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Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, I. Semester. II. Band.

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setze, welche dem Politisiren die gesunde Grundlage praktischer Erfahrung, welche
für die Wahlen jene Vertrautheit mit der praktischen Tüchtigkeit der Kreisein-
gessenen geben, die wir noch immer an England bewundern." -- "Es kann
den Wahlmännern unmöglich entgehen, daß die Opposition genau in dem Ver¬
hältniß an wahrer Stärke verliert, als sie an einseitiger "Entschiedenheit" zu¬
nimmt." -- "Nur in dem Maße wird das Abgeordnetenhaus in seinem berech¬
tigten Willen unüberwindlich sein, in welchem alle liberalen Parteien und alle
politische Erfahrung des Landes in ihm vollen Ausdruck finden. Ueber die
Entschiedenheit des Meinungsausdrucks der preußischen Bevölkerung haben
die preußischen UrWähler entschieden, die Stärke derselben liegt jetzt in der
Hand der Wahlmänner."

Indem wir uns der Mahnung, die hierin liegt, anschließen, kommen wir
damit für die Wahlmänner zu spät. Schon ist ein Theil der Abgeordneten¬
wahlen bekannt, und wir müssen gestehen, daß die Taktik der Fortschrittspartei
im ersten Berliner Wahlbezirk, daß namentlich die Vereitelung der Wieder¬
wahl Kühnes, uns leinen hohen Begriff von der politischen Klugheit der Leiter
dieser Partei gegeben hat. Jene Mahnung gilt aber auch den Abge¬
ordneten. Auch sie haben zu wählen und dabei Selbstverleugnung zu
üben. Auch sie haben die Pflicht, sich mehr an das, was aus Grund von Er¬
fahrungen vorgeschlagen wird, als an das zu halten, was die Hoffnung der Ge-
sühlspolitik als erreichbar hinstellt. Auch an sie ergeht die Forderung, start zu
sein durch Maßhalten in ihren Ansprüchen der andern Fraction der Oppositions¬
partei gegenüber und durch Hinwirken auf Eintracht in allem Wesentlichen den
endlichen Sieg vorzubereiten. Unsere Schrift erinnerte die zum Wahlkampf sich
rüstenden Parteien an das schöne Wort des Dichters-


Freunde! Betreibet nur Alles mit Ernst und Liebe. Die Beiden
Stehen dem Deutschen so schön, den, ach! so Vieles entstellt.

Wir rufen dieselbe Mahnung den Erwählten beider Parteien, unsern Freun¬
den auf der rechten wie auf der linken Seite der Gesammtpartei zu. Nur
wenn mit Ernst und Liebe darnach gestrebt wird, das, was den Deutschen vor
Allem entstellt, den Particulansmus, der sich mit seinem Sonderprogramm vor
der Unterordnung unter höhere allgemeine Gesichtspunkte sträubt, möglichst jm
überwinden oder zu beschränken, ist Hoffnung vorhanden, daß die jetzt vollzogrien
Wahlen das Resultat haben, welches wir außer Preußen von ihnen erwarten.




setze, welche dem Politisiren die gesunde Grundlage praktischer Erfahrung, welche
für die Wahlen jene Vertrautheit mit der praktischen Tüchtigkeit der Kreisein-
gessenen geben, die wir noch immer an England bewundern." — „Es kann
den Wahlmännern unmöglich entgehen, daß die Opposition genau in dem Ver¬
hältniß an wahrer Stärke verliert, als sie an einseitiger „Entschiedenheit" zu¬
nimmt." — „Nur in dem Maße wird das Abgeordnetenhaus in seinem berech¬
tigten Willen unüberwindlich sein, in welchem alle liberalen Parteien und alle
politische Erfahrung des Landes in ihm vollen Ausdruck finden. Ueber die
Entschiedenheit des Meinungsausdrucks der preußischen Bevölkerung haben
die preußischen UrWähler entschieden, die Stärke derselben liegt jetzt in der
Hand der Wahlmänner."

Indem wir uns der Mahnung, die hierin liegt, anschließen, kommen wir
damit für die Wahlmänner zu spät. Schon ist ein Theil der Abgeordneten¬
wahlen bekannt, und wir müssen gestehen, daß die Taktik der Fortschrittspartei
im ersten Berliner Wahlbezirk, daß namentlich die Vereitelung der Wieder¬
wahl Kühnes, uns leinen hohen Begriff von der politischen Klugheit der Leiter
dieser Partei gegeben hat. Jene Mahnung gilt aber auch den Abge¬
ordneten. Auch sie haben zu wählen und dabei Selbstverleugnung zu
üben. Auch sie haben die Pflicht, sich mehr an das, was aus Grund von Er¬
fahrungen vorgeschlagen wird, als an das zu halten, was die Hoffnung der Ge-
sühlspolitik als erreichbar hinstellt. Auch an sie ergeht die Forderung, start zu
sein durch Maßhalten in ihren Ansprüchen der andern Fraction der Oppositions¬
partei gegenüber und durch Hinwirken auf Eintracht in allem Wesentlichen den
endlichen Sieg vorzubereiten. Unsere Schrift erinnerte die zum Wahlkampf sich
rüstenden Parteien an das schöne Wort des Dichters-


Freunde! Betreibet nur Alles mit Ernst und Liebe. Die Beiden
Stehen dem Deutschen so schön, den, ach! so Vieles entstellt.

Wir rufen dieselbe Mahnung den Erwählten beider Parteien, unsern Freun¬
den auf der rechten wie auf der linken Seite der Gesammtpartei zu. Nur
wenn mit Ernst und Liebe darnach gestrebt wird, das, was den Deutschen vor
Allem entstellt, den Particulansmus, der sich mit seinem Sonderprogramm vor
der Unterordnung unter höhere allgemeine Gesichtspunkte sträubt, möglichst jm
überwinden oder zu beschränken, ist Hoffnung vorhanden, daß die jetzt vollzogrien
Wahlen das Resultat haben, welches wir außer Preußen von ihnen erwarten.




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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341795_113779/272>, abgerufen am 06.01.2025.