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Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, I. Semester. I. Band.

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Unsere Zustände fordern deshalb gerade jetzt eine besondere Aufmerksamkeit. Herr
Schnakcnberg, mit Verschung des Finanzministeriums beauftragt, ist nach der ersten
Ministersitzung ebenso plötzlich verschwunden, wie er gekommen war. Er hatte die
Verwegenheit, dem Kurfürsten gegenüber darauf zu bestehen, daß das Einkommen
der Hofdamen :c, genau so besteuert werde, wie dieses das Gesetz vorschreibt, Die¬
selbe Angelegenheit hat, beiläufig bemerkt, schon vor Jahresfrist veranlaßt, daß
Herr v, Hanstein von der Stelle eines Directors des Obersteuercoilcgiums in den
kränkendsten Formen entfernt wurde. Auch Herr v. Hanstein wollte nicht zulassen,
daß die Hofdienerschaft zu Gunsten der Eivilliste über das Gesetz gestellt werde. Die
Scene zwischen Screnissimo und dem Einlagsministcr Schnackcnberg in Betreff der
Besteuerung der Hofdamen und Laquaicn wird als ganz ungewöhnlich bezeichnet,
was "ach dem hier üblichen Maßstab schon etwas bedeuten will.

Das Finanzministerium ist einstweilen dem Herrn Bode übertragen, zeither
Referent im Finanzministerium, ein fleißiger Arbeiter von sehr schwacher Begabung.
Doch kennt er wenigstens die Routine der Finnnzvcrwaltung, was in Vergleich zu
den früheren Finnnzministern schon als ein Vorzug betrachtet werden darf. Seine
Politische Ansicht, vorausgesetzt, daß er überhaupt eine solche besitzt, wird nicht in
Betracht kommen, da er nur den Platz füllen soll-- bis zum geeigneten Augenblick.

Wie es sich mit dem Ministerium der auswärtige" Angelegenheiten verhält,
darüber herrscht Dunkel. Die dreiwöchige Frist, für welche sich Herr Koch zu dessen
Versetzung bereit erklärt hatte, ist abgelaufen und Herr v. Rieß weigert standhaft
die ihm angcsonuene Uebernahme dieses Ministeriums.

Herr v. Stiernbcrg. der Minister des Innern, und Herr Pfeiffer, der Justiz¬
minister, wirthschaften inzwischen ruhig weiter, als wenn Alles in bester Ordnung
wäre; wie es schein! auch -- bis zu dem geeigneten Augenblick.

Schon seil einigen Tagen laufen dumpfe Gerüchte in der Stadt um. Zwei
als fanatische Anhänger der Haynauschcn Richtung bekannte Officiere sollen zu hohen
Posten in der Mililärhierarchic berufen sei". Auch mit dem bekannten Staatsrath
Scheffer finden lebhafte Verhandlungen statt, mit Abse u. f. w. Die öffentliche
Meinung betrachtet diese Dinge als Vorboten eines neuen Staatsstreichs. -- Sollte
auf einen unvorsichtigen Schritt der Stände gerechnet sein, um für die "künftigen
Ereignisse" eine Handhabe zu gewinnen, so wird die besonnene Haltung der Kammer
eine Täuschung bereiten. Dagegen wird es im vorkommenden Falle an der nöthi¬
gen Energie nicht sehlen, das Land steht hinter seinen Vertretern.

Oeffentliche Ständesitzungen sind schon seit längerer Zeit ausgefallen. Hat
doch die Regirung die versprochenen Vorlagen noch immer nicht gemacht. Am
2. Februar wurde von dem Verfassuugsausschuß folgendes Schreiben an die Land¬
tagscommission gerichtet- "Die landesherrliche Verkündigung vom 21, Juni v. I.
schien dazu bestimmt, dem vielgeprüften Lande den seit mehr als zehn Jahren ent¬
behrten Frieden zurückzugeben. Der Landesherr selbst machte in den tztz 4, 5 und
6 dem treu ausharrenden Volke Zusagen, welche, wenn auch uicht allen gerechten
Wünschen, so doch den klarsten Forderungen des Rechts Genüge zu thun geeignet
waren. Bis jetzt aber ist davon so gut wie nichts zur Ausführung gebracht; so
gut c>>" nichts, obwohl es keinem Zweifel unterliegt, daß binnen der seitdem ver¬
laufenen Frist von sieben Monate" sämmtliche Verheißungen vollständig hätten in
Erfüllung gehen können. Die Stände können, einem solchen Zustande gegenüber,
nicht länger schweigen. Die Herren Ministerialvorständc, nicht etwa blos diejenigen,
welche die landesherrliche Verkündigung vom 21. Juni v, I, gegenzeichneten, sondern
"N gleichen Maße auch diejenigen, welche neuerdings ins Amt traten, haften solida¬
risch dem Lande wegen der Erfüllung alles dessen, was die Staatsregierung. unter
wndesfürstlicher Bürgschaft dem Lande versprochen hat und schuldig ist. Noch immer
handelt es sich darum, einen verfassuugsmüßigen Zustand des Staates und der


Unsere Zustände fordern deshalb gerade jetzt eine besondere Aufmerksamkeit. Herr
Schnakcnberg, mit Verschung des Finanzministeriums beauftragt, ist nach der ersten
Ministersitzung ebenso plötzlich verschwunden, wie er gekommen war. Er hatte die
Verwegenheit, dem Kurfürsten gegenüber darauf zu bestehen, daß das Einkommen
der Hofdamen :c, genau so besteuert werde, wie dieses das Gesetz vorschreibt, Die¬
selbe Angelegenheit hat, beiläufig bemerkt, schon vor Jahresfrist veranlaßt, daß
Herr v, Hanstein von der Stelle eines Directors des Obersteuercoilcgiums in den
kränkendsten Formen entfernt wurde. Auch Herr v. Hanstein wollte nicht zulassen,
daß die Hofdienerschaft zu Gunsten der Eivilliste über das Gesetz gestellt werde. Die
Scene zwischen Screnissimo und dem Einlagsministcr Schnackcnberg in Betreff der
Besteuerung der Hofdamen und Laquaicn wird als ganz ungewöhnlich bezeichnet,
was »ach dem hier üblichen Maßstab schon etwas bedeuten will.

Das Finanzministerium ist einstweilen dem Herrn Bode übertragen, zeither
Referent im Finanzministerium, ein fleißiger Arbeiter von sehr schwacher Begabung.
Doch kennt er wenigstens die Routine der Finnnzvcrwaltung, was in Vergleich zu
den früheren Finnnzministern schon als ein Vorzug betrachtet werden darf. Seine
Politische Ansicht, vorausgesetzt, daß er überhaupt eine solche besitzt, wird nicht in
Betracht kommen, da er nur den Platz füllen soll— bis zum geeigneten Augenblick.

Wie es sich mit dem Ministerium der auswärtige» Angelegenheiten verhält,
darüber herrscht Dunkel. Die dreiwöchige Frist, für welche sich Herr Koch zu dessen
Versetzung bereit erklärt hatte, ist abgelaufen und Herr v. Rieß weigert standhaft
die ihm angcsonuene Uebernahme dieses Ministeriums.

Herr v. Stiernbcrg. der Minister des Innern, und Herr Pfeiffer, der Justiz¬
minister, wirthschaften inzwischen ruhig weiter, als wenn Alles in bester Ordnung
wäre; wie es schein! auch — bis zu dem geeigneten Augenblick.

Schon seil einigen Tagen laufen dumpfe Gerüchte in der Stadt um. Zwei
als fanatische Anhänger der Haynauschcn Richtung bekannte Officiere sollen zu hohen
Posten in der Mililärhierarchic berufen sei». Auch mit dem bekannten Staatsrath
Scheffer finden lebhafte Verhandlungen statt, mit Abse u. f. w. Die öffentliche
Meinung betrachtet diese Dinge als Vorboten eines neuen Staatsstreichs. — Sollte
auf einen unvorsichtigen Schritt der Stände gerechnet sein, um für die „künftigen
Ereignisse" eine Handhabe zu gewinnen, so wird die besonnene Haltung der Kammer
eine Täuschung bereiten. Dagegen wird es im vorkommenden Falle an der nöthi¬
gen Energie nicht sehlen, das Land steht hinter seinen Vertretern.

Oeffentliche Ständesitzungen sind schon seit längerer Zeit ausgefallen. Hat
doch die Regirung die versprochenen Vorlagen noch immer nicht gemacht. Am
2. Februar wurde von dem Verfassuugsausschuß folgendes Schreiben an die Land¬
tagscommission gerichtet- „Die landesherrliche Verkündigung vom 21, Juni v. I.
schien dazu bestimmt, dem vielgeprüften Lande den seit mehr als zehn Jahren ent¬
behrten Frieden zurückzugeben. Der Landesherr selbst machte in den tztz 4, 5 und
6 dem treu ausharrenden Volke Zusagen, welche, wenn auch uicht allen gerechten
Wünschen, so doch den klarsten Forderungen des Rechts Genüge zu thun geeignet
waren. Bis jetzt aber ist davon so gut wie nichts zur Ausführung gebracht; so
gut c>>« nichts, obwohl es keinem Zweifel unterliegt, daß binnen der seitdem ver¬
laufenen Frist von sieben Monate» sämmtliche Verheißungen vollständig hätten in
Erfüllung gehen können. Die Stände können, einem solchen Zustande gegenüber,
nicht länger schweigen. Die Herren Ministerialvorständc, nicht etwa blos diejenigen,
welche die landesherrliche Verkündigung vom 21. Juni v, I, gegenzeichneten, sondern
"N gleichen Maße auch diejenigen, welche neuerdings ins Amt traten, haften solida¬
risch dem Lande wegen der Erfüllung alles dessen, was die Staatsregierung. unter
wndesfürstlicher Bürgschaft dem Lande versprochen hat und schuldig ist. Noch immer
handelt es sich darum, einen verfassuugsmüßigen Zustand des Staates und der


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[0287] Unsere Zustände fordern deshalb gerade jetzt eine besondere Aufmerksamkeit. Herr Schnakcnberg, mit Verschung des Finanzministeriums beauftragt, ist nach der ersten Ministersitzung ebenso plötzlich verschwunden, wie er gekommen war. Er hatte die Verwegenheit, dem Kurfürsten gegenüber darauf zu bestehen, daß das Einkommen der Hofdamen :c, genau so besteuert werde, wie dieses das Gesetz vorschreibt, Die¬ selbe Angelegenheit hat, beiläufig bemerkt, schon vor Jahresfrist veranlaßt, daß Herr v, Hanstein von der Stelle eines Directors des Obersteuercoilcgiums in den kränkendsten Formen entfernt wurde. Auch Herr v. Hanstein wollte nicht zulassen, daß die Hofdienerschaft zu Gunsten der Eivilliste über das Gesetz gestellt werde. Die Scene zwischen Screnissimo und dem Einlagsministcr Schnackcnberg in Betreff der Besteuerung der Hofdamen und Laquaicn wird als ganz ungewöhnlich bezeichnet, was »ach dem hier üblichen Maßstab schon etwas bedeuten will. Das Finanzministerium ist einstweilen dem Herrn Bode übertragen, zeither Referent im Finanzministerium, ein fleißiger Arbeiter von sehr schwacher Begabung. Doch kennt er wenigstens die Routine der Finnnzvcrwaltung, was in Vergleich zu den früheren Finnnzministern schon als ein Vorzug betrachtet werden darf. Seine Politische Ansicht, vorausgesetzt, daß er überhaupt eine solche besitzt, wird nicht in Betracht kommen, da er nur den Platz füllen soll— bis zum geeigneten Augenblick. Wie es sich mit dem Ministerium der auswärtige» Angelegenheiten verhält, darüber herrscht Dunkel. Die dreiwöchige Frist, für welche sich Herr Koch zu dessen Versetzung bereit erklärt hatte, ist abgelaufen und Herr v. Rieß weigert standhaft die ihm angcsonuene Uebernahme dieses Ministeriums. Herr v. Stiernbcrg. der Minister des Innern, und Herr Pfeiffer, der Justiz¬ minister, wirthschaften inzwischen ruhig weiter, als wenn Alles in bester Ordnung wäre; wie es schein! auch — bis zu dem geeigneten Augenblick. Schon seil einigen Tagen laufen dumpfe Gerüchte in der Stadt um. Zwei als fanatische Anhänger der Haynauschcn Richtung bekannte Officiere sollen zu hohen Posten in der Mililärhierarchic berufen sei». Auch mit dem bekannten Staatsrath Scheffer finden lebhafte Verhandlungen statt, mit Abse u. f. w. Die öffentliche Meinung betrachtet diese Dinge als Vorboten eines neuen Staatsstreichs. — Sollte auf einen unvorsichtigen Schritt der Stände gerechnet sein, um für die „künftigen Ereignisse" eine Handhabe zu gewinnen, so wird die besonnene Haltung der Kammer eine Täuschung bereiten. Dagegen wird es im vorkommenden Falle an der nöthi¬ gen Energie nicht sehlen, das Land steht hinter seinen Vertretern. Oeffentliche Ständesitzungen sind schon seit längerer Zeit ausgefallen. Hat doch die Regirung die versprochenen Vorlagen noch immer nicht gemacht. Am 2. Februar wurde von dem Verfassuugsausschuß folgendes Schreiben an die Land¬ tagscommission gerichtet- „Die landesherrliche Verkündigung vom 21, Juni v. I. schien dazu bestimmt, dem vielgeprüften Lande den seit mehr als zehn Jahren ent¬ behrten Frieden zurückzugeben. Der Landesherr selbst machte in den tztz 4, 5 und 6 dem treu ausharrenden Volke Zusagen, welche, wenn auch uicht allen gerechten Wünschen, so doch den klarsten Forderungen des Rechts Genüge zu thun geeignet waren. Bis jetzt aber ist davon so gut wie nichts zur Ausführung gebracht; so gut c>>« nichts, obwohl es keinem Zweifel unterliegt, daß binnen der seitdem ver¬ laufenen Frist von sieben Monate» sämmtliche Verheißungen vollständig hätten in Erfüllung gehen können. Die Stände können, einem solchen Zustande gegenüber, nicht länger schweigen. Die Herren Ministerialvorständc, nicht etwa blos diejenigen, welche die landesherrliche Verkündigung vom 21. Juni v, I, gegenzeichneten, sondern "N gleichen Maße auch diejenigen, welche neuerdings ins Amt traten, haften solida¬ risch dem Lande wegen der Erfüllung alles dessen, was die Staatsregierung. unter wndesfürstlicher Bürgschaft dem Lande versprochen hat und schuldig ist. Noch immer handelt es sich darum, einen verfassuugsmüßigen Zustand des Staates und der

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341797_187493/287>, abgerufen am 27.07.2024.