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Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, I. Semester. II. Band.

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ganz nach Verdienst zu vertheilen, so darf dies keineswegs buchstäblich genommen
werden, und in der Hauptsache mußte der General ganz nach den Weisungen
des Kriegsministeriums und den über diesen Gegenstand bereits bestehenden
älteren Vorschriften handeln"). Daß die Gattung der Ehrenzeichen genau dem
Range der Betreffenden angepaßt wurde, versteht sich von selbst. Gablcnz er¬
hielt das Commandeur-. Gondrecvurt das Ritterkreuz des Thcresienordenö, die
Offiziere wurden dem Range nach mit Leopold- oder Eifern-Kronorden, Verdienst'
kreuzen und Velobungen bedacht, und bei der Mannschaft belohnte man ge¬
wöhnlich nur die Feldwebel mit goldenen, die Gemeinen nur mit kleinen sil¬
bernen Medaillen.

Daß bisweilen ein mittlerweile bereits Gestorbener eine Anerkennung er-
hielt, war in einigen Fällen wohl mit der Entfernung der Armee von Wien
zu entschuldigen und hat sich auch anderwärts ereignet; ja man mochte zuweilen
von dem Tode des Betreffenden bereits unterrichtet sein. Man constatirte dann
eben nur, daß diese Offiziere jener Auszeichnung würdig gewesen waren und
dieselbe, wenn sie am Leben geblieben wären, erhalten haben würden. Und
bei den Orden, welche mit Vortheilen für die Erben des Besitzers verbunden
sind, hat ein derartiges Verfahren viel für sich. Aber wie kann man ganz
geringfügige, sich nur auf das Recht zum Tragen eines Kreuzes oder einer
Medaille beschränkende Auszeichnungen einem^Todten zuerkennen? -- Gleich¬
wohl enthalten die letzten Nummern des Armeeverordnungsblattes eine ganze
Reihe von Namen, bei welchen es wörtlich heißt: "Ich verleihe dem im Spi¬
rale zu Rendsburg gestorbenen N. N. das Militärverdienstkreuz mit der Kriegs-
decoration". ja mehren Todten soll sogar die höchste Zufriedenheit bekannt ge¬
geben werden!

Doch man blieb nicht dabei stehen. Die östreichischen Waffenthaten mußten
noch auf andere Weise verherrlicht werden. Der Schlachtenmaler Fritz l'Alle-
mant wurde auf den Kriegsschauplatz geschickt, um dort Studien zu machen,
und es wurden ihm auch bereits zwei große Gemälde zur Ausführung über¬
tragen. Vei dem letzten Vesuche des Kaisers im Arsenal ergingen Verfügungen
über die Ausschmückung der Kuppel mit bildlichen Darstellungen der Siege in
Schleswig und Jütland und über eine besonders in die Augen fallende Placi-
rung der dänischen Kanonen. Einige Graveure sind zur Anfertigung von
Medaillen beauftragt worden, und ebenso sind eine reichliche Anzahl Von Ge- .
denktafeln und Siaudbildern zu erwarten.

Daß es an schwülstigen Armeebefehlen und Manifesten nicht gefehlt hat
und ferner nicht fehlen wird, ist bekannt und versteht sich von selbst.



') In der That erschien noch im Jahre 1859 eine sehr ausführliche Instruction über das
Entwürfe der Medailleiiverleihungstabcllcn zu beobachtende Verfahren.

ganz nach Verdienst zu vertheilen, so darf dies keineswegs buchstäblich genommen
werden, und in der Hauptsache mußte der General ganz nach den Weisungen
des Kriegsministeriums und den über diesen Gegenstand bereits bestehenden
älteren Vorschriften handeln"). Daß die Gattung der Ehrenzeichen genau dem
Range der Betreffenden angepaßt wurde, versteht sich von selbst. Gablcnz er¬
hielt das Commandeur-. Gondrecvurt das Ritterkreuz des Thcresienordenö, die
Offiziere wurden dem Range nach mit Leopold- oder Eifern-Kronorden, Verdienst'
kreuzen und Velobungen bedacht, und bei der Mannschaft belohnte man ge¬
wöhnlich nur die Feldwebel mit goldenen, die Gemeinen nur mit kleinen sil¬
bernen Medaillen.

Daß bisweilen ein mittlerweile bereits Gestorbener eine Anerkennung er-
hielt, war in einigen Fällen wohl mit der Entfernung der Armee von Wien
zu entschuldigen und hat sich auch anderwärts ereignet; ja man mochte zuweilen
von dem Tode des Betreffenden bereits unterrichtet sein. Man constatirte dann
eben nur, daß diese Offiziere jener Auszeichnung würdig gewesen waren und
dieselbe, wenn sie am Leben geblieben wären, erhalten haben würden. Und
bei den Orden, welche mit Vortheilen für die Erben des Besitzers verbunden
sind, hat ein derartiges Verfahren viel für sich. Aber wie kann man ganz
geringfügige, sich nur auf das Recht zum Tragen eines Kreuzes oder einer
Medaille beschränkende Auszeichnungen einem^Todten zuerkennen? — Gleich¬
wohl enthalten die letzten Nummern des Armeeverordnungsblattes eine ganze
Reihe von Namen, bei welchen es wörtlich heißt: „Ich verleihe dem im Spi¬
rale zu Rendsburg gestorbenen N. N. das Militärverdienstkreuz mit der Kriegs-
decoration". ja mehren Todten soll sogar die höchste Zufriedenheit bekannt ge¬
geben werden!

Doch man blieb nicht dabei stehen. Die östreichischen Waffenthaten mußten
noch auf andere Weise verherrlicht werden. Der Schlachtenmaler Fritz l'Alle-
mant wurde auf den Kriegsschauplatz geschickt, um dort Studien zu machen,
und es wurden ihm auch bereits zwei große Gemälde zur Ausführung über¬
tragen. Vei dem letzten Vesuche des Kaisers im Arsenal ergingen Verfügungen
über die Ausschmückung der Kuppel mit bildlichen Darstellungen der Siege in
Schleswig und Jütland und über eine besonders in die Augen fallende Placi-
rung der dänischen Kanonen. Einige Graveure sind zur Anfertigung von
Medaillen beauftragt worden, und ebenso sind eine reichliche Anzahl Von Ge- .
denktafeln und Siaudbildern zu erwarten.

Daß es an schwülstigen Armeebefehlen und Manifesten nicht gefehlt hat
und ferner nicht fehlen wird, ist bekannt und versteht sich von selbst.



') In der That erschien noch im Jahre 1859 eine sehr ausführliche Instruction über das
Entwürfe der Medailleiiverleihungstabcllcn zu beobachtende Verfahren.
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[0359] ganz nach Verdienst zu vertheilen, so darf dies keineswegs buchstäblich genommen werden, und in der Hauptsache mußte der General ganz nach den Weisungen des Kriegsministeriums und den über diesen Gegenstand bereits bestehenden älteren Vorschriften handeln"). Daß die Gattung der Ehrenzeichen genau dem Range der Betreffenden angepaßt wurde, versteht sich von selbst. Gablcnz er¬ hielt das Commandeur-. Gondrecvurt das Ritterkreuz des Thcresienordenö, die Offiziere wurden dem Range nach mit Leopold- oder Eifern-Kronorden, Verdienst' kreuzen und Velobungen bedacht, und bei der Mannschaft belohnte man ge¬ wöhnlich nur die Feldwebel mit goldenen, die Gemeinen nur mit kleinen sil¬ bernen Medaillen. Daß bisweilen ein mittlerweile bereits Gestorbener eine Anerkennung er- hielt, war in einigen Fällen wohl mit der Entfernung der Armee von Wien zu entschuldigen und hat sich auch anderwärts ereignet; ja man mochte zuweilen von dem Tode des Betreffenden bereits unterrichtet sein. Man constatirte dann eben nur, daß diese Offiziere jener Auszeichnung würdig gewesen waren und dieselbe, wenn sie am Leben geblieben wären, erhalten haben würden. Und bei den Orden, welche mit Vortheilen für die Erben des Besitzers verbunden sind, hat ein derartiges Verfahren viel für sich. Aber wie kann man ganz geringfügige, sich nur auf das Recht zum Tragen eines Kreuzes oder einer Medaille beschränkende Auszeichnungen einem^Todten zuerkennen? — Gleich¬ wohl enthalten die letzten Nummern des Armeeverordnungsblattes eine ganze Reihe von Namen, bei welchen es wörtlich heißt: „Ich verleihe dem im Spi¬ rale zu Rendsburg gestorbenen N. N. das Militärverdienstkreuz mit der Kriegs- decoration". ja mehren Todten soll sogar die höchste Zufriedenheit bekannt ge¬ geben werden! Doch man blieb nicht dabei stehen. Die östreichischen Waffenthaten mußten noch auf andere Weise verherrlicht werden. Der Schlachtenmaler Fritz l'Alle- mant wurde auf den Kriegsschauplatz geschickt, um dort Studien zu machen, und es wurden ihm auch bereits zwei große Gemälde zur Ausführung über¬ tragen. Vei dem letzten Vesuche des Kaisers im Arsenal ergingen Verfügungen über die Ausschmückung der Kuppel mit bildlichen Darstellungen der Siege in Schleswig und Jütland und über eine besonders in die Augen fallende Placi- rung der dänischen Kanonen. Einige Graveure sind zur Anfertigung von Medaillen beauftragt worden, und ebenso sind eine reichliche Anzahl Von Ge- . denktafeln und Siaudbildern zu erwarten. Daß es an schwülstigen Armeebefehlen und Manifesten nicht gefehlt hat und ferner nicht fehlen wird, ist bekannt und versteht sich von selbst. ') In der That erschien noch im Jahre 1859 eine sehr ausführliche Instruction über das Entwürfe der Medailleiiverleihungstabcllcn zu beobachtende Verfahren.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_188560/359>, abgerufen am 23.07.2024.