Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, II. Semester. III. Band.1848 wurden wohl nirgends mit solchem Jubel begrüßt, als bei dem aus Die Treue der Reiterei aber hat mehr ein dynastisches Gepräge, und in Gewiß würden durch zweckmäßige Reformen auch die östreichische Infanterie Statt dessen verminderte man, um die drückende Last des Budgets zu Seit 1859 wurde die östreichische Reiterei nach und nach um 108 Schoa- 1848 wurden wohl nirgends mit solchem Jubel begrüßt, als bei dem aus Die Treue der Reiterei aber hat mehr ein dynastisches Gepräge, und in Gewiß würden durch zweckmäßige Reformen auch die östreichische Infanterie Statt dessen verminderte man, um die drückende Last des Budgets zu Seit 1859 wurde die östreichische Reiterei nach und nach um 108 Schoa- <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0394" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/114708"/> <p xml:id="ID_1545" prev="#ID_1544"> 1848 wurden wohl nirgends mit solchem Jubel begrüßt, als bei dem aus<lb/> Jünglingen des Bürgerstandes bestehenden Bombardiercorps. Sollte das constitu-<lb/> tionelle.Princip in Oestreich einmal zur Wahrheit werden, so wird sicherlich die<lb/> Artillerie zu den treuesten Stützen der Verfassung zählen. Separatistischen Be¬<lb/> strebungen dagegen wird diese Truppe freilich unerbittlich entgegentreten, da<lb/> ihre Offiziere und die meisten Unteroffiziere deutscher Abkunft oder Erzie¬<lb/> hung sind.</p><lb/> <p xml:id="ID_1546"> Die Treue der Reiterei aber hat mehr ein dynastisches Gepräge, und in<lb/> dieser Beziehung hat die große Zahl der Aristokraten allerdings ihr Gutes.<lb/> So lange die Mehrzahl der deutschen, nordslavischen und theilweise auch<lb/> «der ungarischen Adelsfamilien dem Hause Habsburg-Lothringen ergeben bleibt,<lb/> wird dasselbe auf die unbedingteste Ergebenheit seiner Cavalcrie zählen können.</p><lb/> <p xml:id="ID_1547"> Gewiß würden durch zweckmäßige Reformen auch die östreichische Infanterie<lb/> und Artillerie aus eine den gleichnamigen Waffengattungen anderer Heere<lb/> gleiche, ja selbst höhere Stufe gebracht werden können, und man hat auch wirk¬<lb/> lich in dieser Beziehung bereits manches Gute geschaffen. Doch ist diese Ver¬<lb/> vollkommnung nur eine mögliche, erst zu erwartende Sache, und es folgt daraus<lb/> keineswegs, daß man dasjenige, was bereits auf einer höhern Stufe steht,<lb/> verschlechtern und vermindern müsse. Nachdem sich im letzten Kriege abermals<lb/> die Ueberlegenheit der östreichischen Reiterei gegenüber der französischen und<lb/> italienischen Cavalerie gezeigt hatte, wäre es eine von der Klugheit gebotene<lb/> Maßregel gewesen, dieses Uebergewicht, welches man von der einen Seite besaß,<lb/> sich dauernd zu sichern und noch zu vermehren, nebenbei aber auch der Verbesse¬<lb/> rung der übrigen Truppengattungen die gehörige Aufmerksamkeit zuzuwenden.</p><lb/> <p xml:id="ID_1548"> Statt dessen verminderte man, um die drückende Last des Budgets zu<lb/> erleichtern, die Reiterei, ohne zu bedenken, daß ein reducirteS Cavalerieregiment<lb/> nicht so rasch wieder aus den Kriegsfuß gesetzt und eingeübt werden kann, als<lb/> es bei allen andern Truppen, die Artillerie nicht ausgenommen, möglich ist.<lb/> Zudem ist die geographische Lage des Staates eine solche, daß er verhältni߬<lb/> mäßig mehr Reiterei bedarf, als die meisten andern Staaten. Auf allen Kriegs¬<lb/> theatern (Italien ausgenommen), auf welchen östreichische Truppen in Thätig¬<lb/> keit kommen können, wird eine zahlreiche und gute Cavalerie immer die besten<lb/> Dienste leisten, und auch im eigenen Lande ist dieselbe unentbehrlich. Ja man<lb/> kann sogar die Beibehaltung des erhöhten Standes der Reiterei eine den Finan¬<lb/> zen günstige Maßregel nennen, da in diesem Falle mindestens die doppelte An¬<lb/> zahl' anderer Truppen entbehrt werden könnte. So wurde z. B. in einem<lb/> Bezirke in Ungarn der Dienst, welchen früher sechs Jnfanteriebataillone mit<lb/> ' Mühe und nur ungenügend verrichten konnten, von vier Ulanenschwadronen<lb/> mit Leichtigkeit und dem besten Erfolge bestritten.</p><lb/> <p xml:id="ID_1549" next="#ID_1550"> Seit 1859 wurde die östreichische Reiterei nach und nach um 108 Schoa-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0394]
1848 wurden wohl nirgends mit solchem Jubel begrüßt, als bei dem aus
Jünglingen des Bürgerstandes bestehenden Bombardiercorps. Sollte das constitu-
tionelle.Princip in Oestreich einmal zur Wahrheit werden, so wird sicherlich die
Artillerie zu den treuesten Stützen der Verfassung zählen. Separatistischen Be¬
strebungen dagegen wird diese Truppe freilich unerbittlich entgegentreten, da
ihre Offiziere und die meisten Unteroffiziere deutscher Abkunft oder Erzie¬
hung sind.
Die Treue der Reiterei aber hat mehr ein dynastisches Gepräge, und in
dieser Beziehung hat die große Zahl der Aristokraten allerdings ihr Gutes.
So lange die Mehrzahl der deutschen, nordslavischen und theilweise auch
«der ungarischen Adelsfamilien dem Hause Habsburg-Lothringen ergeben bleibt,
wird dasselbe auf die unbedingteste Ergebenheit seiner Cavalcrie zählen können.
Gewiß würden durch zweckmäßige Reformen auch die östreichische Infanterie
und Artillerie aus eine den gleichnamigen Waffengattungen anderer Heere
gleiche, ja selbst höhere Stufe gebracht werden können, und man hat auch wirk¬
lich in dieser Beziehung bereits manches Gute geschaffen. Doch ist diese Ver¬
vollkommnung nur eine mögliche, erst zu erwartende Sache, und es folgt daraus
keineswegs, daß man dasjenige, was bereits auf einer höhern Stufe steht,
verschlechtern und vermindern müsse. Nachdem sich im letzten Kriege abermals
die Ueberlegenheit der östreichischen Reiterei gegenüber der französischen und
italienischen Cavalerie gezeigt hatte, wäre es eine von der Klugheit gebotene
Maßregel gewesen, dieses Uebergewicht, welches man von der einen Seite besaß,
sich dauernd zu sichern und noch zu vermehren, nebenbei aber auch der Verbesse¬
rung der übrigen Truppengattungen die gehörige Aufmerksamkeit zuzuwenden.
Statt dessen verminderte man, um die drückende Last des Budgets zu
erleichtern, die Reiterei, ohne zu bedenken, daß ein reducirteS Cavalerieregiment
nicht so rasch wieder aus den Kriegsfuß gesetzt und eingeübt werden kann, als
es bei allen andern Truppen, die Artillerie nicht ausgenommen, möglich ist.
Zudem ist die geographische Lage des Staates eine solche, daß er verhältni߬
mäßig mehr Reiterei bedarf, als die meisten andern Staaten. Auf allen Kriegs¬
theatern (Italien ausgenommen), auf welchen östreichische Truppen in Thätig¬
keit kommen können, wird eine zahlreiche und gute Cavalerie immer die besten
Dienste leisten, und auch im eigenen Lande ist dieselbe unentbehrlich. Ja man
kann sogar die Beibehaltung des erhöhten Standes der Reiterei eine den Finan¬
zen günstige Maßregel nennen, da in diesem Falle mindestens die doppelte An¬
zahl' anderer Truppen entbehrt werden könnte. So wurde z. B. in einem
Bezirke in Ungarn der Dienst, welchen früher sechs Jnfanteriebataillone mit
' Mühe und nur ungenügend verrichten konnten, von vier Ulanenschwadronen
mit Leichtigkeit und dem besten Erfolge bestritten.
Seit 1859 wurde die östreichische Reiterei nach und nach um 108 Schoa-
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