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Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, II. Semester. III. Band.

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sagt habe, ohngefähr einen Schluß machen können. Aber das thut nichts zur
Sache. Was ich mir vornehme, das muß seyn; und dazu muß das Geld
mir werden; das wißt ihr ja aus vieljähriger Erfahrung. Ueberhaupt erhei¬
tern sich meine Aussichten über diesen Punkt: ich wette eine gute Einnahme,
aber freilich auch eine starke Ausgabe haben; denn das geht hier zu Jena
stets mit einander, und ist nicht zu trennen. -- Aber arbeiten muß ich schon
jezt, und werde ich müßen, wie noch nicht leicht ein Mensch gearbeitet hat.

Vom wiedergeben an mich, wovon Du auch redest, kann nie die Frage
seyn: und ich will Dir im Fall der Möglichkeit sogleich jetzo feierlich eine An¬
weisung geben. -- Ich würde auf jeden Fall für unsre Eltern etwas gethan,
gesorgt haben, ihnen ein bequemeres, freudenvolleres Alter zu verschaffen --
besonders unserm guten Vater, der in seinem mühevollen Leben ein frohes
Alter gar wohl verdient hätte. An diesen gieb zurük, wenn Dir Dein Plan
gelingt; ich will unsern Eltern in Dir noch einen Sohn geben, der für sie
thue, was ich vor der Hand nicht thun kann.

Ich erwarte Dich. Tritt nicht im Gasthofe ab, sondern komm gerade zu
mir: auf der Bachgaße, in der Spachmeisierin sso steht, ziemlich deutlich, ge¬
schrieben; es soll wohl Sprachmeisterin heißenj Dyrr Hause wohne ich. Ich
weiß nicht, ob ich Dich die Nacht werde logiren können, da ich jezt mir ein
eigenes Hauswesen einrichte, ein Paar Professoren den Tisch bei mir haben,
und ich vor jetzt nur zwei Stuben inne habe. Aber wir werden ja sehen! --
Ich bin Von 7. Uhr früh Morgens Lormittags immer zu Hause, und ich we>de
sorgen, daß ich gegen den 7. Jul> nicht.....Dringende?j Arbeit habe.
Ich habe diese zwar immer; aber ich muß voraus arbeiten wenn ich kann. --
Ferner wünschte ich nicht, daß D weder auf dem Wege hierher, noch in der
Stadt, noch in meinem Hause verbreitest, in welcher Beziehung Du mit mir
stehst. Ich habe dazu meine Ursachen. Wenn Du bei mir bist, so wird sich
dann alles finden. Wenn Du aber als mein Bruder erscheinst, so verlangen
die Häuser, mit denen ich näher bekannt bin,-und es sind deren viele, daß ich
Dich mit ihnen bekannt mache: und das könnte weder Dir, noch ihnen, noch
mir angenehm seyn. --

Der Brief hat keine Unterschrift, vielleicht ist noch ein Blatt angefügt
MldseWM "lOchs'ickbT?i-5 'Ki ys .n"ins',n?'Ä' ni,^ "no6 y.illis^

In Bezug auf Fichte's Hauswesen, welches in dem Briefe berührt wird,
mag daran erinnert werden, daß seine Gattin nebst seinem Schwiegervater erst
im Laufe des Sommers (nicht vor Ende Juli) ihm nach Jena nachfolgte, und
daß er unterdeß sich eine Köchin hielt, mit der er ziemlich zufrieden war (I, 217).
Daher kommt es auch, daß, wie die späteren Briefe zeigen, Fichte's Frau seinen
Bruder noch nicht kannte, obschon dieser jedenfalls im Juli bei ihm in Jenq
gewesen ist.


sagt habe, ohngefähr einen Schluß machen können. Aber das thut nichts zur
Sache. Was ich mir vornehme, das muß seyn; und dazu muß das Geld
mir werden; das wißt ihr ja aus vieljähriger Erfahrung. Ueberhaupt erhei¬
tern sich meine Aussichten über diesen Punkt: ich wette eine gute Einnahme,
aber freilich auch eine starke Ausgabe haben; denn das geht hier zu Jena
stets mit einander, und ist nicht zu trennen. — Aber arbeiten muß ich schon
jezt, und werde ich müßen, wie noch nicht leicht ein Mensch gearbeitet hat.

Vom wiedergeben an mich, wovon Du auch redest, kann nie die Frage
seyn: und ich will Dir im Fall der Möglichkeit sogleich jetzo feierlich eine An¬
weisung geben. — Ich würde auf jeden Fall für unsre Eltern etwas gethan,
gesorgt haben, ihnen ein bequemeres, freudenvolleres Alter zu verschaffen —
besonders unserm guten Vater, der in seinem mühevollen Leben ein frohes
Alter gar wohl verdient hätte. An diesen gieb zurük, wenn Dir Dein Plan
gelingt; ich will unsern Eltern in Dir noch einen Sohn geben, der für sie
thue, was ich vor der Hand nicht thun kann.

Ich erwarte Dich. Tritt nicht im Gasthofe ab, sondern komm gerade zu
mir: auf der Bachgaße, in der Spachmeisierin sso steht, ziemlich deutlich, ge¬
schrieben; es soll wohl Sprachmeisterin heißenj Dyrr Hause wohne ich. Ich
weiß nicht, ob ich Dich die Nacht werde logiren können, da ich jezt mir ein
eigenes Hauswesen einrichte, ein Paar Professoren den Tisch bei mir haben,
und ich vor jetzt nur zwei Stuben inne habe. Aber wir werden ja sehen! —
Ich bin Von 7. Uhr früh Morgens Lormittags immer zu Hause, und ich we>de
sorgen, daß ich gegen den 7. Jul> nicht.....Dringende?j Arbeit habe.
Ich habe diese zwar immer; aber ich muß voraus arbeiten wenn ich kann. —
Ferner wünschte ich nicht, daß D weder auf dem Wege hierher, noch in der
Stadt, noch in meinem Hause verbreitest, in welcher Beziehung Du mit mir
stehst. Ich habe dazu meine Ursachen. Wenn Du bei mir bist, so wird sich
dann alles finden. Wenn Du aber als mein Bruder erscheinst, so verlangen
die Häuser, mit denen ich näher bekannt bin,-und es sind deren viele, daß ich
Dich mit ihnen bekannt mache: und das könnte weder Dir, noch ihnen, noch
mir angenehm seyn. —

Der Brief hat keine Unterschrift, vielleicht ist noch ein Blatt angefügt
MldseWM «lOchs'ickbT?i-5 'Ki ys .n»ins',n?'Ä' ni,^ »no6 y.illis^

In Bezug auf Fichte's Hauswesen, welches in dem Briefe berührt wird,
mag daran erinnert werden, daß seine Gattin nebst seinem Schwiegervater erst
im Laufe des Sommers (nicht vor Ende Juli) ihm nach Jena nachfolgte, und
daß er unterdeß sich eine Köchin hielt, mit der er ziemlich zufrieden war (I, 217).
Daher kommt es auch, daß, wie die späteren Briefe zeigen, Fichte's Frau seinen
Bruder noch nicht kannte, obschon dieser jedenfalls im Juli bei ihm in Jenq
gewesen ist.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341795_114313/133>, abgerufen am 02.10.2024.