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Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. IV. Band.

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ein zu jenen Uebungen commandirter Offizier von Ort und Stelle aus an
seinen höhern Vorgesetzten abgehen läßt und worin er, wahrscheinlich der er¬
haltenen Instruction gemäß, Alles, auch die Details, treulich und gewissen¬
haft rapportirt. Der König mochte solches vor der Zeit wol nicht haben,
denn der Berichterstatter verfährt dabei etwas sehr vorsichtig, ja ängstlich.
Er schreibt unter Anderem an seinen General:


"Wir sind zwar alle gesund, haben zu essen und zu trinken, man gehet
xoli mit uns um, aber trau, schau, wein! das alte Sprichwort muß man
stets in Gedanken haben, und warum Sie dieses Blatt mit dem Einliegenden
durch eine anders geschriebene Adresse und mit einem andern Regtmentösiegcl
erhalten, werde ich Ihnen erst später mündlich sagen können."

Wir wollen nun auch unsern Gewährsmann nennen. Als nämlich im
Frühling 1776 der König Offiziere von verschiedenen schlesischen Regimentern
nach Potsdam kommen ließ, den dortigen Uebungen mit beizuwohnen, die
schon mit den 3. März begannen, befanden sich auch der Oberstlieutnant
v. Ellert vom Infanterieregiment Zaramba darunter, dessen Chef, der gleich¬
namige Generalmajor, beim großen König sehr in Gunst stand. Das Regi¬
ment lag damals zu Bneg in Garnison.' Dem genannten Oberstlieutnant
war noch der Lreutnant v. Strachwitz beigegeben.

Ersterer schickt seine Rapporte an den General mehr in der Form eines
Tagebuchs ein. Wir geben hier daraus den nachfolgenden Auszug:

Was Se. Majestät uns allergnädigst befohlen und mit uns gesprochen ha¬
ben, als wir uns den 19. März meldeten.


"Willkommen, Ihr Herrn! Kommen Sie näher heran! Das will ich Ih¬
nen nur sagen, weshalb ich Ihnen habe kommen lassen. Ihre dienstthuenden
Leute sind gut, dre Beurlaubten aber sind nicht gut ausgearbeitet. Sie wer¬
den die ganze Exercirzeit hier bleiben, um daß Sie sehen, wie die Leute vom
Anfang bis zum Ende ausgearbeitet werden müssen. Darauf geben Sie ge¬
nau acht, damit Sie es den Leuten deutlich zeigen können."

Am 21. März führt der König selbst sein erstes Bataillon Garde
vor und benimmt sich ganz wie ein Stabsoffizier. Nachdem er die Be¬
wegungen durchgemacht hat, nennt er die Offiziere zusammeii und sagt zu
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"Sehen Sie, so müssen die Leute ausgearbeitet sein, um was mit ihnen
zu machen: Das sind aber dienstthuende, die beurlaubten müssen eben dahin
gebracht werden und das fehlt eben bei Euch. Ihr müßt Alles genau beob¬
achten, es ausnotiren und solches muß bei den Regimentern aufbehalten und
danach jprocediret werden. Im Avanciren müssen absolut 46 Schritte in
einer Minute genommen werden. Nehmen sie die Uhren heraus und zählen
Sie die Schritte. Ihr Schlesinger (mit einer sehr gnädigen Miene) Ihr habt

ein zu jenen Uebungen commandirter Offizier von Ort und Stelle aus an
seinen höhern Vorgesetzten abgehen läßt und worin er, wahrscheinlich der er¬
haltenen Instruction gemäß, Alles, auch die Details, treulich und gewissen¬
haft rapportirt. Der König mochte solches vor der Zeit wol nicht haben,
denn der Berichterstatter verfährt dabei etwas sehr vorsichtig, ja ängstlich.
Er schreibt unter Anderem an seinen General:


„Wir sind zwar alle gesund, haben zu essen und zu trinken, man gehet
xoli mit uns um, aber trau, schau, wein! das alte Sprichwort muß man
stets in Gedanken haben, und warum Sie dieses Blatt mit dem Einliegenden
durch eine anders geschriebene Adresse und mit einem andern Regtmentösiegcl
erhalten, werde ich Ihnen erst später mündlich sagen können."

Wir wollen nun auch unsern Gewährsmann nennen. Als nämlich im
Frühling 1776 der König Offiziere von verschiedenen schlesischen Regimentern
nach Potsdam kommen ließ, den dortigen Uebungen mit beizuwohnen, die
schon mit den 3. März begannen, befanden sich auch der Oberstlieutnant
v. Ellert vom Infanterieregiment Zaramba darunter, dessen Chef, der gleich¬
namige Generalmajor, beim großen König sehr in Gunst stand. Das Regi¬
ment lag damals zu Bneg in Garnison.' Dem genannten Oberstlieutnant
war noch der Lreutnant v. Strachwitz beigegeben.

Ersterer schickt seine Rapporte an den General mehr in der Form eines
Tagebuchs ein. Wir geben hier daraus den nachfolgenden Auszug:

Was Se. Majestät uns allergnädigst befohlen und mit uns gesprochen ha¬
ben, als wir uns den 19. März meldeten.


„Willkommen, Ihr Herrn! Kommen Sie näher heran! Das will ich Ih¬
nen nur sagen, weshalb ich Ihnen habe kommen lassen. Ihre dienstthuenden
Leute sind gut, dre Beurlaubten aber sind nicht gut ausgearbeitet. Sie wer¬
den die ganze Exercirzeit hier bleiben, um daß Sie sehen, wie die Leute vom
Anfang bis zum Ende ausgearbeitet werden müssen. Darauf geben Sie ge¬
nau acht, damit Sie es den Leuten deutlich zeigen können."

Am 21. März führt der König selbst sein erstes Bataillon Garde
vor und benimmt sich ganz wie ein Stabsoffizier. Nachdem er die Be¬
wegungen durchgemacht hat, nennt er die Offiziere zusammeii und sagt zu
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„Sehen Sie, so müssen die Leute ausgearbeitet sein, um was mit ihnen
zu machen: Das sind aber dienstthuende, die beurlaubten müssen eben dahin
gebracht werden und das fehlt eben bei Euch. Ihr müßt Alles genau beob¬
achten, es ausnotiren und solches muß bei den Regimentern aufbehalten und
danach jprocediret werden. Im Avanciren müssen absolut 46 Schritte in
einer Minute genommen werden. Nehmen sie die Uhren heraus und zählen
Sie die Schritte. Ihr Schlesinger (mit einer sehr gnädigen Miene) Ihr habt

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341793_112507/73>, abgerufen am 28.12.2024.