Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, II. Semester. IV. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

werk der Mechanik; genauer kann nichts ausgedacht werden. Der ablegende Rechen
macht einen Theil der Notation des Haspelflügels mit, bewirkt, sobald er die
Plattform der Maschine erreicht, mittelst einer Biertclkreisbcwegung das Ab¬
schieden des Getreides von dieser in beliebig starke Haufen und geht nach dieser
Arbeit senkrecht in die Höhe, um sein Werk von Neuem zu beginnen. Diese
Maschine erhielt die goldene Medaille in Hamburg; der Fabrikant hatte seine
vierzigtausendste ausgestellt. Ihr ähnlich, angeblich verbesserte Auflage, ist
Seymour und Morgans selbst zusammenharkende Korn- und Grasmähmaschine.
Auch sie arbeitete tadellos; ob sie die cormichsche auf die Dauer überbieten
wird, weiß die Gegenwart noch nicht, doch ist sie billiger. (135 Dollars loco
Brochport N. Y.) Eine dieser Maschinen mäht täglich. 15--25 Morgen. welche
Arbeit 6--12 Männer erfordert. Die anderen ausgestellten Maschinen, z. B.
diejenigen von Burgess und Ney und von Ransomes und Sims (Victoria¬
maschine) welche einen schief liegenden Haspel auf der Plattform angebracht
besitzen, der das Getreide an die Messer drückt und zugleich ablegt, müssen den
vorgenannten nachstehn.

Die Heuwendemaschinen, welche die Menschenarbeit weit überbieten, hatten
die Neuerung erfahren, daß ein Drahtgitter, senkrecht vor der Deichsel in die
Höhe gehend, das Gras hindert, auf das Pferd oder seitwärts sich zu zerstreuen.
Lediglich aus England waren gute Heuwender gekommen und hat wohl Howard,
(Bedford) den Preis davon getragen.

Die Pferde- und Heurechen (Hungerharke) waren in bekannten Constructi-
onen wiedergekommen. Das Geräth ist gut und bedarf kaum einer Verbesserung.

Den Erntemaschinen schließen sich die Dreschmaschinen an, von welchen
44 Aussteller einige mehr als 60 Stück geliefert hatten. Die combinirten
Maschinen, welche marktfertiges Getreide liefern, haben die kleinern fast ver¬
drängt, insbesondere seitdem die Associationen sich die theuren Maschinen ver¬
schaffen und reisende Dampfdrescher überall auftauchen. Wesentliche Verbesse¬
rungen traten nicht hervor; indessen hat sich der Preis verringert; die achtpfcr-
dige Maschine inclusive Locomobile kostet nur noch 2400 Thlr., während man
vor Kurzem noch 3--4000 zahlen mußte. Die berühmtesten Firmen hatten
ausgestellt; es war ein Getöse aus dem Platz, als ob alle Motoren der Welt
losgelassen wären.

So hat denn auch im landwirtschaftlichen Gewerbe die Dampfkraft ihre
Anerkennung erstrebt. Ohne sie würden wir heutzutage bei der theuren Arbeits¬
kraft gewaltige Verluste erleiden. Vierpferdekräftige Locomobilen waren in Menge
anwesend zum Preise von etwa 800 Thlr. Alles was in andern Gewerben
der Dampfmaschine zu verdanken ist, kommt auch im landwirtschaftlichen
Betriebe zur Anerkennung. Dazu beginnt die billigere Lieferung der Ma¬
schinen, ihre bessere Construction, die leichtere Transportmöglichkeit wesentlich


werk der Mechanik; genauer kann nichts ausgedacht werden. Der ablegende Rechen
macht einen Theil der Notation des Haspelflügels mit, bewirkt, sobald er die
Plattform der Maschine erreicht, mittelst einer Biertclkreisbcwegung das Ab¬
schieden des Getreides von dieser in beliebig starke Haufen und geht nach dieser
Arbeit senkrecht in die Höhe, um sein Werk von Neuem zu beginnen. Diese
Maschine erhielt die goldene Medaille in Hamburg; der Fabrikant hatte seine
vierzigtausendste ausgestellt. Ihr ähnlich, angeblich verbesserte Auflage, ist
Seymour und Morgans selbst zusammenharkende Korn- und Grasmähmaschine.
Auch sie arbeitete tadellos; ob sie die cormichsche auf die Dauer überbieten
wird, weiß die Gegenwart noch nicht, doch ist sie billiger. (135 Dollars loco
Brochport N. Y.) Eine dieser Maschinen mäht täglich. 15—25 Morgen. welche
Arbeit 6—12 Männer erfordert. Die anderen ausgestellten Maschinen, z. B.
diejenigen von Burgess und Ney und von Ransomes und Sims (Victoria¬
maschine) welche einen schief liegenden Haspel auf der Plattform angebracht
besitzen, der das Getreide an die Messer drückt und zugleich ablegt, müssen den
vorgenannten nachstehn.

Die Heuwendemaschinen, welche die Menschenarbeit weit überbieten, hatten
die Neuerung erfahren, daß ein Drahtgitter, senkrecht vor der Deichsel in die
Höhe gehend, das Gras hindert, auf das Pferd oder seitwärts sich zu zerstreuen.
Lediglich aus England waren gute Heuwender gekommen und hat wohl Howard,
(Bedford) den Preis davon getragen.

Die Pferde- und Heurechen (Hungerharke) waren in bekannten Constructi-
onen wiedergekommen. Das Geräth ist gut und bedarf kaum einer Verbesserung.

Den Erntemaschinen schließen sich die Dreschmaschinen an, von welchen
44 Aussteller einige mehr als 60 Stück geliefert hatten. Die combinirten
Maschinen, welche marktfertiges Getreide liefern, haben die kleinern fast ver¬
drängt, insbesondere seitdem die Associationen sich die theuren Maschinen ver¬
schaffen und reisende Dampfdrescher überall auftauchen. Wesentliche Verbesse¬
rungen traten nicht hervor; indessen hat sich der Preis verringert; die achtpfcr-
dige Maschine inclusive Locomobile kostet nur noch 2400 Thlr., während man
vor Kurzem noch 3—4000 zahlen mußte. Die berühmtesten Firmen hatten
ausgestellt; es war ein Getöse aus dem Platz, als ob alle Motoren der Welt
losgelassen wären.

So hat denn auch im landwirtschaftlichen Gewerbe die Dampfkraft ihre
Anerkennung erstrebt. Ohne sie würden wir heutzutage bei der theuren Arbeits¬
kraft gewaltige Verluste erleiden. Vierpferdekräftige Locomobilen waren in Menge
anwesend zum Preise von etwa 800 Thlr. Alles was in andern Gewerben
der Dampfmaschine zu verdanken ist, kommt auch im landwirtschaftlichen
Betriebe zur Anerkennung. Dazu beginnt die billigere Lieferung der Ma¬
schinen, ihre bessere Construction, die leichtere Transportmöglichkeit wesentlich


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0518" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/116446"/>
          <p xml:id="ID_1736" prev="#ID_1735"> werk der Mechanik; genauer kann nichts ausgedacht werden. Der ablegende Rechen<lb/>
macht einen Theil der Notation des Haspelflügels mit, bewirkt, sobald er die<lb/>
Plattform der Maschine erreicht, mittelst einer Biertclkreisbcwegung das Ab¬<lb/>
schieden des Getreides von dieser in beliebig starke Haufen und geht nach dieser<lb/>
Arbeit senkrecht in die Höhe, um sein Werk von Neuem zu beginnen. Diese<lb/>
Maschine erhielt die goldene Medaille in Hamburg; der Fabrikant hatte seine<lb/>
vierzigtausendste ausgestellt. Ihr ähnlich, angeblich verbesserte Auflage, ist<lb/>
Seymour und Morgans selbst zusammenharkende Korn- und Grasmähmaschine.<lb/>
Auch sie arbeitete tadellos; ob sie die cormichsche auf die Dauer überbieten<lb/>
wird, weiß die Gegenwart noch nicht, doch ist sie billiger. (135 Dollars loco<lb/>
Brochport N. Y.) Eine dieser Maschinen mäht täglich. 15&#x2014;25 Morgen. welche<lb/>
Arbeit 6&#x2014;12 Männer erfordert. Die anderen ausgestellten Maschinen, z. B.<lb/>
diejenigen von Burgess und Ney und von Ransomes und Sims (Victoria¬<lb/>
maschine) welche einen schief liegenden Haspel auf der Plattform angebracht<lb/>
besitzen, der das Getreide an die Messer drückt und zugleich ablegt, müssen den<lb/>
vorgenannten nachstehn.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1737"> Die Heuwendemaschinen, welche die Menschenarbeit weit überbieten, hatten<lb/>
die Neuerung erfahren, daß ein Drahtgitter, senkrecht vor der Deichsel in die<lb/>
Höhe gehend, das Gras hindert, auf das Pferd oder seitwärts sich zu zerstreuen.<lb/>
Lediglich aus England waren gute Heuwender gekommen und hat wohl Howard,<lb/>
(Bedford) den Preis davon getragen.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1738"> Die Pferde- und Heurechen (Hungerharke) waren in bekannten Constructi-<lb/>
onen wiedergekommen. Das Geräth ist gut und bedarf kaum einer Verbesserung.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1739"> Den Erntemaschinen schließen sich die Dreschmaschinen an, von welchen<lb/>
44 Aussteller einige mehr als 60 Stück geliefert hatten. Die combinirten<lb/>
Maschinen, welche marktfertiges Getreide liefern, haben die kleinern fast ver¬<lb/>
drängt, insbesondere seitdem die Associationen sich die theuren Maschinen ver¬<lb/>
schaffen und reisende Dampfdrescher überall auftauchen. Wesentliche Verbesse¬<lb/>
rungen traten nicht hervor; indessen hat sich der Preis verringert; die achtpfcr-<lb/>
dige Maschine inclusive Locomobile kostet nur noch 2400 Thlr., während man<lb/>
vor Kurzem noch 3&#x2014;4000 zahlen mußte. Die berühmtesten Firmen hatten<lb/>
ausgestellt; es war ein Getöse aus dem Platz, als ob alle Motoren der Welt<lb/>
losgelassen wären.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1740" next="#ID_1741"> So hat denn auch im landwirtschaftlichen Gewerbe die Dampfkraft ihre<lb/>
Anerkennung erstrebt. Ohne sie würden wir heutzutage bei der theuren Arbeits¬<lb/>
kraft gewaltige Verluste erleiden. Vierpferdekräftige Locomobilen waren in Menge<lb/>
anwesend zum Preise von etwa 800 Thlr. Alles was in andern Gewerben<lb/>
der Dampfmaschine zu verdanken ist, kommt auch im landwirtschaftlichen<lb/>
Betriebe zur Anerkennung. Dazu beginnt die billigere Lieferung der Ma¬<lb/>
schinen, ihre bessere Construction, die leichtere Transportmöglichkeit wesentlich</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0518] werk der Mechanik; genauer kann nichts ausgedacht werden. Der ablegende Rechen macht einen Theil der Notation des Haspelflügels mit, bewirkt, sobald er die Plattform der Maschine erreicht, mittelst einer Biertclkreisbcwegung das Ab¬ schieden des Getreides von dieser in beliebig starke Haufen und geht nach dieser Arbeit senkrecht in die Höhe, um sein Werk von Neuem zu beginnen. Diese Maschine erhielt die goldene Medaille in Hamburg; der Fabrikant hatte seine vierzigtausendste ausgestellt. Ihr ähnlich, angeblich verbesserte Auflage, ist Seymour und Morgans selbst zusammenharkende Korn- und Grasmähmaschine. Auch sie arbeitete tadellos; ob sie die cormichsche auf die Dauer überbieten wird, weiß die Gegenwart noch nicht, doch ist sie billiger. (135 Dollars loco Brochport N. Y.) Eine dieser Maschinen mäht täglich. 15—25 Morgen. welche Arbeit 6—12 Männer erfordert. Die anderen ausgestellten Maschinen, z. B. diejenigen von Burgess und Ney und von Ransomes und Sims (Victoria¬ maschine) welche einen schief liegenden Haspel auf der Plattform angebracht besitzen, der das Getreide an die Messer drückt und zugleich ablegt, müssen den vorgenannten nachstehn. Die Heuwendemaschinen, welche die Menschenarbeit weit überbieten, hatten die Neuerung erfahren, daß ein Drahtgitter, senkrecht vor der Deichsel in die Höhe gehend, das Gras hindert, auf das Pferd oder seitwärts sich zu zerstreuen. Lediglich aus England waren gute Heuwender gekommen und hat wohl Howard, (Bedford) den Preis davon getragen. Die Pferde- und Heurechen (Hungerharke) waren in bekannten Constructi- onen wiedergekommen. Das Geräth ist gut und bedarf kaum einer Verbesserung. Den Erntemaschinen schließen sich die Dreschmaschinen an, von welchen 44 Aussteller einige mehr als 60 Stück geliefert hatten. Die combinirten Maschinen, welche marktfertiges Getreide liefern, haben die kleinern fast ver¬ drängt, insbesondere seitdem die Associationen sich die theuren Maschinen ver¬ schaffen und reisende Dampfdrescher überall auftauchen. Wesentliche Verbesse¬ rungen traten nicht hervor; indessen hat sich der Preis verringert; die achtpfcr- dige Maschine inclusive Locomobile kostet nur noch 2400 Thlr., während man vor Kurzem noch 3—4000 zahlen mußte. Die berühmtesten Firmen hatten ausgestellt; es war ein Getöse aus dem Platz, als ob alle Motoren der Welt losgelassen wären. So hat denn auch im landwirtschaftlichen Gewerbe die Dampfkraft ihre Anerkennung erstrebt. Ohne sie würden wir heutzutage bei der theuren Arbeits¬ kraft gewaltige Verluste erleiden. Vierpferdekräftige Locomobilen waren in Menge anwesend zum Preise von etwa 800 Thlr. Alles was in andern Gewerben der Dampfmaschine zu verdanken ist, kommt auch im landwirtschaftlichen Betriebe zur Anerkennung. Dazu beginnt die billigere Lieferung der Ma¬ schinen, ihre bessere Construction, die leichtere Transportmöglichkeit wesentlich

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341797_115927
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341797_115927/518
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341797_115927/518>, abgerufen am 15.01.2025.