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Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, I. Semester. II. Band.

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pflegung erhielt unsere Compagnie täglich ein Faß Bier. Diese Compagnie be¬
stand großentheils aus jungen gebildeten Leuten, die vor Begier brannten, bald
in den Kampf geführt zu werden. In ihr diente auch Friedrich Hecker als
gemeiner Soldat. Wir sahen diesen kräftigen Mann, der ouch in Bezug auf
Unterhaltung ein trefflicher Gesellschafter war, ungern aus unserer Mitte
scheiden, als er die Oberstenstelle eines Chicagoregiments erhalten hatte. -Auch
ihm hatte es wohl bei uns gefallen, er nahm weinend von uns Abschied und
schüttelte uns nach deutscher Sitte herzlich die Hände.

Unser gemüthlich ruhiges Leben sollte bald darauf ein Ende haben und
die Kette jener kleinen und großen Leiden beginnen, wie sie eben das Kriegs¬
leben mit sich bringt. Wir bekamen eines schone" Morgens Plötzlich Marsch-
ordrc. Als der Befehl verlesen worden war. erschallte ein stürmisches anhalten¬
des Hurrah; der Jubel war allgemein. Die Vorbereitungen zum Abmarsch
wurden schnell getroffen, und noch desselben Tags. Abends 9 Uhr fuhren wir
auf der Eisenbahn nach Rolla, einer Stadt in Missouri und etwa 100 bis 120
englische Meilen von Se. Louis. Die Secessionisten, die den Ort bis jetzt be¬
setzt hatten, nahmen bei unserer Ankunft Reißaus, so daß sie in der Eile nicht
einmal die aufgepflanzte Rebellenfähne mitnahmen, die wir dann sofort abrissen
und an ihrer Stelle das Banner der Union flattern ließen.

Von hier aus ging der Marsch per xe<M "poLtv1ot-um weiter und Mr
für Anfänger des edlen Kriegshandwerks etwas stark, so daß täglich 20 bis
25 Meilen*) zurückgelegt wurden, und das bei einer Hitze, die jück Ersticken
war. bei einer Temperatur von 140° Fahrenheit in der Sonne.

Acte unsrer Leute fielen am Wege, vom Sonnenstich getroffen, zusammen, um
nicht wieder aufzustehen. Nach einem sechstägigen Marsch kamen wir endlich in
Springfield, einem Städtchen von etwa 4000 Einwohnern und im südwestlichen
Missouri gelegen, an, nachdem wir vorher zwei andere Orte, Waynesville, das
wir plünderten, und Libanon passirt hatten.

In Springfield hätten wir einige Tage Rast, dann ging es weiter über
Nelke-York nach Mount Vernon. wo wir den Rcbellenvbe'rst'en John Coffin ge¬
fangen nähme". Von hier ging es nach Nevsho und sann nach Carthaffö,
wo die Schlacht bei Dry-Fork und Carthago geliefert wurde. Sregel gnff
hier bei letztem Orte M 900 Mann el'ne Uebe'raa'ehe von.ez 'bis 5000 Mann
an. Noch größer wurde das Mißverhältn'iß dWü'r'es, daß der Feind über eine
bedeutende Anzahl Kavallerie verfügen konnte, die 'uns gänzlich abging. Als
SieM'sich vom wahren Stand der Sache überMgt, mußte er sich MMziehen.
brachte aber dabei durch geschicktes Manvvriren, wodurch er dem Gegner >seine
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') Es kann hier, selbstverständlich, wie auch weitere)in nur von 'englischen Meilen die
Rede sei".

pflegung erhielt unsere Compagnie täglich ein Faß Bier. Diese Compagnie be¬
stand großentheils aus jungen gebildeten Leuten, die vor Begier brannten, bald
in den Kampf geführt zu werden. In ihr diente auch Friedrich Hecker als
gemeiner Soldat. Wir sahen diesen kräftigen Mann, der ouch in Bezug auf
Unterhaltung ein trefflicher Gesellschafter war, ungern aus unserer Mitte
scheiden, als er die Oberstenstelle eines Chicagoregiments erhalten hatte. -Auch
ihm hatte es wohl bei uns gefallen, er nahm weinend von uns Abschied und
schüttelte uns nach deutscher Sitte herzlich die Hände.

Unser gemüthlich ruhiges Leben sollte bald darauf ein Ende haben und
die Kette jener kleinen und großen Leiden beginnen, wie sie eben das Kriegs¬
leben mit sich bringt. Wir bekamen eines schone» Morgens Plötzlich Marsch-
ordrc. Als der Befehl verlesen worden war. erschallte ein stürmisches anhalten¬
des Hurrah; der Jubel war allgemein. Die Vorbereitungen zum Abmarsch
wurden schnell getroffen, und noch desselben Tags. Abends 9 Uhr fuhren wir
auf der Eisenbahn nach Rolla, einer Stadt in Missouri und etwa 100 bis 120
englische Meilen von Se. Louis. Die Secessionisten, die den Ort bis jetzt be¬
setzt hatten, nahmen bei unserer Ankunft Reißaus, so daß sie in der Eile nicht
einmal die aufgepflanzte Rebellenfähne mitnahmen, die wir dann sofort abrissen
und an ihrer Stelle das Banner der Union flattern ließen.

Von hier aus ging der Marsch per xe<M »poLtv1ot-um weiter und Mr
für Anfänger des edlen Kriegshandwerks etwas stark, so daß täglich 20 bis
25 Meilen*) zurückgelegt wurden, und das bei einer Hitze, die jück Ersticken
war. bei einer Temperatur von 140° Fahrenheit in der Sonne.

Acte unsrer Leute fielen am Wege, vom Sonnenstich getroffen, zusammen, um
nicht wieder aufzustehen. Nach einem sechstägigen Marsch kamen wir endlich in
Springfield, einem Städtchen von etwa 4000 Einwohnern und im südwestlichen
Missouri gelegen, an, nachdem wir vorher zwei andere Orte, Waynesville, das
wir plünderten, und Libanon passirt hatten.

In Springfield hätten wir einige Tage Rast, dann ging es weiter über
Nelke-York nach Mount Vernon. wo wir den Rcbellenvbe'rst'en John Coffin ge¬
fangen nähme». Von hier ging es nach Nevsho und sann nach Carthaffö,
wo die Schlacht bei Dry-Fork und Carthago geliefert wurde. Sregel gnff
hier bei letztem Orte M 900 Mann el'ne Uebe'raa'ehe von.ez 'bis 5000 Mann
an. Noch größer wurde das Mißverhältn'iß dWü'r'es, daß der Feind über eine
bedeutende Anzahl Kavallerie verfügen konnte, die 'uns gänzlich abging. Als
SieM'sich vom wahren Stand der Sache überMgt, mußte er sich MMziehen.
brachte aber dabei durch geschicktes Manvvriren, wodurch er dem Gegner >seine
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Rede sei».
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[0210] pflegung erhielt unsere Compagnie täglich ein Faß Bier. Diese Compagnie be¬ stand großentheils aus jungen gebildeten Leuten, die vor Begier brannten, bald in den Kampf geführt zu werden. In ihr diente auch Friedrich Hecker als gemeiner Soldat. Wir sahen diesen kräftigen Mann, der ouch in Bezug auf Unterhaltung ein trefflicher Gesellschafter war, ungern aus unserer Mitte scheiden, als er die Oberstenstelle eines Chicagoregiments erhalten hatte. -Auch ihm hatte es wohl bei uns gefallen, er nahm weinend von uns Abschied und schüttelte uns nach deutscher Sitte herzlich die Hände. Unser gemüthlich ruhiges Leben sollte bald darauf ein Ende haben und die Kette jener kleinen und großen Leiden beginnen, wie sie eben das Kriegs¬ leben mit sich bringt. Wir bekamen eines schone» Morgens Plötzlich Marsch- ordrc. Als der Befehl verlesen worden war. erschallte ein stürmisches anhalten¬ des Hurrah; der Jubel war allgemein. Die Vorbereitungen zum Abmarsch wurden schnell getroffen, und noch desselben Tags. Abends 9 Uhr fuhren wir auf der Eisenbahn nach Rolla, einer Stadt in Missouri und etwa 100 bis 120 englische Meilen von Se. Louis. Die Secessionisten, die den Ort bis jetzt be¬ setzt hatten, nahmen bei unserer Ankunft Reißaus, so daß sie in der Eile nicht einmal die aufgepflanzte Rebellenfähne mitnahmen, die wir dann sofort abrissen und an ihrer Stelle das Banner der Union flattern ließen. Von hier aus ging der Marsch per xe<M »poLtv1ot-um weiter und Mr für Anfänger des edlen Kriegshandwerks etwas stark, so daß täglich 20 bis 25 Meilen*) zurückgelegt wurden, und das bei einer Hitze, die jück Ersticken war. bei einer Temperatur von 140° Fahrenheit in der Sonne. Acte unsrer Leute fielen am Wege, vom Sonnenstich getroffen, zusammen, um nicht wieder aufzustehen. Nach einem sechstägigen Marsch kamen wir endlich in Springfield, einem Städtchen von etwa 4000 Einwohnern und im südwestlichen Missouri gelegen, an, nachdem wir vorher zwei andere Orte, Waynesville, das wir plünderten, und Libanon passirt hatten. In Springfield hätten wir einige Tage Rast, dann ging es weiter über Nelke-York nach Mount Vernon. wo wir den Rcbellenvbe'rst'en John Coffin ge¬ fangen nähme». Von hier ging es nach Nevsho und sann nach Carthaffö, wo die Schlacht bei Dry-Fork und Carthago geliefert wurde. Sregel gnff hier bei letztem Orte M 900 Mann el'ne Uebe'raa'ehe von.ez 'bis 5000 Mann an. Noch größer wurde das Mißverhältn'iß dWü'r'es, daß der Feind über eine bedeutende Anzahl Kavallerie verfügen konnte, die 'uns gänzlich abging. Als SieM'sich vom wahren Stand der Sache überMgt, mußte er sich MMziehen. brachte aber dabei durch geschicktes Manvvriren, wodurch er dem Gegner >seine 5n<< ni'nel ,ni'i jsNllut7M s!?'.)G »i js/n «Kf .to<l!?Z ->-j-„i<et -tu .ur^izr, ') Es kann hier, selbstverständlich, wie auch weitere)in nur von 'englischen Meilen die Rede sei».

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341795_113779/210>, abgerufen am 06.01.2025.