Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, II. Semester. IV. Band.weil es, was es ist, ganz und vollständig ist und nicht wie so Vieles, der Die vorliegenden Zeilen haben nichts sein können und wollen als eine Grenzboten IV. 18K3.80
weil es, was es ist, ganz und vollständig ist und nicht wie so Vieles, der Die vorliegenden Zeilen haben nichts sein können und wollen als eine Grenzboten IV. 18K3.80
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weil es, was es ist, ganz und vollständig ist und nicht wie so Vieles, der
Entschuldigung unvollkommen erreichter „Intentionen'' bedarf. Preller hat
schon früher durch seine monumentalen Malereien und in der Folgezeit durch
seine zahlreichen Oelbilder gezeigt, daß er auch des Kolorits und des Pinsels
mächtig ist wie Wenige, und so dürfen wir seine Cartons, diese „Anweisungen
auf die Bilder" nicht mit Zittern und Zagen, sie einst durch die farbige
Ausführung verdorben oder wenigstens "unvollkommen wiedergegeben zu sehen,
sondern mit der frohen Zuversicht betrachten, daß uns im einstigen Anschauen
der Wandgemälde ein neuer, erhöhter Genuß erwartet.
Die vorliegenden Zeilen haben nichts sein können und wollen als eine
Mahnung zu eingehendem Genusse, zu sorgfältigem Studium dieses Werkes.
Es wird hoffentlich vor Allem nicht spurlos an unsern hundert und aber¬
hundert Landschaftsmalern vorübergehen. Es ist leider beigebracht, die Werke
der älteren Meister, deren jede bedeutende Gallerte eine Anzahl besitzt, zwar zu
bewundern, aber auf uns nicbt zu beziehen und als einen Maßstab der Gegen¬
wart abzulehnen. Wenn hierin zum Theil eine gewisse Berechtigung nicht ge-
läugnet werden kann, so verschwindet vor einer so großartigen zeitgenössischen
Leistung jeder Vorwand, und es ist aufs innigste zu wünschen, daß vor Allein
der gewöhnliche dürftige Naturalismus, der nur zu oft an das incus u, non
luesnäo erinnert, angesichts derselben zur Besinnung komme über das, was
denn doch auch die bescheidensten Ziele in der Kunst unweigerlich fordern. Es
kann nicht jeder historische Landschaften malen und wer es nicht kann, soll es
auch nicbt wollen' aber es sollte keiner vergessen, daß wenn nach dem alten
schönen Worte, it g«nic» eg, belle le arti, das andere nicht weniger wahr ist:
Ja> K-Mönsia Is remis immorwli. Vielleicht daß dann auch im Publicum die
Überschätzung der Unbildung und Trivialität aufhört, welche der Schätzung
des Wahren und Aechter mehr als irgend etwas hinderlich ist. Wir aber kön¬
nen von dem herrlichen Werke nur mit dem Wunsche scheiden, daß ein gün¬
stiges Geschick seine baldige monumentale Vollendung ermögliche, auf daß wie
es die erste Hälfte des erwähnten Wortes bereits aufs herrlichste bewahrheitet
hat, so auch die andere sich daran erfüllen könne!
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