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Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, II. Semester. III. Band.

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Schreibung erscheint und daß überhaupt für jetzt die Quellen noch nicht geöffnet
sind, aus denen sich eine genügende Geschichte der Erhebung Schleswig-Holsteins
schreiben ließe.


Die Alpen in nennr- und Lebensbilder". Dargestellt von H. Berlepsch und
illustrirt von E. Rittmcyer. Leipzig, Hermann Costenoble. Wohlfeile Volksausgabe.

Wir freuen uns. daß das lehrreiche und sehr hübsch ausgestattete Buch nun
auch weiteren Kreisen zugänglich gemacht ist. Es verdient neben Tschudis "Thier¬
leben in der Alpenwelt" einen Platz zu erhalten; denn wenn es diesem schönen Werk
auch in stylistischen Beziehung nicht gleich kommt und andrerseits nicht mit der
Ursprünglichkeit wie jenes auf uns wirkt, ist es doch, namentlich in dem, was es
über die Menschen der Gebirgswelt sagt, vielfach eine Ergänzung der Tschudischen
Schilderungen, und die beigegebenen Abbildungen sind denen, welche jene schmückten,
durchgehends ebenbürtig.


Günther Graf von Schwarzburg erwählter deutscher König. -- Historische
Darstellung von Ludwig Grafen Uetterodt, Ehrenrilter des Se. Johanniter-
ordens. Nebst urkundlichen Anhang und zwei Abbildungen. Leipzig, T. O. Weigel.
1862.

Der Verfasser ist ein Dilettant, dem so ziemlich alles mangelt, was den Ge¬
schichtschreiber ausmacht, das Buch eine wunderliche Compilation von Excerpten aus
gelehrten Werken (wie dem Leben Günthers von Hoffmann, der Geschichte des Schwarz¬
burgischen Hauses) und Journalartiteln, aus alten Urkunden, modernen Dichtungen
und wieder aus alten Chroniken, aus Levin Schücking, Albertus Argentinensis und
Herrn Dr. Gustav Kühne. Was dabei herauskommt, kann man sich denken. Und dazu
die völlig unrichtige Auffassung des Charakters Günthers, der hier als edler Held für
Necht und Licht, als politischer Reformator Deutschlands, als Märtyrer u. s. w. gefeiert
wird, während er in Wahrheit allerdings ein tapferer Degen und ein nicht ungeschickter
Diplomat, von Gedanken und Bestrebungen für eine Wiedergeburt der deutschen
Nationalität aber ebenso weit entfernt war, als die abenteuernden Raubritter jener
bösen Zeit, deren Anführer und Musterbild er gewesen, bevor ihm Ludwig von
Brandenburg und dessen Brüder zur Rache dafür, daß Kaiser Karl den falschen
Waldemar unterstützt, auf einige. Zeit die Rolle eines Gegenkaisers übertrugen. Der
Styl des Buches ist fast durchgehends Schwulst. Wie mit der Schrift "den vaterlän¬
dischen Zuständen" aufgeholfen werden soll, "deren Bedeutung, deren tiefer Ernst"
den Versasser "dazu trieben, ein schon wiederholt entworfenes Gemälde neu zu ent¬
rollen", ist uns positiv unverständlich. Das einzig Werthvolle darin scheinen uns
die beigegebenen Abbildungen i die des Grabdenkmals Günthers im Dom zu Frank¬
furt und die eines Siegels desselben. ^




Verantwortlicher Redacteur: Dr. Moritz Busch.
Verlag von F. L, Herbig. -- Druck von C. E. Elbert in Leipzig.

Schreibung erscheint und daß überhaupt für jetzt die Quellen noch nicht geöffnet
sind, aus denen sich eine genügende Geschichte der Erhebung Schleswig-Holsteins
schreiben ließe.


Die Alpen in nennr- und Lebensbilder». Dargestellt von H. Berlepsch und
illustrirt von E. Rittmcyer. Leipzig, Hermann Costenoble. Wohlfeile Volksausgabe.

Wir freuen uns. daß das lehrreiche und sehr hübsch ausgestattete Buch nun
auch weiteren Kreisen zugänglich gemacht ist. Es verdient neben Tschudis „Thier¬
leben in der Alpenwelt" einen Platz zu erhalten; denn wenn es diesem schönen Werk
auch in stylistischen Beziehung nicht gleich kommt und andrerseits nicht mit der
Ursprünglichkeit wie jenes auf uns wirkt, ist es doch, namentlich in dem, was es
über die Menschen der Gebirgswelt sagt, vielfach eine Ergänzung der Tschudischen
Schilderungen, und die beigegebenen Abbildungen sind denen, welche jene schmückten,
durchgehends ebenbürtig.


Günther Graf von Schwarzburg erwählter deutscher König. — Historische
Darstellung von Ludwig Grafen Uetterodt, Ehrenrilter des Se. Johanniter-
ordens. Nebst urkundlichen Anhang und zwei Abbildungen. Leipzig, T. O. Weigel.
1862.

Der Verfasser ist ein Dilettant, dem so ziemlich alles mangelt, was den Ge¬
schichtschreiber ausmacht, das Buch eine wunderliche Compilation von Excerpten aus
gelehrten Werken (wie dem Leben Günthers von Hoffmann, der Geschichte des Schwarz¬
burgischen Hauses) und Journalartiteln, aus alten Urkunden, modernen Dichtungen
und wieder aus alten Chroniken, aus Levin Schücking, Albertus Argentinensis und
Herrn Dr. Gustav Kühne. Was dabei herauskommt, kann man sich denken. Und dazu
die völlig unrichtige Auffassung des Charakters Günthers, der hier als edler Held für
Necht und Licht, als politischer Reformator Deutschlands, als Märtyrer u. s. w. gefeiert
wird, während er in Wahrheit allerdings ein tapferer Degen und ein nicht ungeschickter
Diplomat, von Gedanken und Bestrebungen für eine Wiedergeburt der deutschen
Nationalität aber ebenso weit entfernt war, als die abenteuernden Raubritter jener
bösen Zeit, deren Anführer und Musterbild er gewesen, bevor ihm Ludwig von
Brandenburg und dessen Brüder zur Rache dafür, daß Kaiser Karl den falschen
Waldemar unterstützt, auf einige. Zeit die Rolle eines Gegenkaisers übertrugen. Der
Styl des Buches ist fast durchgehends Schwulst. Wie mit der Schrift „den vaterlän¬
dischen Zuständen" aufgeholfen werden soll, „deren Bedeutung, deren tiefer Ernst"
den Versasser „dazu trieben, ein schon wiederholt entworfenes Gemälde neu zu ent¬
rollen", ist uns positiv unverständlich. Das einzig Werthvolle darin scheinen uns
die beigegebenen Abbildungen i die des Grabdenkmals Günthers im Dom zu Frank¬
furt und die eines Siegels desselben. ^




Verantwortlicher Redacteur: Dr. Moritz Busch.
Verlag von F. L, Herbig. — Druck von C. E. Elbert in Leipzig.
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[0168] Schreibung erscheint und daß überhaupt für jetzt die Quellen noch nicht geöffnet sind, aus denen sich eine genügende Geschichte der Erhebung Schleswig-Holsteins schreiben ließe. Die Alpen in nennr- und Lebensbilder». Dargestellt von H. Berlepsch und illustrirt von E. Rittmcyer. Leipzig, Hermann Costenoble. Wohlfeile Volksausgabe. Wir freuen uns. daß das lehrreiche und sehr hübsch ausgestattete Buch nun auch weiteren Kreisen zugänglich gemacht ist. Es verdient neben Tschudis „Thier¬ leben in der Alpenwelt" einen Platz zu erhalten; denn wenn es diesem schönen Werk auch in stylistischen Beziehung nicht gleich kommt und andrerseits nicht mit der Ursprünglichkeit wie jenes auf uns wirkt, ist es doch, namentlich in dem, was es über die Menschen der Gebirgswelt sagt, vielfach eine Ergänzung der Tschudischen Schilderungen, und die beigegebenen Abbildungen sind denen, welche jene schmückten, durchgehends ebenbürtig. Günther Graf von Schwarzburg erwählter deutscher König. — Historische Darstellung von Ludwig Grafen Uetterodt, Ehrenrilter des Se. Johanniter- ordens. Nebst urkundlichen Anhang und zwei Abbildungen. Leipzig, T. O. Weigel. 1862. Der Verfasser ist ein Dilettant, dem so ziemlich alles mangelt, was den Ge¬ schichtschreiber ausmacht, das Buch eine wunderliche Compilation von Excerpten aus gelehrten Werken (wie dem Leben Günthers von Hoffmann, der Geschichte des Schwarz¬ burgischen Hauses) und Journalartiteln, aus alten Urkunden, modernen Dichtungen und wieder aus alten Chroniken, aus Levin Schücking, Albertus Argentinensis und Herrn Dr. Gustav Kühne. Was dabei herauskommt, kann man sich denken. Und dazu die völlig unrichtige Auffassung des Charakters Günthers, der hier als edler Held für Necht und Licht, als politischer Reformator Deutschlands, als Märtyrer u. s. w. gefeiert wird, während er in Wahrheit allerdings ein tapferer Degen und ein nicht ungeschickter Diplomat, von Gedanken und Bestrebungen für eine Wiedergeburt der deutschen Nationalität aber ebenso weit entfernt war, als die abenteuernden Raubritter jener bösen Zeit, deren Anführer und Musterbild er gewesen, bevor ihm Ludwig von Brandenburg und dessen Brüder zur Rache dafür, daß Kaiser Karl den falschen Waldemar unterstützt, auf einige. Zeit die Rolle eines Gegenkaisers übertrugen. Der Styl des Buches ist fast durchgehends Schwulst. Wie mit der Schrift „den vaterlän¬ dischen Zuständen" aufgeholfen werden soll, „deren Bedeutung, deren tiefer Ernst" den Versasser „dazu trieben, ein schon wiederholt entworfenes Gemälde neu zu ent¬ rollen", ist uns positiv unverständlich. Das einzig Werthvolle darin scheinen uns die beigegebenen Abbildungen i die des Grabdenkmals Günthers im Dom zu Frank¬ furt und die eines Siegels desselben. ^ Verantwortlicher Redacteur: Dr. Moritz Busch. Verlag von F. L, Herbig. — Druck von C. E. Elbert in Leipzig.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341795_114313/168>, abgerufen am 23.07.2024.