebaut wurde unt> man um denselben Kostenbetrag eine Prv-
pellersregatte von nahezu der anderthalbfachen Kanvnenzahl hätte herstellen
können.

Eine ähnliche Bewandtnis; hat es mit den etwas kleineren, auch aus der
neuesten Zeit stammenden Dampfern „Greis" und „Andreas Hofer". welche
übrigens noch nicht weit über das Arsenal von Pola hinausgekommen sind.

Die „Lucca", bei deren im Jahre 1851 beendeten Baue ganz fabelhafte
Betrügereien vorkamen, passirte früher für eine Fregatte, ist aber nun unter
die Korvetten rangirt worden, was auch in Anbetracht der Kanonenzohl (zehn
Stück) das Richtigste ist. Sie ist zwar geräumig und besitzt auch eine ziemliche
Schnelligkeit, ist aber äußerst schwach und aus schlechtem Material gebaut, und
es läßt sich keine besonders lange Dauer dieses schon sehr abgenutzten Dampfers
erwarten.

Von gleichem Alter ist der mit sechs schwere» Geschützen armirte Dampfer
„Curtatone". welcher zu den renommirteren Schisse» zählt.

Der älteste, jedoch noch durchaus seetüchtige und dem vorigen an Größe
gleichkommende Dampfer ist der „Vulcan", ein Schiff von »»gemein solider Bauart.


Grenzbotc» III. 18K4. 42
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[0337] „Erzherzog Friedrich" schon bei verschiedenen Gelegenheiten als ein guter Seg¬ ler bewährt hat. Die drei Segelkorvetten „Karolina", „Diana" und „Minerva" (von 18 bis 24 Kanonen) stammen aus den ersten vierziger Jahren, und nur die „Karolina" dürfte sich noch für längere Fahrten eignen. Die „Minerva" wird seit etwa zehn Jahren als Unterrichtsschiff benutzt. Die Korvette „Titania", welche in manchen Verzeichnissen der östreichischen Kriegsschiffe noch erscheint, ist bereits vor mehren Jahren als gänzlich seenntüchtig ausgemustert worden. Auch die Briggs „Hußar" und „Pola", obwohl starkgebaute und dem An¬ sehen nach gut erhaltene Schiffe, werden nur noch kurze Zeit diensttauglich blei¬ ben, waS in noch höherem Grade von der Brigg „Pylades" gilt. Der zu die¬ sem „Pylades" gehörende „Orestes" hat schon seit Jahren zu existiren aufgehört-, seine letzte That war 1849 die Zersprengung der aus etwa zwanzig Fischer¬ barken bestehenden sogenannten Flotille des von Rom nach Unteritalien sich flüchtenden Garibaldi, eine That, von welcher seiner Zeit in Wien ebenso Viel Aufhebens gemacht wurde, als jetzt von der Wegnahme der Kanvnen- jollen des Kapitän Hammer. In etwas besserem Zustande ist die etwa zwölf Jahre alte Brigg „Montecuccvli". Unter den Naddampfern nimmt die Fregatte „Kaiserin Elisabeth" den ersten Rang ein; dieselbe hat 22 Kanonen und 350 (?) Pferdekraft, — Wie vortrefflich dieses Schiff an sich auch immer sein mag. so bleibt es eben — ein Raddampfer, und sein Bau aufi wirklich ein Anachronismus genannt werden, da zu derselben Zeit in keiner andern Marine ein größeres Schiff noch als Raddampfer gebaut wurde unt> man um denselben Kostenbetrag eine Prv- pellersregatte von nahezu der anderthalbfachen Kanvnenzahl hätte herstellen können. Eine ähnliche Bewandtnis; hat es mit den etwas kleineren, auch aus der neuesten Zeit stammenden Dampfern „Greis" und „Andreas Hofer". welche übrigens noch nicht weit über das Arsenal von Pola hinausgekommen sind. Die „Lucca", bei deren im Jahre 1851 beendeten Baue ganz fabelhafte Betrügereien vorkamen, passirte früher für eine Fregatte, ist aber nun unter die Korvetten rangirt worden, was auch in Anbetracht der Kanonenzohl (zehn Stück) das Richtigste ist. Sie ist zwar geräumig und besitzt auch eine ziemliche Schnelligkeit, ist aber äußerst schwach und aus schlechtem Material gebaut, und es läßt sich keine besonders lange Dauer dieses schon sehr abgenutzten Dampfers erwarten. Von gleichem Alter ist der mit sechs schwere» Geschützen armirte Dampfer „Curtatone". welcher zu den renommirteren Schisse» zählt. Der älteste, jedoch noch durchaus seetüchtige und dem vorigen an Größe gleichkommende Dampfer ist der „Vulcan", ein Schiff von »»gemein solider Bauart. Grenzbotc» III. 18K4. 42

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_189094/337>, abgerufen am 28.09.2024.