Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, II. Semester. IV. Band.ans Herz legen, seinen Schülern wenigstens in der Aussprache des Deutschen Wenden wir uns von diesen Thatsachen, die wir sicherlich nicht mehr un¬ Die ungefähr 320 Mitglieder, von denen etwa ein Drittel dem König¬ Für die allgemeinen Sitzungen waren eine Reihe von Verträgen bestimmt, Von besonderem Interesse war der Vortrag des Herrn Prof. G. Curtius ans Herz legen, seinen Schülern wenigstens in der Aussprache des Deutschen Wenden wir uns von diesen Thatsachen, die wir sicherlich nicht mehr un¬ Die ungefähr 320 Mitglieder, von denen etwa ein Drittel dem König¬ Für die allgemeinen Sitzungen waren eine Reihe von Verträgen bestimmt, Von besonderem Interesse war der Vortrag des Herrn Prof. G. Curtius <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0110" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/116038"/> <p xml:id="ID_395" prev="#ID_394"> ans Herz legen, seinen Schülern wenigstens in der Aussprache des Deutschen<lb/> ein besseres Beispiel zu geben. Daß er bei dem Trinksprüche wenigstens nicht<lb/> Lessing zum Gegenstände hatte, machte seine Worte wenn auch nicht viel, so<lb/> doch etwas erträglicher.</p><lb/> <p xml:id="ID_396"> Wenden wir uns von diesen Thatsachen, die wir sicherlich nicht mehr un¬<lb/> erquicklich fanden als so mancher Andere, zu den erfreulichem Seiten des Kon¬<lb/> gresses, welche — wir berichten es mit Freuden — geeignet genug waren, die<lb/> unangenehmen Eindrücke zu verwischen.</p><lb/> <p xml:id="ID_397"> Die ungefähr 320 Mitglieder, von denen etwa ein Drittel dem König¬<lb/> reich Sachsen, die Uebrigen der Mehrzahl nach Preußen angehörten, vertheilten<lb/> sich den Satzungen gemäß in die einzelnen Sectionen: die pädagogische, ger¬<lb/> manistische und orientalistischc, zu denen sich diesmal auch eine archäologische<lb/> gesellte. Uns bat es bedünken wollen, als ob die Germanisten und Orien¬<lb/> talisten die fleißigsten gewesen wären, die Früchte ihrer Thätigkeit sehen ihrer<lb/> Veröffentlichung in den gedruckten Verhandlungen entgegen. Es liegt auf der<lb/> Hand, daß es dem Einzelnen nicht möglich war, die Scctionsvcrhandlungcn<lb/> xu verfolgen, und so gestatten wir uns, nur das hervorzuheben, daß Prof.<lb/> Lazarus aus Bern am dritten Tag in der pädagogischen Section durch einen<lb/> trefflichen extemporirten Vortrag den Preis davontrug, bei welchem wir die<lb/> geistige Bedeutung und den reichen Gedankeninhalt nicht minder als die for¬<lb/> melle Vollendung der Rede bewunderten.</p><lb/> <p xml:id="ID_398"> Für die allgemeinen Sitzungen waren eine Reihe von Verträgen bestimmt,<lb/> von denen aus Mangel an Zeit oder andern Gründen einige nicht gehalten<lb/> wurden. Unter den Icpteren befand sich ein Vortrag des Herrn Jules Oppcrt<lb/> aus Paris, dem preisgekrönten Entzifferer der Keilschriften. Ueber den<lb/> Werth seiner wissenschaftlichen Leistungen wird kein Zweifel erhoben werden.<lb/> Wohl aber baben wir mit Mißvergnügen bemerken müssen, daß der genannte<lb/> Gelehrte verlernt zu haben schien, sich nach deutschem Brauch in einer Ver¬<lb/> sammlung von Mitarbeitern in der Wissenschaft zu bewegen, und daß er jenes<lb/> zurückhaltende Wesen zu verschmähen scheint, welches deutsche Gelehrte zwar zu¬<lb/> weilen eine Zeit lang um die verdiente Anerkennung ihrer Leistungen gebracht<lb/> hat, darum aber als ein schönes Erbtheil deutschen Wesens nicht so ohne<lb/> Weiteres mit französischer Ungenirtheit vertauscht werden darf. Die kleine<lb/> Zurechtweisung, welche Herrn Oppert vom Präsidium dafür zu Theil wurde,<lb/> war wohlverdient.</p><lb/> <p xml:id="ID_399" next="#ID_400"> Von besonderem Interesse war der Vortrag des Herrn Prof. G. Curtius<lb/> aus Leipzig „über die ursprüngliche Bedeutung der Casus", und wir wünschten<lb/> sehr, gewiß mit allen specielleren Fachgenossen, seine Abhandlung, bei welcher<lb/> das Bestreben, nickt zu lange zu sprechen, den zweiten Theil etwas benach-<lb/> theiligt zu haben schien, recht bald im Druck zur allgemeinen Kenntniß gebracht</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0110]
ans Herz legen, seinen Schülern wenigstens in der Aussprache des Deutschen
ein besseres Beispiel zu geben. Daß er bei dem Trinksprüche wenigstens nicht
Lessing zum Gegenstände hatte, machte seine Worte wenn auch nicht viel, so
doch etwas erträglicher.
Wenden wir uns von diesen Thatsachen, die wir sicherlich nicht mehr un¬
erquicklich fanden als so mancher Andere, zu den erfreulichem Seiten des Kon¬
gresses, welche — wir berichten es mit Freuden — geeignet genug waren, die
unangenehmen Eindrücke zu verwischen.
Die ungefähr 320 Mitglieder, von denen etwa ein Drittel dem König¬
reich Sachsen, die Uebrigen der Mehrzahl nach Preußen angehörten, vertheilten
sich den Satzungen gemäß in die einzelnen Sectionen: die pädagogische, ger¬
manistische und orientalistischc, zu denen sich diesmal auch eine archäologische
gesellte. Uns bat es bedünken wollen, als ob die Germanisten und Orien¬
talisten die fleißigsten gewesen wären, die Früchte ihrer Thätigkeit sehen ihrer
Veröffentlichung in den gedruckten Verhandlungen entgegen. Es liegt auf der
Hand, daß es dem Einzelnen nicht möglich war, die Scctionsvcrhandlungcn
xu verfolgen, und so gestatten wir uns, nur das hervorzuheben, daß Prof.
Lazarus aus Bern am dritten Tag in der pädagogischen Section durch einen
trefflichen extemporirten Vortrag den Preis davontrug, bei welchem wir die
geistige Bedeutung und den reichen Gedankeninhalt nicht minder als die for¬
melle Vollendung der Rede bewunderten.
Für die allgemeinen Sitzungen waren eine Reihe von Verträgen bestimmt,
von denen aus Mangel an Zeit oder andern Gründen einige nicht gehalten
wurden. Unter den Icpteren befand sich ein Vortrag des Herrn Jules Oppcrt
aus Paris, dem preisgekrönten Entzifferer der Keilschriften. Ueber den
Werth seiner wissenschaftlichen Leistungen wird kein Zweifel erhoben werden.
Wohl aber baben wir mit Mißvergnügen bemerken müssen, daß der genannte
Gelehrte verlernt zu haben schien, sich nach deutschem Brauch in einer Ver¬
sammlung von Mitarbeitern in der Wissenschaft zu bewegen, und daß er jenes
zurückhaltende Wesen zu verschmähen scheint, welches deutsche Gelehrte zwar zu¬
weilen eine Zeit lang um die verdiente Anerkennung ihrer Leistungen gebracht
hat, darum aber als ein schönes Erbtheil deutschen Wesens nicht so ohne
Weiteres mit französischer Ungenirtheit vertauscht werden darf. Die kleine
Zurechtweisung, welche Herrn Oppert vom Präsidium dafür zu Theil wurde,
war wohlverdient.
Von besonderem Interesse war der Vortrag des Herrn Prof. G. Curtius
aus Leipzig „über die ursprüngliche Bedeutung der Casus", und wir wünschten
sehr, gewiß mit allen specielleren Fachgenossen, seine Abhandlung, bei welcher
das Bestreben, nickt zu lange zu sprechen, den zweiten Theil etwas benach-
theiligt zu haben schien, recht bald im Druck zur allgemeinen Kenntniß gebracht
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