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Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, I. Semester. I. Band.

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Entscheidung -- nur in unserer Provinz und auch da nur an katholische
Pfarrer von sämmtlichen Grundbesitzern, selbst von evangelischen
Geistlichen entrichtet werden.

Im Kreise Fraustadt übernahm ein katholischer Besitzer ein bis dahin evan¬
gelisches Gut und ließ sofort den Decem ruhen, wie dies auch in Schlesien
geschieht; der evangelische Geistliche klagte und ward mit seinem Anspruch auf
Weiterleistung der Gefälle abgewiesen. Nun weigerte ein evangelischer Besitzer
desselben Kreises seinem katholischen Pfarrer das Meßgetreide, und siehe da,
er ward gerichtlich gezwungen, es ferner zu geben; denn die preußische Regie¬
rung schützt die katholische Geistlichkeit in den Rechten, die sie zu polnischen
Zeiten hatten. Ja, sie gibt ihnen insofern noch neue, als sie die im Landrecht
ausgesprochene Verpflichtung der Patrone und der Gemeinden, die Baulichkeiten
der Pfarrer zu unterhalten, auch auf die Dominien überträgt, welche die
Widemut unserer Pröbste bilden. Einer derselben hatte bei der seinigen
eine Schenke gehabt. Das Schenken in derselben hatte aufgehört, und das
Gebäude mit seinem Zubehör zerfiel. Da verlangte ein späterer Geistlicher
von der Gemeinde Wiederaufbau des Etablissements; dieselbe weigerte sich; der
Landrath stellte vor, daß er dem geistlichen Herrn niemals eine Schenkgerech-
tigteit geben werde. Vergeblich, die Gemeinde ward genöthigt, dem Probst
die geforderten Gebäude aufzuführen.

Doch zu den Zahlen.

Ev. mit Kirch, u. Geisel. Kath. mit Kirch. u. Geisel. Jud. mit Syr.
Posen 261,287. 108. 132. 608,831. 434. 428. 47.907. 88.
Bromberg 203,306. 83. _66. 271,222. 194. 198. 24,291. 52.
überhaupt 464.593. 19l7 198. 880,072. 628. 626. 72,128. 140.
d. h. eine Kirche auf 1082 Kath. und aus 2432 Ev.
" " ein Geistlicher " 1085 " " " 2412 Ev.

Sie sehen, der fromme Herr v. Montalembert hat entweder dreist ge¬
logen oder der hochgelehrte Akademiker ist von dem polnischen Klerus hin¬
ters Licht geführt worden. Man lasse ihn wählen, was er lieber zugibt.

Im Einzelnen stellt sich das Verhältniß der, Polen und Deutschen so, daß
in den Kreisen an der polnischen Grenze mit Ausnahme von Inowraclaw

von 100 Seelen 78 poln. 22 deutsche.
Ebenso in den Kreisen Posen, . . ." 100 "7822 .,
Sabrina und Schroda ......
" 100 "40., 60
Kr. Krotoschin und Krvben . . ..... 100 "62" 38 "
westlich, nordwestlich und nördlich von
Posen, sowie in Inowraclaw . .>. 100 "60., 40 ..
Im Norden der Provinz im Osten . ." 100 "41
im Westen.. 100 "23" 77 .,

Grenzboten I. 1S63.18

Entscheidung — nur in unserer Provinz und auch da nur an katholische
Pfarrer von sämmtlichen Grundbesitzern, selbst von evangelischen
Geistlichen entrichtet werden.

Im Kreise Fraustadt übernahm ein katholischer Besitzer ein bis dahin evan¬
gelisches Gut und ließ sofort den Decem ruhen, wie dies auch in Schlesien
geschieht; der evangelische Geistliche klagte und ward mit seinem Anspruch auf
Weiterleistung der Gefälle abgewiesen. Nun weigerte ein evangelischer Besitzer
desselben Kreises seinem katholischen Pfarrer das Meßgetreide, und siehe da,
er ward gerichtlich gezwungen, es ferner zu geben; denn die preußische Regie¬
rung schützt die katholische Geistlichkeit in den Rechten, die sie zu polnischen
Zeiten hatten. Ja, sie gibt ihnen insofern noch neue, als sie die im Landrecht
ausgesprochene Verpflichtung der Patrone und der Gemeinden, die Baulichkeiten
der Pfarrer zu unterhalten, auch auf die Dominien überträgt, welche die
Widemut unserer Pröbste bilden. Einer derselben hatte bei der seinigen
eine Schenke gehabt. Das Schenken in derselben hatte aufgehört, und das
Gebäude mit seinem Zubehör zerfiel. Da verlangte ein späterer Geistlicher
von der Gemeinde Wiederaufbau des Etablissements; dieselbe weigerte sich; der
Landrath stellte vor, daß er dem geistlichen Herrn niemals eine Schenkgerech-
tigteit geben werde. Vergeblich, die Gemeinde ward genöthigt, dem Probst
die geforderten Gebäude aufzuführen.

Doch zu den Zahlen.

Ev. mit Kirch, u. Geisel. Kath. mit Kirch. u. Geisel. Jud. mit Syr.
Posen 261,287. 108. 132. 608,831. 434. 428. 47.907. 88.
Bromberg 203,306. 83. _66. 271,222. 194. 198. 24,291. 52.
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d. h. eine Kirche auf 1082 Kath. und aus 2432 Ev.
„ „ ein Geistlicher „ 1085 „ „ „ 2412 Ev.

Sie sehen, der fromme Herr v. Montalembert hat entweder dreist ge¬
logen oder der hochgelehrte Akademiker ist von dem polnischen Klerus hin¬
ters Licht geführt worden. Man lasse ihn wählen, was er lieber zugibt.

Im Einzelnen stellt sich das Verhältniß der, Polen und Deutschen so, daß
in den Kreisen an der polnischen Grenze mit Ausnahme von Inowraclaw

von 100 Seelen 78 poln. 22 deutsche.
Ebenso in den Kreisen Posen, . . .„ 100 „7822 .,
Sabrina und Schroda ......
„ 100 „40., 60
Kr. Krotoschin und Krvben . . ..... 100 „62„ 38 „
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Posen, sowie in Inowraclaw . .>. 100 „60., 40 ..
Im Norden der Provinz im Osten . .„ 100 „41
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Grenzboten I. 1S63.18
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[0145] Entscheidung — nur in unserer Provinz und auch da nur an katholische Pfarrer von sämmtlichen Grundbesitzern, selbst von evangelischen Geistlichen entrichtet werden. Im Kreise Fraustadt übernahm ein katholischer Besitzer ein bis dahin evan¬ gelisches Gut und ließ sofort den Decem ruhen, wie dies auch in Schlesien geschieht; der evangelische Geistliche klagte und ward mit seinem Anspruch auf Weiterleistung der Gefälle abgewiesen. Nun weigerte ein evangelischer Besitzer desselben Kreises seinem katholischen Pfarrer das Meßgetreide, und siehe da, er ward gerichtlich gezwungen, es ferner zu geben; denn die preußische Regie¬ rung schützt die katholische Geistlichkeit in den Rechten, die sie zu polnischen Zeiten hatten. Ja, sie gibt ihnen insofern noch neue, als sie die im Landrecht ausgesprochene Verpflichtung der Patrone und der Gemeinden, die Baulichkeiten der Pfarrer zu unterhalten, auch auf die Dominien überträgt, welche die Widemut unserer Pröbste bilden. Einer derselben hatte bei der seinigen eine Schenke gehabt. Das Schenken in derselben hatte aufgehört, und das Gebäude mit seinem Zubehör zerfiel. Da verlangte ein späterer Geistlicher von der Gemeinde Wiederaufbau des Etablissements; dieselbe weigerte sich; der Landrath stellte vor, daß er dem geistlichen Herrn niemals eine Schenkgerech- tigteit geben werde. Vergeblich, die Gemeinde ward genöthigt, dem Probst die geforderten Gebäude aufzuführen. Doch zu den Zahlen. Ev. mit Kirch, u. Geisel. Kath. mit Kirch. u. Geisel. Jud. mit Syr. Posen 261,287. 108. 132. 608,831. 434. 428. 47.907. 88. Bromberg 203,306. 83. _66. 271,222. 194. 198. 24,291. 52. überhaupt 464.593. 19l7 198. 880,072. 628. 626. 72,128. 140. d. h. eine Kirche auf 1082 Kath. und aus 2432 Ev. „ „ ein Geistlicher „ 1085 „ „ „ 2412 Ev. Sie sehen, der fromme Herr v. Montalembert hat entweder dreist ge¬ logen oder der hochgelehrte Akademiker ist von dem polnischen Klerus hin¬ ters Licht geführt worden. Man lasse ihn wählen, was er lieber zugibt. Im Einzelnen stellt sich das Verhältniß der, Polen und Deutschen so, daß in den Kreisen an der polnischen Grenze mit Ausnahme von Inowraclaw von 100 Seelen 78 poln. 22 deutsche. Ebenso in den Kreisen Posen, . . .„ 100 „7822 ., Sabrina und Schroda ...... „ 100 „40., 60 Kr. Krotoschin und Krvben . . ..... 100 „62„ 38 „ westlich, nordwestlich und nördlich von Posen, sowie in Inowraclaw . .>. 100 „60., 40 .. Im Norden der Provinz im Osten . .„ 100 „41 im Westen.. 100 „23„ 77 ., Grenzboten I. 1S63.18

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341797_187493/145>, abgerufen am 29.11.2024.