Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, II. Semester. III. Band.Stäben waren und wovon jeder Buchstabe fünf Fackeln trug. Die Zusammen¬ Hierauf erschien der Nuntius auf der Bühne, ein Argument citirend. daß Stäben waren und wovon jeder Buchstabe fünf Fackeln trug. Die Zusammen¬ Hierauf erschien der Nuntius auf der Bühne, ein Argument citirend. daß <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0038" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/115432"/> <p xml:id="ID_99" prev="#ID_98"> Stäben waren und wovon jeder Buchstabe fünf Fackeln trug. Die Zusammen¬<lb/> stellung der Buchstaben bildete die Worte: X. por. maximus.</p><lb/> <p xml:id="ID_100" next="#ID_101"> Hierauf erschien der Nuntius auf der Bühne, ein Argument citirend. daß<lb/> Ferrara jetzt unter Cibo gekommen wäre, um nicht hinter Mantua zurückzu¬<lb/> stehen, das in den vergangenen Jahren von Santa Maria in Portico begün¬<lb/> stigt worden sei. Dann machte er (der Nuntius) Wortspiele über den Titel<lb/> des Lustspiels: Suppositi. und zwar in solcher Weise, daß der Papst sowohl<lb/> als seine Umgebung in Helles Gelächter ausbrach. Aus dem, was ich entneh¬<lb/> men konnte, waren sogar gewisse anwesende französische Herren etwas darüber<lb/> entsetzt. Das Lustspiel wurde sehr gut gegeben. Nach jedem Act folgte ein<lb/> Intermezzo, das mit Musik von Pfeifen, Sackpfeifen, zwei Hörnern. Violinen,<lb/> Lauten, einer Flöte und der Orgel, die so viele Schlüsse! hat und die der Papst<lb/> Von dem verstorbenen Herzog, seligen Andenkens, erhalten hatte, und eines<lb/> Sängers ausgefüllt wurde, dessen Stimme sehr wohl gefiel. Dann folgte noch<lb/> das Concert eines Chors, der mir indessen nicht so gut schien als das Andre.<lb/> Das letzte Intermezzo brachte, eine moi'ehen. worin die Fabel der Gorgonen<lb/> ziemlich gut dargestellt wurde, aber lange nicht in der Vollkommenheit, wie ich<lb/> es in dem Theater Ew. Excellenz gesehen habe. Dies bildete den Schluß. Als<lb/> die Zuschauer sich zurückzogen, entstand ein solches Gedränge, daß ich zwischen<lb/> zwei Bänke geklemmt wurde, und die Gefahr, eines meiner Beine zu brechen,<lb/> nöthigte mich mehr als viermal der Menge zuzurufen: Habt Acht aus meine<lb/> Beine. In diesem Augenblick wurde Bondelmonte von einem spanischen Reit¬<lb/> knecht gestoßen, und während sie mit den Fäusten sich schlugen, gelang es mir<lb/> aufzustehen. Jedenfalls war ich in großer Gefahr meines Beines gewesen, und<lb/> Se. Heiligkeit entschädigte mich mit einer Segnung und dem Geschenk einer<lb/> Kerze. Svdan» verfügten wir uns in die Zimmer, in denen die Abendmahl¬<lb/> zeit hergerichtet war. AIs ich mit dem Nuntius Lanfranco Spinola sprach,<lb/> begegnete uns Monsignor de Rangoni, der mir zurief: ig. vostrs, rara (ein<lb/> Wortspiel auf das Wort Ferrara, dessen Stellvertreter Pauluzzo war), worauf<lb/> ich ihm antwortete: Seltenes Vertrauen ist das, welches edel und kostbar ist.<lb/> Salviati bemerkte dabei: er spricht die Wahrheit, um so mehr, als hübsche<lb/> Gedanken gewöhnlich von Ferrara herrühren. Dann unterhielten sie sich über<lb/> Ariost und dessen Talent in solchen Sachen. Der besagte Lanfranco und ich<lb/> zogen uns gemeinschaftlich zurück, um über das Lustspiel zu sprechen und<lb/> bedauerten, daß solche unehrerbietige Worte vor Sr. Heiligkeit gebraucht wor¬<lb/> den wären, denn im Anfange finden sich einige höchst bedenkliche Stellen. Er<lb/> (Lanfranco) ging mit Bondelmonte und einigen anderen Franzosen, um zu<lb/> Abend zu essen, und obwohl sie mich dazu einluden, ging ich doch zu meiner<lb/> eigenen Mahlzeit. An dem Tag, der diesem Abend vorherging, fand ein<lb/> Pferderennen statt, und es erschien zuerst eine von Monsignor Comer angeführte</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0038]
Stäben waren und wovon jeder Buchstabe fünf Fackeln trug. Die Zusammen¬
stellung der Buchstaben bildete die Worte: X. por. maximus.
Hierauf erschien der Nuntius auf der Bühne, ein Argument citirend. daß
Ferrara jetzt unter Cibo gekommen wäre, um nicht hinter Mantua zurückzu¬
stehen, das in den vergangenen Jahren von Santa Maria in Portico begün¬
stigt worden sei. Dann machte er (der Nuntius) Wortspiele über den Titel
des Lustspiels: Suppositi. und zwar in solcher Weise, daß der Papst sowohl
als seine Umgebung in Helles Gelächter ausbrach. Aus dem, was ich entneh¬
men konnte, waren sogar gewisse anwesende französische Herren etwas darüber
entsetzt. Das Lustspiel wurde sehr gut gegeben. Nach jedem Act folgte ein
Intermezzo, das mit Musik von Pfeifen, Sackpfeifen, zwei Hörnern. Violinen,
Lauten, einer Flöte und der Orgel, die so viele Schlüsse! hat und die der Papst
Von dem verstorbenen Herzog, seligen Andenkens, erhalten hatte, und eines
Sängers ausgefüllt wurde, dessen Stimme sehr wohl gefiel. Dann folgte noch
das Concert eines Chors, der mir indessen nicht so gut schien als das Andre.
Das letzte Intermezzo brachte, eine moi'ehen. worin die Fabel der Gorgonen
ziemlich gut dargestellt wurde, aber lange nicht in der Vollkommenheit, wie ich
es in dem Theater Ew. Excellenz gesehen habe. Dies bildete den Schluß. Als
die Zuschauer sich zurückzogen, entstand ein solches Gedränge, daß ich zwischen
zwei Bänke geklemmt wurde, und die Gefahr, eines meiner Beine zu brechen,
nöthigte mich mehr als viermal der Menge zuzurufen: Habt Acht aus meine
Beine. In diesem Augenblick wurde Bondelmonte von einem spanischen Reit¬
knecht gestoßen, und während sie mit den Fäusten sich schlugen, gelang es mir
aufzustehen. Jedenfalls war ich in großer Gefahr meines Beines gewesen, und
Se. Heiligkeit entschädigte mich mit einer Segnung und dem Geschenk einer
Kerze. Svdan» verfügten wir uns in die Zimmer, in denen die Abendmahl¬
zeit hergerichtet war. AIs ich mit dem Nuntius Lanfranco Spinola sprach,
begegnete uns Monsignor de Rangoni, der mir zurief: ig. vostrs, rara (ein
Wortspiel auf das Wort Ferrara, dessen Stellvertreter Pauluzzo war), worauf
ich ihm antwortete: Seltenes Vertrauen ist das, welches edel und kostbar ist.
Salviati bemerkte dabei: er spricht die Wahrheit, um so mehr, als hübsche
Gedanken gewöhnlich von Ferrara herrühren. Dann unterhielten sie sich über
Ariost und dessen Talent in solchen Sachen. Der besagte Lanfranco und ich
zogen uns gemeinschaftlich zurück, um über das Lustspiel zu sprechen und
bedauerten, daß solche unehrerbietige Worte vor Sr. Heiligkeit gebraucht wor¬
den wären, denn im Anfange finden sich einige höchst bedenkliche Stellen. Er
(Lanfranco) ging mit Bondelmonte und einigen anderen Franzosen, um zu
Abend zu essen, und obwohl sie mich dazu einluden, ging ich doch zu meiner
eigenen Mahlzeit. An dem Tag, der diesem Abend vorherging, fand ein
Pferderennen statt, und es erschien zuerst eine von Monsignor Comer angeführte
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