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Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. III. Band.

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ständist geschehen konnte, wurde ihnen zur Sicherheit eine hohe Person über¬
geben. So lieferte z. B. der Herzog von Alba den Herzog von Ossuna.
Granden von Spanien, an seine Soldaten aus, die sich nach der Schlacht von
Mönch empört hatten; er wurde von ihnen in Gewahrsam gehalten, bis alle
Soldrückstände gezahlt waren. Wenn die Sache auf diese Weise beigelegt
worden, schwor der General eir erist' in der Hauptkirche des Orts auf die
heiligen Sacramente einen Eid, daß alles vergessen und vergeben sei. und die
Soldaten gehorchten wieder ihren Offizieren, als ob nichts vorgefallen wäre.
Der Meutcr-General und der Gouverneur wurden wieder Feldwebel und ge¬
meiner Soldat.

Wir haben diese Beschreibung hauptsächlich der Hiskoriu, ti I'ianära,
von Cardinal Bustivoglio entlehnt. Sie ist nicht ein bloßes Curiosum. Die
Meutereien haben im sechzehnten Jahrhundert eine so große Rolle gespielt, daß
zuweilen der Gang der Weltereignisse von ihnen bestimmt ist. Ohne ihren
Mechanismus zu kennen, ist es schwer, sich ein vollständig klares Bild jener
Zeit zu machen.




Vermischte Literatur.
Griechische Geschichte in Biographien. Nach den Quellen bearbeitet
von ol-. A, Hen"cbergcr. Hildburghausen, Verlag von L. Nonne. 1864. 316 S.

Die Biographien sind die von Achilles und Odysseus, von Lykurg, Aristvdcmus
und Anstomcncs. von Solo", Miltiades, Themistokles und Aristides, Perikles, Alci-
biades. sociales, Xenophon, Epcuninondas und Pelopidas, Demosthenes, Alexander
dem Großen und Philopömen. Bei dem Leben des Sokrates sind Plato und Xeno-
phon, bei Lykurg und Philopömen ist ausschließlich, 'bei den übrigen (Achill und
Odysseus sowie Miltiades ausgenommen) vorwiegend Plutarch ausgezogen. Die
Kritik der Neueren ist absichtlich nicht beachtet worden, da der Zusammensteller dieser
Mosaik es für zweckmäßig hielt, "jugendlichen Lesern auf unsern Gymnasien zunächst
einmal die hervorragenden Gestalten und Charaktere des Alterthums in dem Lichte vor
die Augen zu führen, in welchem dieselbe" von dem Alterthum selbst gesehen wurden."
Dagegen ist zu bemerken, daß damit nichts Neues geliefert wird, da die meiste"
frühere" Darsteller der alte" Geschichte i" ähnlicher Weise verfuhren. Ferner scheint
es uns nicht praktisch, Gymnasiasten theilweise verzeichnete und falsch gefärbte Bil-


ständist geschehen konnte, wurde ihnen zur Sicherheit eine hohe Person über¬
geben. So lieferte z. B. der Herzog von Alba den Herzog von Ossuna.
Granden von Spanien, an seine Soldaten aus, die sich nach der Schlacht von
Mönch empört hatten; er wurde von ihnen in Gewahrsam gehalten, bis alle
Soldrückstände gezahlt waren. Wenn die Sache auf diese Weise beigelegt
worden, schwor der General eir erist' in der Hauptkirche des Orts auf die
heiligen Sacramente einen Eid, daß alles vergessen und vergeben sei. und die
Soldaten gehorchten wieder ihren Offizieren, als ob nichts vorgefallen wäre.
Der Meutcr-General und der Gouverneur wurden wieder Feldwebel und ge¬
meiner Soldat.

Wir haben diese Beschreibung hauptsächlich der Hiskoriu, ti I'ianära,
von Cardinal Bustivoglio entlehnt. Sie ist nicht ein bloßes Curiosum. Die
Meutereien haben im sechzehnten Jahrhundert eine so große Rolle gespielt, daß
zuweilen der Gang der Weltereignisse von ihnen bestimmt ist. Ohne ihren
Mechanismus zu kennen, ist es schwer, sich ein vollständig klares Bild jener
Zeit zu machen.




Vermischte Literatur.
Griechische Geschichte in Biographien. Nach den Quellen bearbeitet
von ol-. A, Hen»cbergcr. Hildburghausen, Verlag von L. Nonne. 1864. 316 S.

Die Biographien sind die von Achilles und Odysseus, von Lykurg, Aristvdcmus
und Anstomcncs. von Solo», Miltiades, Themistokles und Aristides, Perikles, Alci-
biades. sociales, Xenophon, Epcuninondas und Pelopidas, Demosthenes, Alexander
dem Großen und Philopömen. Bei dem Leben des Sokrates sind Plato und Xeno-
phon, bei Lykurg und Philopömen ist ausschließlich, 'bei den übrigen (Achill und
Odysseus sowie Miltiades ausgenommen) vorwiegend Plutarch ausgezogen. Die
Kritik der Neueren ist absichtlich nicht beachtet worden, da der Zusammensteller dieser
Mosaik es für zweckmäßig hielt, „jugendlichen Lesern auf unsern Gymnasien zunächst
einmal die hervorragenden Gestalten und Charaktere des Alterthums in dem Lichte vor
die Augen zu führen, in welchem dieselbe» von dem Alterthum selbst gesehen wurden."
Dagegen ist zu bemerken, daß damit nichts Neues geliefert wird, da die meiste»
frühere» Darsteller der alte» Geschichte i» ähnlicher Weise verfuhren. Ferner scheint
es uns nicht praktisch, Gymnasiasten theilweise verzeichnete und falsch gefärbte Bil-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_189094/244>, abgerufen am 28.09.2024.