Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, I. Semester. II. Band.die große Maschine um elf Uhr sechsundzwanzig Minuten aufwärts und zugleich Majestätisch und sanftschncll war des Aöronauten Emporschweben über den Als Herr Blanchard im Aufsteigen ein Sandsäckchcn -ausleerte, um höher Gleich darauf salutirte er mit zwo Fahnen die ihm Nachsehenden und die Von dieser gewaltigen Höhe ließ der muthige Luftsegler den Fallschirm mit Als Herr Blanchard so gerade aufstieg, bewegte sich kein Mensch von der die große Maschine um elf Uhr sechsundzwanzig Minuten aufwärts und zugleich Majestätisch und sanftschncll war des Aöronauten Emporschweben über den Als Herr Blanchard im Aufsteigen ein Sandsäckchcn -ausleerte, um höher Gleich darauf salutirte er mit zwo Fahnen die ihm Nachsehenden und die Von dieser gewaltigen Höhe ließ der muthige Luftsegler den Fallschirm mit Als Herr Blanchard so gerade aufstieg, bewegte sich kein Mensch von der <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0352" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/188913"/> <p xml:id="ID_1166" prev="#ID_1165"> die große Maschine um elf Uhr sechsundzwanzig Minuten aufwärts und zugleich<lb/> geschahen zum Zeichen der Abfahrt vier Böllerschüsse schnell auf einander, worein<lb/> sich Trompeten und Paukenschall mischte.</p><lb/> <p xml:id="ID_1167"> Majestätisch und sanftschncll war des Aöronauten Emporschweben über den<lb/> Verschlag heraus; er winkte das an seine Gondel befestigte Seil loszulassen,<lb/> und erlitt dabey nicht die geringste Erschütterung. Mit bangem Entzücken und<lb/> frohem Staunen über dies herrliche Schauspiel, war eine solche feyerliche Stille<lb/> verbunden, als ob kein lebendiges Geschöpfe auf dem großen Plaze sich be¬<lb/> funden hätte. So wie bei der schönsten Witterung der Rauch, als eine Säule<lb/> emporsteigt, so gerade stieg auch die von des Tages Heile erleuchtete, und durch¬<lb/> sichtig scheinende Kugel mit dem nach sich ziehenden Luftschiffer auf. Von der<lb/> Höhe eines Thurmes warf er Papiere aus die Zuschauer herab.</p><lb/> <p xml:id="ID_1168"> Als Herr Blanchard im Aufsteigen ein Sandsäckchcn -ausleerte, um höher<lb/> zu steigen, bemerkten einige Personen mit mir, daß er öfters die Seile des<lb/> Rehes auf eine Seite zu anzog, welches uns auf die Gedanken brachte, ob er<lb/> nicht etwa dadurch dem Ballon eine Richtung geben könnte, dieweil sein Ballon<lb/> vom Aufsteigen an bis zum Niederlassen den Weg eines umgekehrten Frage¬<lb/> zeichens z machte. Vielleicht ists aber eine bloße Muthmaßung, und seine<lb/> Wendung dem höhern uns vielleicht entgegengesehen Luftzuge zuzuschreiben.</p><lb/> <p xml:id="ID_1169"> Gleich darauf salutirte er mit zwo Fahnen die ihm Nachsehenden und die<lb/> Stadt; worauf ein allgemeines lauttönendes Vivatrufen und Händeklatschen<lb/> entstund. Herr Blanchard stieg noch immer gerade in die Höhe, wandte sich<lb/> etwas südwestwnrts gegen die Vestung, als ob er über die Stadt wegfliegen<lb/> wollte, drehte sich aber immer mehr nach Westen, und endlich Westnordwests<lb/> nach dem Dorfe Thon zu, so eine halbe Stunde vom Orte der Auffahrt ent¬<lb/> fernt ist. Hier war er etwa zwölf Minuten in der Luft und schien nur so<lb/> groß als eine mittelmäßige Schießscheibe zu seyn; auch hatte er nun die größte<lb/> Höhe erreicht und stund nach der Nürnberger Postzeitung 800 Klafter oder<lb/> 4800 Fuß über der Meeresfläche.</p><lb/> <p xml:id="ID_1170"> Von dieser gewaltigen Höhe ließ der muthige Luftsegler den Fallschirm mit<lb/> dem Hündchen herab, welcher so langsam herniedersank, daß darüber über fünf<lb/> Minuten verflossen, bis das aeronautische Thierchen bei Thon an der Erlanger<lb/> Straße auf ein Saumfeld wohlbehalten zur Erde kam.</p><lb/> <p xml:id="ID_1171" next="#ID_1172"> Als Herr Blanchard so gerade aufstieg, bewegte sich kein Mensch von der<lb/> Stelle, sobald er sich aber seitwärts wandte, bewegte sich die ganze Masse<lb/> von Menschen als ein Ameisenhaufen, erst langsam nach der Seite seiner Rich¬<lb/> tung zu, und in ein paar Minuten hernach lief alles was kauften konnte. Es<lb/> ging zu Pferd und zu Fuß über Hecken und Gräben, über Felder und Wiesen,<lb/> wie man's ansah. Nichts war den Fußgängern, insonderheit dem Weibsvolk<lb/> hinderlicher als die Krautfelder und die sich noch befindlichen hohen starken</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0352]
die große Maschine um elf Uhr sechsundzwanzig Minuten aufwärts und zugleich
geschahen zum Zeichen der Abfahrt vier Böllerschüsse schnell auf einander, worein
sich Trompeten und Paukenschall mischte.
Majestätisch und sanftschncll war des Aöronauten Emporschweben über den
Verschlag heraus; er winkte das an seine Gondel befestigte Seil loszulassen,
und erlitt dabey nicht die geringste Erschütterung. Mit bangem Entzücken und
frohem Staunen über dies herrliche Schauspiel, war eine solche feyerliche Stille
verbunden, als ob kein lebendiges Geschöpfe auf dem großen Plaze sich be¬
funden hätte. So wie bei der schönsten Witterung der Rauch, als eine Säule
emporsteigt, so gerade stieg auch die von des Tages Heile erleuchtete, und durch¬
sichtig scheinende Kugel mit dem nach sich ziehenden Luftschiffer auf. Von der
Höhe eines Thurmes warf er Papiere aus die Zuschauer herab.
Als Herr Blanchard im Aufsteigen ein Sandsäckchcn -ausleerte, um höher
zu steigen, bemerkten einige Personen mit mir, daß er öfters die Seile des
Rehes auf eine Seite zu anzog, welches uns auf die Gedanken brachte, ob er
nicht etwa dadurch dem Ballon eine Richtung geben könnte, dieweil sein Ballon
vom Aufsteigen an bis zum Niederlassen den Weg eines umgekehrten Frage¬
zeichens z machte. Vielleicht ists aber eine bloße Muthmaßung, und seine
Wendung dem höhern uns vielleicht entgegengesehen Luftzuge zuzuschreiben.
Gleich darauf salutirte er mit zwo Fahnen die ihm Nachsehenden und die
Stadt; worauf ein allgemeines lauttönendes Vivatrufen und Händeklatschen
entstund. Herr Blanchard stieg noch immer gerade in die Höhe, wandte sich
etwas südwestwnrts gegen die Vestung, als ob er über die Stadt wegfliegen
wollte, drehte sich aber immer mehr nach Westen, und endlich Westnordwests
nach dem Dorfe Thon zu, so eine halbe Stunde vom Orte der Auffahrt ent¬
fernt ist. Hier war er etwa zwölf Minuten in der Luft und schien nur so
groß als eine mittelmäßige Schießscheibe zu seyn; auch hatte er nun die größte
Höhe erreicht und stund nach der Nürnberger Postzeitung 800 Klafter oder
4800 Fuß über der Meeresfläche.
Von dieser gewaltigen Höhe ließ der muthige Luftsegler den Fallschirm mit
dem Hündchen herab, welcher so langsam herniedersank, daß darüber über fünf
Minuten verflossen, bis das aeronautische Thierchen bei Thon an der Erlanger
Straße auf ein Saumfeld wohlbehalten zur Erde kam.
Als Herr Blanchard so gerade aufstieg, bewegte sich kein Mensch von der
Stelle, sobald er sich aber seitwärts wandte, bewegte sich die ganze Masse
von Menschen als ein Ameisenhaufen, erst langsam nach der Seite seiner Rich¬
tung zu, und in ein paar Minuten hernach lief alles was kauften konnte. Es
ging zu Pferd und zu Fuß über Hecken und Gräben, über Felder und Wiesen,
wie man's ansah. Nichts war den Fußgängern, insonderheit dem Weibsvolk
hinderlicher als die Krautfelder und die sich noch befindlichen hohen starken
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |