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Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, I. Semester. II. Band.

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Ferner trafen in den letzten Tagen eine ganze Anzahl von Berichten über
feierliche Zustimmungserklärungen von Korporationen und Gemeinden, auch
Dorfcommunen, theils zu den ständischen Beschlüssen vom 5.. theils zu der Er¬
klärung der kieler Stadtvertretung, theils zu der Resolution der rendsburger
Versammlung von Delegirten der Schleswig-holsteinischen Vereine hier ein. So
haben unter andern das brunsbüttelcr Kirchspiels- und Kvogscvllcgium, die Kirch¬
spielsversammlung in Hohenwcstedt, die Amtsversammlung in Trittau, die Dorf¬
schaft Vvrbrügge, das Kirchspiel Stellau und das Kirchspiel Nordermeldorf sich
geäußert. Aehnliche' Erklärungen liegen von den Lehrercollcgien sämmtlicher
Gymnasien Holsteins mit. Ausnahme des plocner vor, und in gleicher Weise
hat das Schullchrerseminar zu Segeberg sich mit der ständischen Rcchtsverwahrung
vom S. einverstanden erklärt. Bei der Adresse des meldorfer Gymnasiums ver¬
missen wir nur den Namen des Conrcctvrs Jungclauscn. Dagegen haben wir
die Freude, zu vernehmen, daß der Director der altonaer Gelehrtenschule, Pro¬
fessor Lundt sich auf feine Pflicht besonnen, seinen dein Dänenkönig "in der
Ueberraschung" geleisteten Eid förmlich zurückgefordert und sich durch Namens-
unterschrift unter die betreffende Zustimmungsadresse seiner College" fortan zum
Rechte des Landes zu stehen verpflichtet hat. Es ist mehr Freude im Himmel
über einen Sünder u. f. w. Wir haben aber die Genugthuung, zu melden,
daß es schon mehr als einen Bekehrten giebt, da auch der Rathsherr Nohlfs
in Segeberg, der ebenfalls den Homagialeid geleistet hatte, sich der Schaar von
Liebhabern der Gerechtigkeit angeschlossen hat, welche sich um die Deklaration
vom S. April gruppirt, und da schon zu einer Zusammenkunft eingeladen wird,
welche sämmtliche "Ueberraschte" zu gemeinsamer Umkehr zu bestimmen versuchen
soll. Schade nur, daß die Herren, von denen die Aufforderung dazu ausging,
nicht den Muth besaßen, sich zu nennen.

Die Landbevölkerung ist, wie angedeutet, im besten Zuge, dem Beispiel
der Städte zu folgen, und man erwartet von allen Seiten zahlreiche Beitritts¬
erklärungen. Die Schullehrer und Pastoren wirken fleißig für Aufklärung in
der Sache, und die kleine Presse der Wochenblätter beginnt mit Aufsähen, die
dem Verständniß dieser Kreise angepaßt sind, einen guten Erfolg verheißende
Agitation. Einer dieser Aufsätze mit dem charakteristischen Titel "Knopf auf den
Beutel!" welcher auf die finanzielle Prägravativn der Herzogthümer durch die
Dänen hinweist und darthut, daß die Schleswig-Holsteiner in den letzten zwölf
Jahren an fünfzig Millionen preußische Thaler auf Nimmerwiederkehr nach
Dänemark wandern sahen, eine "Dänensteuer", welche der Verfasser nicht un¬
geschickt mit der alten Türkensteucr in Deutschland vergleicht, wird besonders
kräftigend auch auf die Stimmung der Nvrdschleswiger eingewirkt haben. Ein
anderer, "der ewige Krieg" überschrieben und bestimmt, dem Volke vorzuhalten,
daß ein Abkommen, welches den Herzogthümern nicht ihr volles Recht, d. h.


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Ferner trafen in den letzten Tagen eine ganze Anzahl von Berichten über
feierliche Zustimmungserklärungen von Korporationen und Gemeinden, auch
Dorfcommunen, theils zu den ständischen Beschlüssen vom 5.. theils zu der Er¬
klärung der kieler Stadtvertretung, theils zu der Resolution der rendsburger
Versammlung von Delegirten der Schleswig-holsteinischen Vereine hier ein. So
haben unter andern das brunsbüttelcr Kirchspiels- und Kvogscvllcgium, die Kirch¬
spielsversammlung in Hohenwcstedt, die Amtsversammlung in Trittau, die Dorf¬
schaft Vvrbrügge, das Kirchspiel Stellau und das Kirchspiel Nordermeldorf sich
geäußert. Aehnliche' Erklärungen liegen von den Lehrercollcgien sämmtlicher
Gymnasien Holsteins mit. Ausnahme des plocner vor, und in gleicher Weise
hat das Schullchrerseminar zu Segeberg sich mit der ständischen Rcchtsverwahrung
vom S. einverstanden erklärt. Bei der Adresse des meldorfer Gymnasiums ver¬
missen wir nur den Namen des Conrcctvrs Jungclauscn. Dagegen haben wir
die Freude, zu vernehmen, daß der Director der altonaer Gelehrtenschule, Pro¬
fessor Lundt sich auf feine Pflicht besonnen, seinen dein Dänenkönig „in der
Ueberraschung" geleisteten Eid förmlich zurückgefordert und sich durch Namens-
unterschrift unter die betreffende Zustimmungsadresse seiner College» fortan zum
Rechte des Landes zu stehen verpflichtet hat. Es ist mehr Freude im Himmel
über einen Sünder u. f. w. Wir haben aber die Genugthuung, zu melden,
daß es schon mehr als einen Bekehrten giebt, da auch der Rathsherr Nohlfs
in Segeberg, der ebenfalls den Homagialeid geleistet hatte, sich der Schaar von
Liebhabern der Gerechtigkeit angeschlossen hat, welche sich um die Deklaration
vom S. April gruppirt, und da schon zu einer Zusammenkunft eingeladen wird,
welche sämmtliche „Ueberraschte" zu gemeinsamer Umkehr zu bestimmen versuchen
soll. Schade nur, daß die Herren, von denen die Aufforderung dazu ausging,
nicht den Muth besaßen, sich zu nennen.

Die Landbevölkerung ist, wie angedeutet, im besten Zuge, dem Beispiel
der Städte zu folgen, und man erwartet von allen Seiten zahlreiche Beitritts¬
erklärungen. Die Schullehrer und Pastoren wirken fleißig für Aufklärung in
der Sache, und die kleine Presse der Wochenblätter beginnt mit Aufsähen, die
dem Verständniß dieser Kreise angepaßt sind, einen guten Erfolg verheißende
Agitation. Einer dieser Aufsätze mit dem charakteristischen Titel „Knopf auf den
Beutel!" welcher auf die finanzielle Prägravativn der Herzogthümer durch die
Dänen hinweist und darthut, daß die Schleswig-Holsteiner in den letzten zwölf
Jahren an fünfzig Millionen preußische Thaler auf Nimmerwiederkehr nach
Dänemark wandern sahen, eine „Dänensteuer", welche der Verfasser nicht un¬
geschickt mit der alten Türkensteucr in Deutschland vergleicht, wird besonders
kräftigend auch auf die Stimmung der Nvrdschleswiger eingewirkt haben. Ein
anderer, „der ewige Krieg" überschrieben und bestimmt, dem Volke vorzuhalten,
daß ein Abkommen, welches den Herzogthümern nicht ihr volles Recht, d. h.


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[0163] Ferner trafen in den letzten Tagen eine ganze Anzahl von Berichten über feierliche Zustimmungserklärungen von Korporationen und Gemeinden, auch Dorfcommunen, theils zu den ständischen Beschlüssen vom 5.. theils zu der Er¬ klärung der kieler Stadtvertretung, theils zu der Resolution der rendsburger Versammlung von Delegirten der Schleswig-holsteinischen Vereine hier ein. So haben unter andern das brunsbüttelcr Kirchspiels- und Kvogscvllcgium, die Kirch¬ spielsversammlung in Hohenwcstedt, die Amtsversammlung in Trittau, die Dorf¬ schaft Vvrbrügge, das Kirchspiel Stellau und das Kirchspiel Nordermeldorf sich geäußert. Aehnliche' Erklärungen liegen von den Lehrercollcgien sämmtlicher Gymnasien Holsteins mit. Ausnahme des plocner vor, und in gleicher Weise hat das Schullchrerseminar zu Segeberg sich mit der ständischen Rcchtsverwahrung vom S. einverstanden erklärt. Bei der Adresse des meldorfer Gymnasiums ver¬ missen wir nur den Namen des Conrcctvrs Jungclauscn. Dagegen haben wir die Freude, zu vernehmen, daß der Director der altonaer Gelehrtenschule, Pro¬ fessor Lundt sich auf feine Pflicht besonnen, seinen dein Dänenkönig „in der Ueberraschung" geleisteten Eid förmlich zurückgefordert und sich durch Namens- unterschrift unter die betreffende Zustimmungsadresse seiner College» fortan zum Rechte des Landes zu stehen verpflichtet hat. Es ist mehr Freude im Himmel über einen Sünder u. f. w. Wir haben aber die Genugthuung, zu melden, daß es schon mehr als einen Bekehrten giebt, da auch der Rathsherr Nohlfs in Segeberg, der ebenfalls den Homagialeid geleistet hatte, sich der Schaar von Liebhabern der Gerechtigkeit angeschlossen hat, welche sich um die Deklaration vom S. April gruppirt, und da schon zu einer Zusammenkunft eingeladen wird, welche sämmtliche „Ueberraschte" zu gemeinsamer Umkehr zu bestimmen versuchen soll. Schade nur, daß die Herren, von denen die Aufforderung dazu ausging, nicht den Muth besaßen, sich zu nennen. Die Landbevölkerung ist, wie angedeutet, im besten Zuge, dem Beispiel der Städte zu folgen, und man erwartet von allen Seiten zahlreiche Beitritts¬ erklärungen. Die Schullehrer und Pastoren wirken fleißig für Aufklärung in der Sache, und die kleine Presse der Wochenblätter beginnt mit Aufsähen, die dem Verständniß dieser Kreise angepaßt sind, einen guten Erfolg verheißende Agitation. Einer dieser Aufsätze mit dem charakteristischen Titel „Knopf auf den Beutel!" welcher auf die finanzielle Prägravativn der Herzogthümer durch die Dänen hinweist und darthut, daß die Schleswig-Holsteiner in den letzten zwölf Jahren an fünfzig Millionen preußische Thaler auf Nimmerwiederkehr nach Dänemark wandern sahen, eine „Dänensteuer", welche der Verfasser nicht un¬ geschickt mit der alten Türkensteucr in Deutschland vergleicht, wird besonders kräftigend auch auf die Stimmung der Nvrdschleswiger eingewirkt haben. Ein anderer, „der ewige Krieg" überschrieben und bestimmt, dem Volke vorzuhalten, daß ein Abkommen, welches den Herzogthümern nicht ihr volles Recht, d. h. 20*

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_188560/163>, abgerufen am 23.07.2024.