Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, II. Semester. III. Band.Wenn wettkämpfcnd ein Bürger gesiegt an den Ufern des Pisas, Was nun aber endlich noch den Einfluß betrifft, den diese Feste auf das Von der polnischen Grenze. In -diesen Tagen vollendet sich das erste Semester des polnischen Auf¬ Wenn wettkämpfcnd ein Bürger gesiegt an den Ufern des Pisas, Was nun aber endlich noch den Einfluß betrifft, den diese Feste auf das Von der polnischen Grenze. In -diesen Tagen vollendet sich das erste Semester des polnischen Auf¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0156" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/115548"/> <quote> Wenn wettkämpfcnd ein Bürger gesiegt an den Ufern des Pisas,<lb/> Denn dies füllet mit Gut nimmer die Speicher des Staats."</quote><lb/> <p xml:id="ID_407"> Was nun aber endlich noch den Einfluß betrifft, den diese Feste auf das<lb/> nationale Gesammtbewußtsein der hellenischen Kleinstaatsbürger ausübte, so<lb/> lassen sich allerdings keine bestimmten Fälle in der Geschichte aufzeigen, wo<lb/> durch dieselben zwischen größeren Staatencvmplexen eine Einigkeit herbeigeführt<lb/> oder zwischen befehdeten Stämmen Friede gestiftet worden wäre. Genützt aber<lb/> haben sie sicherlich im nationalen Sinne, als ein alle zerstreuten hellenischen<lb/> Elemente umschlingendes, gemeinsames Band, während so viele Hebel thätig<lb/> waren, die Nation zu spalten. Aus dem Gottesfrieden der Feste entwickelte<lb/> sich allmälig eine Art von Völkerrecht, und Viele vergaßen, wie Jsvkrates her¬<lb/> vorhebt, ihre Feindschaften, um sich zu gemeinschaftlichen Opfern und Gebeten<lb/> zu vereinigen, altes Gastrecht zu erneuen, neue Verbindungen anzuknüpfen<lb/> und auf diese Weise „Saaten des Wohlwollens für künftige Zeiten auszu¬<lb/> streuen". Im Bewußtsein derselben Sitte, Freude, Sprache, mußten sie sich<lb/> auch als zusammengehörig, als Söhne eines Vaterlandes fühlen, und wahrlich,<lb/> dieser Vortheil wäre auch für Deutschland schon groß und lohnend genug, wenn<lb/><note type="byline"> H. 6.</note> er durch Nationalfeste erzielt werden könnte! </p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> <div n="1"> <head> Von der polnischen Grenze.</head><lb/> <p xml:id="ID_408" next="#ID_409"> In -diesen Tagen vollendet sich das erste Semester des polnischen Auf¬<lb/> standes. Das feierliche Begräbniß Kasimir v. Mielcckis, der seinen am 22. März<lb/> bei Olszak empfangenen Wunden zu Mamlicz bei Labischin erlegen ist, bezeich¬<lb/> net die Grenze desselben. Blicken wirMht zurück: es ist ein zu trauriges Ge¬<lb/> schäft. Edle Männer sind auf die öffentliche Bühne getreten; an mehr als<lb/> einer Stelle hat sich der menschliche Geist in all der Größe gezeigt, deren er<lb/> fähig ist, das Gemüth in all der Kraft, zu welcher es der Enthusiasmus zu<lb/> erheben vermag — um das Opfer einer beispiellosen Frivolität zu werden,<lb/> einer Frivolität, die wir nicht allein in den anonymen Kreisen zu suchen haben,<lb/> welche unter dem Namen der Nationalregierung ihr Wesen treiben, sondern</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0156]
Wenn wettkämpfcnd ein Bürger gesiegt an den Ufern des Pisas,
Denn dies füllet mit Gut nimmer die Speicher des Staats."
Was nun aber endlich noch den Einfluß betrifft, den diese Feste auf das
nationale Gesammtbewußtsein der hellenischen Kleinstaatsbürger ausübte, so
lassen sich allerdings keine bestimmten Fälle in der Geschichte aufzeigen, wo
durch dieselben zwischen größeren Staatencvmplexen eine Einigkeit herbeigeführt
oder zwischen befehdeten Stämmen Friede gestiftet worden wäre. Genützt aber
haben sie sicherlich im nationalen Sinne, als ein alle zerstreuten hellenischen
Elemente umschlingendes, gemeinsames Band, während so viele Hebel thätig
waren, die Nation zu spalten. Aus dem Gottesfrieden der Feste entwickelte
sich allmälig eine Art von Völkerrecht, und Viele vergaßen, wie Jsvkrates her¬
vorhebt, ihre Feindschaften, um sich zu gemeinschaftlichen Opfern und Gebeten
zu vereinigen, altes Gastrecht zu erneuen, neue Verbindungen anzuknüpfen
und auf diese Weise „Saaten des Wohlwollens für künftige Zeiten auszu¬
streuen". Im Bewußtsein derselben Sitte, Freude, Sprache, mußten sie sich
auch als zusammengehörig, als Söhne eines Vaterlandes fühlen, und wahrlich,
dieser Vortheil wäre auch für Deutschland schon groß und lohnend genug, wenn
H. 6. er durch Nationalfeste erzielt werden könnte!
Von der polnischen Grenze.
In -diesen Tagen vollendet sich das erste Semester des polnischen Auf¬
standes. Das feierliche Begräbniß Kasimir v. Mielcckis, der seinen am 22. März
bei Olszak empfangenen Wunden zu Mamlicz bei Labischin erlegen ist, bezeich¬
net die Grenze desselben. Blicken wirMht zurück: es ist ein zu trauriges Ge¬
schäft. Edle Männer sind auf die öffentliche Bühne getreten; an mehr als
einer Stelle hat sich der menschliche Geist in all der Größe gezeigt, deren er
fähig ist, das Gemüth in all der Kraft, zu welcher es der Enthusiasmus zu
erheben vermag — um das Opfer einer beispiellosen Frivolität zu werden,
einer Frivolität, die wir nicht allein in den anonymen Kreisen zu suchen haben,
welche unter dem Namen der Nationalregierung ihr Wesen treiben, sondern
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