Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, II. Semester. III. Band.Die Truppen der Militärgrenze. i. Unter den mannigfachen Bewegungen, welche Oestreich in den letzten zwei Mit stürmischer Heftigkeit verlangte der kroatisch-slavonische Landtag die Sowohl die Mitglieder des Landtages als auch die Regierung in Wien Grenzboten III. 1862. 1
Die Truppen der Militärgrenze. i. Unter den mannigfachen Bewegungen, welche Oestreich in den letzten zwei Mit stürmischer Heftigkeit verlangte der kroatisch-slavonische Landtag die Sowohl die Mitglieder des Landtages als auch die Regierung in Wien Grenzboten III. 1862. 1
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Die Truppen der Militärgrenze.
i.
Unter den mannigfachen Bewegungen, welche Oestreich in den letzten zwei
Jahren erschütterten, spielte auch die Frage über die Auflösung oder Beibehal¬
tung des Militärgrenzinstitutes eine hervorragende Rolle.
Mit stürmischer Heftigkeit verlangte der kroatisch-slavonische Landtag die
unverzügliche Auflösung des Grenzverbandes und die Vereinigung der verschie¬
denen Regimentsbezirkc mit ihren Nachbarprovinzen, während die Regierung ihr
Terrain mit unerschütterlicher Zähigkeit behauptete, die Fortdauer des dermaligen
Zustandes als mit der Wohlfahrt der Gesammtmonarchie untrennbar verbunden
erklärte, selbst die unbedeutendsten Reformen nur theilweise und zögernd bewil¬
ligte und endlich durch die Auflösung des kroatisch-slavonischen Landtages allen
weitern Debatten und Petitionen, wenigstens für die nächste Zeit, ein Ende
machte. Auch die wenigen aus der Militärgrenze selbst ertönender Stimmen
waren getheilt, und merkwürdiger Weise überwog die Zahl jener, welche sich
als Freunde des Bestehenden erklärten, die Partei der nach einer Aenderung
ihrer Verhältnisse sich Sehnender. Bei näherer Betrachtung mögen freilich die
Anschauungen jener Männer aus der Militärgrenze, welche mit ihrer Meinung
vor die Oeffentlickkeit traten, nicht als unbefangen und vorurtheilsfrei erscheinen.
Denn es waren zumeist Offiziere und Beamte, welche der einer Aenderung
vieles zu verlieren und nichts zu gewinnen glaubten.
Sowohl die Mitglieder des Landtages als auch die Regierung in Wien
nahmen das historische Recht bei der Vertheidigung ihrer Forderungen in An¬
spruch. Außerdem aber wiesen erstere auf die dem Grenzgebiete aufgebürdete
ungerechte „Blutsteuer" (womit man die allgemeine Wehrpflicht bezeichnete), auf
den unerträglichen Zustand des unter dem fürchterlichsten Militärdespotismus
schmachtenden und darum in seiner geistigen und materiellen Entwicklung zurück¬
bleibenden Landes und endlich auf die ungeheuern Mehrabgaben hin, welche
den andern Provinzen durch die Erhaltung der ausschließlich dem Militärdienste
gewidmeten und von fast allen Abgaben befreiten Bevölkerung eines ganzen
Landes erwachse. Den heimlichem und offenen Gegnern der östreichischen Ne-
Grenzboten III. 1862. 1
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