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Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, I. Semester. I. Band.

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tief und wie allgemein schon Empfindung und Interesse für echte und hohe
Kunst unter uns verbreitet ist, dafür legt auch die neue Gesammtausgabe ein
Zeugniß ab. Gewiß, es ist eine bemerkenswerthe und ungemein befriedigende
Erscheinung, wenn ein großer Künstler so allgemeine Verehrung genießt, wenn
seine Werke so unmittelbar lebendig wirken, daß eine mit Einsicht und Ernst
unternommene, nach allen Seiten tüchtig und würdig ausgeführte Gesammtaus¬
gabe vom Publicum freudig aufgenommen und unterstützt wird. Denn die
Schwierigkeiten, welche sich von allen Seiten her einem solchen Unternehmen
entgegenstellen, sind so groß und mannigfaltig, daß nur eine allgemeine und
nachhaltige Betheiligung des Publicums Muth und Kraft geben kann, sie zu
Otto Jahr. überwinden und das Werk zu vollenden.




Die europäische Lage.

Der Krieg hat begonnen, das Dcmnewerk ist genommen und umgangen,
die Dänen in blutigem Kampfe bis hinter die düppler Schanzen zurückgedrängt.
Schon die nächsten Stunden können Nachricht über neue Erfolge geben. Durch
die Energie in Angriff und Verfolgung, welche die Oestreicher bemiesen haben,
nach einem Operativnsplan, der das Verdienst des preußischen Generalstabs ist,
sind die Erklärungen Paimerstons und Rüssels im englischen Parlament, wie
die letzten Versicherungen der kriegführenden Mächte zu Wasser geworden. Daß
vergossenes Blut und der Krieg als letzte Machtmittel das londoner Pro¬
tokoll und die Verträge von 1861 und 1852 aufheben, ist selbstverständlich,
daß Preußen und Oestreich durch keinen Vertrag mehr gehindert sind den Herzog
Friedrich -von Schleswig-Holstein anzuerkennen, wird sogar von der Presse des
Herrn v. Bismarck zugegeben. Auch hat in Berlin an maßgebender Stelle
die Neigung, diese Anerkennung auszusprechen, bereits unverhüllten Ausdruck
gefunden.

Welche Haltung die Diplomatie der deutschen Großmächte wegen der An¬
erkennung gegen einander und gegen das übrige Europa einnehmen wird, das ist
zur Zeit noch unergründlich, aber man darf jetzt wohl die Hoffnung hegen, daß
Preußen in der Frage Schleswig-Holsteins auf die gerade Linie einer ehrlichen
deutschen Politik gelangen wird. Es sei einmal erlaubt dies hier vorauszusetzen,


tief und wie allgemein schon Empfindung und Interesse für echte und hohe
Kunst unter uns verbreitet ist, dafür legt auch die neue Gesammtausgabe ein
Zeugniß ab. Gewiß, es ist eine bemerkenswerthe und ungemein befriedigende
Erscheinung, wenn ein großer Künstler so allgemeine Verehrung genießt, wenn
seine Werke so unmittelbar lebendig wirken, daß eine mit Einsicht und Ernst
unternommene, nach allen Seiten tüchtig und würdig ausgeführte Gesammtaus¬
gabe vom Publicum freudig aufgenommen und unterstützt wird. Denn die
Schwierigkeiten, welche sich von allen Seiten her einem solchen Unternehmen
entgegenstellen, sind so groß und mannigfaltig, daß nur eine allgemeine und
nachhaltige Betheiligung des Publicums Muth und Kraft geben kann, sie zu
Otto Jahr. überwinden und das Werk zu vollenden.




Die europäische Lage.

Der Krieg hat begonnen, das Dcmnewerk ist genommen und umgangen,
die Dänen in blutigem Kampfe bis hinter die düppler Schanzen zurückgedrängt.
Schon die nächsten Stunden können Nachricht über neue Erfolge geben. Durch
die Energie in Angriff und Verfolgung, welche die Oestreicher bemiesen haben,
nach einem Operativnsplan, der das Verdienst des preußischen Generalstabs ist,
sind die Erklärungen Paimerstons und Rüssels im englischen Parlament, wie
die letzten Versicherungen der kriegführenden Mächte zu Wasser geworden. Daß
vergossenes Blut und der Krieg als letzte Machtmittel das londoner Pro¬
tokoll und die Verträge von 1861 und 1852 aufheben, ist selbstverständlich,
daß Preußen und Oestreich durch keinen Vertrag mehr gehindert sind den Herzog
Friedrich -von Schleswig-Holstein anzuerkennen, wird sogar von der Presse des
Herrn v. Bismarck zugegeben. Auch hat in Berlin an maßgebender Stelle
die Neigung, diese Anerkennung auszusprechen, bereits unverhüllten Ausdruck
gefunden.

Welche Haltung die Diplomatie der deutschen Großmächte wegen der An¬
erkennung gegen einander und gegen das übrige Europa einnehmen wird, das ist
zur Zeit noch unergründlich, aber man darf jetzt wohl die Hoffnung hegen, daß
Preußen in der Frage Schleswig-Holsteins auf die gerade Linie einer ehrlichen
deutschen Politik gelangen wird. Es sei einmal erlaubt dies hier vorauszusetzen,


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[0291] tief und wie allgemein schon Empfindung und Interesse für echte und hohe Kunst unter uns verbreitet ist, dafür legt auch die neue Gesammtausgabe ein Zeugniß ab. Gewiß, es ist eine bemerkenswerthe und ungemein befriedigende Erscheinung, wenn ein großer Künstler so allgemeine Verehrung genießt, wenn seine Werke so unmittelbar lebendig wirken, daß eine mit Einsicht und Ernst unternommene, nach allen Seiten tüchtig und würdig ausgeführte Gesammtaus¬ gabe vom Publicum freudig aufgenommen und unterstützt wird. Denn die Schwierigkeiten, welche sich von allen Seiten her einem solchen Unternehmen entgegenstellen, sind so groß und mannigfaltig, daß nur eine allgemeine und nachhaltige Betheiligung des Publicums Muth und Kraft geben kann, sie zu Otto Jahr. überwinden und das Werk zu vollenden. Die europäische Lage. Der Krieg hat begonnen, das Dcmnewerk ist genommen und umgangen, die Dänen in blutigem Kampfe bis hinter die düppler Schanzen zurückgedrängt. Schon die nächsten Stunden können Nachricht über neue Erfolge geben. Durch die Energie in Angriff und Verfolgung, welche die Oestreicher bemiesen haben, nach einem Operativnsplan, der das Verdienst des preußischen Generalstabs ist, sind die Erklärungen Paimerstons und Rüssels im englischen Parlament, wie die letzten Versicherungen der kriegführenden Mächte zu Wasser geworden. Daß vergossenes Blut und der Krieg als letzte Machtmittel das londoner Pro¬ tokoll und die Verträge von 1861 und 1852 aufheben, ist selbstverständlich, daß Preußen und Oestreich durch keinen Vertrag mehr gehindert sind den Herzog Friedrich -von Schleswig-Holstein anzuerkennen, wird sogar von der Presse des Herrn v. Bismarck zugegeben. Auch hat in Berlin an maßgebender Stelle die Neigung, diese Anerkennung auszusprechen, bereits unverhüllten Ausdruck gefunden. Welche Haltung die Diplomatie der deutschen Großmächte wegen der An¬ erkennung gegen einander und gegen das übrige Europa einnehmen wird, das ist zur Zeit noch unergründlich, aber man darf jetzt wohl die Hoffnung hegen, daß Preußen in der Frage Schleswig-Holsteins auf die gerade Linie einer ehrlichen deutschen Politik gelangen wird. Es sei einmal erlaubt dies hier vorauszusetzen,

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_116464/291>, abgerufen am 24.07.2024.