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Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. III. Band.

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eine verbündete Armee zu concentriren. -- Ein so entschiedenes Vorgehen würde
nicht nur die eroberten Lande am besten sichern und dem Feinde jede Unter"
nehmungslust an den diesseitigen Küsten rauben, sondern auch der deutschen
Flotte Luft machen. Wenn die Armeen das Meer bedrohen, muß die dänische
Flotte von allen auswärtigen Unternehmungen ablassen, die preußischen
ystseeschiffe können sich nach der schleswigschen Küste begeben und auf die
dortigen Häfen basirt die Verbindung der Armee mit dem Festlande sicher stellen.
Die preußische Ostsecflotte im Hafen von Hörup würde die Blokade der Bai
Von Stettin viel wirksamer aufheben als von Swinemünde aus.

Aus der Nordsee hören Wir wohl bald von einem Seegefecht zwischen den
dänischen und den östreicbisch-preußischen Schiffen. Alle Gedanken, alle Wünsche,
alle Regeln und die ganze Natur des Krieges drängen zu diesem Ereigniß.
Möge es zum Siege Deutschlands ausschlagen. Die Gefahren einer Landung
der Dänen an einer der deutschen Küsten kann man nicht hoch anschlagen und
scheint eine Bewaffnung der militärisch erzogenen Bevölkerung hinreichend zu
ihrer Abwendung. Das wirksamste Mittel dagegen würde aber die Landung aus
den dänischen Inseln selbst gewähren.

Aus Jütland berichten die Zeitungen von mancherlei Truppenmärschen,
von kleinen Gefechten, Wegnahme von Magazinen wie von der Sprengung der
Eisenbahnbrücke über die Guden-Aa. Letzteres Ereigniß ist nicht zu verstehen,
zumal nicht durch seine Motivirung, daß man den Eisenbahnvorstand habe
strafen wollen, die Locomotive nicht in brauchbaren Zustand versetzt zu haben
und daß man den Feind an der Benutzung des Schienenwegs hahe hindern
wollen. Die Eisenbahn erleichtert so ungemein die Bewegung der Truppen,
haß me>N es als ein Versäumnis; der Alliirten bezeicben muß. dieselbe nicht mit
allen Kräften, welche die Bevölkerung so reichlich bot, von Flensburg bis
Fridericia, wo der Bahnkörper schon vorhanden, und von dort nach Aarhns
angelegt zu haben, soweit dies für Transporte nothwendig war. Eine vorhandene
Bahn aber zu unterbrechen in einem Lande, das man militärisch behaupten will,
und in dem man also eine möglichst freie Bewegung anstreben muß. ist so, wie
es berichte! wird, gar nicht zu erklären. Die Herstellung der Locomotive war
in jetziger Zeit und bei der raschen Verbindung nach rückwärts gewiß leicht zu
bewirken. Das was. geschehen, trägt, soweit man nach den öffentlichen Mit¬
theilungen urtheilen darf, mehr den Stempel eines Wandalismus, als einer
nothwendigen militärischen Handlung.

Die Darmstädter Militär-Zeitung enthält in einer Reihe von Artikeln "das
preußische Militärmedicinalwescn in Schleswig" betitelt, einen Bericht über
das letztere, der es nach seiner Vollendung gestatten wird, über diesen so
wichtigen Theil der Armeeorganisation einige Worte zu sprechen und daran
Bemerkungen zu knüpfen, was in dieser Beziehung die Reorganisation der


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eine verbündete Armee zu concentriren. — Ein so entschiedenes Vorgehen würde
nicht nur die eroberten Lande am besten sichern und dem Feinde jede Unter»
nehmungslust an den diesseitigen Küsten rauben, sondern auch der deutschen
Flotte Luft machen. Wenn die Armeen das Meer bedrohen, muß die dänische
Flotte von allen auswärtigen Unternehmungen ablassen, die preußischen
ystseeschiffe können sich nach der schleswigschen Küste begeben und auf die
dortigen Häfen basirt die Verbindung der Armee mit dem Festlande sicher stellen.
Die preußische Ostsecflotte im Hafen von Hörup würde die Blokade der Bai
Von Stettin viel wirksamer aufheben als von Swinemünde aus.

Aus der Nordsee hören Wir wohl bald von einem Seegefecht zwischen den
dänischen und den östreicbisch-preußischen Schiffen. Alle Gedanken, alle Wünsche,
alle Regeln und die ganze Natur des Krieges drängen zu diesem Ereigniß.
Möge es zum Siege Deutschlands ausschlagen. Die Gefahren einer Landung
der Dänen an einer der deutschen Küsten kann man nicht hoch anschlagen und
scheint eine Bewaffnung der militärisch erzogenen Bevölkerung hinreichend zu
ihrer Abwendung. Das wirksamste Mittel dagegen würde aber die Landung aus
den dänischen Inseln selbst gewähren.

Aus Jütland berichten die Zeitungen von mancherlei Truppenmärschen,
von kleinen Gefechten, Wegnahme von Magazinen wie von der Sprengung der
Eisenbahnbrücke über die Guden-Aa. Letzteres Ereigniß ist nicht zu verstehen,
zumal nicht durch seine Motivirung, daß man den Eisenbahnvorstand habe
strafen wollen, die Locomotive nicht in brauchbaren Zustand versetzt zu haben
und daß man den Feind an der Benutzung des Schienenwegs hahe hindern
wollen. Die Eisenbahn erleichtert so ungemein die Bewegung der Truppen,
haß me>N es als ein Versäumnis; der Alliirten bezeicben muß. dieselbe nicht mit
allen Kräften, welche die Bevölkerung so reichlich bot, von Flensburg bis
Fridericia, wo der Bahnkörper schon vorhanden, und von dort nach Aarhns
angelegt zu haben, soweit dies für Transporte nothwendig war. Eine vorhandene
Bahn aber zu unterbrechen in einem Lande, das man militärisch behaupten will,
und in dem man also eine möglichst freie Bewegung anstreben muß. ist so, wie
es berichte! wird, gar nicht zu erklären. Die Herstellung der Locomotive war
in jetziger Zeit und bei der raschen Verbindung nach rückwärts gewiß leicht zu
bewirken. Das was. geschehen, trägt, soweit man nach den öffentlichen Mit¬
theilungen urtheilen darf, mehr den Stempel eines Wandalismus, als einer
nothwendigen militärischen Handlung.

Die Darmstädter Militär-Zeitung enthält in einer Reihe von Artikeln „das
preußische Militärmedicinalwescn in Schleswig" betitelt, einen Bericht über
das letztere, der es nach seiner Vollendung gestatten wird, über diesen so
wichtigen Theil der Armeeorganisation einige Worte zu sprechen und daran
Bemerkungen zu knüpfen, was in dieser Beziehung die Reorganisation der


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[0123] eine verbündete Armee zu concentriren. — Ein so entschiedenes Vorgehen würde nicht nur die eroberten Lande am besten sichern und dem Feinde jede Unter» nehmungslust an den diesseitigen Küsten rauben, sondern auch der deutschen Flotte Luft machen. Wenn die Armeen das Meer bedrohen, muß die dänische Flotte von allen auswärtigen Unternehmungen ablassen, die preußischen ystseeschiffe können sich nach der schleswigschen Küste begeben und auf die dortigen Häfen basirt die Verbindung der Armee mit dem Festlande sicher stellen. Die preußische Ostsecflotte im Hafen von Hörup würde die Blokade der Bai Von Stettin viel wirksamer aufheben als von Swinemünde aus. Aus der Nordsee hören Wir wohl bald von einem Seegefecht zwischen den dänischen und den östreicbisch-preußischen Schiffen. Alle Gedanken, alle Wünsche, alle Regeln und die ganze Natur des Krieges drängen zu diesem Ereigniß. Möge es zum Siege Deutschlands ausschlagen. Die Gefahren einer Landung der Dänen an einer der deutschen Küsten kann man nicht hoch anschlagen und scheint eine Bewaffnung der militärisch erzogenen Bevölkerung hinreichend zu ihrer Abwendung. Das wirksamste Mittel dagegen würde aber die Landung aus den dänischen Inseln selbst gewähren. Aus Jütland berichten die Zeitungen von mancherlei Truppenmärschen, von kleinen Gefechten, Wegnahme von Magazinen wie von der Sprengung der Eisenbahnbrücke über die Guden-Aa. Letzteres Ereigniß ist nicht zu verstehen, zumal nicht durch seine Motivirung, daß man den Eisenbahnvorstand habe strafen wollen, die Locomotive nicht in brauchbaren Zustand versetzt zu haben und daß man den Feind an der Benutzung des Schienenwegs hahe hindern wollen. Die Eisenbahn erleichtert so ungemein die Bewegung der Truppen, haß me>N es als ein Versäumnis; der Alliirten bezeicben muß. dieselbe nicht mit allen Kräften, welche die Bevölkerung so reichlich bot, von Flensburg bis Fridericia, wo der Bahnkörper schon vorhanden, und von dort nach Aarhns angelegt zu haben, soweit dies für Transporte nothwendig war. Eine vorhandene Bahn aber zu unterbrechen in einem Lande, das man militärisch behaupten will, und in dem man also eine möglichst freie Bewegung anstreben muß. ist so, wie es berichte! wird, gar nicht zu erklären. Die Herstellung der Locomotive war in jetziger Zeit und bei der raschen Verbindung nach rückwärts gewiß leicht zu bewirken. Das was. geschehen, trägt, soweit man nach den öffentlichen Mit¬ theilungen urtheilen darf, mehr den Stempel eines Wandalismus, als einer nothwendigen militärischen Handlung. Die Darmstädter Militär-Zeitung enthält in einer Reihe von Artikeln „das preußische Militärmedicinalwescn in Schleswig" betitelt, einen Bericht über das letztere, der es nach seiner Vollendung gestatten wird, über diesen so wichtigen Theil der Armeeorganisation einige Worte zu sprechen und daran Bemerkungen zu knüpfen, was in dieser Beziehung die Reorganisation der 15*

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_189094/123>, abgerufen am 28.09.2024.