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Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, I. Semester. I. Band.

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Unwiderstehlich Von dem Gedanken hingerissen, daß der Moment gekommen
sei. der langersehnte, wo das Land ein Recht auf Völlige ^Trennung Von Däne¬
mark habe, drängten die Holsten zu einer gemeinschaftlichen Erklärung ihres Wil¬
lens. Trotz der ungünstigsten Verhältnisse, welche eine rauhe Jahreszeit und
die dänische Occupation von zwei Dritteln des Landes mit sich brachten, erschie¬
nen in Elmshorn 20,000 Männer, um ihren Fürsten in sein Erdland zu rufen.

Der Herzog folgte dem Rufe. Am 30. December betrat er bei Glückstadt
den heimischen Boden und langte am selben Tage in Kiel an. Der Jubel,
mit dem der Landesherr empfangen ward, schien keine Grenzen finden zu kön¬
nen, obwohl jeder Einzelne sieh dessen sehr bewußt war, daß ihm, wie dem
ganzen Lande noch Viel schwere Opfer bevorstehen. Jedem unbefangenen Be¬
obachter muß es eingeleuchtet haben, welch ernster und entschlossener Wille der
frohen Begeisterung zur Seite stand.

Aus allen Theilen des Landes gingen nun Huldigungsdeputationen nach
Kiel; schon am 1. Januar kamen Gutsbesitzer aus der Umgegend Kiels; 300
Bauern zu Pferde. Das zwölf Meilen entfernte Dithmarschen sandte eine De¬
putation Von 300 Landleuten, Gewerbtreibenden, Geistlichen, Lehrern und an¬
dern Beamten. 60 Prediger huldigten am 13. Januar dem Herzog als Depu¬
tation der gestimmten holsteinischen Geistlichkeit. Sämmtliche Städte des
Herzogthums schickten Deputationen nach Kiel. Alle gaben dem dringenden
Wunsch Ausdruck, daß der vom ganzen Land einmüthig anerkannte Herzog bal¬
digst die Regierungsgewalt übernehmen könne.




Entgegnung.

Die "Grenzboten" enthalten in ihrer diesjährigen Ur. 3, vom 15. Januar
1864. S. 112 u. ff. einen Artikel: "Aus Schleswig-Holstein", der es sich unter
Anderem namentlich zur Aufgabe macht, diejenigen Mitglieder des hiesigen akademi¬
schen Consistoriums oder des Senats der hiesigen Universität anzuklagen, welche
das den hiesigen Universitütsvrofcssoren im Allgemeinen zuerkannte Lob zu theilen
nicht würdig sein sollen. Die auf solche Art Angegriffenen sind der Confcrcnzrath
Natjcn. der Kirchenrath Lüdemann, der Professor Weiß und der Unterzeichnete selbst.

sofern die Mittheilungen des Artikels ganz besonders auf Verhandlungen des


Grenzboten I. 1864. ZI

Unwiderstehlich Von dem Gedanken hingerissen, daß der Moment gekommen
sei. der langersehnte, wo das Land ein Recht auf Völlige ^Trennung Von Däne¬
mark habe, drängten die Holsten zu einer gemeinschaftlichen Erklärung ihres Wil¬
lens. Trotz der ungünstigsten Verhältnisse, welche eine rauhe Jahreszeit und
die dänische Occupation von zwei Dritteln des Landes mit sich brachten, erschie¬
nen in Elmshorn 20,000 Männer, um ihren Fürsten in sein Erdland zu rufen.

Der Herzog folgte dem Rufe. Am 30. December betrat er bei Glückstadt
den heimischen Boden und langte am selben Tage in Kiel an. Der Jubel,
mit dem der Landesherr empfangen ward, schien keine Grenzen finden zu kön¬
nen, obwohl jeder Einzelne sieh dessen sehr bewußt war, daß ihm, wie dem
ganzen Lande noch Viel schwere Opfer bevorstehen. Jedem unbefangenen Be¬
obachter muß es eingeleuchtet haben, welch ernster und entschlossener Wille der
frohen Begeisterung zur Seite stand.

Aus allen Theilen des Landes gingen nun Huldigungsdeputationen nach
Kiel; schon am 1. Januar kamen Gutsbesitzer aus der Umgegend Kiels; 300
Bauern zu Pferde. Das zwölf Meilen entfernte Dithmarschen sandte eine De¬
putation Von 300 Landleuten, Gewerbtreibenden, Geistlichen, Lehrern und an¬
dern Beamten. 60 Prediger huldigten am 13. Januar dem Herzog als Depu¬
tation der gestimmten holsteinischen Geistlichkeit. Sämmtliche Städte des
Herzogthums schickten Deputationen nach Kiel. Alle gaben dem dringenden
Wunsch Ausdruck, daß der vom ganzen Land einmüthig anerkannte Herzog bal¬
digst die Regierungsgewalt übernehmen könne.




Entgegnung.

Die „Grenzboten" enthalten in ihrer diesjährigen Ur. 3, vom 15. Januar
1864. S. 112 u. ff. einen Artikel: „Aus Schleswig-Holstein", der es sich unter
Anderem namentlich zur Aufgabe macht, diejenigen Mitglieder des hiesigen akademi¬
schen Consistoriums oder des Senats der hiesigen Universität anzuklagen, welche
das den hiesigen Universitütsvrofcssoren im Allgemeinen zuerkannte Lob zu theilen
nicht würdig sein sollen. Die auf solche Art Angegriffenen sind der Confcrcnzrath
Natjcn. der Kirchenrath Lüdemann, der Professor Weiß und der Unterzeichnete selbst.

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Grenzboten I. 1864. ZI
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[0251] Unwiderstehlich Von dem Gedanken hingerissen, daß der Moment gekommen sei. der langersehnte, wo das Land ein Recht auf Völlige ^Trennung Von Däne¬ mark habe, drängten die Holsten zu einer gemeinschaftlichen Erklärung ihres Wil¬ lens. Trotz der ungünstigsten Verhältnisse, welche eine rauhe Jahreszeit und die dänische Occupation von zwei Dritteln des Landes mit sich brachten, erschie¬ nen in Elmshorn 20,000 Männer, um ihren Fürsten in sein Erdland zu rufen. Der Herzog folgte dem Rufe. Am 30. December betrat er bei Glückstadt den heimischen Boden und langte am selben Tage in Kiel an. Der Jubel, mit dem der Landesherr empfangen ward, schien keine Grenzen finden zu kön¬ nen, obwohl jeder Einzelne sieh dessen sehr bewußt war, daß ihm, wie dem ganzen Lande noch Viel schwere Opfer bevorstehen. Jedem unbefangenen Be¬ obachter muß es eingeleuchtet haben, welch ernster und entschlossener Wille der frohen Begeisterung zur Seite stand. Aus allen Theilen des Landes gingen nun Huldigungsdeputationen nach Kiel; schon am 1. Januar kamen Gutsbesitzer aus der Umgegend Kiels; 300 Bauern zu Pferde. Das zwölf Meilen entfernte Dithmarschen sandte eine De¬ putation Von 300 Landleuten, Gewerbtreibenden, Geistlichen, Lehrern und an¬ dern Beamten. 60 Prediger huldigten am 13. Januar dem Herzog als Depu¬ tation der gestimmten holsteinischen Geistlichkeit. Sämmtliche Städte des Herzogthums schickten Deputationen nach Kiel. Alle gaben dem dringenden Wunsch Ausdruck, daß der vom ganzen Land einmüthig anerkannte Herzog bal¬ digst die Regierungsgewalt übernehmen könne. Entgegnung. Die „Grenzboten" enthalten in ihrer diesjährigen Ur. 3, vom 15. Januar 1864. S. 112 u. ff. einen Artikel: „Aus Schleswig-Holstein", der es sich unter Anderem namentlich zur Aufgabe macht, diejenigen Mitglieder des hiesigen akademi¬ schen Consistoriums oder des Senats der hiesigen Universität anzuklagen, welche das den hiesigen Universitütsvrofcssoren im Allgemeinen zuerkannte Lob zu theilen nicht würdig sein sollen. Die auf solche Art Angegriffenen sind der Confcrcnzrath Natjcn. der Kirchenrath Lüdemann, der Professor Weiß und der Unterzeichnete selbst. sofern die Mittheilungen des Artikels ganz besonders auf Verhandlungen des Grenzboten I. 1864. ZI

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_116464/251>, abgerufen am 24.07.2024.