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Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, I. Semester. I. Band.

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schenhand verriethen, 4 Fuß tief eine Schicht Weißen, offenbar hcrzugesührtcn
und zurn Zwecke der Herstellung einer Art von Estrich, welcher dem Auswachsen
des Torfes Einhalt thun sollte, gleichmäßig ausgebreiteten Kieses, noch einen
Fuß tiefer, mithin 6 Fuß unter der Oberfläche, die Hauptmasse der Scherben,
Knochen, Steinbeile u. s. w. Wie lange aber dieser Pfahlbau dagestanden
habe, ehe die Torsbildung begann, wird wol Niemand zu ermitteln versuchen
wollen/' "Der ungeheure Zeitraum, welcher hierzu erforderlich ist", fügt er¬
gänzend ein anderer Bericht hinzu, "läßt sich aus folgende" Umständen er¬
messen. Während die Untersuchung der Karolingischen Brücke bei Mainz und
der Trajansbrücke an der untern Donau erst neulich bewiesen hat, daß die
von den Römern dort eingerammten Brückenpfähle auch jetzt noch bautüchtig
sind; daß also an der ausdauernden Festigkeit der Eichenstämme im Wasser
ein Jahrtausend spurlos vorübergeht, so genügte el" Schaufelstich der Arbeiter,
um die runter den, Wasser stehenden Eichenpfähle, auf denen die Bregenzer
Seebehausungen ruhten und diejenigen im Züriehersec bei Meile", leicht wie
Letten zu durchstechen; sie setzten dem Spaten des Grubers nicht den gering¬
ste" Widerstand mehr entgegen."

Es dürfte hin am Orte sein, über den Psahlbnu bei Wauwyl einige
Worte zu sagen. Seiner besondern, abweichenden Construction haben wir
im Allgemeinen schon gedacht. Der Unterbau bestand hier nicht aus senkrecht
in den Secgrund getriebenen Pfählen, aus welchen der das Wasser überragende
Wohnboden ruhte, sondern war aus mehreren Lage" kreuz und quer auf ein-
andergeschichtcter Holzstämme aufgeführt, welche auf dem Seegrunde ruhend
und mit diesem verbunden einen unbeweglichen, festen Bauplatz darboten. Es
erinnert die Construction dieser Holzbauten a" die aus Balken und Steinen
aufgeführten gallischen Festungsmauern, wie sie von Julius Cäsar beschrieben
sind. "Bemerkenswert!) ist ferner, daß bei dieser Kolonie ein bestimmter Plan
in der Eintheilung des künstlich hergestellten ausgedehnten Wohnbodens,
eine vielleicht das Eigenthum der Familie bezeichnende parcellenartige Ab¬
grenzung der verschiedenen Stücke sich erkennen läßt, daß auch, was bei keinem
andern Scedorse vorgekommen, der Boden, auf welchem die Ansiedler wirth¬
schafteten, mit Ueberresten der eigentlichen Hütten unter der schützenden Hülle
des Torfes sich zufällig so erhalten hat, wie er zur Zeit des Abzuges seiner
letzten Bewohner beschaffen war."

Betreten wir nun die Oberfläche der Pfahlbauten, den eigentlichen Wohn-
bodcn, welcher den nöthigen Raum nicht allein für Wohnungen, sondern auch
zur Betreibung mannigfacher Geschäfte darbieten mußte. Um diesen dauer¬
haft zu errichten, wurden 10 --12 Fuß lange Stämme an den Enden durch¬
bohrt und mit Nägeln von Holz auf den Köpfen der überall gleich hohen
Pfähle befestigt; dann spaltete man 5--6 Fuß lange Stämme aus Nadelholz


schenhand verriethen, 4 Fuß tief eine Schicht Weißen, offenbar hcrzugesührtcn
und zurn Zwecke der Herstellung einer Art von Estrich, welcher dem Auswachsen
des Torfes Einhalt thun sollte, gleichmäßig ausgebreiteten Kieses, noch einen
Fuß tiefer, mithin 6 Fuß unter der Oberfläche, die Hauptmasse der Scherben,
Knochen, Steinbeile u. s. w. Wie lange aber dieser Pfahlbau dagestanden
habe, ehe die Torsbildung begann, wird wol Niemand zu ermitteln versuchen
wollen/' „Der ungeheure Zeitraum, welcher hierzu erforderlich ist", fügt er¬
gänzend ein anderer Bericht hinzu, „läßt sich aus folgende» Umständen er¬
messen. Während die Untersuchung der Karolingischen Brücke bei Mainz und
der Trajansbrücke an der untern Donau erst neulich bewiesen hat, daß die
von den Römern dort eingerammten Brückenpfähle auch jetzt noch bautüchtig
sind; daß also an der ausdauernden Festigkeit der Eichenstämme im Wasser
ein Jahrtausend spurlos vorübergeht, so genügte el» Schaufelstich der Arbeiter,
um die runter den, Wasser stehenden Eichenpfähle, auf denen die Bregenzer
Seebehausungen ruhten und diejenigen im Züriehersec bei Meile», leicht wie
Letten zu durchstechen; sie setzten dem Spaten des Grubers nicht den gering¬
ste» Widerstand mehr entgegen."

Es dürfte hin am Orte sein, über den Psahlbnu bei Wauwyl einige
Worte zu sagen. Seiner besondern, abweichenden Construction haben wir
im Allgemeinen schon gedacht. Der Unterbau bestand hier nicht aus senkrecht
in den Secgrund getriebenen Pfählen, aus welchen der das Wasser überragende
Wohnboden ruhte, sondern war aus mehreren Lage» kreuz und quer auf ein-
andergeschichtcter Holzstämme aufgeführt, welche auf dem Seegrunde ruhend
und mit diesem verbunden einen unbeweglichen, festen Bauplatz darboten. Es
erinnert die Construction dieser Holzbauten a» die aus Balken und Steinen
aufgeführten gallischen Festungsmauern, wie sie von Julius Cäsar beschrieben
sind. „Bemerkenswert!) ist ferner, daß bei dieser Kolonie ein bestimmter Plan
in der Eintheilung des künstlich hergestellten ausgedehnten Wohnbodens,
eine vielleicht das Eigenthum der Familie bezeichnende parcellenartige Ab¬
grenzung der verschiedenen Stücke sich erkennen läßt, daß auch, was bei keinem
andern Scedorse vorgekommen, der Boden, auf welchem die Ansiedler wirth¬
schafteten, mit Ueberresten der eigentlichen Hütten unter der schützenden Hülle
des Torfes sich zufällig so erhalten hat, wie er zur Zeit des Abzuges seiner
letzten Bewohner beschaffen war."

Betreten wir nun die Oberfläche der Pfahlbauten, den eigentlichen Wohn-
bodcn, welcher den nöthigen Raum nicht allein für Wohnungen, sondern auch
zur Betreibung mannigfacher Geschäfte darbieten mußte. Um diesen dauer¬
haft zu errichten, wurden 10 —12 Fuß lange Stämme an den Enden durch¬
bohrt und mit Nägeln von Holz auf den Köpfen der überall gleich hohen
Pfähle befestigt; dann spaltete man 5—6 Fuß lange Stämme aus Nadelholz


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[0229] schenhand verriethen, 4 Fuß tief eine Schicht Weißen, offenbar hcrzugesührtcn und zurn Zwecke der Herstellung einer Art von Estrich, welcher dem Auswachsen des Torfes Einhalt thun sollte, gleichmäßig ausgebreiteten Kieses, noch einen Fuß tiefer, mithin 6 Fuß unter der Oberfläche, die Hauptmasse der Scherben, Knochen, Steinbeile u. s. w. Wie lange aber dieser Pfahlbau dagestanden habe, ehe die Torsbildung begann, wird wol Niemand zu ermitteln versuchen wollen/' „Der ungeheure Zeitraum, welcher hierzu erforderlich ist", fügt er¬ gänzend ein anderer Bericht hinzu, „läßt sich aus folgende» Umständen er¬ messen. Während die Untersuchung der Karolingischen Brücke bei Mainz und der Trajansbrücke an der untern Donau erst neulich bewiesen hat, daß die von den Römern dort eingerammten Brückenpfähle auch jetzt noch bautüchtig sind; daß also an der ausdauernden Festigkeit der Eichenstämme im Wasser ein Jahrtausend spurlos vorübergeht, so genügte el» Schaufelstich der Arbeiter, um die runter den, Wasser stehenden Eichenpfähle, auf denen die Bregenzer Seebehausungen ruhten und diejenigen im Züriehersec bei Meile», leicht wie Letten zu durchstechen; sie setzten dem Spaten des Grubers nicht den gering¬ ste» Widerstand mehr entgegen." Es dürfte hin am Orte sein, über den Psahlbnu bei Wauwyl einige Worte zu sagen. Seiner besondern, abweichenden Construction haben wir im Allgemeinen schon gedacht. Der Unterbau bestand hier nicht aus senkrecht in den Secgrund getriebenen Pfählen, aus welchen der das Wasser überragende Wohnboden ruhte, sondern war aus mehreren Lage» kreuz und quer auf ein- andergeschichtcter Holzstämme aufgeführt, welche auf dem Seegrunde ruhend und mit diesem verbunden einen unbeweglichen, festen Bauplatz darboten. Es erinnert die Construction dieser Holzbauten a» die aus Balken und Steinen aufgeführten gallischen Festungsmauern, wie sie von Julius Cäsar beschrieben sind. „Bemerkenswert!) ist ferner, daß bei dieser Kolonie ein bestimmter Plan in der Eintheilung des künstlich hergestellten ausgedehnten Wohnbodens, eine vielleicht das Eigenthum der Familie bezeichnende parcellenartige Ab¬ grenzung der verschiedenen Stücke sich erkennen läßt, daß auch, was bei keinem andern Scedorse vorgekommen, der Boden, auf welchem die Ansiedler wirth¬ schafteten, mit Ueberresten der eigentlichen Hütten unter der schützenden Hülle des Torfes sich zufällig so erhalten hat, wie er zur Zeit des Abzuges seiner letzten Bewohner beschaffen war." Betreten wir nun die Oberfläche der Pfahlbauten, den eigentlichen Wohn- bodcn, welcher den nöthigen Raum nicht allein für Wohnungen, sondern auch zur Betreibung mannigfacher Geschäfte darbieten mußte. Um diesen dauer¬ haft zu errichten, wurden 10 —12 Fuß lange Stämme an den Enden durch¬ bohrt und mit Nägeln von Holz auf den Köpfen der überall gleich hohen Pfähle befestigt; dann spaltete man 5—6 Fuß lange Stämme aus Nadelholz

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341795_113241/229>, abgerufen am 28.12.2024.