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Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, II. Semester. III. Band.

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männlich und gewissenhaft den Standpunkt vertritt, der gegenüber diesen Verhand¬
lungen für den Staatsmann und Patrioten der einzig richtige ist. Der Groß Herzog
von B aber hat gegen solche Konferenzen, welche mit dem Wesen von Verfassungs¬
staaten unvereinbar sind, entschieden protestirt, und wie er den moäus xrvLk6en6i
verwarf, so hat er auch gegenüber den Abstimmungen seine oppositionelle Stellung
consequent bewahrt und dem Ncformplan seine liberale Auffassung öffentlich gegen¬
übergestellt. Wohl durften die Deutschen vertrauen, daß Baden unbeirrt durch den
Persönlichen Einfluß der fürstlichen Bundesgenossen, ja auch unbeirrt durch die un¬
klaren Stimmungen im deutschen Süden seine Pflicht gegen das Vaterland thun
würde. Aber wir fragen, war die Regierung dieses Staates die einzige, welche die
unermeßliche Gefahr durchschaute, womit der Reformplan sowohl die Einheit als die
Freiheit Deutschlands bedroht?

Noch werden in der Presse und im Volke Stimmen laut, welche rathen, aus das
östreichische Project trotz seiner unläugbaren Mängel einzugehen. Diese Stimmung
wäre nach den Erfahrungen der letzten vierzehn Tage unerklärlich, wenn nicht die
langgcspannte und getäuschte Erwartung auf einen Erfolg und die Ueberzeugung
von der Unmöglichkeit, daß die gegenwärtige Regierung Preußens etwas Förderliches
für Deutschland durchsetzen könne, auch besonnenen Männern die Unbefangenheit
des Urtheils verringert hätte.

Jedermann empfindet, das alte Bundesvcrhältniß genügte in keiner Weise den
politischen Bedürfnissen einer großen Nation. Es ist wahr, daß der Bund die Nicht¬
achtung, mit welcher ihn die Regierungen in der Stille betrachten, und die Mißach¬
tung, welche im Volke dagegen arbeitet, reichlich verdient hat. Aber gegenüber dem
neuen östreichischen Plane ist der alte Bund in den wesentlichsten Punkten immer
noch die relativ bessere Einrichtung. Daß seine Executive im Innern schwach war,
hat den Völkern die Möglichkeit gegeben, ihren Kampf für die Freiheit gegen die
einzelnen Regierungen bis zu dem gegenwärtigen Stadium fortzuführen; daß er
nach Außen keine kräftige Politik vertrat, hat uns wenigstens verhindert, im Heer¬
bann einer undeutschen Politik Gut und Leben einzusetzen. Eine Einrichtung, die
wenig will und wenig vermag, ist sehr widerwärtig, aber sie ist immer noch ein
Vortheil gegen eine neue Einrichtung, welche die Aussichten eröffnet, daß vieles
nachtheiligste mit Eifer durchgesetzt wird. Der neue Reformplan macht Deutschland
mit gebundenen Händen dem östreichischen Interesse dienstbar, der Schein von Volks¬
vertretung, welchen derselbe gewährt, ist so nachtheilig und kärglich ausgestattet, daß
er ein Hinderniß unserer politischen Entwickelung und nicht ein Fortschritt sein wird.
Wir warnen vor der klugen Politik, welche in dem Eingehen auf die kaiserlichen
Reformpläne den Beginn eines kräftigen Feldzuges für einen deutschen Staat hofft.
Wer sich noch der Ansicht hingibt, daß diese Dclegirtcnversammlung, bei ihren kärg¬
lichen Befugnissen und ihrer illiberalen Zusammensetzung unter einem östreichischen
Directorium, überwacht von ihren heimischen Regierungen, irgend eine Expansiv-
kraft entwickeln könne, auch der ist in gefährlichem Irrthum. Die Tribüne für
Abgeordnete, welche nach diesem Plane in Frankfurt errichtet werden soll, wird nur
ein Hilfsmittel der Dienstbarkeit, nicht der Freiheit sein. Der alte Bund war, als
eine unpopuläre, durch Regierungen und öffentliche Meinung verurtheilte Einrich¬
tung, vortrefflich dazu gemacht, der Nationalpartei die Vorbereitung und den Kampf
für einen feftorganisirtcn Bundcsstacit zu gestatten.. Er war veraltet, seine Mängel
offenbar, er war kraftlos auch im Verhindern. Jetzt soll die neue Einrichtung, un¬
ter einer gewissen Mitwirkung und formellen Theilnahme des Volkes lebendig wer¬
den. Die Kraft der Opposition wird dadurch gebrochen, ihre Reihen gelichtet, die
Aussichten auf eine volksthümliche Organisation in eine unberechenbare Ferne.gerückt.
Denn es ist ein großer Unterschied, gegen etwas Altes zu kämpfen, dessen Schwäche
und Schlaffheit Jedermann bekannt ist, oder gegen etwas Neues, das sich mit


männlich und gewissenhaft den Standpunkt vertritt, der gegenüber diesen Verhand¬
lungen für den Staatsmann und Patrioten der einzig richtige ist. Der Groß Herzog
von B aber hat gegen solche Konferenzen, welche mit dem Wesen von Verfassungs¬
staaten unvereinbar sind, entschieden protestirt, und wie er den moäus xrvLk6en6i
verwarf, so hat er auch gegenüber den Abstimmungen seine oppositionelle Stellung
consequent bewahrt und dem Ncformplan seine liberale Auffassung öffentlich gegen¬
übergestellt. Wohl durften die Deutschen vertrauen, daß Baden unbeirrt durch den
Persönlichen Einfluß der fürstlichen Bundesgenossen, ja auch unbeirrt durch die un¬
klaren Stimmungen im deutschen Süden seine Pflicht gegen das Vaterland thun
würde. Aber wir fragen, war die Regierung dieses Staates die einzige, welche die
unermeßliche Gefahr durchschaute, womit der Reformplan sowohl die Einheit als die
Freiheit Deutschlands bedroht?

Noch werden in der Presse und im Volke Stimmen laut, welche rathen, aus das
östreichische Project trotz seiner unläugbaren Mängel einzugehen. Diese Stimmung
wäre nach den Erfahrungen der letzten vierzehn Tage unerklärlich, wenn nicht die
langgcspannte und getäuschte Erwartung auf einen Erfolg und die Ueberzeugung
von der Unmöglichkeit, daß die gegenwärtige Regierung Preußens etwas Förderliches
für Deutschland durchsetzen könne, auch besonnenen Männern die Unbefangenheit
des Urtheils verringert hätte.

Jedermann empfindet, das alte Bundesvcrhältniß genügte in keiner Weise den
politischen Bedürfnissen einer großen Nation. Es ist wahr, daß der Bund die Nicht¬
achtung, mit welcher ihn die Regierungen in der Stille betrachten, und die Mißach¬
tung, welche im Volke dagegen arbeitet, reichlich verdient hat. Aber gegenüber dem
neuen östreichischen Plane ist der alte Bund in den wesentlichsten Punkten immer
noch die relativ bessere Einrichtung. Daß seine Executive im Innern schwach war,
hat den Völkern die Möglichkeit gegeben, ihren Kampf für die Freiheit gegen die
einzelnen Regierungen bis zu dem gegenwärtigen Stadium fortzuführen; daß er
nach Außen keine kräftige Politik vertrat, hat uns wenigstens verhindert, im Heer¬
bann einer undeutschen Politik Gut und Leben einzusetzen. Eine Einrichtung, die
wenig will und wenig vermag, ist sehr widerwärtig, aber sie ist immer noch ein
Vortheil gegen eine neue Einrichtung, welche die Aussichten eröffnet, daß vieles
nachtheiligste mit Eifer durchgesetzt wird. Der neue Reformplan macht Deutschland
mit gebundenen Händen dem östreichischen Interesse dienstbar, der Schein von Volks¬
vertretung, welchen derselbe gewährt, ist so nachtheilig und kärglich ausgestattet, daß
er ein Hinderniß unserer politischen Entwickelung und nicht ein Fortschritt sein wird.
Wir warnen vor der klugen Politik, welche in dem Eingehen auf die kaiserlichen
Reformpläne den Beginn eines kräftigen Feldzuges für einen deutschen Staat hofft.
Wer sich noch der Ansicht hingibt, daß diese Dclegirtcnversammlung, bei ihren kärg¬
lichen Befugnissen und ihrer illiberalen Zusammensetzung unter einem östreichischen
Directorium, überwacht von ihren heimischen Regierungen, irgend eine Expansiv-
kraft entwickeln könne, auch der ist in gefährlichem Irrthum. Die Tribüne für
Abgeordnete, welche nach diesem Plane in Frankfurt errichtet werden soll, wird nur
ein Hilfsmittel der Dienstbarkeit, nicht der Freiheit sein. Der alte Bund war, als
eine unpopuläre, durch Regierungen und öffentliche Meinung verurtheilte Einrich¬
tung, vortrefflich dazu gemacht, der Nationalpartei die Vorbereitung und den Kampf
für einen feftorganisirtcn Bundcsstacit zu gestatten.. Er war veraltet, seine Mängel
offenbar, er war kraftlos auch im Verhindern. Jetzt soll die neue Einrichtung, un¬
ter einer gewissen Mitwirkung und formellen Theilnahme des Volkes lebendig wer¬
den. Die Kraft der Opposition wird dadurch gebrochen, ihre Reihen gelichtet, die
Aussichten auf eine volksthümliche Organisation in eine unberechenbare Ferne.gerückt.
Denn es ist ein großer Unterschied, gegen etwas Altes zu kämpfen, dessen Schwäche
und Schlaffheit Jedermann bekannt ist, oder gegen etwas Neues, das sich mit


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[0408] männlich und gewissenhaft den Standpunkt vertritt, der gegenüber diesen Verhand¬ lungen für den Staatsmann und Patrioten der einzig richtige ist. Der Groß Herzog von B aber hat gegen solche Konferenzen, welche mit dem Wesen von Verfassungs¬ staaten unvereinbar sind, entschieden protestirt, und wie er den moäus xrvLk6en6i verwarf, so hat er auch gegenüber den Abstimmungen seine oppositionelle Stellung consequent bewahrt und dem Ncformplan seine liberale Auffassung öffentlich gegen¬ übergestellt. Wohl durften die Deutschen vertrauen, daß Baden unbeirrt durch den Persönlichen Einfluß der fürstlichen Bundesgenossen, ja auch unbeirrt durch die un¬ klaren Stimmungen im deutschen Süden seine Pflicht gegen das Vaterland thun würde. Aber wir fragen, war die Regierung dieses Staates die einzige, welche die unermeßliche Gefahr durchschaute, womit der Reformplan sowohl die Einheit als die Freiheit Deutschlands bedroht? Noch werden in der Presse und im Volke Stimmen laut, welche rathen, aus das östreichische Project trotz seiner unläugbaren Mängel einzugehen. Diese Stimmung wäre nach den Erfahrungen der letzten vierzehn Tage unerklärlich, wenn nicht die langgcspannte und getäuschte Erwartung auf einen Erfolg und die Ueberzeugung von der Unmöglichkeit, daß die gegenwärtige Regierung Preußens etwas Förderliches für Deutschland durchsetzen könne, auch besonnenen Männern die Unbefangenheit des Urtheils verringert hätte. Jedermann empfindet, das alte Bundesvcrhältniß genügte in keiner Weise den politischen Bedürfnissen einer großen Nation. Es ist wahr, daß der Bund die Nicht¬ achtung, mit welcher ihn die Regierungen in der Stille betrachten, und die Mißach¬ tung, welche im Volke dagegen arbeitet, reichlich verdient hat. Aber gegenüber dem neuen östreichischen Plane ist der alte Bund in den wesentlichsten Punkten immer noch die relativ bessere Einrichtung. Daß seine Executive im Innern schwach war, hat den Völkern die Möglichkeit gegeben, ihren Kampf für die Freiheit gegen die einzelnen Regierungen bis zu dem gegenwärtigen Stadium fortzuführen; daß er nach Außen keine kräftige Politik vertrat, hat uns wenigstens verhindert, im Heer¬ bann einer undeutschen Politik Gut und Leben einzusetzen. Eine Einrichtung, die wenig will und wenig vermag, ist sehr widerwärtig, aber sie ist immer noch ein Vortheil gegen eine neue Einrichtung, welche die Aussichten eröffnet, daß vieles nachtheiligste mit Eifer durchgesetzt wird. Der neue Reformplan macht Deutschland mit gebundenen Händen dem östreichischen Interesse dienstbar, der Schein von Volks¬ vertretung, welchen derselbe gewährt, ist so nachtheilig und kärglich ausgestattet, daß er ein Hinderniß unserer politischen Entwickelung und nicht ein Fortschritt sein wird. Wir warnen vor der klugen Politik, welche in dem Eingehen auf die kaiserlichen Reformpläne den Beginn eines kräftigen Feldzuges für einen deutschen Staat hofft. Wer sich noch der Ansicht hingibt, daß diese Dclegirtcnversammlung, bei ihren kärg¬ lichen Befugnissen und ihrer illiberalen Zusammensetzung unter einem östreichischen Directorium, überwacht von ihren heimischen Regierungen, irgend eine Expansiv- kraft entwickeln könne, auch der ist in gefährlichem Irrthum. Die Tribüne für Abgeordnete, welche nach diesem Plane in Frankfurt errichtet werden soll, wird nur ein Hilfsmittel der Dienstbarkeit, nicht der Freiheit sein. Der alte Bund war, als eine unpopuläre, durch Regierungen und öffentliche Meinung verurtheilte Einrich¬ tung, vortrefflich dazu gemacht, der Nationalpartei die Vorbereitung und den Kampf für einen feftorganisirtcn Bundcsstacit zu gestatten.. Er war veraltet, seine Mängel offenbar, er war kraftlos auch im Verhindern. Jetzt soll die neue Einrichtung, un¬ ter einer gewissen Mitwirkung und formellen Theilnahme des Volkes lebendig wer¬ den. Die Kraft der Opposition wird dadurch gebrochen, ihre Reihen gelichtet, die Aussichten auf eine volksthümliche Organisation in eine unberechenbare Ferne.gerückt. Denn es ist ein großer Unterschied, gegen etwas Altes zu kämpfen, dessen Schwäche und Schlaffheit Jedermann bekannt ist, oder gegen etwas Neues, das sich mit

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341797_115393/408>, abgerufen am 27.07.2024.