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Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, I. Semester. I. Band.

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Nischen Landseen eine namhafte Anzahl kleinerer Kricgsfahrzeuge erbaut, welche
von dem 1850 errichteten Flottillencorps besetzt und bedient wurden. Dieses
Flotiilencorps zählte zu -- den Landtruppen. Nach Beendigung des letzten
Kriegs wurden jedoch die Marinctruppen und dieses Corps in einen einzigen
Körper vereinigt, was wenigstens in Bezug auf die Flottille in Oberitalien
zweckmäßig genannt werden konnte.

Im Anfänge des gegenwärtigen Jahres besaß Oestreich folgende Kriegs-
schiffe, und zwar Propeller: das Linienschiff Kaiser mit 91 Kanonen, die Fre-
gatten Radetzky. Donau und Adria mit je 31 Kanonen, die Corvetten Erzherzog
Friedrich, und Dandolo. mit 20--24 Kanonen. 3Schooner und 18 Kanonenboote,
von denen ein Theil der Donau- und Lagunenflottille angehörte. Raddampfer:
Elisabeth, Voila. Lucca mit je 12 Kanonen und 250-400 Pferdekrafi;
17 kleinere Dampfer mit 6--10 Kanonen und 100--250 Pferdekraft; ein Theil
dieser Fahrzeuge gehörte der Flottille an. 1 Dampfyacht, I Dampfaviso
und 8 Kcmonenvoote.

Segelschiffe und zwar Fregatten: Schwarzenberg 60 Kanonen. Novara 54
Kanonen, Bellona 44 Kanonen, Venus 42 Kanonen, Corvetten: Karolina,
Diana und Minerva mit 20 -- 28 Kanonen; 4 Briggs, 3 Goeielten.
4 Schooncrbriggs, 4 Kanonenschaluppen, 4 Perlchen. 7 Transportschiffe und
außerdem auf den Lagunen mehrere Ruderfahrzeugc.

Diese Schiffe sind durchgehends seesühig, wogegen eine Fregatte sowie
mehrere Briggs und Perlchen nur als Kasernen benutzt werden können.

Hiezu müssen noch mehrere Schiffe gezählt werden, welche in diesem Jahre
gebaut wurden, und es gelang den energischen Anforderungen des Erzherzogs,
die Bewilligung zu noch umfassenderen Bergrößerungen zu erhalten. So
wurden denn die beiden Panzerfregatten Drache und Salamander, das eiserne
Dampf-Kanonenboot Grille und einige kleinere Fahrzeuge vollendet oder we¬
nigstens der Bollenduug nahe gebracht, der Bau zweier anderen Panzerschiffe,
eines zweiten Linienschiffes und mehrerer kleiner Fahrzeuge begonnen und
gleichzeitig die Schiffswerften und > Werkstätten verbessert und vermehrt. Ein
weiterer Fortschritt war die definitiv ausgesprochene Einführung der gezoge-
nen Kanonen, für welche man das preußische System wählte, wiewohl demselben,
nachdem sich die Landartillerie für das Schießwollgeschütz des General Lenk
entschieden hat, vielleicht abermals eine Aenderung bevorsteht.

An und für sich ist also die östreichische Marine gegenwärtig ziemlich be¬
deutend und hinsichtlich ihrer Schiffskanonen- und Pferdetrastanzahl einer sce-
na.ehe dritten Ranges weit überlegen. Dem Sardinien von 1858 stände sie
jetzt voran, -- mit der Flotte des vereinigten Königreichs Italien aber könnte
sie es nicht aufnehmen.

So ist denn diese kostspielige und mit großer Mühe ins Leben gerufene


Nischen Landseen eine namhafte Anzahl kleinerer Kricgsfahrzeuge erbaut, welche
von dem 1850 errichteten Flottillencorps besetzt und bedient wurden. Dieses
Flotiilencorps zählte zu — den Landtruppen. Nach Beendigung des letzten
Kriegs wurden jedoch die Marinctruppen und dieses Corps in einen einzigen
Körper vereinigt, was wenigstens in Bezug auf die Flottille in Oberitalien
zweckmäßig genannt werden konnte.

Im Anfänge des gegenwärtigen Jahres besaß Oestreich folgende Kriegs-
schiffe, und zwar Propeller: das Linienschiff Kaiser mit 91 Kanonen, die Fre-
gatten Radetzky. Donau und Adria mit je 31 Kanonen, die Corvetten Erzherzog
Friedrich, und Dandolo. mit 20—24 Kanonen. 3Schooner und 18 Kanonenboote,
von denen ein Theil der Donau- und Lagunenflottille angehörte. Raddampfer:
Elisabeth, Voila. Lucca mit je 12 Kanonen und 250-400 Pferdekrafi;
17 kleinere Dampfer mit 6—10 Kanonen und 100—250 Pferdekraft; ein Theil
dieser Fahrzeuge gehörte der Flottille an. 1 Dampfyacht, I Dampfaviso
und 8 Kcmonenvoote.

Segelschiffe und zwar Fregatten: Schwarzenberg 60 Kanonen. Novara 54
Kanonen, Bellona 44 Kanonen, Venus 42 Kanonen, Corvetten: Karolina,
Diana und Minerva mit 20 — 28 Kanonen; 4 Briggs, 3 Goeielten.
4 Schooncrbriggs, 4 Kanonenschaluppen, 4 Perlchen. 7 Transportschiffe und
außerdem auf den Lagunen mehrere Ruderfahrzeugc.

Diese Schiffe sind durchgehends seesühig, wogegen eine Fregatte sowie
mehrere Briggs und Perlchen nur als Kasernen benutzt werden können.

Hiezu müssen noch mehrere Schiffe gezählt werden, welche in diesem Jahre
gebaut wurden, und es gelang den energischen Anforderungen des Erzherzogs,
die Bewilligung zu noch umfassenderen Bergrößerungen zu erhalten. So
wurden denn die beiden Panzerfregatten Drache und Salamander, das eiserne
Dampf-Kanonenboot Grille und einige kleinere Fahrzeuge vollendet oder we¬
nigstens der Bollenduug nahe gebracht, der Bau zweier anderen Panzerschiffe,
eines zweiten Linienschiffes und mehrerer kleiner Fahrzeuge begonnen und
gleichzeitig die Schiffswerften und > Werkstätten verbessert und vermehrt. Ein
weiterer Fortschritt war die definitiv ausgesprochene Einführung der gezoge-
nen Kanonen, für welche man das preußische System wählte, wiewohl demselben,
nachdem sich die Landartillerie für das Schießwollgeschütz des General Lenk
entschieden hat, vielleicht abermals eine Aenderung bevorsteht.

An und für sich ist also die östreichische Marine gegenwärtig ziemlich be¬
deutend und hinsichtlich ihrer Schiffskanonen- und Pferdetrastanzahl einer sce-
na.ehe dritten Ranges weit überlegen. Dem Sardinien von 1858 stände sie
jetzt voran, — mit der Flotte des vereinigten Königreichs Italien aber könnte
sie es nicht aufnehmen.

So ist denn diese kostspielige und mit großer Mühe ins Leben gerufene


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341795_113241/21>, abgerufen am 27.12.2024.