Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, I. Semester. II. Band.In einem andern Briefe spricht der Capiteln noch deutlicher in Betreff Eng¬ Diese Worte klingen ein wenig großsprecherisch, sind es aber in Wirklich- Der ..Monitor" ist ferner ebenso unzweifelhaft eine Mahnung an die Ein amerikanischer Monitor wird, wie es scheint, allerdings nicht geeignet Zweifelsohne weiß man das auch in England und wird man darnach ver¬ In einem andern Briefe spricht der Capiteln noch deutlicher in Betreff Eng¬ Diese Worte klingen ein wenig großsprecherisch, sind es aber in Wirklich- Der ..Monitor" ist ferner ebenso unzweifelhaft eine Mahnung an die Ein amerikanischer Monitor wird, wie es scheint, allerdings nicht geeignet Zweifelsohne weiß man das auch in England und wird man darnach ver¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0165" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/113945"/> <p xml:id="ID_448"> In einem andern Briefe spricht der Capiteln noch deutlicher in Betreff Eng¬<lb/> lands, wenn er sagt: „Ich werde mir alle Mühe geben, die Nation mit Kriegs¬<lb/> schiffen zu versehen, welche uns in den Stand setzen, Europa die Spitze zu<lb/> bieten. Gebe man mir nur die erforderlichen Mittel, und in sehr kurzer Zeit<lb/> werden wir zu jenen Mächten, die jetzt darauf aus sind, die republikanische Frei¬<lb/> heit zu vernichten, sagen können: Fort aus dem Golf mit euren zerbrechlichen<lb/> Flotten oder es ist euer Verderben!"</p><lb/> <p xml:id="ID_449"> Diese Worte klingen ein wenig großsprecherisch, sind es aber in Wirklich-<lb/> lichkeit nicht. Der „Monitor" ist in der That ein ernster Mahner für die süd¬<lb/> lichen Insurgenten gewesen. Ein halb Dutzend Fahrzeuge dieser Gattung, drei<lb/> Monate früher fertig geworden, würden die ungeheuren Kosten des Bürgerkriegs<lb/> zur Hälfte erspart, würden den Potomac, den James- und den Dort-River ge¬<lb/> säubert, Norfol? sammt seinem gewaltigen Panzerschiff genommen und Charleston,<lb/> Savannah, Pcnsacola, Mohne und Neuorleans bombardirt und zur Unterwerfung<lb/> gezwungen haben.</p><lb/> <p xml:id="ID_450"> Der ..Monitor" ist ferner ebenso unzweifelhaft eine Mahnung an die<lb/> beiden Seemächte Europas. In drei Monaten kann die Union sehr wohl die<lb/> jetzt im Bau begriffne Batterie Stevens, die sich zum „Monitor" verhält wie<lb/> dieser zur „Virginia" und 20 Miles in der Stunde zurücklegt statt wie jener<lb/> nur 7, und nebenher noch etliche Monitors fertig haben, und dann wäre ein<lb/> „(Zuos LZv" von Washington gegen die Franzosen und Spanier, die jetzt in<lb/> Mexico die Monroe-Doctrin auf den Kopf stellen zu können meinen, kein Ding<lb/> der Unmöglichkeit; dann ließe sich nickt blos von amerikanischen Köpfen selbst<lb/> eine Zerstörung der vor Veracruz und sonst im Golf liegenden europäischen<lb/> Flotten, eine Vernichtung des gegen Mexico marschirten französisch-spanischen<lb/> Heeres und ein Bombardement der Havannah denken.</p><lb/> <p xml:id="ID_451"> Ein amerikanischer Monitor wird, wie es scheint, allerdings nicht geeignet<lb/> sein, sich über das Atlantische Meer in europäische Gewässer zu begeben. Wohl<lb/> aber ist. wie wir hören, bereits sein Plan und Modell nach Frankreich gelangt,<lb/> und wenn hier rasch ans Werk gegangen wird, so wird die französische See¬<lb/> macht in weniger als einem Jahre die furchtbarste der Welt sein, die furchtbarste<lb/> wenigstens in Europa.</p><lb/> <p xml:id="ID_452"> Zweifelsohne weiß man das auch in England und wird man darnach ver¬<lb/> fahren. Aber man sollte, meinen wir, das auch bei uns wissen, allenthalben,<lb/> wo für deutsche Kanonenboote unter preußischer Flagge gesammelt und gesteuert<lb/> wurde, in Bremen, wo man vor sechs Monaten so viel Flotteneifer entwickelte<lb/> und wo jetzt so kühle Stille herrscht, vor Allem aber in Berlin im Cabinet<lb/> des Herrn Marmcministers, dessen bisherige Langsamkeit in der Vervollständi¬<lb/> gung der preußischen Marine unter diesen Umständen eilf ein Segen erschei¬<lb/> nen muß, dem aber von jetzt ab raschere Entschlüsse dringend zu wünschen sind-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0165]
In einem andern Briefe spricht der Capiteln noch deutlicher in Betreff Eng¬
lands, wenn er sagt: „Ich werde mir alle Mühe geben, die Nation mit Kriegs¬
schiffen zu versehen, welche uns in den Stand setzen, Europa die Spitze zu
bieten. Gebe man mir nur die erforderlichen Mittel, und in sehr kurzer Zeit
werden wir zu jenen Mächten, die jetzt darauf aus sind, die republikanische Frei¬
heit zu vernichten, sagen können: Fort aus dem Golf mit euren zerbrechlichen
Flotten oder es ist euer Verderben!"
Diese Worte klingen ein wenig großsprecherisch, sind es aber in Wirklich-
lichkeit nicht. Der „Monitor" ist in der That ein ernster Mahner für die süd¬
lichen Insurgenten gewesen. Ein halb Dutzend Fahrzeuge dieser Gattung, drei
Monate früher fertig geworden, würden die ungeheuren Kosten des Bürgerkriegs
zur Hälfte erspart, würden den Potomac, den James- und den Dort-River ge¬
säubert, Norfol? sammt seinem gewaltigen Panzerschiff genommen und Charleston,
Savannah, Pcnsacola, Mohne und Neuorleans bombardirt und zur Unterwerfung
gezwungen haben.
Der ..Monitor" ist ferner ebenso unzweifelhaft eine Mahnung an die
beiden Seemächte Europas. In drei Monaten kann die Union sehr wohl die
jetzt im Bau begriffne Batterie Stevens, die sich zum „Monitor" verhält wie
dieser zur „Virginia" und 20 Miles in der Stunde zurücklegt statt wie jener
nur 7, und nebenher noch etliche Monitors fertig haben, und dann wäre ein
„(Zuos LZv" von Washington gegen die Franzosen und Spanier, die jetzt in
Mexico die Monroe-Doctrin auf den Kopf stellen zu können meinen, kein Ding
der Unmöglichkeit; dann ließe sich nickt blos von amerikanischen Köpfen selbst
eine Zerstörung der vor Veracruz und sonst im Golf liegenden europäischen
Flotten, eine Vernichtung des gegen Mexico marschirten französisch-spanischen
Heeres und ein Bombardement der Havannah denken.
Ein amerikanischer Monitor wird, wie es scheint, allerdings nicht geeignet
sein, sich über das Atlantische Meer in europäische Gewässer zu begeben. Wohl
aber ist. wie wir hören, bereits sein Plan und Modell nach Frankreich gelangt,
und wenn hier rasch ans Werk gegangen wird, so wird die französische See¬
macht in weniger als einem Jahre die furchtbarste der Welt sein, die furchtbarste
wenigstens in Europa.
Zweifelsohne weiß man das auch in England und wird man darnach ver¬
fahren. Aber man sollte, meinen wir, das auch bei uns wissen, allenthalben,
wo für deutsche Kanonenboote unter preußischer Flagge gesammelt und gesteuert
wurde, in Bremen, wo man vor sechs Monaten so viel Flotteneifer entwickelte
und wo jetzt so kühle Stille herrscht, vor Allem aber in Berlin im Cabinet
des Herrn Marmcministers, dessen bisherige Langsamkeit in der Vervollständi¬
gung der preußischen Marine unter diesen Umständen eilf ein Segen erschei¬
nen muß, dem aber von jetzt ab raschere Entschlüsse dringend zu wünschen sind-
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