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Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. IV. Band.

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um in Divisionen zu manövriren*). Auch von des Königs Antlitz leuchtet
heute die Gnadensonne freundlicher als sonst, und in seiner guten Laune er¬
zeigt er sogar dem Unterlieutenant v. Strachwitz die große Ehre, ihn einer
Konversation zu würdigen, den er sammt den Oberstlieutenant v. Ellert zu
sich herangerufen hat. Zu Jenem sagt er:


"Höre Er einmal! Das, was Er hier sieht muß Er aufschreiben und
Seinem General geben. Sage Er einmal, findet Er nicht einen Unterschied?
Gestehe Er es nur. Das muß Er aber nicht glauben, daß es in dieser Gar¬
nison allein so ist; die in Berlin soll Er auch sehen, und da wird Er's auch
finden. Muß Er's nicht selbst sagen, daß es das letzte Mal in Schlesien sehr
schlotterig zuging? Gestehe Er's nur, gestehe Er's nur! Die im Magdebur¬
gischen und in Pommern sind aber so gut wie die hier; mit denen in Preußen
ist es aber noch nicht so weit, doch aber nicht so schlotteng wie in Schlesien,
und meine Schlesinger sollen und müssen absolut nicht die schlechtesten sein!"

Der Lieutenant kam zuweilen in eine nicht geringe Verlegenheit, wenn er
zugestehen sollte, daß es in Schlesien am schlotterigsten herginge. Er befand
sich zwischen zwei Feuern, denn gegen seinen General wollte er doch nicht,
namentlich in Gegenwart eines anderen Vorgesetzten, zeugen. Er machte bei
einer solchen Frage jedesmal eine Verbeugung, die man so und so nehmen
sonnte. Gut auch, daß der König im Flusse seiner Rede nicht auf eine Ant¬
wort wartete, sondern bald wieder weiter sprach. Dieser wendet sich zum
Oberstlieutenant:


"Ellert, wenn Er sein Bataillon in's ?vint ac vue richten will, so muß
Er nicht von vorne sehen, nein, komme Er mit mir, ich will es Ihm weisen.
Er muß dicht heranreiten. Versteht Er mich? Seh Er mal! Der linke Flügel
hat den Baum, der rechte aber hat den Thurm überflügelt. Vorgestern hat
das erste Bataillon nicht recht gut Pulver aufgeschüttet, heute wird es ihnen
in der Division gewiesen, und das sollen sie noch einige Male machen, dann
soll Er es sehen, daß sie es können. Es ist kein Wunder, sie haben in acht
Monaten nicht mit Patronen geladen. Die Andern können es. aber noch nicht
im Ganzen machen, denn Morgen ist Feiertag, und übermorgen sollen die
Beurlaubten erst rottcnweise feuern."

Das Richten scheint des Oberstlieutenants Hauptstärke just nicht gewesen
zu sein; denn der König kommt gelegentlich immer wieder darauf zurück und
legt' auf dieses, wie auf den Marsch und die Präcision im Feuern ein großes
Gewicht. Daher wurde auf eine bestimmte Schrittzahl in der Minute auf
das Strengste gehalten, denn, meinte der König, wenn ein Bataillon schneller



") Hier die Division nur aus 2 Compagnien bestehend, welche Eintheilung man jetzt
noch in Oestreich beibehalten hat.
Grenzboten IV. 1861. 9

um in Divisionen zu manövriren*). Auch von des Königs Antlitz leuchtet
heute die Gnadensonne freundlicher als sonst, und in seiner guten Laune er¬
zeigt er sogar dem Unterlieutenant v. Strachwitz die große Ehre, ihn einer
Konversation zu würdigen, den er sammt den Oberstlieutenant v. Ellert zu
sich herangerufen hat. Zu Jenem sagt er:


„Höre Er einmal! Das, was Er hier sieht muß Er aufschreiben und
Seinem General geben. Sage Er einmal, findet Er nicht einen Unterschied?
Gestehe Er es nur. Das muß Er aber nicht glauben, daß es in dieser Gar¬
nison allein so ist; die in Berlin soll Er auch sehen, und da wird Er's auch
finden. Muß Er's nicht selbst sagen, daß es das letzte Mal in Schlesien sehr
schlotterig zuging? Gestehe Er's nur, gestehe Er's nur! Die im Magdebur¬
gischen und in Pommern sind aber so gut wie die hier; mit denen in Preußen
ist es aber noch nicht so weit, doch aber nicht so schlotteng wie in Schlesien,
und meine Schlesinger sollen und müssen absolut nicht die schlechtesten sein!"

Der Lieutenant kam zuweilen in eine nicht geringe Verlegenheit, wenn er
zugestehen sollte, daß es in Schlesien am schlotterigsten herginge. Er befand
sich zwischen zwei Feuern, denn gegen seinen General wollte er doch nicht,
namentlich in Gegenwart eines anderen Vorgesetzten, zeugen. Er machte bei
einer solchen Frage jedesmal eine Verbeugung, die man so und so nehmen
sonnte. Gut auch, daß der König im Flusse seiner Rede nicht auf eine Ant¬
wort wartete, sondern bald wieder weiter sprach. Dieser wendet sich zum
Oberstlieutenant:


„Ellert, wenn Er sein Bataillon in's ?vint ac vue richten will, so muß
Er nicht von vorne sehen, nein, komme Er mit mir, ich will es Ihm weisen.
Er muß dicht heranreiten. Versteht Er mich? Seh Er mal! Der linke Flügel
hat den Baum, der rechte aber hat den Thurm überflügelt. Vorgestern hat
das erste Bataillon nicht recht gut Pulver aufgeschüttet, heute wird es ihnen
in der Division gewiesen, und das sollen sie noch einige Male machen, dann
soll Er es sehen, daß sie es können. Es ist kein Wunder, sie haben in acht
Monaten nicht mit Patronen geladen. Die Andern können es. aber noch nicht
im Ganzen machen, denn Morgen ist Feiertag, und übermorgen sollen die
Beurlaubten erst rottcnweise feuern."

Das Richten scheint des Oberstlieutenants Hauptstärke just nicht gewesen
zu sein; denn der König kommt gelegentlich immer wieder darauf zurück und
legt' auf dieses, wie auf den Marsch und die Präcision im Feuern ein großes
Gewicht. Daher wurde auf eine bestimmte Schrittzahl in der Minute auf
das Strengste gehalten, denn, meinte der König, wenn ein Bataillon schneller



") Hier die Division nur aus 2 Compagnien bestehend, welche Eintheilung man jetzt
noch in Oestreich beibehalten hat.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341793_112507/75>, abgerufen am 28.12.2024.