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Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, I. Semester. II. Band.

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führung. Zwei Uebelpände zeigten sich in dieser Beziehung in der preußischen
Armeeleitung, Mangel an Triebkraft für die militärische Leistung und Neigung
zu einseitig politischem Eingreifen in die Landesangelegenheiten. Es ist aber
beim Heere wohlbekannt, daß nach beiden Richtungen der Kronprinz verstanden
hat, entweder durch directe persönliche Besprechung das Nothwendige herbeizu¬
führen, oder aber durch Bortrag bei seinem königlichen Vater das als Befehl
zu erwirken, was der Ueberredung nicht gelang. Die entscheidenden Schritte,
welche endlich zur Wegnahme der düppeler Schanzen führten, verdankt Deutsch¬
land vorzugsweise dem gewichtigen Eintreten des Kronprinzen für dieselben.
Solchem Handeln und dessen Erfolgen zollen wir warme Anerkennung, zumal
wir es als ein gutes Vorzeichen seiner Zukunft ansehen. Möge er immer fern
von dem Detail der Dinge bleiben, nie sich in seiner Stellung von einer ein¬
zelnen Liebhaberei abhängig machen, stets hoch über dem Ganzen stehen und
darin seine Erfolge finden, daß alle Theile harmonisch zusammenwirken für
das Wohl des Staats, nicht für das Interesse eines Einzelnen.--^ Der Kron¬
prinz hat die Grundlagen herbeigeführt zu einem für Deutschland günstigen
Frieden mit Dänemark, möge er mit eben solchem Glück einen für Deutschland
viel wichtigeren Frieden, den zwischen Preußens Herrscher und Preußens Volk
fördern.

Artillerie und Pionniere haben das Geschick des Kronprinzen getheilt, sie
wurden von den entscheidenden Kreisen eben nur als ein Anhang der Armee,
nicht als lebendige Theile derselben angesehen; auch sie haben in Schleswig
nicht nur ihre volle Bedeutung, sondern auch ihre große Leistungsfähigkeit be¬
wiesen und erwarten ein Gutmachen dessen, was man an ihnen bis jetzt ver¬
schuldet. --- Artillerie und Pionniere fordern die Anerkennung als Waffe und
ihren vollen Antheil an der Armecleitung. Die Artillerie außerdem noch ein
besseres Avancement, als man ihr bis jetzt, im Vergleich mit den andern Trup¬
pentheilen, gewährt hat. Dieser letzten Forderung will man, wie die Zeitun¬
gen berichten, durch eine Reorganisation genügen, welche die höheren Stellen
vom Regimentscommandeur aufwärts um 2!) dergleichen vermehrt. So sehr
man der preußischen Artillerie das daraus erwachsende Avancement gönnen muß,
so wenig kann man ihr die vorgeschlagene Art desselben wünsche". Die Ver¬
mehrung der nur inspicirenden Behörden ist ein Unglück für die Truppe, för¬
dert die Kleinigkeitskrämerei und tödtet den Geist. Will man der Waffe helfen,
so hebe man sie in sich, indem man den wirklich nothwendigen Stellen einen
der Sache entsprechenden hohen Rang giebt, und indem man dem höhern Ar¬
tillerieoffizier die Carrisre in die Armeeführerstellen öffnet. Will man allen
gerechten Anforderungen der Artillerie entsprechen, so empfiehlt sich folgende
Reorganisation:

Die Artillerie tritt in allen allgemeinen und taktischen Verhältnissen direct


führung. Zwei Uebelpände zeigten sich in dieser Beziehung in der preußischen
Armeeleitung, Mangel an Triebkraft für die militärische Leistung und Neigung
zu einseitig politischem Eingreifen in die Landesangelegenheiten. Es ist aber
beim Heere wohlbekannt, daß nach beiden Richtungen der Kronprinz verstanden
hat, entweder durch directe persönliche Besprechung das Nothwendige herbeizu¬
führen, oder aber durch Bortrag bei seinem königlichen Vater das als Befehl
zu erwirken, was der Ueberredung nicht gelang. Die entscheidenden Schritte,
welche endlich zur Wegnahme der düppeler Schanzen führten, verdankt Deutsch¬
land vorzugsweise dem gewichtigen Eintreten des Kronprinzen für dieselben.
Solchem Handeln und dessen Erfolgen zollen wir warme Anerkennung, zumal
wir es als ein gutes Vorzeichen seiner Zukunft ansehen. Möge er immer fern
von dem Detail der Dinge bleiben, nie sich in seiner Stellung von einer ein¬
zelnen Liebhaberei abhängig machen, stets hoch über dem Ganzen stehen und
darin seine Erfolge finden, daß alle Theile harmonisch zusammenwirken für
das Wohl des Staats, nicht für das Interesse eines Einzelnen.—^ Der Kron¬
prinz hat die Grundlagen herbeigeführt zu einem für Deutschland günstigen
Frieden mit Dänemark, möge er mit eben solchem Glück einen für Deutschland
viel wichtigeren Frieden, den zwischen Preußens Herrscher und Preußens Volk
fördern.

Artillerie und Pionniere haben das Geschick des Kronprinzen getheilt, sie
wurden von den entscheidenden Kreisen eben nur als ein Anhang der Armee,
nicht als lebendige Theile derselben angesehen; auch sie haben in Schleswig
nicht nur ihre volle Bedeutung, sondern auch ihre große Leistungsfähigkeit be¬
wiesen und erwarten ein Gutmachen dessen, was man an ihnen bis jetzt ver¬
schuldet. —- Artillerie und Pionniere fordern die Anerkennung als Waffe und
ihren vollen Antheil an der Armecleitung. Die Artillerie außerdem noch ein
besseres Avancement, als man ihr bis jetzt, im Vergleich mit den andern Trup¬
pentheilen, gewährt hat. Dieser letzten Forderung will man, wie die Zeitun¬
gen berichten, durch eine Reorganisation genügen, welche die höheren Stellen
vom Regimentscommandeur aufwärts um 2!) dergleichen vermehrt. So sehr
man der preußischen Artillerie das daraus erwachsende Avancement gönnen muß,
so wenig kann man ihr die vorgeschlagene Art desselben wünsche». Die Ver¬
mehrung der nur inspicirenden Behörden ist ein Unglück für die Truppe, för¬
dert die Kleinigkeitskrämerei und tödtet den Geist. Will man der Waffe helfen,
so hebe man sie in sich, indem man den wirklich nothwendigen Stellen einen
der Sache entsprechenden hohen Rang giebt, und indem man dem höhern Ar¬
tillerieoffizier die Carrisre in die Armeeführerstellen öffnet. Will man allen
gerechten Anforderungen der Artillerie entsprechen, so empfiehlt sich folgende
Reorganisation:

Die Artillerie tritt in allen allgemeinen und taktischen Verhältnissen direct


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_188560/404>, abgerufen am 23.07.2024.