Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, I. Semester. I. Band.der Penteklimas das hörte, wurde er ganz nachdenklich und sagte bei sich: ich Am andern Morgen erzählte der Diener dem Könige, daß der Penteklimas So trieb er es eine Weile und vertiefte sich mehr und mehr in seine der Penteklimas das hörte, wurde er ganz nachdenklich und sagte bei sich: ich Am andern Morgen erzählte der Diener dem Könige, daß der Penteklimas So trieb er es eine Weile und vertiefte sich mehr und mehr in seine <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0078" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/187572"/> <p xml:id="ID_261" prev="#ID_260"> der Penteklimas das hörte, wurde er ganz nachdenklich und sagte bei sich: ich<lb/> bin meiner Sache freilich noch nicht sicher, doch wenn ich nein sage, so gibt mir<lb/> der König die Schiffe nicht. Als ihn aber der König um eine Antwort drängte,<lb/> sprach er endlich: „Ich will erst hingehen und mein Vermögen holen, und<lb/> dann soll die Hochzeit sein." Daß nun der Penteklimas bei einem solchen Vor¬<lb/> schlag so bedenklich that, das machte den König nur noch hitziger, und er sprach<lb/> also: „Wenn Du erst die Reise machen willst, so periode Dich wenigstens mit<lb/> ihr und nimm sie, wenn Du zurückkommst." Das war der Penteklimas zufrieden.<lb/> Ueber dem Reden war es Abend geworden, und der König wollte ihn nicht<lb/> von sich lassen, sondern befahl, daß er in seinem Schlosse schlafen solle. Um<lb/> nun zusehen, ob er's auch wirtlich gut gewohnt sei, befahl der König heimlich,<lb/> daß man ihm zerrissene Betttücher und eine zerlumpte Decke ausbreiten, und<lb/> daß ein Diener ihn die Nacht über beobachten solle, ob er schlafe oder nicht,<lb/> denn wenn er schläft, dachte der König, so ist er ein armer Schlucker, wenn er<lb/> aber nicht schläft, so ist er gut erzogen und in neuem Bettzeug zu schlafen ge¬<lb/> wohnt, und kann also in den Lumpen nicht schlafen.</p><lb/> <p xml:id="ID_262"> Am andern Morgen erzählte der Diener dem Könige, daß der Penteklimas<lb/> die ganze Nacht über sehr unruhig gewesen sei und kein Auge zugethan habe.<lb/> Das kam aber daher: weil der Penteklimas fürchtete, in diesen Lumpen seine<lb/> Erbse zu verlieren und sie nicht mehr zu finden, so konnte er «nicht schlafen<lb/> und griff immer wieder dahin, wo er sie verborgen hatte, um sich zu über¬<lb/> zeugen, daß sie noch da sei. Darauf befahl der König, ihm in der nächsten<lb/> Nacht ein so weiches und schönes Lager M möglich zu bereiten. In diesem<lb/> aber schlief der Penteklimas ganz vortrefflich, weil er da keine Furcht hatte,<lb/> daß er seine Erbse darin verlieren könne. Als das der König hörte, war er<lb/> überzeugt, daß dies der rechte Mann für seine Tochter sei, und drang nun<lb/> darauf, daß die Verlobung gehalten werden solle. Am Verlobungsabend legte<lb/> man die Prinzessin zu ihm; er hatte jedoch wenig Aufmerksamkeit für sie; denn<lb/> sein Sinn war auf die Erbse gerichtet und auf die Ernten, die er von ihr<lb/> erwartete, und kaum war er eingeschlafen, so träumte ihm, daß er sie verloren<lb/> habe; da wachte er im Sprunge auf und griff so hastig nach seiner Erbse, daß<lb/> diese zu Boden siel. Nun fing er an zu schreien und zu schluchzen: „O Unheil'<lb/> v'Unheil! wo ist mein Glück! wo ist mein Glück!" bis er sie wiedergefunden<lb/> halte, und die Prinzessin wunderte sich nicht wenig über das sonderbare Treiben<lb/> ihres Verlobten.</p><lb/> <p xml:id="ID_263" next="#ID_264"> So trieb er es eine Weile und vertiefte sich mehr und mehr in seine<lb/> Rechnungen, bis er endlich auf das Drängen des Königs zur See zu gehen<lb/> beschloß und sich mit zweihundert Schiffen auf den Weg machte. Als er aber<lb/> während der Fahrt wieder einmal über seinen Rechnungen saß, da fiel es ihm<lb/> plötzlich wie Schuppen von den Augen, wie unsinnig sein Treiben sei; denn</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0078]
der Penteklimas das hörte, wurde er ganz nachdenklich und sagte bei sich: ich
bin meiner Sache freilich noch nicht sicher, doch wenn ich nein sage, so gibt mir
der König die Schiffe nicht. Als ihn aber der König um eine Antwort drängte,
sprach er endlich: „Ich will erst hingehen und mein Vermögen holen, und
dann soll die Hochzeit sein." Daß nun der Penteklimas bei einem solchen Vor¬
schlag so bedenklich that, das machte den König nur noch hitziger, und er sprach
also: „Wenn Du erst die Reise machen willst, so periode Dich wenigstens mit
ihr und nimm sie, wenn Du zurückkommst." Das war der Penteklimas zufrieden.
Ueber dem Reden war es Abend geworden, und der König wollte ihn nicht
von sich lassen, sondern befahl, daß er in seinem Schlosse schlafen solle. Um
nun zusehen, ob er's auch wirtlich gut gewohnt sei, befahl der König heimlich,
daß man ihm zerrissene Betttücher und eine zerlumpte Decke ausbreiten, und
daß ein Diener ihn die Nacht über beobachten solle, ob er schlafe oder nicht,
denn wenn er schläft, dachte der König, so ist er ein armer Schlucker, wenn er
aber nicht schläft, so ist er gut erzogen und in neuem Bettzeug zu schlafen ge¬
wohnt, und kann also in den Lumpen nicht schlafen.
Am andern Morgen erzählte der Diener dem Könige, daß der Penteklimas
die ganze Nacht über sehr unruhig gewesen sei und kein Auge zugethan habe.
Das kam aber daher: weil der Penteklimas fürchtete, in diesen Lumpen seine
Erbse zu verlieren und sie nicht mehr zu finden, so konnte er «nicht schlafen
und griff immer wieder dahin, wo er sie verborgen hatte, um sich zu über¬
zeugen, daß sie noch da sei. Darauf befahl der König, ihm in der nächsten
Nacht ein so weiches und schönes Lager M möglich zu bereiten. In diesem
aber schlief der Penteklimas ganz vortrefflich, weil er da keine Furcht hatte,
daß er seine Erbse darin verlieren könne. Als das der König hörte, war er
überzeugt, daß dies der rechte Mann für seine Tochter sei, und drang nun
darauf, daß die Verlobung gehalten werden solle. Am Verlobungsabend legte
man die Prinzessin zu ihm; er hatte jedoch wenig Aufmerksamkeit für sie; denn
sein Sinn war auf die Erbse gerichtet und auf die Ernten, die er von ihr
erwartete, und kaum war er eingeschlafen, so träumte ihm, daß er sie verloren
habe; da wachte er im Sprunge auf und griff so hastig nach seiner Erbse, daß
diese zu Boden siel. Nun fing er an zu schreien und zu schluchzen: „O Unheil'
v'Unheil! wo ist mein Glück! wo ist mein Glück!" bis er sie wiedergefunden
halte, und die Prinzessin wunderte sich nicht wenig über das sonderbare Treiben
ihres Verlobten.
So trieb er es eine Weile und vertiefte sich mehr und mehr in seine
Rechnungen, bis er endlich auf das Drängen des Königs zur See zu gehen
beschloß und sich mit zweihundert Schiffen auf den Weg machte. Als er aber
während der Fahrt wieder einmal über seinen Rechnungen saß, da fiel es ihm
plötzlich wie Schuppen von den Augen, wie unsinnig sein Treiben sei; denn
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