Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, I. Semester. I. Band.dem! Glauben, daß er von kürzn Dauer sein werde. Was kommt auf den Wir fügen hinzu, die aber noch nicht so weit heruntergekommen ist, das^ dem! Glauben, daß er von kürzn Dauer sein werde. Was kommt auf den Wir fügen hinzu, die aber noch nicht so weit heruntergekommen ist, das^ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0098" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/113340"/> <p xml:id="ID_291" prev="#ID_290"> dem! Glauben, daß er von kürzn Dauer sein werde. Was kommt auf den<lb/> Ursprung des Streites an? In Eifer gerathne Völker sind so wenig im Stande<lb/> logisch zu urtheilen, wie erzürnte Menschen. Der tiefe, und bleibende Eindruck<lb/> im Gemüth, der Amerikaner wird der sein, daß wir auf niedrige Weise ihre<lb/> Bedrängniß für unsern, Vortheil ausgebeutet haben. Das angestrengte Be°.<lb/> streben des Nordens, den Süden zu seiner Pflicht zurückzubringen, ist, so wird<lb/> agil sagen, lediglich durch britischen Antagonismus vereitelt worden, England<lb/> trägt die Schuld und Schande, daß die Union zu Grunde gegangen ist. Jahre<lb/> voll Kampf, vielleicht mehr als ein Krieg, werden kaum hinreichen, den hier¬<lb/> durch erzeugten Haß abzukühlen. Inzwischen wird unser,Volk sich des „Ruhms"<lb/> erfreuen, ein paar Seesiege über eine Nation erfochten zu haben, die bereits<lb/> halb zum Krüppel geworden ist." —</p><lb/> <p xml:id="ID_292"> Wir fügen hinzu, die aber noch nicht so weit heruntergekommen ist, das^<lb/> sie an dem Wiederaufkommen zu, verzweifeln Ursache hätte. Gewiß scheint, daß<lb/> die Union sich nicht wieder herstellen läßt. Aber der Norden mit seinen un¬<lb/> geheuren Hilfsquellen, seinen weiten Gebieten, seiner Anziehungskraft für den<lb/> besten Theil der europäischen Auswanderung wird auch allein, wenn er sich<lb/> erholt hat und noch einige Jahrzehnte gewachsen ist, ein nicht, zu. verachten-<lb/> der Gegner sür England sein. Er wird gegenwärtig gewiß nicht im Stande sein,<lb/> Canada zu erobern. Aber wie, wenn ein mehrjähriger Krieg aus den Mili¬<lb/> zen und Freiwilligen, die bei Bull Rum so schmählich liefen, geschickte, stand¬<lb/> hafte Soldaten-oder aus einem und dem andern Advocaten, die im Lager am<lb/> Potomac jetzt den General spielen, einen wirklichen Feldherrn gemacht hat?<lb/> Wie wenn die orientalische Frage, wieder auftaucht und Englands Geschwader<lb/> und Heere nach dem Osten ruft, wenn in Ostindien die Meuterei sich wieder<lb/> erhebt, wenn Rußland sich aus, seiner Agonie aufrichtet, Rußland, der ge«<lb/> borne Gegner der. britischen Politik im Orient, der alte Freund und^Nachbar<lb/> Amerikas? Wie wenn etwa im Laufe des Krieges schon der Allurte jenseits<lb/> des Kanals endlich den Zeitpunkt gekommen glaubte, seine Pläne in Betreff<lb/> des Mittelmeeres zu verwirklichen?</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0098]
dem! Glauben, daß er von kürzn Dauer sein werde. Was kommt auf den
Ursprung des Streites an? In Eifer gerathne Völker sind so wenig im Stande
logisch zu urtheilen, wie erzürnte Menschen. Der tiefe, und bleibende Eindruck
im Gemüth, der Amerikaner wird der sein, daß wir auf niedrige Weise ihre
Bedrängniß für unsern, Vortheil ausgebeutet haben. Das angestrengte Be°.
streben des Nordens, den Süden zu seiner Pflicht zurückzubringen, ist, so wird
agil sagen, lediglich durch britischen Antagonismus vereitelt worden, England
trägt die Schuld und Schande, daß die Union zu Grunde gegangen ist. Jahre
voll Kampf, vielleicht mehr als ein Krieg, werden kaum hinreichen, den hier¬
durch erzeugten Haß abzukühlen. Inzwischen wird unser,Volk sich des „Ruhms"
erfreuen, ein paar Seesiege über eine Nation erfochten zu haben, die bereits
halb zum Krüppel geworden ist." —
Wir fügen hinzu, die aber noch nicht so weit heruntergekommen ist, das^
sie an dem Wiederaufkommen zu, verzweifeln Ursache hätte. Gewiß scheint, daß
die Union sich nicht wieder herstellen läßt. Aber der Norden mit seinen un¬
geheuren Hilfsquellen, seinen weiten Gebieten, seiner Anziehungskraft für den
besten Theil der europäischen Auswanderung wird auch allein, wenn er sich
erholt hat und noch einige Jahrzehnte gewachsen ist, ein nicht, zu. verachten-
der Gegner sür England sein. Er wird gegenwärtig gewiß nicht im Stande sein,
Canada zu erobern. Aber wie, wenn ein mehrjähriger Krieg aus den Mili¬
zen und Freiwilligen, die bei Bull Rum so schmählich liefen, geschickte, stand¬
hafte Soldaten-oder aus einem und dem andern Advocaten, die im Lager am
Potomac jetzt den General spielen, einen wirklichen Feldherrn gemacht hat?
Wie wenn die orientalische Frage, wieder auftaucht und Englands Geschwader
und Heere nach dem Osten ruft, wenn in Ostindien die Meuterei sich wieder
erhebt, wenn Rußland sich aus, seiner Agonie aufrichtet, Rußland, der ge«
borne Gegner der. britischen Politik im Orient, der alte Freund und^Nachbar
Amerikas? Wie wenn etwa im Laufe des Krieges schon der Allurte jenseits
des Kanals endlich den Zeitpunkt gekommen glaubte, seine Pläne in Betreff
des Mittelmeeres zu verwirklichen?
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