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Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. III. Band.

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Kühn
Moses
Hans
Bauern, nicht im Bunde stehend.
Jost
Klaus

Erster Aufzug.

Platz zu Altdorf. Erster Auftritt. Zwei Söldner.

Mach doch, so werden wir einmal fertig! sonst kommt


Erster Söldner:

der Bogt und flucht uns etwas vor.


Zweiter Söldner:

Landvogt mußt du sagen, so will er's haben.


Erster Söldner:

Oder gnädiger Herr.


Zweiter Söldner:

Recht so. das hört er noch lieber, das gibt uns ein

gewisses Ansehn. Aber der Hut muß angenagelt werden, sonst hält er nicht,
der Wind wirft ihn herab.


Erster Söldner:

Die Bauern werden große Augen machen, wenn sie das

sehen.


Zweiter Söldner:

Gelt, das war ein Einfall! Er sei ihm die Nacht über

in den Sinn gekommen, sagt er.


Erster Söldner:

Wenn unser Vogt bei Nachtzeit etwas ausbrütet, das

läßt sich bei Tage schon sehen.


Zweiter Söldner:

Nimm dich in Acht, was du redst.


Erster Söldner:

Da tummre ich mich viel darum. Er kann mich fort¬

schicken; lieber heut noch, als morgen.


Zweiter Söldner:

In die Keller zu Küßnach!


Erster Söldner:

Er macht es zu arg! das thut nicht gut, denk an mich!


Zweiter Söldner:

Das überlassen wir ihm. Wir sind um den Sold.

Ein rechter Sold, wo man weder Ruhe noch Frieden


Erster Söldner:

hat! Tag und Nacht müssen wir auf der Fahrt sein, um Leute aufzuspüren,
die ihm verdächtig sind.

Wenn du so ein zartes Gewissen hast, laß sie laufen,


Zweiter Söldner:

Schwätz ihm eins vor.


Erster Söldner:

Alle Augenblicke sind wir nicht sicher, wenn wir auf

einem nächtlichen Zug erschlagen werden.


Zweiter Söldner:

Du hast gewaltige Furcht.


Erster Söldner:

Ich gehe bei keinem Bauern vorüber, daß ich nicht den

Kopf in die Schultern ziehe und denke: jetzt! jetzt kommt er hinten nach und
versetzt mir mit seinen Knochen eins ins Genick.


Zweiter Söldner:

Das lassen sie wohl bleiben/ Die Geschichte vom

alten Melchthciler hat sie schon mürbe gemacht.


Erster Söldner:

Der Landenberg ist ein Ungeheuer. Was? einem alten


Kühn
Moses
Hans
Bauern, nicht im Bunde stehend.
Jost
Klaus

Erster Aufzug.

Platz zu Altdorf. Erster Auftritt. Zwei Söldner.

Mach doch, so werden wir einmal fertig! sonst kommt


Erster Söldner:

der Bogt und flucht uns etwas vor.


Zweiter Söldner:

Landvogt mußt du sagen, so will er's haben.


Erster Söldner:

Oder gnädiger Herr.


Zweiter Söldner:

Recht so. das hört er noch lieber, das gibt uns ein

gewisses Ansehn. Aber der Hut muß angenagelt werden, sonst hält er nicht,
der Wind wirft ihn herab.


Erster Söldner:

Die Bauern werden große Augen machen, wenn sie das

sehen.


Zweiter Söldner:

Gelt, das war ein Einfall! Er sei ihm die Nacht über

in den Sinn gekommen, sagt er.


Erster Söldner:

Wenn unser Vogt bei Nachtzeit etwas ausbrütet, das

läßt sich bei Tage schon sehen.


Zweiter Söldner:

Nimm dich in Acht, was du redst.


Erster Söldner:

Da tummre ich mich viel darum. Er kann mich fort¬

schicken; lieber heut noch, als morgen.


Zweiter Söldner:

In die Keller zu Küßnach!


Erster Söldner:

Er macht es zu arg! das thut nicht gut, denk an mich!


Zweiter Söldner:

Das überlassen wir ihm. Wir sind um den Sold.

Ein rechter Sold, wo man weder Ruhe noch Frieden


Erster Söldner:

hat! Tag und Nacht müssen wir auf der Fahrt sein, um Leute aufzuspüren,
die ihm verdächtig sind.

Wenn du so ein zartes Gewissen hast, laß sie laufen,


Zweiter Söldner:

Schwätz ihm eins vor.


Erster Söldner:

Alle Augenblicke sind wir nicht sicher, wenn wir auf

einem nächtlichen Zug erschlagen werden.


Zweiter Söldner:

Du hast gewaltige Furcht.


Erster Söldner:

Ich gehe bei keinem Bauern vorüber, daß ich nicht den

Kopf in die Schultern ziehe und denke: jetzt! jetzt kommt er hinten nach und
versetzt mir mit seinen Knochen eins ins Genick.


Zweiter Söldner:

Das lassen sie wohl bleiben/ Die Geschichte vom

alten Melchthciler hat sie schon mürbe gemacht.


Erster Söldner:

Der Landenberg ist ein Ungeheuer. Was? einem alten


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[0270] Kühn Moses Hans Bauern, nicht im Bunde stehend. Jost Klaus Erster Aufzug. Platz zu Altdorf. Erster Auftritt. Zwei Söldner. Mach doch, so werden wir einmal fertig! sonst kommt Erster Söldner: der Bogt und flucht uns etwas vor. Zweiter Söldner: Landvogt mußt du sagen, so will er's haben. Erster Söldner: Oder gnädiger Herr. Zweiter Söldner: Recht so. das hört er noch lieber, das gibt uns ein gewisses Ansehn. Aber der Hut muß angenagelt werden, sonst hält er nicht, der Wind wirft ihn herab. Erster Söldner: Die Bauern werden große Augen machen, wenn sie das sehen. Zweiter Söldner: Gelt, das war ein Einfall! Er sei ihm die Nacht über in den Sinn gekommen, sagt er. Erster Söldner: Wenn unser Vogt bei Nachtzeit etwas ausbrütet, das läßt sich bei Tage schon sehen. Zweiter Söldner: Nimm dich in Acht, was du redst. Erster Söldner: Da tummre ich mich viel darum. Er kann mich fort¬ schicken; lieber heut noch, als morgen. Zweiter Söldner: In die Keller zu Küßnach! Erster Söldner: Er macht es zu arg! das thut nicht gut, denk an mich! Zweiter Söldner: Das überlassen wir ihm. Wir sind um den Sold. Ein rechter Sold, wo man weder Ruhe noch Frieden Erster Söldner: hat! Tag und Nacht müssen wir auf der Fahrt sein, um Leute aufzuspüren, die ihm verdächtig sind. Wenn du so ein zartes Gewissen hast, laß sie laufen, Zweiter Söldner: Schwätz ihm eins vor. Erster Söldner: Alle Augenblicke sind wir nicht sicher, wenn wir auf einem nächtlichen Zug erschlagen werden. Zweiter Söldner: Du hast gewaltige Furcht. Erster Söldner: Ich gehe bei keinem Bauern vorüber, daß ich nicht den Kopf in die Schultern ziehe und denke: jetzt! jetzt kommt er hinten nach und versetzt mir mit seinen Knochen eins ins Genick. Zweiter Söldner: Das lassen sie wohl bleiben/ Die Geschichte vom alten Melchthciler hat sie schon mürbe gemacht. Erster Söldner: Der Landenberg ist ein Ungeheuer. Was? einem alten

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_189094/270>, abgerufen am 28.09.2024.