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Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, I. Semester. I. Band.

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aber auch von diesen bestechlichen und unwissenden Richtern ein Erkenntniß er-
reicht, so leisteten ihm die Parteien, wie sie es jene noch lieben, nur gezwungen
Folge. Zu alledem kam die von den Jesuiten künstlich unterhaltene Rohheit
und Unwissenheit des Adels, namentlich auch des niederen, und die nur von
den Spaniern übertroffene Unduldsamkeit gegen "Akatholiken", sowohl gegen
die Protestanten, wie gegen die griechischen Katholiken").

Diese veranlaßte unter Johann Kasimir den furchtbaren Aufstand der Ko¬
saken, welcher, da der Adel den Concessionen des Königs die Genehmigung
versagte, den Abfall dieser Soldaten der Krone Polens zu der Rußlands zur
Folge hatte. Smolensk, Sevcricn, Czernichow, Kiew, die ganze Ukraine gin¬
gen verloren, und die Macht der Republik war gebrochen. Der schwache König
sah dies selbst und sagte bereits am 4. Juli 1661: "Utirmm tun talsus va>
tes, aber es ist gewiß, daß ohne die Bestimmung des Thronfolgers zu Leb¬
zeiten des regierenden Königs die Republik in äirextionem Feutiuiu kommen
wird, Nußland wird die Länder seiner Sprache und Lithauen sibi ctestinadit.
Dem Brandenburger Mehle Groß-Polen, und mit Schweden wird er sich über
Preußen einigen. Das Haus Oestreich, wenn es auch bei diesem Zerstückeln
die lautersten Absichten hätte, non ävsrit Krakau und die anliegenden Woywod'
schaften zu fassen; denn jeder wird lieber einen Theil Polens Mois "zruiesitam
haben wollen, als ganz Polen mit seinen Gerechtsamen und Freiheiten, oonUA
xrineisttzs wtam."

1668 verzichtete Johann Kasimir auf den Thron. Ueber ihn und die fol¬
gende Zeit schreibt Lelewel:-->

"Der Staat war vermindert und geschwächt: vermindert durch den Verlust
verschiedener Provinzen, geschwächt durch den Abzug der Kosaken, durch die
Entfernung der Socinianer und vieler Protestanten und durch die Ausschließung
der zurückgebliebenen Dissidenten von dem Genuß der staatsbürgerlichen Rechte.
Geschwächt war ferner die gesammte Masse der Nation durch wirkliche Ver¬
armung und Noth, durch jesuitische Erziehung oder gänzliche Vernachlässigung
derselben, durch die geistige Finsterniß, die hier, wie überhaupt in Europa



*) Wir haben oben einige Fälle von polnischer Unduldsamkeit gegen die deutschen Städte
aufgeführt; das Sendschreiben von dem Zustande und den Drangsalen der Dissidenten in
Polen und Lithauen (Freistadt 1717) enthält Beispiele von den Verfolgungen einzelner Pro¬
testanten, von denen Kattner einige mittheilt. Hauptman" Kahler hatte eine spöttische Bemerkung auf Luther mit einer solchen auf den
Papst erwidert. Er wurde zum Zungcnausrcißen und Viertheilen verurtheilt; da er aber ka¬
tholisch ward, wurde er blos -- enthauptet a, ä, 1712, Sigismund von Unruh büßte
-"> 6. 1715 einige Bemerkungen über die Jesuiten, die er in seine Brieftasche eingetragen
hatte, durch Hinrichtung, nach vorangegangenen Zungcimusreiszen und Handabhauen. Güter-
confiscation war selbstverständlich.
41 *

aber auch von diesen bestechlichen und unwissenden Richtern ein Erkenntniß er-
reicht, so leisteten ihm die Parteien, wie sie es jene noch lieben, nur gezwungen
Folge. Zu alledem kam die von den Jesuiten künstlich unterhaltene Rohheit
und Unwissenheit des Adels, namentlich auch des niederen, und die nur von
den Spaniern übertroffene Unduldsamkeit gegen „Akatholiken", sowohl gegen
die Protestanten, wie gegen die griechischen Katholiken").

Diese veranlaßte unter Johann Kasimir den furchtbaren Aufstand der Ko¬
saken, welcher, da der Adel den Concessionen des Königs die Genehmigung
versagte, den Abfall dieser Soldaten der Krone Polens zu der Rußlands zur
Folge hatte. Smolensk, Sevcricn, Czernichow, Kiew, die ganze Ukraine gin¬
gen verloren, und die Macht der Republik war gebrochen. Der schwache König
sah dies selbst und sagte bereits am 4. Juli 1661: „Utirmm tun talsus va>
tes, aber es ist gewiß, daß ohne die Bestimmung des Thronfolgers zu Leb¬
zeiten des regierenden Königs die Republik in äirextionem Feutiuiu kommen
wird, Nußland wird die Länder seiner Sprache und Lithauen sibi ctestinadit.
Dem Brandenburger Mehle Groß-Polen, und mit Schweden wird er sich über
Preußen einigen. Das Haus Oestreich, wenn es auch bei diesem Zerstückeln
die lautersten Absichten hätte, non ävsrit Krakau und die anliegenden Woywod'
schaften zu fassen; denn jeder wird lieber einen Theil Polens Mois «zruiesitam
haben wollen, als ganz Polen mit seinen Gerechtsamen und Freiheiten, oonUA
xrineisttzs wtam."

1668 verzichtete Johann Kasimir auf den Thron. Ueber ihn und die fol¬
gende Zeit schreibt Lelewel:-->

„Der Staat war vermindert und geschwächt: vermindert durch den Verlust
verschiedener Provinzen, geschwächt durch den Abzug der Kosaken, durch die
Entfernung der Socinianer und vieler Protestanten und durch die Ausschließung
der zurückgebliebenen Dissidenten von dem Genuß der staatsbürgerlichen Rechte.
Geschwächt war ferner die gesammte Masse der Nation durch wirkliche Ver¬
armung und Noth, durch jesuitische Erziehung oder gänzliche Vernachlässigung
derselben, durch die geistige Finsterniß, die hier, wie überhaupt in Europa



*) Wir haben oben einige Fälle von polnischer Unduldsamkeit gegen die deutschen Städte
aufgeführt; das Sendschreiben von dem Zustande und den Drangsalen der Dissidenten in
Polen und Lithauen (Freistadt 1717) enthält Beispiele von den Verfolgungen einzelner Pro¬
testanten, von denen Kattner einige mittheilt. Hauptman» Kahler hatte eine spöttische Bemerkung auf Luther mit einer solchen auf den
Papst erwidert. Er wurde zum Zungcnausrcißen und Viertheilen verurtheilt; da er aber ka¬
tholisch ward, wurde er blos — enthauptet a, ä, 1712, Sigismund von Unruh büßte
-»> 6. 1715 einige Bemerkungen über die Jesuiten, die er in seine Brieftasche eingetragen
hatte, durch Hinrichtung, nach vorangegangenen Zungcimusreiszen und Handabhauen. Güter-
confiscation war selbstverständlich.
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[0331] aber auch von diesen bestechlichen und unwissenden Richtern ein Erkenntniß er- reicht, so leisteten ihm die Parteien, wie sie es jene noch lieben, nur gezwungen Folge. Zu alledem kam die von den Jesuiten künstlich unterhaltene Rohheit und Unwissenheit des Adels, namentlich auch des niederen, und die nur von den Spaniern übertroffene Unduldsamkeit gegen „Akatholiken", sowohl gegen die Protestanten, wie gegen die griechischen Katholiken"). Diese veranlaßte unter Johann Kasimir den furchtbaren Aufstand der Ko¬ saken, welcher, da der Adel den Concessionen des Königs die Genehmigung versagte, den Abfall dieser Soldaten der Krone Polens zu der Rußlands zur Folge hatte. Smolensk, Sevcricn, Czernichow, Kiew, die ganze Ukraine gin¬ gen verloren, und die Macht der Republik war gebrochen. Der schwache König sah dies selbst und sagte bereits am 4. Juli 1661: „Utirmm tun talsus va> tes, aber es ist gewiß, daß ohne die Bestimmung des Thronfolgers zu Leb¬ zeiten des regierenden Königs die Republik in äirextionem Feutiuiu kommen wird, Nußland wird die Länder seiner Sprache und Lithauen sibi ctestinadit. Dem Brandenburger Mehle Groß-Polen, und mit Schweden wird er sich über Preußen einigen. Das Haus Oestreich, wenn es auch bei diesem Zerstückeln die lautersten Absichten hätte, non ävsrit Krakau und die anliegenden Woywod' schaften zu fassen; denn jeder wird lieber einen Theil Polens Mois «zruiesitam haben wollen, als ganz Polen mit seinen Gerechtsamen und Freiheiten, oonUA xrineisttzs wtam." 1668 verzichtete Johann Kasimir auf den Thron. Ueber ihn und die fol¬ gende Zeit schreibt Lelewel:--> „Der Staat war vermindert und geschwächt: vermindert durch den Verlust verschiedener Provinzen, geschwächt durch den Abzug der Kosaken, durch die Entfernung der Socinianer und vieler Protestanten und durch die Ausschließung der zurückgebliebenen Dissidenten von dem Genuß der staatsbürgerlichen Rechte. Geschwächt war ferner die gesammte Masse der Nation durch wirkliche Ver¬ armung und Noth, durch jesuitische Erziehung oder gänzliche Vernachlässigung derselben, durch die geistige Finsterniß, die hier, wie überhaupt in Europa *) Wir haben oben einige Fälle von polnischer Unduldsamkeit gegen die deutschen Städte aufgeführt; das Sendschreiben von dem Zustande und den Drangsalen der Dissidenten in Polen und Lithauen (Freistadt 1717) enthält Beispiele von den Verfolgungen einzelner Pro¬ testanten, von denen Kattner einige mittheilt. Hauptman» Kahler hatte eine spöttische Bemerkung auf Luther mit einer solchen auf den Papst erwidert. Er wurde zum Zungcnausrcißen und Viertheilen verurtheilt; da er aber ka¬ tholisch ward, wurde er blos — enthauptet a, ä, 1712, Sigismund von Unruh büßte -»> 6. 1715 einige Bemerkungen über die Jesuiten, die er in seine Brieftasche eingetragen hatte, durch Hinrichtung, nach vorangegangenen Zungcimusreiszen und Handabhauen. Güter- confiscation war selbstverständlich. 41 *

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341797_187493/331>, abgerufen am 25.11.2024.