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Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, I. Semester. I. Band.

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Es ist natürlich, daß sich dieses Verfahren mannigfach abändern läßt. Allein
wenn es darauf ankommt, verschiedene Metalle an ihrer Flammenfärbung zu
unterscheiden, so tritt es als ein Hinderniß auf, daß die Flammen verschiede¬
ner Metalle ein" zu ähnliche Farbe haben, um noch als verschieden kenntlich zu
sein. Diesem Uebelstande wurde durch eine von Bunsen und Kirchhofs gemein¬
sam geführte Untersuchung abgeholfen, indem sie das Licht der verschieden ge¬
färbten Flammen mit dem Prisma zerlegten und so charakteristische Spectra er¬
hielten, an denen man die Gegenwart selbst der kleinsten Mengen von Metall¬
salzen in den Flammen mit größter Sicherheit erkennt. Die Spectra der
glühenden Metalldämpfe sind nicht zusammenhängende, farbige Bänder wie die
Spectren der glühenden festen und flüssigen Körper, sondern sie bestehen aus
Vereinzelten mehr oder minder zahlreichen, farbigen Linien, man könnte sagen,
es sind lückenhafte Svectren; von dem ganzen farbigen Bande eines continuir-
lichen Spectrums sind hier nur schmale Streifen übrig geblieben, welche nicht
nur durch ihre Färbung, sondern auch durch ihre Gruppirung charakteristisch sind,
und zwar in dem Grade, daß man an diesen hellen, farbigen Linien eines
Flammenspectrums sogleich erkennt, welches Metall in der gefärbten Flamme
seine glühenden Dämpfe entwickelt. Bunsen und Kirchhofs überzeugten sich, daß
die Lage der heilen Linien in dem Spectrum eines glühenden Metalldampfes
ganz allein von der Art des Metalles abhängt, dagegen durch andere Umstände
nicht beeinflußt wird> woraus ohne Weiteres folgt, daß die Lage der Spec-
tralli ni en ein sich ere s es eini s ches K e nnze i es en ab gibt.

Wenn nun in einer Flamme zugleich mehrere Metalle ihre glühenden
Dämpfe entwickeln, so erhält man ein Spectrum, in welchem die hellen
Linien jedes einzelnen Metalls noch in ihrer eigenthümlichen Gruppirung
zu erkennen sind, und weiß man ein für alle Mal, welche Linien einem
bestimmten Metalle angehören, so kann man in einem und demselben Spec¬
trum zugleich die verschiedenen Spectra der einzelnen in der Flamme gemengten
Metalle wieder erkennen. Wer da weiß, wie schwierig es ist, an einer kleinen
Probe oder in einer sehr verdünnten Lösung die darin enthaltenen Metalle
nach der gewöhnlichen chemischen Analyse zu bestimmen, der wird in dieser Me¬
thode der Spectralanalyse ohne Weiteres eine glänzende Entdeckung erkennen,
welche nicht nur die langwierigen chemisch-analytischen Processe in vielen Fäl¬
len auf eine ebenso kurze als angenehme Beobachtung reducirt, sondern auch
geeignet ist, die kleinsten Quantitäten von Stoffen aufzufinden, von deren Da¬
sein keine andere Methode Auskunft gibt.

Zugleich sind es die Spectra der glühenden Metalldämpfe, welche
Kirchhofs das Mittel lieferten, eine Reihe bekannter Metalle in der At¬
mosphäre der Sonne nachzuweisen, und diese Entdeckung selbst wurde
vermittelt durch eine von Kirchhofs! entdeckte überaus würdige Eigen-


Es ist natürlich, daß sich dieses Verfahren mannigfach abändern läßt. Allein
wenn es darauf ankommt, verschiedene Metalle an ihrer Flammenfärbung zu
unterscheiden, so tritt es als ein Hinderniß auf, daß die Flammen verschiede¬
ner Metalle ein« zu ähnliche Farbe haben, um noch als verschieden kenntlich zu
sein. Diesem Uebelstande wurde durch eine von Bunsen und Kirchhofs gemein¬
sam geführte Untersuchung abgeholfen, indem sie das Licht der verschieden ge¬
färbten Flammen mit dem Prisma zerlegten und so charakteristische Spectra er¬
hielten, an denen man die Gegenwart selbst der kleinsten Mengen von Metall¬
salzen in den Flammen mit größter Sicherheit erkennt. Die Spectra der
glühenden Metalldämpfe sind nicht zusammenhängende, farbige Bänder wie die
Spectren der glühenden festen und flüssigen Körper, sondern sie bestehen aus
Vereinzelten mehr oder minder zahlreichen, farbigen Linien, man könnte sagen,
es sind lückenhafte Svectren; von dem ganzen farbigen Bande eines continuir-
lichen Spectrums sind hier nur schmale Streifen übrig geblieben, welche nicht
nur durch ihre Färbung, sondern auch durch ihre Gruppirung charakteristisch sind,
und zwar in dem Grade, daß man an diesen hellen, farbigen Linien eines
Flammenspectrums sogleich erkennt, welches Metall in der gefärbten Flamme
seine glühenden Dämpfe entwickelt. Bunsen und Kirchhofs überzeugten sich, daß
die Lage der heilen Linien in dem Spectrum eines glühenden Metalldampfes
ganz allein von der Art des Metalles abhängt, dagegen durch andere Umstände
nicht beeinflußt wird> woraus ohne Weiteres folgt, daß die Lage der Spec-
tralli ni en ein sich ere s es eini s ches K e nnze i es en ab gibt.

Wenn nun in einer Flamme zugleich mehrere Metalle ihre glühenden
Dämpfe entwickeln, so erhält man ein Spectrum, in welchem die hellen
Linien jedes einzelnen Metalls noch in ihrer eigenthümlichen Gruppirung
zu erkennen sind, und weiß man ein für alle Mal, welche Linien einem
bestimmten Metalle angehören, so kann man in einem und demselben Spec¬
trum zugleich die verschiedenen Spectra der einzelnen in der Flamme gemengten
Metalle wieder erkennen. Wer da weiß, wie schwierig es ist, an einer kleinen
Probe oder in einer sehr verdünnten Lösung die darin enthaltenen Metalle
nach der gewöhnlichen chemischen Analyse zu bestimmen, der wird in dieser Me¬
thode der Spectralanalyse ohne Weiteres eine glänzende Entdeckung erkennen,
welche nicht nur die langwierigen chemisch-analytischen Processe in vielen Fäl¬
len auf eine ebenso kurze als angenehme Beobachtung reducirt, sondern auch
geeignet ist, die kleinsten Quantitäten von Stoffen aufzufinden, von deren Da¬
sein keine andere Methode Auskunft gibt.

Zugleich sind es die Spectra der glühenden Metalldämpfe, welche
Kirchhofs das Mittel lieferten, eine Reihe bekannter Metalle in der At¬
mosphäre der Sonne nachzuweisen, und diese Entdeckung selbst wurde
vermittelt durch eine von Kirchhofs! entdeckte überaus würdige Eigen-


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[0510] Es ist natürlich, daß sich dieses Verfahren mannigfach abändern läßt. Allein wenn es darauf ankommt, verschiedene Metalle an ihrer Flammenfärbung zu unterscheiden, so tritt es als ein Hinderniß auf, daß die Flammen verschiede¬ ner Metalle ein« zu ähnliche Farbe haben, um noch als verschieden kenntlich zu sein. Diesem Uebelstande wurde durch eine von Bunsen und Kirchhofs gemein¬ sam geführte Untersuchung abgeholfen, indem sie das Licht der verschieden ge¬ färbten Flammen mit dem Prisma zerlegten und so charakteristische Spectra er¬ hielten, an denen man die Gegenwart selbst der kleinsten Mengen von Metall¬ salzen in den Flammen mit größter Sicherheit erkennt. Die Spectra der glühenden Metalldämpfe sind nicht zusammenhängende, farbige Bänder wie die Spectren der glühenden festen und flüssigen Körper, sondern sie bestehen aus Vereinzelten mehr oder minder zahlreichen, farbigen Linien, man könnte sagen, es sind lückenhafte Svectren; von dem ganzen farbigen Bande eines continuir- lichen Spectrums sind hier nur schmale Streifen übrig geblieben, welche nicht nur durch ihre Färbung, sondern auch durch ihre Gruppirung charakteristisch sind, und zwar in dem Grade, daß man an diesen hellen, farbigen Linien eines Flammenspectrums sogleich erkennt, welches Metall in der gefärbten Flamme seine glühenden Dämpfe entwickelt. Bunsen und Kirchhofs überzeugten sich, daß die Lage der heilen Linien in dem Spectrum eines glühenden Metalldampfes ganz allein von der Art des Metalles abhängt, dagegen durch andere Umstände nicht beeinflußt wird> woraus ohne Weiteres folgt, daß die Lage der Spec- tralli ni en ein sich ere s es eini s ches K e nnze i es en ab gibt. Wenn nun in einer Flamme zugleich mehrere Metalle ihre glühenden Dämpfe entwickeln, so erhält man ein Spectrum, in welchem die hellen Linien jedes einzelnen Metalls noch in ihrer eigenthümlichen Gruppirung zu erkennen sind, und weiß man ein für alle Mal, welche Linien einem bestimmten Metalle angehören, so kann man in einem und demselben Spec¬ trum zugleich die verschiedenen Spectra der einzelnen in der Flamme gemengten Metalle wieder erkennen. Wer da weiß, wie schwierig es ist, an einer kleinen Probe oder in einer sehr verdünnten Lösung die darin enthaltenen Metalle nach der gewöhnlichen chemischen Analyse zu bestimmen, der wird in dieser Me¬ thode der Spectralanalyse ohne Weiteres eine glänzende Entdeckung erkennen, welche nicht nur die langwierigen chemisch-analytischen Processe in vielen Fäl¬ len auf eine ebenso kurze als angenehme Beobachtung reducirt, sondern auch geeignet ist, die kleinsten Quantitäten von Stoffen aufzufinden, von deren Da¬ sein keine andere Methode Auskunft gibt. Zugleich sind es die Spectra der glühenden Metalldämpfe, welche Kirchhofs das Mittel lieferten, eine Reihe bekannter Metalle in der At¬ mosphäre der Sonne nachzuweisen, und diese Entdeckung selbst wurde vermittelt durch eine von Kirchhofs! entdeckte überaus würdige Eigen-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341795_113241/510>, abgerufen am 28.12.2024.