Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, II. Semester. IV. Band.und Beibehaltung manches Altenglischen in Sitte, Lebensart und Geschmack. Der Yankee ist ferner, einzelne Ausnahmen abgerechnet, kein "Gleichheits¬ 28"
und Beibehaltung manches Altenglischen in Sitte, Lebensart und Geschmack. Der Yankee ist ferner, einzelne Ausnahmen abgerechnet, kein „Gleichheits¬ 28»
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0227" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/116155"/> <p xml:id="ID_832" prev="#ID_831"> und Beibehaltung manches Altenglischen in Sitte, Lebensart und Geschmack.<lb/> Dann durch Sinn für Comfort und Gefallen an landschaftlicher Schönheit.<lb/> Vor Allem aber durck reichere geistige Anlage, größere Willenskraft und beharr¬<lb/> licheres Festhalten an einmal Gewelltem. Von den Patenten auf neue Er¬<lb/> findungen, welche jährlich in Washington ertheilt werden, kommt durchschnittlich<lb/> die volle Hälfte auf das kleine Neuengland, obwohl es nur ein Zehntel der<lb/> weißen Unionsbevölkerung umfaßt. Die Baumwollenpresse, das Dampfschiff,<lb/> die Nah- und die Mähmaschine, der Dampfpflug und andere hervorragende Er¬<lb/> findungen hatten alle Yankees zu Vätern. Dasselbe gilt von den Dichtern<lb/> Amerikas und von den philosophischen und historischen Schriftstellern des Landes:<lb/> Longfellow, Bryant, Hawthorne, der Beecher-Stowe, Wendet Holmes, Theodor<lb/> Parker-, Everett, Emerson, Franklin, Bancroft, Prescott, Squier, Hitchcock,<lb/> Mitchell und Olmstead sind ohne Ausnahme Neuengländer. Von den hervor¬<lb/> ragenden geistlichen Rednern, den großen Rechtsgelehrten, Aerzten, Seehelden<lb/> Amerikas, von den berühmten Fachmännern hat das Land der Yankees die<lb/> Mehrzahl geliefert. Staatsmänner erzeugte es wenige, aber gerade die geni¬<lb/> alsten, wofür die Namen Otis, Hancock. Adams und Webster Beispiele sind.<lb/> Selbst der nicht von der Schule berührte Yankee hat ein intelligentes Aus¬<lb/> sehen, einen verständigen prüfenden Blick und eine Anstelligkeit, wie man sie<lb/> unter dieser Classe in Europa selten findet. Außerdem kennzeichnet ihn ein<lb/> festes, würdiges Auftreten und ein vorwaltender Ernst, der ihm in weit höherem<lb/> Grade eigen ist. als den übrigen Angloamerikanern.</p><lb/> <p xml:id="ID_833" next="#ID_834"> Der Yankee ist ferner, einzelne Ausnahmen abgerechnet, kein „Gleichheits¬<lb/> flegel, der ohne Spucknapf spuckt und ohne Kegel legete". Er hat in der Regel<lb/> eine starke Abneigung vor den Gemeinheiten, welche diese Charakteristik recht¬<lb/> fertigen, und die man allerdings im Süden und Westen sehr häusig antrifft.<lb/> Mitunter fällt er wohl durch Neugier lästig, sehr selten aber wird er grob, und<lb/> Rohheit liegt nicht in seiner Natur. Gern gesteht er Andern jede Freiheit zu,<lb/> die er selbst beansprucht. Der Neucngländer liebt die geistige und moralische<lb/> Bildung und unterscheidet sich damit am stärksten von den andern Angloameri¬<lb/> kanern. Diese suchen in der Regel nur den Schein der Bildung und sind kirch¬<lb/> lich und bigott, um für sittlich zu gelten. Der Yankee dagegen will meist<lb/> wirklich gebildet sein und ist ein moralischer Rigorist, soweit dies nicht zu<lb/> schwere Pflichten auferlegt. Wahre Begeisterung für die höchsten geistigen Güter<lb/> ist unter allen Amerikanern, auch unter den Yankees selten, Wohl aber bringen<lb/> die letzteren für die Pflege dieser Güter verhältnißmäßig ungeheure Opfer. Der<lb/> kleine Staat Massachusetts zahlt für seine öffentlichen Schulen jährlich anderthalb<lb/> Millionen Dollars, während seine sämmtlichen übrigen Ausgaben kaum den<lb/> dritten Theil dieser Summe übersteigen. Derselbe Staat gründete die ersten<lb/> Blinden-, Taubstummen- und Blödsinnigen-Jnstitute in Amerika und zwar nach</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> 28»</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0227]
und Beibehaltung manches Altenglischen in Sitte, Lebensart und Geschmack.
Dann durch Sinn für Comfort und Gefallen an landschaftlicher Schönheit.
Vor Allem aber durck reichere geistige Anlage, größere Willenskraft und beharr¬
licheres Festhalten an einmal Gewelltem. Von den Patenten auf neue Er¬
findungen, welche jährlich in Washington ertheilt werden, kommt durchschnittlich
die volle Hälfte auf das kleine Neuengland, obwohl es nur ein Zehntel der
weißen Unionsbevölkerung umfaßt. Die Baumwollenpresse, das Dampfschiff,
die Nah- und die Mähmaschine, der Dampfpflug und andere hervorragende Er¬
findungen hatten alle Yankees zu Vätern. Dasselbe gilt von den Dichtern
Amerikas und von den philosophischen und historischen Schriftstellern des Landes:
Longfellow, Bryant, Hawthorne, der Beecher-Stowe, Wendet Holmes, Theodor
Parker-, Everett, Emerson, Franklin, Bancroft, Prescott, Squier, Hitchcock,
Mitchell und Olmstead sind ohne Ausnahme Neuengländer. Von den hervor¬
ragenden geistlichen Rednern, den großen Rechtsgelehrten, Aerzten, Seehelden
Amerikas, von den berühmten Fachmännern hat das Land der Yankees die
Mehrzahl geliefert. Staatsmänner erzeugte es wenige, aber gerade die geni¬
alsten, wofür die Namen Otis, Hancock. Adams und Webster Beispiele sind.
Selbst der nicht von der Schule berührte Yankee hat ein intelligentes Aus¬
sehen, einen verständigen prüfenden Blick und eine Anstelligkeit, wie man sie
unter dieser Classe in Europa selten findet. Außerdem kennzeichnet ihn ein
festes, würdiges Auftreten und ein vorwaltender Ernst, der ihm in weit höherem
Grade eigen ist. als den übrigen Angloamerikanern.
Der Yankee ist ferner, einzelne Ausnahmen abgerechnet, kein „Gleichheits¬
flegel, der ohne Spucknapf spuckt und ohne Kegel legete". Er hat in der Regel
eine starke Abneigung vor den Gemeinheiten, welche diese Charakteristik recht¬
fertigen, und die man allerdings im Süden und Westen sehr häusig antrifft.
Mitunter fällt er wohl durch Neugier lästig, sehr selten aber wird er grob, und
Rohheit liegt nicht in seiner Natur. Gern gesteht er Andern jede Freiheit zu,
die er selbst beansprucht. Der Neucngländer liebt die geistige und moralische
Bildung und unterscheidet sich damit am stärksten von den andern Angloameri¬
kanern. Diese suchen in der Regel nur den Schein der Bildung und sind kirch¬
lich und bigott, um für sittlich zu gelten. Der Yankee dagegen will meist
wirklich gebildet sein und ist ein moralischer Rigorist, soweit dies nicht zu
schwere Pflichten auferlegt. Wahre Begeisterung für die höchsten geistigen Güter
ist unter allen Amerikanern, auch unter den Yankees selten, Wohl aber bringen
die letzteren für die Pflege dieser Güter verhältnißmäßig ungeheure Opfer. Der
kleine Staat Massachusetts zahlt für seine öffentlichen Schulen jährlich anderthalb
Millionen Dollars, während seine sämmtlichen übrigen Ausgaben kaum den
dritten Theil dieser Summe übersteigen. Derselbe Staat gründete die ersten
Blinden-, Taubstummen- und Blödsinnigen-Jnstitute in Amerika und zwar nach
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