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Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. III. Band.

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mit Kannen. Die Infanterie hatte ihre Gewehre in Pyramiden zusammen¬
gesetzt.

In dieser Situation vernahmen wir plötzlich, aus nicht sehr großer Ent¬
fernung vor uns, ein furchtbares Kanonenfcuer. worauf die Truppen unter das
Gewehr traten.

Nicht sehr lange darauf kam das Detachement, welches zur Recognoscirung
des Feindes vorgesendet gewesen, auf dem Wege von Großbeeren zurückkehrend,
an uns vorüber.

Dieses Detachement bestand aus dem Füsilicrbataillon des Regiments Col-
berg (von der Brigade Krafft. dem ersten Leibhusarenregiment und der Halden
Fußbatterie No. 19.

Von den vier Geschützen dieser halben Batterie waren drei mehr oder
weniger demontirt, und auf den Protzen der Kanonen saßen mehre schwer
verwundete Artilleristen; denn diese halbe Batterie hatte das Feuer verschiedener
sächsischer Batterien auszuhalten gehabt.

Beim Herannahen dieses Recognoscirungsdctachements erging der Befehl
zum Vorrücken aller Truppen in die Schlachtlinie. Die Signalhörner meldeten
ihn den einzelnen Truppentheilen. Unverweilt ging es in der Richtung vor¬
wärts, in welcher der Feind seine Stellung genommen. Die Schlachtlinie wurde
von den Brigaden v. Krafft, v. Hessen-Homburg und v. Thumm gebildet.

Eine kleine Strecke vor dieser Infanterie, welche in Colonnen formirt stand,
bildete die Brigade- und die Neserveartillerie des Armeecorps eine Linie von
anfänglich 62 Geschützen, die aber nach dein Heranziehen der noch in Reserve
gehaltenen Batterien bis auf 82 vermehrt wurden.

Die Jnfanteriebrigaden, welche ohngefähr hundert Schritt hinter der Ar¬
tillerielinie Stellung genommen hatten, waren in zwei Treffen formirt. Im
ersten Treffen standen die alten Linien- und die neuen Ncserveregimenter, im
zweiten Treffen die Landwehrinfanterie.

Diese Formation war vermuthlich nicht aus dem Grunde befohlen, weil
man der Landwehr einen geringern Platz in der Rangordnung der preußischen
Truppen anwies. Wohl aber konnte sie von der Rücksicht darauf angeordnet
worden sein, daß die Landwehrtruppen bisher noch keinem Feinde gegenüber¬
gestanden hatten und folglich bei Großbeeren erst die Feuertaufe erhalten
sollten.

Nachdem nun die soeben erwähnten 82 Feuerschlünde in zwei verschiedenen
Aufstellungen ungefähr ö0 Kugelschüsse per Geschütz, also etwa 4000 Kugeln,
gegen den Feind verschossen, ging das erste Treffen der Infanterie -- man
merke nur das erste Treffen -- mit klingendem Spiel durch die Intervallen
der Artillerie gegen die feindliche Aufstellung vor.

Hierbei denke man sich aber nicht eine volltönende, dreißig bis vierzig Mann


mit Kannen. Die Infanterie hatte ihre Gewehre in Pyramiden zusammen¬
gesetzt.

In dieser Situation vernahmen wir plötzlich, aus nicht sehr großer Ent¬
fernung vor uns, ein furchtbares Kanonenfcuer. worauf die Truppen unter das
Gewehr traten.

Nicht sehr lange darauf kam das Detachement, welches zur Recognoscirung
des Feindes vorgesendet gewesen, auf dem Wege von Großbeeren zurückkehrend,
an uns vorüber.

Dieses Detachement bestand aus dem Füsilicrbataillon des Regiments Col-
berg (von der Brigade Krafft. dem ersten Leibhusarenregiment und der Halden
Fußbatterie No. 19.

Von den vier Geschützen dieser halben Batterie waren drei mehr oder
weniger demontirt, und auf den Protzen der Kanonen saßen mehre schwer
verwundete Artilleristen; denn diese halbe Batterie hatte das Feuer verschiedener
sächsischer Batterien auszuhalten gehabt.

Beim Herannahen dieses Recognoscirungsdctachements erging der Befehl
zum Vorrücken aller Truppen in die Schlachtlinie. Die Signalhörner meldeten
ihn den einzelnen Truppentheilen. Unverweilt ging es in der Richtung vor¬
wärts, in welcher der Feind seine Stellung genommen. Die Schlachtlinie wurde
von den Brigaden v. Krafft, v. Hessen-Homburg und v. Thumm gebildet.

Eine kleine Strecke vor dieser Infanterie, welche in Colonnen formirt stand,
bildete die Brigade- und die Neserveartillerie des Armeecorps eine Linie von
anfänglich 62 Geschützen, die aber nach dein Heranziehen der noch in Reserve
gehaltenen Batterien bis auf 82 vermehrt wurden.

Die Jnfanteriebrigaden, welche ohngefähr hundert Schritt hinter der Ar¬
tillerielinie Stellung genommen hatten, waren in zwei Treffen formirt. Im
ersten Treffen standen die alten Linien- und die neuen Ncserveregimenter, im
zweiten Treffen die Landwehrinfanterie.

Diese Formation war vermuthlich nicht aus dem Grunde befohlen, weil
man der Landwehr einen geringern Platz in der Rangordnung der preußischen
Truppen anwies. Wohl aber konnte sie von der Rücksicht darauf angeordnet
worden sein, daß die Landwehrtruppen bisher noch keinem Feinde gegenüber¬
gestanden hatten und folglich bei Großbeeren erst die Feuertaufe erhalten
sollten.

Nachdem nun die soeben erwähnten 82 Feuerschlünde in zwei verschiedenen
Aufstellungen ungefähr ö0 Kugelschüsse per Geschütz, also etwa 4000 Kugeln,
gegen den Feind verschossen, ging das erste Treffen der Infanterie — man
merke nur das erste Treffen — mit klingendem Spiel durch die Intervallen
der Artillerie gegen die feindliche Aufstellung vor.

Hierbei denke man sich aber nicht eine volltönende, dreißig bis vierzig Mann


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[0317] mit Kannen. Die Infanterie hatte ihre Gewehre in Pyramiden zusammen¬ gesetzt. In dieser Situation vernahmen wir plötzlich, aus nicht sehr großer Ent¬ fernung vor uns, ein furchtbares Kanonenfcuer. worauf die Truppen unter das Gewehr traten. Nicht sehr lange darauf kam das Detachement, welches zur Recognoscirung des Feindes vorgesendet gewesen, auf dem Wege von Großbeeren zurückkehrend, an uns vorüber. Dieses Detachement bestand aus dem Füsilicrbataillon des Regiments Col- berg (von der Brigade Krafft. dem ersten Leibhusarenregiment und der Halden Fußbatterie No. 19. Von den vier Geschützen dieser halben Batterie waren drei mehr oder weniger demontirt, und auf den Protzen der Kanonen saßen mehre schwer verwundete Artilleristen; denn diese halbe Batterie hatte das Feuer verschiedener sächsischer Batterien auszuhalten gehabt. Beim Herannahen dieses Recognoscirungsdctachements erging der Befehl zum Vorrücken aller Truppen in die Schlachtlinie. Die Signalhörner meldeten ihn den einzelnen Truppentheilen. Unverweilt ging es in der Richtung vor¬ wärts, in welcher der Feind seine Stellung genommen. Die Schlachtlinie wurde von den Brigaden v. Krafft, v. Hessen-Homburg und v. Thumm gebildet. Eine kleine Strecke vor dieser Infanterie, welche in Colonnen formirt stand, bildete die Brigade- und die Neserveartillerie des Armeecorps eine Linie von anfänglich 62 Geschützen, die aber nach dein Heranziehen der noch in Reserve gehaltenen Batterien bis auf 82 vermehrt wurden. Die Jnfanteriebrigaden, welche ohngefähr hundert Schritt hinter der Ar¬ tillerielinie Stellung genommen hatten, waren in zwei Treffen formirt. Im ersten Treffen standen die alten Linien- und die neuen Ncserveregimenter, im zweiten Treffen die Landwehrinfanterie. Diese Formation war vermuthlich nicht aus dem Grunde befohlen, weil man der Landwehr einen geringern Platz in der Rangordnung der preußischen Truppen anwies. Wohl aber konnte sie von der Rücksicht darauf angeordnet worden sein, daß die Landwehrtruppen bisher noch keinem Feinde gegenüber¬ gestanden hatten und folglich bei Großbeeren erst die Feuertaufe erhalten sollten. Nachdem nun die soeben erwähnten 82 Feuerschlünde in zwei verschiedenen Aufstellungen ungefähr ö0 Kugelschüsse per Geschütz, also etwa 4000 Kugeln, gegen den Feind verschossen, ging das erste Treffen der Infanterie — man merke nur das erste Treffen — mit klingendem Spiel durch die Intervallen der Artillerie gegen die feindliche Aufstellung vor. Hierbei denke man sich aber nicht eine volltönende, dreißig bis vierzig Mann

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_189094/317>, abgerufen am 28.09.2024.