Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, I. Semester. II. Band.wehr. Doch wurde letzteres nur bei besonderen Gelegenheiten, z. B. bei Pa¬ Die Hauptwaffe des östreichischen Pvlizeimannes aber war der --Hasel¬ Der Gebrauch dieses Instrumentes schien bei der Polizei so gründlich ein¬ In Wien gab es auch berittene Polizeisoldaten, welche sich, gleich jenen Zwar erhielt der neu aufgenommene Polizeimann fast gar keinen Unter¬ wehr. Doch wurde letzteres nur bei besonderen Gelegenheiten, z. B. bei Pa¬ Die Hauptwaffe des östreichischen Pvlizeimannes aber war der —Hasel¬ Der Gebrauch dieses Instrumentes schien bei der Polizei so gründlich ein¬ In Wien gab es auch berittene Polizeisoldaten, welche sich, gleich jenen Zwar erhielt der neu aufgenommene Polizeimann fast gar keinen Unter¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0330" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/114110"/> <p xml:id="ID_1008" prev="#ID_1007"> wehr. Doch wurde letzteres nur bei besonderen Gelegenheiten, z. B. bei Pa¬<lb/> raden, und von ^en Schildwochen bei den Gefängnissen getragen, sowie auch<lb/> der Säbel nur der Zierde wegen da zu sein schien und für gewöhnlich friedlich<lb/> in seiner Scheide verblieb.</p><lb/> <p xml:id="ID_1009"> Die Hauptwaffe des östreichischen Pvlizeimannes aber war der —Hasel¬<lb/> stock, welcher als gefürchtetes Symbol der polizeilichen Gewalt neben dem<lb/> Säbel hing, aber auch oft als bochgcschwungener Commandostab und fast eben¬<lb/> so oft als wirksames Strafwcrt'zeug fungirte.</p><lb/> <p xml:id="ID_1010"> Der Gebrauch dieses Instrumentes schien bei der Polizei so gründlich ein¬<lb/> gebürgert zu sein, daß auch die Feldwebel sich ihrer dicken spanischen Röhre<lb/> und. die Offiziere ihrer Spazierstöcke zu gleichem Zwecke bedienten. So war<lb/> ein alter Polizeilieutenant in Prag z» jener Zeit der Schrecken aller Markt¬<lb/> bauern und Fuhrleute. Schon am frühen Morgen konnte man die riesige Ge¬<lb/> stalt desselben bei einem der frequentesten Thore sehn. Er war so stadtbekannt,<lb/> daß er gar nicht für nöthig hielt, erst eine Uniform oder überhaupt ein Kenn¬<lb/> zeichen seiner Würde anzulegen. Wehe aber dem Fuhrmanne, welcher auf<lb/> seinem Wagen eingeschlafen war, oder dem Handwerksburschen, welcher unbe¬<lb/> kannt mit den Localgesetzen sein Pfeifchen im Munde behalten hatte. Ein<lb/> Paar gewaltige Hiebe, welche der Gefürchtete mit seinem schweren Spazierstöcke<lb/> dem Rücken des Leichtsinnigen applicirlc, belehrten denselben höchst eindringlich,<lb/> wie gefährlich es sei, sich dem starken Arme der Polizei zu nähern.</p><lb/> <p xml:id="ID_1011"> In Wien gab es auch berittene Polizeisoldaten, welche sich, gleich jenen<lb/> zu Fuß, aus der Armee recrutirtcn. Gewöhnlich wurden halbinvalide, für den<lb/> Felddienst nicht mehr ganz geeignete Soldaten von guter Aufführung hiezu<lb/> ausgewählt. Bei der damaligen langen Dienstzeit des Militärs konnte es<lb/> nicht an Leuten fehlen, welche Befähigung und Lust zum Polizeidienste hatten,<lb/> zumal da derselbe in gewöhnlichen Zeiten nicht anstrengend war, und der Be¬<lb/> treffende eine kleine Geldzulage bekam, auch hin und wieder Ncbenspvrteln ab¬<lb/> fielen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1012" next="#ID_1013"> Zwar erhielt der neu aufgenommene Polizeimann fast gar keinen Unter¬<lb/> richt über den Umfang und die Bedeutung seiner Pflichten und Rechte, aber<lb/> da er gewöhnlich wenigstens jenen Schliff besaß, welchen eine längere Militär-<lb/> dienstzcit zu verleihen vermag, so wurde der Dienst im Allgemeinen erträglich<lb/> verrichtet. Denn wenn auch die ausübenden Polizeiorgane nur schwer aus<lb/> dem gewohnten Schlendrian zu bringen waren, über Kleinigkeiten das Wich¬<lb/> tigste vergaßen, gewöhnlich überall zu finden waren, wo sie nicht hingehörten,<lb/> und häufig sich Pflichtvernachläsfigungen erlaubten, so kamen doch andrerseits<lb/> auch höchst selten und nur auf Befehl von oben Ueberhebungen und Willkür¬<lb/> lichkeiten bei den Soldaten der Polizei vor. Darum wurden, wenn man auch<lb/> das Institut,selbst haßte, dessen untere Organe weder gefürchtet noch geachtet,</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0330]
wehr. Doch wurde letzteres nur bei besonderen Gelegenheiten, z. B. bei Pa¬
raden, und von ^en Schildwochen bei den Gefängnissen getragen, sowie auch
der Säbel nur der Zierde wegen da zu sein schien und für gewöhnlich friedlich
in seiner Scheide verblieb.
Die Hauptwaffe des östreichischen Pvlizeimannes aber war der —Hasel¬
stock, welcher als gefürchtetes Symbol der polizeilichen Gewalt neben dem
Säbel hing, aber auch oft als bochgcschwungener Commandostab und fast eben¬
so oft als wirksames Strafwcrt'zeug fungirte.
Der Gebrauch dieses Instrumentes schien bei der Polizei so gründlich ein¬
gebürgert zu sein, daß auch die Feldwebel sich ihrer dicken spanischen Röhre
und. die Offiziere ihrer Spazierstöcke zu gleichem Zwecke bedienten. So war
ein alter Polizeilieutenant in Prag z» jener Zeit der Schrecken aller Markt¬
bauern und Fuhrleute. Schon am frühen Morgen konnte man die riesige Ge¬
stalt desselben bei einem der frequentesten Thore sehn. Er war so stadtbekannt,
daß er gar nicht für nöthig hielt, erst eine Uniform oder überhaupt ein Kenn¬
zeichen seiner Würde anzulegen. Wehe aber dem Fuhrmanne, welcher auf
seinem Wagen eingeschlafen war, oder dem Handwerksburschen, welcher unbe¬
kannt mit den Localgesetzen sein Pfeifchen im Munde behalten hatte. Ein
Paar gewaltige Hiebe, welche der Gefürchtete mit seinem schweren Spazierstöcke
dem Rücken des Leichtsinnigen applicirlc, belehrten denselben höchst eindringlich,
wie gefährlich es sei, sich dem starken Arme der Polizei zu nähern.
In Wien gab es auch berittene Polizeisoldaten, welche sich, gleich jenen
zu Fuß, aus der Armee recrutirtcn. Gewöhnlich wurden halbinvalide, für den
Felddienst nicht mehr ganz geeignete Soldaten von guter Aufführung hiezu
ausgewählt. Bei der damaligen langen Dienstzeit des Militärs konnte es
nicht an Leuten fehlen, welche Befähigung und Lust zum Polizeidienste hatten,
zumal da derselbe in gewöhnlichen Zeiten nicht anstrengend war, und der Be¬
treffende eine kleine Geldzulage bekam, auch hin und wieder Ncbenspvrteln ab¬
fielen.
Zwar erhielt der neu aufgenommene Polizeimann fast gar keinen Unter¬
richt über den Umfang und die Bedeutung seiner Pflichten und Rechte, aber
da er gewöhnlich wenigstens jenen Schliff besaß, welchen eine längere Militär-
dienstzcit zu verleihen vermag, so wurde der Dienst im Allgemeinen erträglich
verrichtet. Denn wenn auch die ausübenden Polizeiorgane nur schwer aus
dem gewohnten Schlendrian zu bringen waren, über Kleinigkeiten das Wich¬
tigste vergaßen, gewöhnlich überall zu finden waren, wo sie nicht hingehörten,
und häufig sich Pflichtvernachläsfigungen erlaubten, so kamen doch andrerseits
auch höchst selten und nur auf Befehl von oben Ueberhebungen und Willkür¬
lichkeiten bei den Soldaten der Polizei vor. Darum wurden, wenn man auch
das Institut,selbst haßte, dessen untere Organe weder gefürchtet noch geachtet,
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