Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, II. Semester. IV. Band.daraus resultirenden Verpflichtungen für vollkommen ledig. Die Erbfolge sei Holder und A. Seeger constatirten sofort das Ungenügende dieser Erklä¬ Weitere Schritte werden je nach dem Gang der Ereignisse vorbereitet. Daß unter diesen Umständen die übrigen Arbeiten der Kammer viel von Auch auf den glücklichen Ausgang der am 2. December vorgenommenen daraus resultirenden Verpflichtungen für vollkommen ledig. Die Erbfolge sei Holder und A. Seeger constatirten sofort das Ungenügende dieser Erklä¬ Weitere Schritte werden je nach dem Gang der Ereignisse vorbereitet. Daß unter diesen Umständen die übrigen Arbeiten der Kammer viel von Auch auf den glücklichen Ausgang der am 2. December vorgenommenen <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0431" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/116359"/> <p xml:id="ID_1418" prev="#ID_1417"> daraus resultirenden Verpflichtungen für vollkommen ledig. Die Erbfolge sei<lb/> vorderhand offen zu lassen, da sie streitig sei und möglicherweise noch andere<lb/> Prätendenten auftreten könnien. (!) Uebrigens werde die Regierung für so¬<lb/> fortige Besetzung Holsteins Instruction ertheilen. Am Schlüsse wurde d.is<lb/> Zusammengehen der kleineren Staaten mit den glücklicherweise übereinstimmen¬<lb/> den Großmächten Oestreich und Preußen betont.</p><lb/> <p xml:id="ID_1419"> Holder und A. Seeger constatirten sofort das Ungenügende dieser Erklä¬<lb/> rung und verlangten, weitere Anträge sich vorbehaltend, zunächst Vorlegung der<lb/> diplomatischen Correspondenz über das londoner Protokoll. Am 1. December<lb/> legte Herr v. Hügel die betreffende würtenbergische Note vom 23. November<lb/> 1852 vor, und auf Hölders Antrag wurde diese Note wie die Antwort des<lb/> Ministers der staatsrechtlichen Commission zu schleuniger Berichterstattung über¬<lb/> wiesen. Gleichzeitig stellte Mohl die neue Jnterpellation: ob die Regierung<lb/> sich bestimmt dafür ausspreche, daß der Einmarsch der deutschen Truppen in<lb/> die Herzogthümer nicht behufs Execution erfolge, sondern behufs Besitznahme,<lb/> um sie dem rechtmäßigen Herrn zu übergeben, und ob dieselbe darauf hinwirken<lb/> wolle, daß baldmöglichst über die Erbfolge entschieden und der rechtmäßige<lb/> Fürst in sein Land eingesetzt werde. In der Abendsitzung vom 4. December<lb/> sollte der Minister diese Jnterpellation beantworten. Er ließ sich jedoch ent¬<lb/> schuldigen, da er eben auf neue Nachrichten in der Sache warte. Inzwischen<lb/> richtete Oesterlen die neue Anfrage an die Regierung, ob sie Angesichts der<lb/> Haltung von Preußen und Oestreich beabsichtige, eine engere Verbindung der<lb/> Klein- und Mittelstaaten zum Zweck einer nationalen Politik anzubahnen. Im<lb/> gleichen Sinne hatte schon in der Sitzung vom 27. November Holder unter<lb/> lebhaftem Beifall der Kammer geäußert, daß es bei dem Verhalten der beiden<lb/> Großmächte Pflicht der kleineren Staaten sei, selbständig vorzugehen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1420"> Weitere Schritte werden je nach dem Gang der Ereignisse vorbereitet.<lb/> Die Kammer ist offenbar entschlossen, dem Ministerium keinen Augenblick Ruhe<lb/> zu lassen und den Gang seiner Politik sorgsam zu überwachen. Würde überall<lb/> dieselbe hartnäckige, zähe Rührigkeit entfaltet, so wäre kaum an einem all¬<lb/> gemeinen Erfolg zu zweifeln.</p><lb/> <p xml:id="ID_1421"> Daß unter diesen Umständen die übrigen Arbeiten der Kammer viel von<lb/> dem Interesse verloren, das sie in anderer Zeit gehabt hätten, läßt sich denken.<lb/> Doch veranlaßte der Gesetzentwurf über diejNekrulirung pro 1864—67 eben in<lb/> Voraussicht naher Eventualitäten eine sehr belebte Debatte. Die Redner der<lb/> Linken drangen lebhaft auf ein allgemeines Volkswehrsystem und setzten trotz<lb/> des Sträubens des Kriegsministers einen einstimmigen Beschluß durch, wonach<lb/> das Kriegsministerium gebeten wird, die freiwilligen Waffenübungen der Jugend¬<lb/> vereine durch Ueberlassung von Instructoren zu unterstützen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1422" next="#ID_1423"> Auch auf den glücklichen Ausgang der am 2. December vorgenommenen</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0431]
daraus resultirenden Verpflichtungen für vollkommen ledig. Die Erbfolge sei
vorderhand offen zu lassen, da sie streitig sei und möglicherweise noch andere
Prätendenten auftreten könnien. (!) Uebrigens werde die Regierung für so¬
fortige Besetzung Holsteins Instruction ertheilen. Am Schlüsse wurde d.is
Zusammengehen der kleineren Staaten mit den glücklicherweise übereinstimmen¬
den Großmächten Oestreich und Preußen betont.
Holder und A. Seeger constatirten sofort das Ungenügende dieser Erklä¬
rung und verlangten, weitere Anträge sich vorbehaltend, zunächst Vorlegung der
diplomatischen Correspondenz über das londoner Protokoll. Am 1. December
legte Herr v. Hügel die betreffende würtenbergische Note vom 23. November
1852 vor, und auf Hölders Antrag wurde diese Note wie die Antwort des
Ministers der staatsrechtlichen Commission zu schleuniger Berichterstattung über¬
wiesen. Gleichzeitig stellte Mohl die neue Jnterpellation: ob die Regierung
sich bestimmt dafür ausspreche, daß der Einmarsch der deutschen Truppen in
die Herzogthümer nicht behufs Execution erfolge, sondern behufs Besitznahme,
um sie dem rechtmäßigen Herrn zu übergeben, und ob dieselbe darauf hinwirken
wolle, daß baldmöglichst über die Erbfolge entschieden und der rechtmäßige
Fürst in sein Land eingesetzt werde. In der Abendsitzung vom 4. December
sollte der Minister diese Jnterpellation beantworten. Er ließ sich jedoch ent¬
schuldigen, da er eben auf neue Nachrichten in der Sache warte. Inzwischen
richtete Oesterlen die neue Anfrage an die Regierung, ob sie Angesichts der
Haltung von Preußen und Oestreich beabsichtige, eine engere Verbindung der
Klein- und Mittelstaaten zum Zweck einer nationalen Politik anzubahnen. Im
gleichen Sinne hatte schon in der Sitzung vom 27. November Holder unter
lebhaftem Beifall der Kammer geäußert, daß es bei dem Verhalten der beiden
Großmächte Pflicht der kleineren Staaten sei, selbständig vorzugehen.
Weitere Schritte werden je nach dem Gang der Ereignisse vorbereitet.
Die Kammer ist offenbar entschlossen, dem Ministerium keinen Augenblick Ruhe
zu lassen und den Gang seiner Politik sorgsam zu überwachen. Würde überall
dieselbe hartnäckige, zähe Rührigkeit entfaltet, so wäre kaum an einem all¬
gemeinen Erfolg zu zweifeln.
Daß unter diesen Umständen die übrigen Arbeiten der Kammer viel von
dem Interesse verloren, das sie in anderer Zeit gehabt hätten, läßt sich denken.
Doch veranlaßte der Gesetzentwurf über diejNekrulirung pro 1864—67 eben in
Voraussicht naher Eventualitäten eine sehr belebte Debatte. Die Redner der
Linken drangen lebhaft auf ein allgemeines Volkswehrsystem und setzten trotz
des Sträubens des Kriegsministers einen einstimmigen Beschluß durch, wonach
das Kriegsministerium gebeten wird, die freiwilligen Waffenübungen der Jugend¬
vereine durch Ueberlassung von Instructoren zu unterstützen.
Auch auf den glücklichen Ausgang der am 2. December vorgenommenen
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