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Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, II. Semester. III. Band.

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barg zog, wo einer seiner Schwiegersöhne, der jetzige Oberpräsident von Schle¬
sien v. Schleinitz lebte, und wo er bis zum Ende seiner Tage verblieb.

Mit lebhafter Theilnahme begleitete er hier alle Geschicke des Landes,
mit Schmerz jeden Rückschritt, mit freudiger Erregung jede Entwickelung guter
Maßregeln. Wiederholt verfaßte er Denkschriften und Sendschreiben an einzelne
hochgestellte Beamte, so eine über die damaligen kirchlichen Wirren und eine
andere für Emancipation der Juden, doch hatte er sich über geringen Erfolg
zu beklagen, ja er vermuthet sogar, daß sie nicht gelesen wurden, weil sie
das Maß von zwei Bogen überstiegen.

Im Jahre 1840 veröffentlichte er ein "Sendschreiben über einige Mängel
der preußischen Schulverwaltung an den Nachfolger des Staatsministers v. Alten¬
stein", eine Schrift, in welcher er seine auf vielfältige Erfahrungen und Stu¬
dien gegründeten Ansichten über Entwickelung und Ziel des Elementarunter¬
richts niedergelegt, aber auch viele Fragen des höhern Schulwesens eingehend
besprochen hatte. Im nächsten Jahre erschienen von ihm "Beiträge zur Charak¬
teristik Friedrich Wilhelms des Dritten". 1842 ließ er "Gclegenhcitsworte in
verschiedenen Freimaurerlogen gesprochen" drucken.

Die letzten Monate seines Lebens waren vielfach getrübt. Im December
1842 starb ihm seine Frau, kurze Zeit darauf erhielt er von seiner Tochter
Francisca in Fulda die Nachricht vom Tode ihres Mannes, den er außer
ordentlich geschätzt und geliebt. Dabei war er verarmt und kränklich. Indeß
richtete er sich von allen Schicksalsfällen immer wieder auf. Rastlos'arbeitsam
lernte, studirte und producirte er bis zu seinen letzten Tagen. Am 10. Juni
1843 war er bei seinem Schwiegersohn v. Schleinitz zum Mittagsessen. Rüstig
und lebhaft leitete er noch die Unterhaltung über Tische, dann aber setzte er
sich, unwohl geworden, auf ein Sopha, stützte das Haupt in die Hand und
entschlummerte, um nicht wieder aufzuwachen. Seine Verdienste um das Vater¬
land waren zahlreich. Den Lohn dafür trug er in sich.




barg zog, wo einer seiner Schwiegersöhne, der jetzige Oberpräsident von Schle¬
sien v. Schleinitz lebte, und wo er bis zum Ende seiner Tage verblieb.

Mit lebhafter Theilnahme begleitete er hier alle Geschicke des Landes,
mit Schmerz jeden Rückschritt, mit freudiger Erregung jede Entwickelung guter
Maßregeln. Wiederholt verfaßte er Denkschriften und Sendschreiben an einzelne
hochgestellte Beamte, so eine über die damaligen kirchlichen Wirren und eine
andere für Emancipation der Juden, doch hatte er sich über geringen Erfolg
zu beklagen, ja er vermuthet sogar, daß sie nicht gelesen wurden, weil sie
das Maß von zwei Bogen überstiegen.

Im Jahre 1840 veröffentlichte er ein „Sendschreiben über einige Mängel
der preußischen Schulverwaltung an den Nachfolger des Staatsministers v. Alten¬
stein", eine Schrift, in welcher er seine auf vielfältige Erfahrungen und Stu¬
dien gegründeten Ansichten über Entwickelung und Ziel des Elementarunter¬
richts niedergelegt, aber auch viele Fragen des höhern Schulwesens eingehend
besprochen hatte. Im nächsten Jahre erschienen von ihm „Beiträge zur Charak¬
teristik Friedrich Wilhelms des Dritten". 1842 ließ er „Gclegenhcitsworte in
verschiedenen Freimaurerlogen gesprochen" drucken.

Die letzten Monate seines Lebens waren vielfach getrübt. Im December
1842 starb ihm seine Frau, kurze Zeit darauf erhielt er von seiner Tochter
Francisca in Fulda die Nachricht vom Tode ihres Mannes, den er außer
ordentlich geschätzt und geliebt. Dabei war er verarmt und kränklich. Indeß
richtete er sich von allen Schicksalsfällen immer wieder auf. Rastlos'arbeitsam
lernte, studirte und producirte er bis zu seinen letzten Tagen. Am 10. Juni
1843 war er bei seinem Schwiegersohn v. Schleinitz zum Mittagsessen. Rüstig
und lebhaft leitete er noch die Unterhaltung über Tische, dann aber setzte er
sich, unwohl geworden, auf ein Sopha, stützte das Haupt in die Hand und
entschlummerte, um nicht wieder aufzuwachen. Seine Verdienste um das Vater¬
land waren zahlreich. Den Lohn dafür trug er in sich.




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[0508] barg zog, wo einer seiner Schwiegersöhne, der jetzige Oberpräsident von Schle¬ sien v. Schleinitz lebte, und wo er bis zum Ende seiner Tage verblieb. Mit lebhafter Theilnahme begleitete er hier alle Geschicke des Landes, mit Schmerz jeden Rückschritt, mit freudiger Erregung jede Entwickelung guter Maßregeln. Wiederholt verfaßte er Denkschriften und Sendschreiben an einzelne hochgestellte Beamte, so eine über die damaligen kirchlichen Wirren und eine andere für Emancipation der Juden, doch hatte er sich über geringen Erfolg zu beklagen, ja er vermuthet sogar, daß sie nicht gelesen wurden, weil sie das Maß von zwei Bogen überstiegen. Im Jahre 1840 veröffentlichte er ein „Sendschreiben über einige Mängel der preußischen Schulverwaltung an den Nachfolger des Staatsministers v. Alten¬ stein", eine Schrift, in welcher er seine auf vielfältige Erfahrungen und Stu¬ dien gegründeten Ansichten über Entwickelung und Ziel des Elementarunter¬ richts niedergelegt, aber auch viele Fragen des höhern Schulwesens eingehend besprochen hatte. Im nächsten Jahre erschienen von ihm „Beiträge zur Charak¬ teristik Friedrich Wilhelms des Dritten". 1842 ließ er „Gclegenhcitsworte in verschiedenen Freimaurerlogen gesprochen" drucken. Die letzten Monate seines Lebens waren vielfach getrübt. Im December 1842 starb ihm seine Frau, kurze Zeit darauf erhielt er von seiner Tochter Francisca in Fulda die Nachricht vom Tode ihres Mannes, den er außer ordentlich geschätzt und geliebt. Dabei war er verarmt und kränklich. Indeß richtete er sich von allen Schicksalsfällen immer wieder auf. Rastlos'arbeitsam lernte, studirte und producirte er bis zu seinen letzten Tagen. Am 10. Juni 1843 war er bei seinem Schwiegersohn v. Schleinitz zum Mittagsessen. Rüstig und lebhaft leitete er noch die Unterhaltung über Tische, dann aber setzte er sich, unwohl geworden, auf ein Sopha, stützte das Haupt in die Hand und entschlummerte, um nicht wieder aufzuwachen. Seine Verdienste um das Vater¬ land waren zahlreich. Den Lohn dafür trug er in sich.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341797_115393/508>, abgerufen am 22.12.2024.