Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, I. Semester. II. Band.Darüber, daß es möglich sei, den Eisenpanzer eines Schiffes mit Vollgeschossen Gleichfalls schon im vorigen Sommer hat man in England Schießversuche Das Eigenthümliche der neuesten englischen Schießversuche ist nur, daß man Hierin liegt indeß nichts wesentlich Neues, Nichts, welches das Urtheil über die Dagegen ist es unseres Wissens noch nicht gelungen, mit Hvhlkugcln der bis¬ Sollte es aber auch gelingen, Hohlgcschosse durch die Wand eines gepanzerten Darüber, daß es möglich sei, den Eisenpanzer eines Schiffes mit Vollgeschossen Gleichfalls schon im vorigen Sommer hat man in England Schießversuche Das Eigenthümliche der neuesten englischen Schießversuche ist nur, daß man Hierin liegt indeß nichts wesentlich Neues, Nichts, welches das Urtheil über die Dagegen ist es unseres Wissens noch nicht gelungen, mit Hvhlkugcln der bis¬ Sollte es aber auch gelingen, Hohlgcschosse durch die Wand eines gepanzerten <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0202" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/113982"/> <p xml:id="ID_573"> Darüber, daß es möglich sei, den Eisenpanzer eines Schiffes mit Vollgeschossen<lb/> sehr schweren Kalibers zu durchbohren, ist wenigstens in Deutschland und auch bei<lb/> den englischen Techiutcrn kann» je ein Zweifel gewesen. Aehnliche Schießversuche,<lb/> wie sie in Shocbnryncß gemacht wurden, sind schon im vorige» Sommer auch in<lb/> Berlin angestellt worden und haben, wenn wir recht berichtet sind, zu dem Resul¬<lb/> tate geführt, daß die 24-pfündige gezogene preußische Schiffskanone ans eine Viertel<lb/> malte Entfernung mit soliden Bolzen von 68 Pfand Gewicht einen Panzer von<lb/> 4'/« Zoll Dicke, wie ihn der Warrior führt, schwer verletzte.</p><lb/> <p xml:id="ID_574"> Gleichfalls schon im vorigen Sommer hat man in England Schießversuche<lb/> und zwar gegen stärkere Zielscheiben gemacht. Man hatte in Shocburyneß, nach<lb/> veröffentlichten Berichten, eine Eisenmaucr von 10 Zoll Dicke, welche ans Holz ruhte,<lb/> hergestellt. Man beschoß dieselbe ans ungefähr 1800 Fuß Entfernung mit glatten 68-<lb/> Pfündern, ohne eine Wirkung zu erzielen, dann aber mit der 120-pfündiger gezo¬<lb/> genen Kanone, und das Vvllgeschoß derselben war stark genug, jene zehnzviligc Eisen¬<lb/> maucr zu durchbohren und selbst das dahinter befindliche Holz zu verletzen. Später<lb/> zeigte sich, daß auch schon die 100-pfüudige gezogene Kanone dieselbe Wirkung<lb/> gegen die Eisenmaucr übte.</p><lb/> <p xml:id="ID_575"> Das Eigenthümliche der neuesten englischen Schießversuche ist nur, daß man<lb/> als Geschütz die glatte Kanone und als Zielscheibe die nachgeahmte, aus Eisen,<lb/> Holz, Eisen bestehende Schiffswand des Warriors nahm und das Resultat erreichte,<lb/> mit großer Genauigkeit angeben zu können, welches Kaliber und welche Pulverla¬<lb/> dung zur Durchbohrung derselben ausreiche.</p><lb/> <p xml:id="ID_576"> Hierin liegt indeß nichts wesentlich Neues, Nichts, welches das Urtheil über die<lb/> neu erfundenen Schutzwaffen im Allgemeinen nltcriren könnte. Nur Unkundige<lb/> können von absolut unverwundbaren Panzerschiffen geträumt haben.</p><lb/> <p xml:id="ID_577"> Dagegen ist es unseres Wissens noch nicht gelungen, mit Hvhlkugcln der bis¬<lb/> her angewandten Gcschützkalibcr diese Panzer zu durchbohren, und der in Shoebury-<lb/> neß angestellte neueste Schießversuch würde etwas wirklich Neues gebracht haben,<lb/> wenn statt der Vollkugcln mit gleichem Erfolge hohle Geschosse angewandt wären.<lb/> Die gewöhnliche Annahme war bisher, daß die Panzerung gegen Hohlgeschossc sichere,<lb/> d. l). gegen diejenigen Geschosse, welche, indem sie geschmolzenes Eisen in das Schiff<lb/> schlendern, dasselbe dem Brande aussetzen oder durch ihre Splitter Tod und Ver¬<lb/> wirrung unter die Mannschaft tragen.</p><lb/> <p xml:id="ID_578"> Sollte es aber auch gelingen, Hohlgcschosse durch die Wand eines gepanzerten<lb/> Schiffes zu treiben, so würde dadurch keineswegs die Panzerung überflüssig werden,<lb/> sondern es würde dadurch nur dasjenige Verhältniß von Vertheidigung und Angriff<lb/> wieder hergestellt, welches bisher bei den Holzschiffen stattfand. Das Holzschiff ist<lb/> seit dem Gefecht von Hampwn Rvads als beseitigt anzusehen.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0202]
Darüber, daß es möglich sei, den Eisenpanzer eines Schiffes mit Vollgeschossen
sehr schweren Kalibers zu durchbohren, ist wenigstens in Deutschland und auch bei
den englischen Techiutcrn kann» je ein Zweifel gewesen. Aehnliche Schießversuche,
wie sie in Shocbnryncß gemacht wurden, sind schon im vorige» Sommer auch in
Berlin angestellt worden und haben, wenn wir recht berichtet sind, zu dem Resul¬
tate geführt, daß die 24-pfündige gezogene preußische Schiffskanone ans eine Viertel
malte Entfernung mit soliden Bolzen von 68 Pfand Gewicht einen Panzer von
4'/« Zoll Dicke, wie ihn der Warrior führt, schwer verletzte.
Gleichfalls schon im vorigen Sommer hat man in England Schießversuche
und zwar gegen stärkere Zielscheiben gemacht. Man hatte in Shocburyneß, nach
veröffentlichten Berichten, eine Eisenmaucr von 10 Zoll Dicke, welche ans Holz ruhte,
hergestellt. Man beschoß dieselbe ans ungefähr 1800 Fuß Entfernung mit glatten 68-
Pfündern, ohne eine Wirkung zu erzielen, dann aber mit der 120-pfündiger gezo¬
genen Kanone, und das Vvllgeschoß derselben war stark genug, jene zehnzviligc Eisen¬
maucr zu durchbohren und selbst das dahinter befindliche Holz zu verletzen. Später
zeigte sich, daß auch schon die 100-pfüudige gezogene Kanone dieselbe Wirkung
gegen die Eisenmaucr übte.
Das Eigenthümliche der neuesten englischen Schießversuche ist nur, daß man
als Geschütz die glatte Kanone und als Zielscheibe die nachgeahmte, aus Eisen,
Holz, Eisen bestehende Schiffswand des Warriors nahm und das Resultat erreichte,
mit großer Genauigkeit angeben zu können, welches Kaliber und welche Pulverla¬
dung zur Durchbohrung derselben ausreiche.
Hierin liegt indeß nichts wesentlich Neues, Nichts, welches das Urtheil über die
neu erfundenen Schutzwaffen im Allgemeinen nltcriren könnte. Nur Unkundige
können von absolut unverwundbaren Panzerschiffen geträumt haben.
Dagegen ist es unseres Wissens noch nicht gelungen, mit Hvhlkugcln der bis¬
her angewandten Gcschützkalibcr diese Panzer zu durchbohren, und der in Shoebury-
neß angestellte neueste Schießversuch würde etwas wirklich Neues gebracht haben,
wenn statt der Vollkugcln mit gleichem Erfolge hohle Geschosse angewandt wären.
Die gewöhnliche Annahme war bisher, daß die Panzerung gegen Hohlgeschossc sichere,
d. l). gegen diejenigen Geschosse, welche, indem sie geschmolzenes Eisen in das Schiff
schlendern, dasselbe dem Brande aussetzen oder durch ihre Splitter Tod und Ver¬
wirrung unter die Mannschaft tragen.
Sollte es aber auch gelingen, Hohlgcschosse durch die Wand eines gepanzerten
Schiffes zu treiben, so würde dadurch keineswegs die Panzerung überflüssig werden,
sondern es würde dadurch nur dasjenige Verhältniß von Vertheidigung und Angriff
wieder hergestellt, welches bisher bei den Holzschiffen stattfand. Das Holzschiff ist
seit dem Gefecht von Hampwn Rvads als beseitigt anzusehen.
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